31. Juli 2014

Aus der Presse, kurz kommentiert (KW31/2014)


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Die letzten Tage der Menschheit?
1. August 2014 um 06:35

Gerhard Stadelmaier meint in der FAZ über die Aufführung von Karl Kaus' »Die letzten Tage der Menschenheit« bei den Salzburger Festspielen „Der Erste Weltkrieg dauert in Salzburg vier Stunden. Danach ist man herzlich froh, dass nicht nur der Krieg vorbei ist.“ Ohne selbst diese Aufführung gesehen zu haben, kann ich mir doch sehr gut vorstellen, dass jede Inszenierung welches sich an dieses Werk wagt, gemessen am Original, scheitern muss. Doch nicht deswegen erwähne ich es hier, sondern weil ich in der derzeitigen Debatte um den Ersten Weltkrieg, Beschreibungen wie die von Karl Kraus vermisse. Mir jedenfalls gaben »Die letzten Tage der Menschheit«, gefunden hatte ich es in eine Bibliothek Mitte der siebziger Jahre in der DDR, in der ich aufwuchs und dementsprechend als Teenager hauptsächlich mit ideologisch verklärter Geschichtsvermittlung konfrontiert wurde, eine andere Sicht auf die Gesellschaft der Zeit und die entstehende Dynamik der Veränderung der Gesellschaft. Was macht der Krieg mit den Menschen? So fragte ich mich damals. Und das frage ich mich noch heute, angesichts der Kriege reihum. Wir sollten nicht nur Clark lesen, sondern auch Kraus.


22. Juli 2014

Die memetische Wolke

Beitrag von Atomhörnchen im Blog der Nuklearia

. . . Die Achtundsechziger-Revolte (keine Revolution!) in Deutschland wurde im Laufe der Siebziger- und Achtzigerjahre gezähmt, oder vielmehr zähmte sich selbst, indem sie in eine sehr brave, harmlose, konservative Partei mündete: Die Grünen bekannten sich zu denjenigen Ideen der Achtundsechziger, die hinreichend reihenhauskompatibel waren, um von der breiten Mehrheit der Bevölkerung in irgendeiner Form anerkannt zu werden. Anfangs kokettierte man noch ein wenig mit langen Haaren und Strickpullis, einige Jahre später war das ganze zu einer stromlinienförmigen Mainstreampartei geworden, die sich der Stimme sowohl des achtzehnjährigen Erstwählers wie auch der seines Lateinlehrers sicher sein konnte – eine Zielgruppenuniversalität, die sich daraus ergibt, dass die Partei nicht links, nicht rechts, sondern hinten ist.

In den Vereinigten Staaten, Großbritannien und anderen Ländern gab es ebenfalls Studentenrevolten in den Sechzigerjahren, und auch diese verliefen aus verschiedenen Gründen im Sande – u.a. mangelnder Rückhalt in der Bevölkerung, keine einigende Philosophie, kein klares Ziel – und wurden schließlich in unbemerkenswerte harmlose politische Parteien kanalisiert. Was jedoch nur in Deutschland geschah:

19. Juli 2014

Zivilisation und Barbarei

Was hat sich nur geändert? Verbrechen gegen die Menschlichkeit kommen in jedem Krieg vor, in Bürger- und Religionskriegen insbesonders. Dass die Verbrecher aber mit ihren Taten öffentlich angeben, Videos ins Netz stellen auf den Exekutionen und schlimmeres zu sehen sind, dies ist in dieser Qualtität und Quantität neu. Die Nazis haben versucht ihre Gräueltaten nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Oder wenn es Massaker in anderen Kriegen gegeben hat, Afghanistan oder Vietnam, im Irak oder sonstwo, immer war man bedacht, dass dies nicht bekannt wird. Doch nicht nur das, die Verantwortlichen und die Täter wurden abgeurteilt. Der Krieg sollte sauber sein, zumindest so erscheinen. Doch nun stehen diese Gräul im Mittelpunkt, es geht nicht mehr darum einen Gegner zu besiegen, sondern lediglich eigene Machtgelüste zu befriedigen in dem man bereits besiegte Menschen abschlachtet.

Europa sucht händeringend nach einer gemeinsamen Identität, mit der den Europäern ihre politische und kulturelle Einheit vermittelt werden soll: Hier wäre nun eine, und zwar die der Abgrenzung gegen diesen islamischen Faschismus, der alle Werte die Europa in Hinblick auf die Menschlichkeit entwickelt hat, und die sich als Werte auf der ganzen Welt verbreitet haben, missachtet.

14. Juli 2014

Aus der Presse, kurz kommentiert (KW30/2014)


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Hochmut kommt vor dem Fall
24. Juli 2014 um 07:03

CDU-Generalsekretär Peter Tauber möchte die Parteimitglieder die zur AfD abgewandert sind, „nicht geschenkt“ zurück, berichtet die FAZ. Dann wirft er noch ein bisschen Dreck in Richtung der Abgewanderten, übliches Geplänkel. Nun, was die Parteimitglieder anbetrifft, so will ich Tauber glauben, dass er die CDU lieber ohne Querköpfe haben will, aber was ist mit den Wählern? Solche Leute wie ich wandern nämlich auch ab. Zuerst zur FDP als es die AfD noch nicht gab, dann weiter zur AfD, allerdings ohne dort richtig angekommen zu sein. Aber immerhin eine Alternative, denn so wie die CDU sich derzeit präsentiert, arrogant auf der Merkel-Erfolgswelle reitend, deren hauptsächliches Merkmal die Beliebigkeit der Richtung ist, käme ich nicht mal auf den Gedanke, der Union bei Wahlen meine Stimme zu geben.


13. Juli 2014

Jede Gesellschaft verändert sich, zumeist schleichend

Die Veränderung wird erst in einigem zeitlichen Abstand sichtbar. 20 Jahre sind ein geeigneter Abstand, fast eine Generation. Was sich in der Zwischenzeit verändert hat wurde nun am Beispiel einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest zur Sicht der Deutschen auf die Außenpolitik sichtbar. Die Körber-Stiftung hat diese Befragung veröffentlicht und ausgewertet. Darin ist, nebenbei, zu sehen, dass die Wichtigkeit für Umwelt- und Klimaschutz in den letzten 20 Jahren um 10% gesunken ist. Was ich aber fast noch bemerkenswerter finde, ist die Einschätzung: »Jüngere Bürger würden mehrheitlich einen militärischen Eingriff aus humanitären Gründen auch ohne entsprechendes UN-Mandat befürworten. Sie argumentieren weniger historisch und votieren am stärksten für den Schutz der Menschenrechte als Aufgabe deutscher Außenpolitik.«

»Sie argumentieren weniger historisch«, heißt es, aber was bedeutet dies?

11. Juli 2014

Wo Frauenbeauftragte zu Kunstkuratoren werden

Gastbeitrag von Stefan Klinkigt

Die Liste der Bestrebungen selbsternannter Moralwächter, hierzulande die Kunstfreiheit auf ein „sittlich korrektes” Maß zurechtzustutzen, ist um einen weiteren Fall länger geworden. Nachdem 2011 die mit einem Kunstpreis prämierten Werke von Annegret Soltau in einer Ausstellung des Hessischen Rundfunks in Frankfurt/Main mit dunklen „Bilderburkas” schamvoll verhüllt worden waren, und 2013 die VHS Berlin Marzahn-Hellersdorf in vorauseilender Unterwürfigkeit die Bilder der Künstlerin Susanne Schüffel aus ihrem Hause hatte entfernen lassen, ist nunmehr der Maler und Zeichner Hilmar Alexander Röner an der Reihe, dessen bereits aufgebaute „anstößige” Ausstellung – man ahnt es schon: Bilder mit nackten Menschen darauf – noch vor der Vernissage wieder abgehängt wurde. Hatte in den o.g. Fällen von Annegret Soltau und Susanne Schüffel die Angst vor der „Beleidigung religiöser Gefühle” im Vordergrund gestanden, so wurde im aktuellen Fall das Maß der Absurdität noch gesteigert. Man fühlt sich in die Zeit des „Zwickelerlasses” zurückversetzt.

10. Juli 2014

Der Islam als Kriegsreligion

Auschnitt aus «Masse und Macht» von Elias Canetti

Auf vier verschiedene Weisen versammeln sich die gläubigen Mohammedaner.
1. Sie versammeln sich mehrmals täglich zum Gebet, zu dem sie von einer Stimme hoch oben gerufen werden. - Hier geht es um kleine rhythmische Gruppen, die man als Gebetsmeuten bezeichnen kann. Jede Bewegung ist genau vorgeschrieben und von einer Richtung, der auf Mekka, beherrscht. Einmal in der Woche, beim Freitragsgebet, wachsen diese Meuten zu Massen an.
2. Sie versammeln sich zum heiligen Krieg gegen die Ungläubigen.
3. Sie versammeln sich in Mekka, bei der großen Pilgerfahrt.
4. Sie versammeln sich beim Jüngsten Gericht.

Im Islam, wie in allen Religionen, sind unsichtbare Massen von der größten Bedeutung. Aber schärfer ausgeprägt als in den anderen Weltreligionen sind es hier unsichtbare Doppelmassen, die einander entgegenstehen.

7. Juli 2014

Aus der Presse, kurz kommentiert (KW29/2014)


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Das Elterngeld ist unsozial und ineffektiv
10. Juli 2014 um 13:25
Im TheEuropean geht Birgit Kelle mit dem Elterngeld ins Gericht und geißelt es als eines der sozial ungerechtesten Instrumente in der deutschen Familienpolitik. Darüber hinaus führt es keineswegs dazu, dass die Deutschen mehr Kinder bekommen, sondern weniger. Der Trend zur Ein-Kind-Familie verstärkt sich vor allem dadurch, da dass Elterngeld als Lohnersatzleistung konzipiert ist. Damit bekommen aber die die sowieso schon besser dran sind das meiste. Junge Mütter, vielleicht noch in der Ausbildung, oder im Studium, haben das Nachsehen. Genauso die Eltern die sich für mehrere Kinder entscheiden und einer, in der Regel die Mutter, zu Hause bleibt. Dann gibt es auch keine Lohnersatzleistung, sondern nur den Sockelbetrag. Doch nicht nur die sozial schwächeren sind beim Elterngeld die gelackmeierten, sondern am meisten die Kinder selbst. Dies hatte Birgit Kelle noch vergessen zu erwähnen, dass nur die Familie die Sicherheit- und Geborgenheit vermitteln kann die ein Kind braucht. Wer aber von kleinauf damit konfrontiert ist, ständig abgeschoben zu werden, in die Kita, die Ganztagsbetreuung, und was da sonst noch unser toller Sozialstaat anbietet, wird das später nicht selten an sich selbst zu spüren bekommen.


Über Computersimulation in der Klimaforschung

Der Medienwissenschaftler Sebastian Vehlken arbeitet zur Theorie und Geschichte der Computersimulation und beschäftigt sich mit Schwarmforschung und Supercomputing.
Ausschnitt aus einem Beitrag in den «Stimmen der Kulturwissenschaften»:



Teilweise Mitschrift aus dem hier gezeigten Video:
Computersimulationen beruhen ja nicht unbedingt auf gesicherten Daten die ich dann projiziere und dabei immer der Unterschied gemacht: Projektion und nicht Prognose. Wenn ich mich mit Zukunft beschäftige, im Zusammenhang mit Computersimulationen, dann geht es darum Projektionen zu erstellen, Szenarien zu erstellen, die immer im Plural sind, eigentlich. Und nicht die Zukunft im System. Da können wir ein Beispiel aus der Klimatologie herausgreifen.

6. Juli 2014

Die verborgenen Seiten der Modelle

Der Aspekt des 'Gelingens' steht im Vordergrund wenn Modelle bewertet werden. „Sie werden auf verschiedene Weise nach Kriterien des Erfolgs gemessen und verstanden“, so Dr. Reinhard Wendler in einem Vortrag anlässlich des Symposiums "Das Modell" am 15. September 2013 in Krefeld. Ein Ausschnitt:


Das Video in ganzer Länge bei L.I.S.A

Nun werden wir tatsächlich von vielfältigsten Modellen bei unseren Entscheidung unterstützt. Das Architekturmodell ist nur eines davon. Simulationen, auch das sind Modelle, machen deutlich: Was passiert wenn ... . Bevölkerungsentwicklung interessiert die Versicherungswirtschaft, Klimamodelle alle die damit Politik machen möchten, beispielsweise. Aber sie sind noch mehr, Wendler beruft sich auf den Philosophen Friedrich Kaulbach, wenn er den Modellen einen weitere Funktion zuschreibt, die des Raum gebens für

5. Juli 2014

Kunst, Kommerz und die Kultur

In einem Artikel in der Frankfurter Rundschau spricht Claus Leggewie übers Theater. Und die Architektur, vielleicht der Kunst im allgemeinen. Der Text ist aus einer Rede, die er am 4. Juni auf einem Festvortrag zum 10jährigem Geburtstag der Philharmonie in Essen hielt. Wie bei solchen Anlässen üblich, wird das Geburtstagskind gewürdigt, die besonderen Verdienste herausgestellt, gelobt und geschmeichelt. Doch darüber hinaus finden sich einige bemerkenswerte Äußerungen zur performativen Kunst, ich würde das noch ergänzen wollen, und von der Kunst insgesamt sprechen. Hier bezieht sich Leggewie auf den Althistoriker Christian Meier und sagt:
In der griechischen Tragödie wurde keine Tagespolitik gemacht oder abgebildet, aber Fragen, Probleme, Sorgen, Ängste der Bürger Athens im Mythos durchgespielt und für politisches Handeln geordnet, klar gestellt, bewusst gemacht.

3. Juli 2014

Aus der Presse, kurz kommentiert (KW28/2014)


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Klimawandel ist uninteressant
6. Juli 2014 um 16:29
Der Huffpost-Blogger Dr. Nathan Warszawiski bericht, dass ein international geachteter Künstler für eine Kunstaktion in der Stadt Düren gewonnen werden konnte. „Die Aktion besteht aus zahllosen Miniatur-Flüchtlingszelten. Der Künstler ist seit 2007 mit dem Klimaflüchtlingslager auf Tournee.“ Der Klimaaktivist bringt das Thema normalerweise in die Konsumzonen größerer Städte. In Düren aber, da hat sich kaum einer dafür interessiert, weshalb der 'Künstler' kurzerhand beschloss, die Aktion abzubrechen. Ein schönes Beispiel dafür, dass der Klimawandel eigentlich keinen richtig aus der Hütte lockt, und solche Aktionen nur dann Interessierte anlocken, wenn die sowieso schon da sind.