25. März 2014

Die Konfrontation wird länger dauern

Wem die Statements von solchen selbsterklärten Weltenerklären wie Peter Scholl-Latour oder die tölpelhaften Ausflüge des Jakob Augstein im Zusammenhang mit der Russland-Krim-Ukraine-EU-Krise so langsam auf den Wecker gehen, weil zu offensichtlich ist, dass jeder nur sein eigenes Weltbild darstellt, zuförderst sei hier der Antiamerikanismus genannt, dem sei ein Interview mit dem Osteuropahistoriker Prof. Dr. Andreas Kappeler vom Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien empfohlen. In diesem von L.I.S.A und Kappeler schriftlich geführte Interview räumt dieser mit einigen Vorstellungen auf, die derzeit ständig als scheinbare Wahrheiten in allen Medien verbreitet werden. Beispielsweise, dass der Kiewer Rus als Vorläuferstaat für Russland, Ukraine und Weißrussland gilt.
In der Kiewer Rus des 9. bis 13. Jahrhunderts lebten orthodoxe Slawen (und andere Ethnien), für diese Zeit von Russen und Ukrainern zu sprechen, ist anachronistisch.
Was wir nun erleben, sind Prozesse zur Findung von nationalen Identitäten, die unter anderem durch das entstehen des Imperiums Sowjetunion, aber auch schon durch die Herrschaft der russischen Zaren, gestört und unterbrochen wurden.
Grundsätzlich haben sich die russische Führung und weite Teile der russischen Gesellschaft nicht damit abgefunden, dass ihnen ein unabhängiger Staat gegenübersteht, der auf Gleichberechtigung pocht. In den Augen vieler Russen waren und sind die Ukrainer Teile einer slawischen all-russischen Nation, die in der Zarenzeit aus Groß-, Weiß- und Kleinrussen bestand. Vladimir Putin hat selbst mehrfach betont, dass die Russen und Ukrainer ein Volk seien. Ihr Staat wird als künstlich und provisorisch, ihre Sprache als russischer Dialekt, ihre Kultur als zweitrangig betrachtet. Dieses asymmetrische Verhältnis hat seine Wurzeln in den zwei bzw. drei Jahrhunderten, in denen die meisten Ukrainer (mit Ausnahme der Westukrainer) zum Russländischen Reich und dann zur Sowjetunion gehörten.
Die Vorgänge auf den Majdan sind für Russland von allergrößter Bedeutung gewesen, weil, so Kappeler sinngemäß, eine derartige Revolution auch in Russland denkbar erscheint.
Nachdem sich die Mehrheit der Ukrainer für eine Orientierung auf die Europäische Union entschieden und in der Euro-Majdan-Revolution bekräftigt hat, versucht Russland mit allen Mitteln den ukrainischen Staat zu destabilisieren. Dies auch deshalb, weil die zivilgesellschaftliche Massenbewegung, die zum Sturz des ukrainischen Präsidenten führte, für den russischen Präsidenten ein Menetekel und für die russische Oppositionsbewegung ein Vorbild ist.
Hier wird ein altes Muster der Machtpolitik erkennbar: Schaffe einen äußeren Feind und besiege damit den inneren Feind. Und genau auf diese Propaganda fallen regelmäßig Leute wie Augstein oder Scholl-Latour herein, passt es doch auch so gut in ihre Vorstellungen, dass das Böse in der Welt sowieso vom den Amis und deren Helfer, der EU beispielsweise, ausgeht.

Bitte das ganze Interview lesen, es enthält viele Informationen die in der üblichen Berichterstattung meist nicht zu Wort kommen.

L.I.S.A.: Russland und die Ukraine - "Die beiden Nationen stehen sich nahe, die beiden Staaten nicht"

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