5. Oktober 2015

Kommende Desillusionierung

Wie sieht die Welt aus, wenn das geschehen ist, was sich heute bereits als Zukunft abzeichnet? Wir leben in einer Zeit, so hatte es bis vor kurzem den Anschein, in der sich die Visionen und Utopien der Vergangenheit anschicken, anschickten, Wirklichkeit zu werden. Ein Europa ohne Grenzen schien keine Vision mehr, oder die romantische Rückkehr zur Natur, der Mutter Erde, mit all diesen Nachhaltigkeitsnarrativen wie sie in Labels wie BIO und dergleichen sinngebend erzählerisch eingewoben sind, scheint bereits Wirklichkeit zu werden. Nicht zu vergessen die Energieversorgung natürlich, die ebenfalls nur noch auf der Ernte dessen was uns Mutter Erde als nachwachsende Früchte anbietet, aufgebaut ist. Es geht aber noch weiter, auch die sozialen und kulturellen Zwänge, die Familie, Religion, Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, muss oder darf neuen selbst gewählten Identitäten Platz machen. Ein Freiheitsversprechen diesbezüglich entsteht, welches nur durch die Mutter Erde Grenzen bekommt.

Brüderlich und schwesterlich wird geteilt was diese neue alte Göttin Gaia, gleich einer stillenden Mutter, uns zur Verfügung stellt. Die Menschen untereinander, mit den Tieren, mit den Pflanzen, wir nehmen uns alle bei der Hand und singen das Lied der Gemeinsamkeit. Teilen ist das neue Besitzen geworden, mehr haben zu wollen als andere, wird den Zorn Gaias hervorrufen, die alle ihre Kinder gleich behandeln möchte, oder anders ausgedrückt, es wird das Gleichgewicht, die Balance der Dinge, stören.

Schöne Träume voller Harmonie und Rücksicht entstehen, gegenüber den Mitmenschen, gegenüber der Mitwelt, gegenüber Tieren und Pflanzen, einfach alles ist ein Miteinander. Dies ist sozusagen die verbindende Idee aller dieser scheinbar verschiedenen Visionen von der Zukunft. Darin lässt sich alles integrieren was wir derzeit an Bestrebungen sehen um die Gesellschaft zu verändern, unsere Wirtschaft, unsere Kultur und Tradition, unsere Identitäten. Die Genderdebatte genauso wie die sexuelle Identitäten, die Nationalität wie die Spiritualität. Wie wir uns ernähren oder kleiden, wie wir uns fortbewegen oder wie wir kommunizieren. Ein Zeitalter der Empathie rief schon ein gewisser Jeremy Rifkin aus, um gleich wenige Jahre später die Share-Economy hinterher zu schieben. In Bürgerforen geht es nun darum, in bestens geleiteten Diskussionen, die Menschen vom besseren Weg zu überzeugen, und sie nicht mehr einfach zu überstimmen. Eins sollen wir werden, mit unseren Mitmenschen, der Umwelt, am besten gleich mit dem ganzen Universum.

Galt es früher, dass es zur Überwindung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen die klassenlose Gesellschaft benötigt, so ist man heute noch einen Schritt weiter. Nicht nur die Zurechnung zu einer Klasse ist gestrig, nein, auch gleich noch die des Geschlechts, der Nation. Und was die Ausbeutung betrifft, so sollen Menschen nicht nur andere Menschen nicht ausbeuten, sondern ebenso nicht andere Geschöpfe wie Tiere, Pflanzen oder Mutter Erde. Eine Welt des Gleichgewichts, der Harmonie und Empathie, soll entstehen, im Großen wie im Kleinen.

Diese Ideen sind nicht neu, sie finden sich in der Vorstellung bei Rousseaus Edlen Wilden, beim Papalagi ebenso wie in den Hippikommunen. Der Unterschied zu früher ist nur, dass man sich nun anschickt, diese geistigen Konstrukte, diese Romantik, Wirklichkeit werden zu lassen.

In der Realität, in der praktischen Lebenswirklichkeit, braucht es für Umsetzung von Ideen, die nun klare Vorhaben geworden sind, auch Naturwissenschaftler, Techniker, Ingenieure, die beispielsweise der Energiewende ihre Machbarkeit bescheinigen, oder Beamte eines Kultusministeriums, welche die Lehrpläne umgestalten. Stichworte Gender oder sexuelle Früherziehung. Biologen und Agrarwissenschaftler, die, analog zu Energiewende, ein Nachhaltikeitspostulat in die Landwirtschaft einbauen, und nicht nur dort. Juristen, Pädagogen, Verwaltungsbeamte, und was weiß ich wer noch alles, die alle in ihren jeweiligen Fachgebieten daran arbeiten, dieses schöne neue Bild von der Gemeinsamkeit Aller und Allem vom Modell in die Realität zu übertragen.

Ein Zug hat sich in Bewegung gesetzt, in dem eine Vielzahl der unterschiedlichsten Menschen mit den jeweiligen Aufgaben, die sich aus ihrem Beruf oder ihrer Ausbildung ergeben, beschäftigt sind. Über das Ziel dieses Zuges, eben die vollkommene Harmonie des Menschen mit dem Universum, um es etwas überspitzt auszudrücken, darüber machen sich die meisten keine Gedanken. Oder nur so viel, dass sie glauben für das Gute und Richtige arbeiten, ohne es allerdings genau beschreiben zu können. Ein Mitläufertum ist entstanden, welches nicht nach dem Sinn oder dem Inhalt einer vorherrschenden Ideologie oder Philosophie fragt, sondern sich nur einen Platz im Leben sucht, eine Aufgabe, ein Auskommen. Dafür entscheidend ist immer die Umwelt, so wie sie sich darstellt, so wie sie empfunden wird. Die öffentliche Moral wird normgebend. Alles hat schön im Gleichgewicht zu sein.

Das Mitläufertum, dazu gehören eben auch all die Techniker und Ingenieure und Beamten, orientiert sich aber nur sehr bedingt an der Ideologie, an der großen Idee, für sie sind Vorgesetzte, Anordnungen, der Nachbar oder Kollege, die gefühlte Meinungshoheit viel entscheidender. Im TV vor allem, immer noch Meinungsmacher ersten Ranges, wird vermittelt was richtig und falsch ist. Die sich daraus entwickelte Moral, ist zur Zeit eben die, dass es unser aller bestreben sein sollte, ein Leben im Einklang und Ausgleich mit der Natur zu führen, Harmonie und Empathie mit allen Menschen herzustellen, zu den Tieren ebenso, eben zur ganzen Welt. Dieses Harmoniebedürfnis geht so weit, dass selbst eigene Zuordnungen als problematisch empfunden werden, da sie sozusagen automatisch Abgrenzung erzeugen. Ein Identitätskonflikt entsteht, da Geschlechter, Nationalitäten oder sexuelle Orientierung, sofern diese den kulturell überlieferten Mustern entsprechen, als Abgrenzung zu Minderheiten empfunden wird, diese sich dann ausgegrenzt fühlen. Eine Störung im Harmoniekosmos entsteht.

Was hat dann aber nun die Eingangsfrage mit dem hier geschilderten Sachverhalt zu tun? Nun, es ist abzusehen, dass die das gegenwärtige Meinungsklima bestimmende Ideologie, Harmonie und Empathie mit Allen und Allem, in der Praxis scheitern wird. So wie das schon bei Adam und Eva war, bei den utopische Sozialisten, den Hippikommunen und so weiter. Ebenso wird es den weiterführenden Geboten aus diesem System ergehen - in denen unser Verhältnis zu den Tieren, Pflanzen und den Dingen, der ganzen Welt natürlich, ideologisch geregelt wird durch die Schaffung moralischer Normen - da sie sich der brutalen Wirklichkeit verweigern. Die Dinge, die Pflanzen und die Tiere, ja auch die Menschen, sind in aller erster Linie selbstbezogen, nach Harmonie und Ausgleich streben sie nur wenn dadurch eine Kooperation entsteht, die wiederum dem Selbstnutz dient. In Wirklichkeit ist Konkurrenz, das Bestreben besser als die anderen zu sein, die Voraussetzung jeglicher evolutionärer Entwicklung.

Nachhaltigkeit, dieser inflationär verwendete Begriff, gaukelt vor, dass es so was wie eine Balance der Dinge gäbe. Die Natur ist im Gleichgewicht heißt es dann. In Wirklichkeit ist dies ein Trugbild, welches nur deswegen so populär werden konnte, weil selektiv kurze Zeitskalen betrachtet werden, und zusätzlich nur wenige Komponenten aus komplexen Systemen einfließen. Die Betrachtung eines Beute-Jäger-Szenarios ist eine solche Reduzierung, scheint aber schlüssig, und wird deshalb gerne verwendet. Doch die Idee eines Gleichgewichts ist der Evolution fremd. Oder wie es Norbert Bolz ausdrückte: „dynamische Systeme, [...], stürzen gewissermaßen von Unordnung zu Unordnung. Und diese Bewegung ist die Normalität.“ Oder einfacher ausgedrückt, komplexe Systeme können sich nur einem inneren Gleichgewicht nähern, fallen aber, wenn sie sich diesem nähern, sofort in ein neues Ungleichgewicht. Was unter den jeweiligen Umständen Vorteile verspricht, ist das bestimmende Element in jeglicher evolutionären Entwicklung. Doch ich schweife ab.

Nein, diese Harmonie-und-Empathie-und-Gleichgewichts-Ideologie wird nicht scheitern, weil nachgewiesen werden könnte, dass sie nicht dem Wesen der Natur, letztlich auch der des Menschen, entspricht, sondern weil die negativen praktischen Erfahrungen ein Umdenken erzwingen. Damit sind wir wieder beim Mitläufertum. Auch dieses ist Teil des komplexen Systems Gesellschaft, und wird sich umorientieren, dann wenn es Alternativen gibt. Moralische Gebote können dies hinaus zögern, hält aber die Moral nicht mehr der Lebenswirklichkeit stand, sucht sie sich einen neue Ideologie.

Genau dies bringt uns nun wieder zur Eingangsfrage zurück: Wie wird unsere Gesellschaft aussehen, wenn die gegenwärtige Harmonie-und-Empathie-und-Gleichgewichts-Ideologie gescheitert ist? Sie wird desillusioniert sein! In Deutschland hatten wir das schon mal, nach dem Krieg. Das traute Heim, die Familie, das kleine private Glück wurden zum Mittelpunkt, vielleicht auch zum Ersatzziel der Identitätssuche, die automatisch einsetzt, wenn Ideologien gescheitert sind, und die sich daraus entwickelten Illusionen zerplatzen. Es scheint so, als ob dieser Vorgang der Desillusionierung, und die Rückbesinnung auf Familie und engste Bindungen, so etwas wie ein Resetknopf für Gesellschaften ist. Nicht nur im Nachkriegsdeutschland ist dieses Muster erkennbar, sondern überall dort, wo eine vorherrschende Ideologie ihre Dominanz zu verlieren beginnt. Eine Gesellschaft die ihren inneren Sinnzusammenhang verliert, bietet dem Individuum keinen Halt mehr. Dies gilt eben auch für Gesellschaften, deren Ideologie an der Wirklichkeit scheitert, wie der Versuch Harmonie und Empathie und Ausgleich auf die gesamte Menschheit, die ganze Welt, das Universum, auszudehnen. Die Diskrepanz zwischen Lebenswirklichkeit und Ideologie wird irgendwann zu groß, wie es etwa im real existierenden Sozialismus geschehen ist.

Was geschieht, wenn derartiges passiert ist, lässt sie auf der ganzen Welt beobachten. Die Gemeinschaften zerfallen in immer kleine Einheiten, als kleinste haben wir die Familie. Sie bleibt die emotionale, identitätserklärende und materielle Rettungsinsel. Diese Entwicklung, die ja ganz genau entgegengesetzt zur Harmonie-und-Empathie-und-Gleichgewichts-Ideologie verläuft, lässt sich an den vielen Unabhängikeitsbestrebungen nicht nur in europäischen Ländern ablesen. Die großen Gebilde zerfallen, oder befinden sich zumindest in einer Sinnkrise, weil in ihnen die gegenseitige Harmonie und Empathie, wie auch die Bereitschaft zum Ausgleich, an ihre Grenzen gestoßen ist. Muss ich in diesem Zusammenhang Europa erwähnen - eigentlich nicht.

Wie sieht die Welt aus, wenn das geschehen ist, was sich heute bereits als Zukunft abzeichnet? Ich stelle fest, diese Frage stellt sich eigentlich nicht. Denn das was sich noch vor kurzer Zeit als das wahrscheinlichste Zukunftsbild darstellte, wird nicht kommen. Die große empathische, solidarische Gemeinschaft gibt es nicht, gab es nicht, wird es nicht geben. Sie entsteht nur in Zeiten des Wohlfühlens, scheinbar. In Zeiten von Krisen, und solche Zeiten sind der Normalzustand auf dieser Welt, sortieren sich Menschen immer wieder neu, und zwar in solchen Gemeinschaften die Schutz und Solidarität untereinander versprechen. Hehre Ideale spielen dabei eine untergeordnete Rolle, viel entscheidender sind Ethnien, Kultur, Religion, und als kleinste Einheit, die wichtigste soziale Bindung, die in der Familie.

Selbst das Ideal der Freiheit, welches dem Individuum zugeordnet werden kann, aber auch einer Gruppe, erfährt mehr eine Gewichtung in Richtung Gruppe, hin zu derjenigen die das Individuum zu schützen vermag, und der deswegen individuelle Freiheit abgegeben wird. Die Verteidigung der Freiheit der Gruppe kann bedeuten, bedeutet es quasi automatisch, dass die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt wird. Das heißt, in Zeiten der Desillusionierung, so wie sie gerade anbricht, wird aus einer Freiheit für das Individuum eine Freiheit der Gruppe der sich das Individuum zurechnet.

Wie illusionnär Vorstellungen vom harmonischen und empathischen Universum waren und sind, das konnte, wer wollte, schon immer sehen. Doch die Sehnsucht, Teil von etwas Gutem und Richtigem zu sein, machte blind dafür. Zu verlockend erschien die Vorstellung, eigene Identitäten könnten selbstbestimmt sein, ausgerichtet nach Idealen, die nicht mehr nur schöne Träume waren, sondern Lebenswirklichkeit. In dieser imaginären Nachhaltigkeitswelt, der des Teilens und der Balance, der Empathie und Harmonie, wurden diese Ideale entwickelt und so lange man die Lebenswirklichkeit nicht zu nahe an sich heranließ, konnte man sich der Illusion hingeben, dass diese Welt nicht nur imaginär ist, sondern bereits Realität. Entsprechende Narrative werden in den Medien, eben im TV vor allem, erzählt. Diesen glaubte man, den schönen Illusionen, weil sie uns auch im täglichen Leben begegneten, die Mitläufer sorgten dafür, dass in Verordnungen, in den Gottesdiensten, vom Baurecht bis hin zu Lehrplänen, uns diese Erzählungen wieder und wieder in den verschiedensten Schattierungen begegneten und sich dadurch verfestigten. Kennzeichnungen an Handelswaren und Lebensmitteln, von Bio über Fairtrade, Energieeffizienzklassen und so weiter, sorgen zusätzlich dafür, dass sich diese Imagenationen von der alles bestimmenden Balance zementierten.

Ganz am Anfang war kurz von einem Freiheitsversprechen die Rede. Was scheinbar wie ein Widerspruch aussieht, schaut man sich die vielen Regulierungen und Beschränkungen an, die mit dieser neuen Nachhaltigkeits- und Balance-Ideologie einhergehen, löst sich auf, betrachtet man von welchen Zwängen befreit werden soll. Es sind vornehmlich solche die mit dem Wort Kultur umschrieben werden können. Wie wir unsere Familien sehen und empfinden, den Staat, die Nation, die Religion, immer sind wir kulturellen Befehlen ausgesetzt, die nun in dem großen empathischen Miteinander ihre Bedeutung verlieren. Das Individuum löst sich aus seiner Kultur und geht im großen Ganzen auf. Jenes in die Welt »Geworfensein«, um diese kleine gedankliche Anleihe bei Heidegger vorzunehmen, wird zu einem selbstbestimmten Vorgang. Hier sind durchaus Parallelen zu liberalen oder libertären Vorstellungen zu finden, weshalb die Grünen schon mal zu der fälschlichen Selbsteinschätzung kommen konnten, dass sie die neuen Liberalen seien.

Die Überwindung dieser kulturellen Befehle, zu der auch Identitäten zählen sofern sie nicht selbstbestimmt sind, macht den Kern dieses Freiheitsversprechens aus. Das loslösen aus der Kultur und aus der Geschichtlichkeit wird als Befreiung von einem Befehlsstachel empfunden, der als gefühlter Fremdkörper das Dasein im Hier und Jetzt vergiftet. Die Grenzen welche durch Fremdzuordungen entstanden sind, werden überwunden. Man ist nicht mehr Mann oder Frau, schwul oder hetero, Deutscher oder Franzose, Christ, Moslem oder Atheist, jede Art von Beschreibung, die immer auch Abgrenzung zu anderen ist, soll vermieden werden. Die verhunzte politisch korrekte Sprache ist nur ein Indiz für derartige Kulturüberwindungsbestrebungen. Auch sie, diese Sprache, begegnet uns überall und wird von den Mitläufern in die Praxis übertragen. Fast ist man ja schon froh, wenn Betriebsanleitungen oder Beipackzettel wie aus dem Google-Übersetzer generiert erscheinen. Dieses schauderhafte Deutsch beruht wenigstens nicht auf einer Ideologie.

Grenzen, kulturelle Befehle sowie Identitäten, werden aber nur scheinbar überwunden, sofort werden diese ersetzt, durch das Diktat der planetarischen Grenzen oder von der Nachhaltigkeitsideologie, wonach alles schön in Balance zu sein hat. Die Herstellung von Gleichgewichten ist oberstes Ziel und dies ist nur im Miteinander und niemals im Gegeneinander, im Wettstreit, zu erlangen. Diese neue Grenzen aber, sie sind ideologisch und haben mit der Lebenswirklichkeit der Menschen immer weniger zu tun.

Wie wird die Welt aussehen, wenn die Ideologie von der Welt des Gleichgewichts, der Harmonie und Empathie, gescheitert ist? Desillusioniert! Viel mehr lässt sich nicht voraussagen. Vielleicht beginnt die Identitätssuche neu, damit auch die Abgrenzungen. Neue Grenzen entstehen, es könnten die alten sein. Ausgeschmückt mit neuen Erzählungen. Wie nach dem Krieg, beim Rückzug ins Private, zur Familie. Die kulturellen Befehle werden wieder befolgt, und diejenigen die das nicht können oder wollen, weil sie beispielsweise gescheiterten Ideologien immer noch anhängen, werden als die gestrigen angesehen.

»Keine Experimente« lautete einst ein Wahlkampfspruch der CDU, sie erreichte damit, ebenfalls in einer Phase der Desillusionierung und Neubesinnung, nur dieses eine Mal, die absolute Mehrheit. Der Wunsch nach dem Guten und Richtigen zu streben verschwindet nicht einfach, nur weil eine Ideologie, an die man glaubte, an der Lebenswirklichkeit gescheitert ist. Von Experimenten hat man aber genug, besser man greift auf das bewährte zurück. Momentan sträuben sich die Experimentierer, die die meinten, wir können die kulturellen Grenzen überwinden um in einer Welt der Harmonie und Empathie zu leben, noch gegen die kommende Niederlage, besser, gegen den Verlust ihrer Illusionen. So lange hatte die Vorbereitung zu dem Grün-Sozialistischen-Experiment gedauert, als dass man nun gewillt ist die Lebenswirklichkeit anzuerkennen. Doch das ist eigentlich nichts neues, Realitätsfremd waren die schon immer. Doch das Separieren und Neuorientieren hat schon begonnen, ein automatischer Vorgang in Zeiten der Desillusion.

Eine neue Ideologie dafür braucht es nicht, um die alte Ideologie abzulösen, zuerst kommt eine Phase der Rückbesinnung und Neuorientierung in Richtung engste Bindungen. Also solche wie sie in der Kultur, dem Zugehörigkeitsempfinden zu Ethnien oder Nation, zur Religion und zur Familie zu finden sind. Vielleicht wird das eine oder andere Ideal, die eine oder andere Illusion, in diese Phase hinüber gerettet. Sinngebend wird dies aber nicht sein, sondern mehr Dekoration und Augenwischerei, um den Bruch mit der gescheiterten Ideologie erträglich zu machen.

2 Kommentare :

  1. Eine Desillusionierung ist meiner Meinung nach schon vorhanden:
    Von unseren Eliten glaubt kaum jemand mehr an das Volk und somit auch nicht an die Demokratie.
    Das Ziel ist: Es soll irgendwie "demokratisch" aussehen, aber auf gar keinen Fall soll das dumme Volk sich irgendwie einmischen können.
    Man möchte ab und zu Claquere haben, damit man sagen kann, man hat die Unterstützung des Volkes. Aber normalerweise bleibt die Elite unter sich und teilt die Staatsknete als Beute unter sich auf.

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  2. Weitere Kommentare zum gleichen auch auf der Achse des Guten erschienenen Artikel.

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