3. Februar 2013

Warum in Deutschland gefrackt werden sollte

An einem Dienstag Ende Januar fand ein Treffen im Umweltbundesamt statt, bei dem alle Gutachter, alle Experten, die in Deutschland an relevanten Studien zum Fracking mitgearbeitet haben, zusammen kamen. Das sagte jedenfalls Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt in der Sendung SWR-2 Forum vom 30.01.2013. Das Ergebnis dieses Treffen beschreibt er so:
Bei dieser Besprechung war eindeutig die Meinung, wir wissen so viel, dass wir anfangen könnten in Deutschland zu bohren und auch zu fracken. Unter intensiver wissenschaftlicher und behördlicher Begleitung um Fragestellungen auch weiter zu untersuchen, um zum Beispiel von Frackfluiden bis hin zum sogenannten „Green Fracking,“ also ohne Chemikalien, oder mit wenig umweltgefährdenden Chemikalien.

Dies ist also der Konsens unter den Experten: Wir sollten fracken, schon um unseren Kenntnisstand über diese Verfahren zur Erdgas und Erdölgewinnung zu verbessern, Technologien weiter zu entwickeln, um diese auch immer umweltschonender handhaben zu können. Hier läge auch die große Chance für Deutschland: Im Technologieexport. Denn dass diese benötigt wird, steht wohl außer Frage. Fast täglich können wir von neuen Entwicklungen im Energierohstoffmarkt lesen, nicht nur aus den USA. Mit einem Verbot von Fracking hierzulande stellt sich Deutschland nur ein mal mehr international ins Abseits und verpasst Chancen für den Industrie- und Forschungsstandort Deutschland. Dabei geht es noch nicht einmal darum, dass die Förderung von heimischen Bodenschätzen uns unabhängiger von Importen machen würde, dazu sind die Vorkommen wohl nicht groß genug, sondern vielmehr um nicht den Anschluss bei der Entwicklung von Technologien zu verlieren, die in nächster Zeit eine wachsende Bedeutung haben werden.

Unser Nachbar Polen zeigt derweil vor wie man es richtig macht. Dazu gab es in der SWR-Sendung anerkennende Worte von Bernd Kirschbaum.
Polen ist deutlich weiter voran als wir, dort wird in der Tat schon richtig kräftig exploriert, da werden Bohrungen gemacht, es wird gefrackt; und man muss sagen, auch unter wissenschaftlicher Begleitung. Es ist also nicht eine Wildwest-Mentalität, wie Herr Asendorpf das es aus den USA geschildert hat, es gibt tatsächlich dort auch eine Begleitung. Es wird überwacht [...] wie die Seismik ist, auch Überlegungen zum Umgang mit dem Flowback werden angestellt, Behandlungen des Abwassers - also durchaus wissenschaftlich heran gegangen.
Kleines Schmankel am Rande. Der Journalist Dirk Asendorpf schilderte vorher eine angebliche Wildwest-Manier beim Fracking in Texas. Dort würden die Leute nicht gefragt, wenn auf ihren Grundstücken gebohrt wird, und erst auf Nachfrage erwähnte Asendorpf, dass eben diese Leute die Bodenschätze vorher verkauft hätten. Nur hätten sie zu dem Zeitpunkt als sie das taten, nicht damit gerechnet dass derjenige der sie gekauft hat auch fördern könnte. Ein absolutes Highlight des deutschen Qualitätsjournalismus.

Doch zurück zum Thema. Von dem oben erwähnten Expertentreffen im Umweltbundesamt wird auf deren Homepage nichts erwähnt. Auch nicht ob das Ergebnis an politische Entscheidungsträger weitergeleitet wurde, keine Pressemitteilung, nichts. Wahrscheinlich ist es dem UWA zu peinlich einzugestehen, dass ihre kürzlich veröffentlichte Studie zum Fracking, die ja schon in der Kritik stand, keinen Pfifferling wert ist. Und die deutsche Öffentlichkeit bleibt un- oder desinformiert.

Deutschland verliert nun doppelt. Erstens werden Bodenschätze nicht ausgebeutet und somit eine Senkung der hiesigen Energiepreise verhindert; und zweitens, was noch viel wichtiger ist, Deutschand verliert Anschluss an Technologieentwicklung und gerät auch auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Expertise in den Hintergrund.

Ein Land wickelt sich aus ideologischen Gründen ab.



9 Kommentare :

  1. Außer Frage dürfte stehen, dass einzig sinnvoll ist, Ressourcen ideologiefrei zu schonen. Dann brauchen wir keine scheinheilige Diskussion darüber ob wir nun technologisch abgehängt werden. Die Amis haben das ja auch nur vorangetrieben aus der Sorge noch mehr Kriege um Öl führen zu müssen. Die Umwelt und die Menschen interessiert die USA kein leises Lüftchen.

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    1. Kennen sie denn die USA so genau um so etwas wie "Die Umwelt und die Menschen interessiert die USA kein leises Lüftchen." zu äußern?
      Chris

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  2. @ Anonym4. Februar 2013 17:35

    Warum sollte man die Ressourcen schonen, welchen Sinn soll das ergeben? Außer man hängt einer Verzichtsethik an, die aber immer den Menschen die Chancen beraubt sich weiter zu entwickeln.

    Ihre Ausfürungen zu den USA sind nur mit blindem Antiamerikanismus zu erklären, der zwar weit verbreitet ist hierzulande, aber dennoch weitestgehend auf Vorurteilen beruht.

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  3. @ Anonym 4.Feb.

    "Die Umwelt und die Menschen interessiert die USA kein leises Lüftchen." Schon mal da gewesen? Mal was über das dortige Rechtssystem incl. Entschädigungsrecht gehört? Der Kunde der im Supermarkt ausrutscht und danach eine Millionenabfindung/-entschädigung kassiert ist kein Mythos, man stelle sich jetzt mal vor wie eine Firma, die durch unsachgemäße Handhabung Umweltgifte ausbringt und damit Menschen schädigt, in den USA dafür finanziell zur Ader gelassen werden kann. Allein das ist für die Firmen ein Grund ,so Verantwortungsvoll wie eben möglich mit der Umwelt und den Gefährdungen dieser durch ihre Eingriffe, umzugehen. Desweiteren sind die Umweltschutz- und Emissionsgesetze weit aus schärfer als in -D- oder Europa im allgemeinen.
    "Ihre Ausfürungen zu den USA sind nur mit blindem Antiamerikanismus zu erklären"
    Quentin hat schon recht, nur würde ich Ihnen auch noch den desinformierten Bürger zugestehen.

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  4. "Die Umwelt und die Menschen interessiert die USA kein leises Lüftchen."

    Oh my gosh, schonmal in einer amerikanischen Firma gearbeitet? Deren Standards, deren Pingeligkeit und Vorsicht in kleinsten Dingen wie im Großen und Ganzen werden zB in Deutschland bei weitem nicht erreicht.

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  5. Ich sehe es nicht so, dass es nur ideologische Gründe sind.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_Fracturing

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  6. Tamaro,

    Wikipedia ist, vor allem wenn es um politische Themen geht, sehr mit Vorsicht zu genießen. Einige der Aussagen sind schlicht falsch. Vor allem die deutsche Version von Wikipedia wird bei Umweltthemen kaum noch als seriöse Quelle akzeptiert.

    Ein Beispiel nur: Wikipedia schmeißt Propagandisten raus.. Das betrifft zwar jetzt die englische Version, macht aber deutlich welche ideologische Kämpfe da geführt werden.

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    1. Ich beziehe mich da ja nicht auf Wikipedia sondern habe das nur angeführt, weil dort die Bedenken auch stehen, die in den öffentlich/rechtlichen Medien und/oder anderen journalistischen Quellen über Studien als Informationen berichtet werden. Meine Meinung ist nur, solange Unsicherheiten bestehen (die, wie gesagt, auch von wissenschaftlicher Seite angeführt werden), sollte es auch nicht durchgeführt werden. Und das Warnen vor diesen Unsicherheiten ist nicht nur auf einem ideologischen Hintergrund zu sehen. Das meinte ich damit.
      Ein Land wie Deutschland ist einfach zu klein, um hinterher festzustellen, 'wir haben uns geirrt in unseren Einschätzungen'.
      Hinterher will niemand die Verantwortung übernehmen, wenn das Grundwasser doch beeinträchtigt wird oder Verwerfungen in den Regionen statt finden, und an der Oberfläche Schäden an den Häusern entstehen usw. Da gibt es ja viele Szenarien, aber auch viele Erfahrungen, die bereits gelaufen und Fakt geworden sind. (Spuren im Trinkwasser, Hebungen, weil Wasser in Gipsschichten eingedrungen ist und so etwas.)
      Es kann eben auch verheerende Auswirkungen haben. Und die geteilte Meinung der Wissenschaftler in den Studien ist für mich überzeugender, als die Meinung derer, die davon nur Profite haben, wenn sie diese Verfahren anwenden. Wenn es gut geht, haben alles etwas davon, aber wenn nicht, dann gibt es welche, die als kleine Gruppe zunächst ein Riesengeschäft gemacht haben, aber andere, welche darunter leiden müssen und die Allgemeinheit, die auf Dauer die Zeche zu bezahlen hat. Solche Veränderungen sind eben unumkehrbar.
      Daher mahne ich nur zur Vorsicht.

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    2. Tamaro,

      Zur Vorsicht mahnen ist ja nicht verkehrt. Der Entscheidende Punkt allerdings, den hast du selbst angeführt:

      „weil dort die Bedenken auch stehen, die in den öffentlich/rechtlichen Medien und/oder anderen journalistischen Quellen über Studien als Informationen berichtet werden.“

      Genau deswegen habe ich ja auch diesen Beitrag so geschrieben. Die journalistischen Quellen und die Ö/R-Medien informieren eben nicht, oder nur selten und unzureichend, sondern geben die alarmistische Sichtweise verschiedener NGOs wieder. Das ist nicht nur beim Thema Fracking so. Aber es hat dieses Treffen mit den Experten gegeben, im Umweltbundesamt und das Ergebnis ist eindeutig. Nur eben wird dieses Ergebnis nicht in den Medien kommuniziert, ja geradezu verschämt unter dem Tisch gehalten.

      Schau dir mal die Stellungnahme der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zum Gutachten des Umweltbundesamtes (UBA) an. Ich hatte ja oben schon auf einen Spiegel-Artikel verlinkt, in dem dieser Disput auch angesprochen wurde.

      Fazit: Stand des Wissens ist, dass man mit dem Fracking beginnen sollte und dies auch ohne Gefährdung der Umwelt tun kann. Alles andere ist nur Angstmacherei.

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