30. Dezember 2014

Die Versammlungen der Klimaschützer

„Weg nach Paris ist steil und steinig,“ sagt Umweltministerin Barbara Hendricks in einem Interview mit RP-Online. Als Beobachter dieser Klima-Konferenzen, wie zuletzt in Lima, die immer mehr den Eindruck erwecken als würden hier die einzelnen Teilnehmer lediglich mit Palaver die Unmöglichkeit der eigenen Vorhaben verschleiern wollen, drängt sich allerdings ein anderes Bild auf. Ein steiler steiniger Weg hat ein Ziel, den Gipfel, dessen Erreichen in diesem Bild als Belohnung für die Mühen winkt. In Wirklichkeit aber, interessiert sich niemand wirklich für den Gipfel. Die Steine, die im Weg liegen, sollen weg geräumt werden, dürfen keineswegs auf einen anderen Weg gepackt werden, dem Weg nämlich der zu einem anderen Gipfel führt, dem des Wohlstandes. Nun ist guter Rat teuer, wer seine Kräfte vergeudet um den Weg nach Paris frei zu räumen, gefährdet den anderen Weg, den zum Wohlstand. Und nun palavern sie alle und beäugen sich misstrauisch, damit keiner beginnt die Steine die ihm im Weg liegen, auf den Weg des anderen zu werfen, insbesondere wenn der dann mit Wohlstandverlusten verbunden ist. Auch besteht die Befürchtung, dass die Steine zu einer Mauer aufgeschichtet werden, die dann alternative Wege versperrt.

Wollen wir mal ein paar der Steine benennen die im Wege liegen: Kernkraft, Suffizienz, Erneuerbare Energien, BIP, Wachstum, Innenpolitik, Außenpolitik, Nachbarschaften, Finanzen und noch viele andere. Nirgendwo ist erkennbar welche Strategie ein gemeinsames Handeln ermöglichen würde, noch nicht einmal ob so ein gemeinsames Handeln theoretisch möglich oder notwendig ist. Jeder dieser Steine liegt aus einem bestimmten und besonderen Grund im Weg. Manchmal stabilisiert er andere Steine, die dann ins Rutschen kommen, sollte der Stützstein weggeräumt werden. Manchmal sieht man vom Stein nur die Spitze, einem Eisberg gleich, ein Entfernen würde ein großes Loch hinterlassen wodurch der steinige Weg gänzlich unpassierbar wird. Diese und weitere Probleme rücken bei diesen Klimakonferenzen immer dann in Vordergrund wenn es darum geht konkrete Aufgaben zu übernehmen. Es beginnt ein Palaver darüber, wie man denn mit dieser Menge an Steinen umzugehen hat. Jeder hat da seine eigene Idee und wirbt darum; oder begründet, warum er keine Kraft hat, sich am Steine wegräumen zu beteiligen. Manchmal hält man inne, säufst auf und wagt einen Blick zum Gipfel, der angesichts der Fülle von Problemen immer unerreichbarer scheint.

Palaver, Palaver, Palaver, und wenn eine Lösung für einen Stein gefunden scheint, wird klar, dass diese Lösung andere Steine zum Vorschein bringt, die dann auch wieder entfernt werden müssen, was dann wieder und wieder ... ach je, es nimmt kein Ende und das Ziel rückt in immer weitere Ferne.

Schnitt. Hier an diesem Punkt beginnt das Bild, welches ich von diesen Klimakonferenzen habe, zu verschwimmen und wie in einem Traum gleich erscheint eine wunderschöne Geschichte, geschrieben als Fabel, vor meinem geistigen Auge. Raben erscheinen in einer Winterlandschaft. Diese intelligenten Vögel versammeln sich in regelmäßigen Abständen und wir Menschen haben eigentlich keine Ahnung was die da so tun. Frantisek Nepil, der Autor der Fabel, weiß was die Raben tun. Doch lest selbst, es könnte auch, mit etwas Phantasie, ein Bericht von einer Klimakonferenz sein:
Die zwölfte Versammlung der Raben fand statt, als die Erde mit Schnee bedeckt war. Im Dezember. Die ersten elf Versammlungen hatten die Raben im Oktober und November abgehalten. Da waren sie in großen Haufen zusammengekommen um zu beraten was mit dem Schnee zu tun sein, wie sie mit dem ganzen Winter kurzen Prozeß machen könnten.

Sie konnten sich aber nicht einigen, ob man es schneien lassen sollte oder nicht. Einige Raben behaupteten, es wäre am einfachsten, das Schneien überhaupt zu verbieten. Sobald die Sonne zu scheinen beginne, würde sich die Erde erwärmen und das Gas grün werden. Es würde schnell wachsen, wenn kein Schnee da wäre, der es kühlen würde. Und sobald das Gras zu grünen begänne, käme der Frühling. So gäbe es überhaupt keinen Winter mehr.

Andere Raben waren jedoch dafür, es schneien zu lassen, denn die Wolken wären voller Schnee, und solange er nicht herunterfiele, könnte die Sonne nicht scheinen. Wenn aber aller Schnee auf die Erde fiele, würden die Wolken verschwinden. Der Himmel würde sich aufheitern und die Sonne wieder scheinen. Dann müßte man nur noch den Schnee wegräumen, und der Frühling könnte beginnen. Und den Schnee wegräumen, das ginge schnell, wenn alle Raben sich daranmachten. Raben gäbe es doch unzählige - wenn sich nur keiner vor der Arbeit drückte.

So stritten sich die Raben während ihrer Versammlungen den ganzen Oktober und November lang. Dann aber war der Dezember gekommen und der Schnee begann zu fallen. Er fiel und blieb liegen. Und die Raben waren noch immer mit ihren Beratungen beschäftigt. Sie saßen in den Kronen der hohen Pappeln und Eichen und sprachen darüber, wo man mit dem Wegräumen des Schnees beginnen sollte. Ob auf den Feldern oder auf den Wiesen oder lieber im Wald oder vielleicht am Fluß. Ob man ihn auf den Hügel hinauf- oder lieber vom Hügel herunterräumen sollte. Ob alle an einer Stelle beginnen sollten oder jeder auf seinem Platz und ob man jetzt gleich oder erst später beginnen sollte.

Von Zeit zu Zeit erhoben sich alle, um die Wolken zu betrachten und nachzusehen, ob oben noch Schnee wäre, denn sie wollten mit der Arbeit nicht beginnen, solange noch neuer Schnee fallen könnte. Da wäre es besser, noch damit zu warten.

So berieten sie hin und her, und als sie endlich anfingen einig zu werden, weil ihnen nun alles klar zu sein schien, war der Winter vorbei. Die Sonne schien warm, der Himmel war blau und Luft herrlich lau.

„Schaut nur, der Frühling steht vor der Tür!“ riefen die Raben. „Diesen Winter können wir ruhig vergessen. Aber nächstes Jahr werden wir es ihm zeigen! Wir sind ja schon fast einig, und vor allem - nun ist ja eigentlich alles schon ganz klar!“

Hihi, ihr meint, wir haben das frei erfunden und einen Bären euch aufgebunden?
So könnte es mit den Klimakonferenzen auch ausgehen: Palavern bis der Frühling kommt, räusper, bis der Klimawandelhype vorbei ist. Nur leider haben die Menschen schon angefangen zu versuchen den Schnee wegzuräumen, räusper, Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, obwohl noch ein heilloses Durcheinander der Vorstellungen darüber existiert, welche Maßnahmen denn nun sinnvoll sind und warum. Die Raben haben sich entschieden nichts zu tun, es sind eben schlaue Tiere.

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