31. Mai 2017

Schnipsel im Mai'17

Wie stehts um die Fundamente? Was sind meine Fundamente? Ich weiß es nicht! Die Fragen sind berechtigt, überhaupt. Darüber wird gestritten, auf welchen Fundamenten unsere Gesellschaft überhaupt aufgebaut ist. Doch es ist offensichtlich, das Haus steht, auf welchen Fundamenten auch immer. Kann man die austauschen ohne die Stabilität des Hauses zu gefährden?

Was die einen als Geborgenheit in der Identität empfenden, ist für andere eine Vereinnahmung.

Honoré Gabriel de Mirabeau aktualisiert: „Andere Staaten halten sich eine Verwaltung, in Deutschland hält sich die Verwaltung einen Staat.“ Er schrieb von Preußen und dem Militär, egal.

30. Mai 2017

Merkel, die Lauerjägerin

So, so, die Antwort auf Trump ist also mehr Europa, meint Angela Merkel. Die Taktik könnte aufgehen. Natürlich nur in Hinblick auf die Bundestagswahlen in ein paar Monaten. Hauptsächlich darum geht es ihr. Die Propaganda dafür läuft bereits auf allen Kanälen. Diese besteht hauptsächlich aus Trump-Bashing und Vorschläge, wie das europäische Haus verbessert werden könnte. Dass die EU nun nicht das leuchtende Vorzeigeobjekt ist, mit dem man Wahlen gewinnen könnte, dass ist den Taktikern bewusst, also werden die angestrebten Verbesserungen in den Fokus gestellt, wie Konstruktionsmängel behoben werden könnten und welche Chancen sich daraus ergeben. Es wird die Illusion aufgebaut, dies wäre die Antwort auf die drängenden Probleme. Hauptsache, ein positives Bild entsteht welches sich nicht an der Realität messen muss, da es in der Zukunft liegt. Im Oktober, wenn die Blätter zu fallen beginnen, wird man weiter sehen.

28. Mai 2017

Der Empörer

Seine Eltern waren Puppenspieler, besser Marionettenkünstler. Gleich neben einer kleinen Bühne wuchs er er auf, diese nannte sich Theater am Faden und befand sich in einem unscheinbaren Klinkerbau im zweiten Hinterhof. Früher war es wohl mal die Werkstätte eines Handwerkers. Mutter und Vater wurden durch das Leben an diesen Platz gespült, ihre Herkunft lag irgendwo im Osten oder Süden, der Puppenspieler glaubt, dass sie Zigeuner sind, dies aber vor ihm verschleiern. Wie immer, nie hörte er eine klare und eindeutige Aussage von ihnen, nicht mal eine Urzeit nannten sie ihm, bei der Ermahnung am Abend nicht zu spät nach Hause zu kommen. Es schien, als lebte jeder der Drei, der Empörer war ein Einzelkind, in einer jeweils eigenen Welt. Die der Eltern war eine des Ungefähren, sowohl als auch, vielleicht, obwohl, könnte, so und dergleichen relativierten sie jede ihrer Aussagen.

26. Mai 2017

Die Große

Vor Fotos mit ihren Klassenkamaraden hatte sie immer Angst, sie schämte sich ihrer Größe. Mindestens einen Kopf größer als ihre Freundinnen war sie, dabei war sie die Jüngste in der Klasse. Hohe Absätze waren tabu, ebenso Frisuren die sie noch größer hätten erscheinen lassen.

Freundinnen hatte sie auch keine, obwohl sie gerne welche gehabt hätte. Vielleicht lag es an der Haltung der Großen, immer wollte sie ja etwas kleiner erscheinen als sie war, und ging deshalb etwas gebückt, mit krummen, nie mit geradem Rücken. Die anderen Mädchen empfanden dies als peinlich, und fühlten sich unwohl in ihrer Gegenwart.

22. Mai 2017

Kulturelles Exerzieren

Meine einzige persönliche Erfahrung mit Militär war in der Schule und in der Lehre in der DDR. Vormilitärische Ausbildung nannte es sich, eine sogenannte Gesellschaft für Sport und Technik (GST) stand federführend dahinter. Gerade eben las ich in Wikipedia, dass dieser Wehrunterricht erst 1978/79 als Pflichtfach eingeführt wurde, nur gab es ihn schon früher und für uns als Jugendliche war er selbstverständlich Pflicht. Nun gut, was Gesetz war und was nicht, das wusste in DDR sowie keiner so ganz genau. Eigentlich, meine Lehre beendete ich 78, hätte ich, wenn es stimmen würde was in Wikipedia steht, somit gar nicht vom vormilitärischen Dienst betroffen sein können. Das war ich aber.

18. Mai 2017

Betrifft: Netzdurchsetzungsgesetz

Der Wortlaut der Email an die drei Abgeordneten meines Wahlkreises:

Sehr geehrter Herr ......,

Nun ist es also soweit, das Netzdurchsetzungsgesetz wird im Bundestag behandelt. Mich beunruhigt dieses Gesetz, gerade als ehemaliger Regimegegner in der DDR weiß ich wie wichtig eine freie Diskussion und freie Meinungsäußerung ist. Ich habe es erlebt, wie Menschen sich in ihren Äußerungen in der Öffentlichkeit selbst verleugnet haben, nur weil sie vermuteten, meist zurecht, dass diese Äußerungen gegen sie verwendet werden.

Ich rede nicht die Rede der Unflätigen, mir gehen die auch auf den Wecker, nur wenn deren Äußerungen gegen bestehende Gesetze verstoßen, dann ist das auch heute schon strafbar. Das genügt völlig. Verbesserungen und Anpassungen mögen hier und da nötig sein, doch ein neues Gesetz welches schon jetzt den Geruch der Meinungsäußerungsverhinderung hat, ich möchte fast sagen, den Gestank der Zensur in sich trägt, ist keinesfalls notwendig.

Ich erwarte von Ihnen, dass Sie, als Abgeordneter meines Wahlkreises, diesen Schandfleck gegen den Pluralismus verhindern helfen.

Mit freundlichen Grüßen


11. Mai 2017

Warum Leitkultur?

Außerdem versuchten sie zu sprechen, zu diskutieren, was es denn nun eigentlich heißt: „Deutsch sein.“ Es wurde mehr ein Stammeln, in dieser Phönix-Runde. Keiner, auch Roland Tichy nicht, hatte eine Antwort. Hier und da wurde ein Aspekt beleuchtet, Bildausschnitte ergaben sich, die wie Puzzleteile wirkten, doch kein Gesamtbild erahnen ließen. Es lag nicht an den Diskutanten, sie gaben sich Mühe, freilich ein jeder mit seinem Wunschbild im Kopf. Es lag an der Unmöglichkeit diese Frage zu beantworten. Zumindest in einer für jeden gültigen Beschreibung.

Eingereiht wird diese Sendung in die gegenwärtige Debatte um die Leitkultur, den Begriff hatte der Innenminister de Maiziere aufgegriffen; aber in dieser Debatte wird es ja noch konfuser, wenn schon nicht klar ist, was eigentlich richtig »deutsch sein« bedeutet, dies dann auch noch mit die Kultur zu verknüpfen, die ja ebenfalls Raum für unendliche Interpretationen lässt, vollendet das gedankliche Chaos.

2. Mai 2017

Schnipsel im April'17

Politische Korrektheit ist Sprachpolitik, und zwar in einer extrem totalitären Art und Weise.
(Norbert Bolz)

Es ist völlig egal was de Maizière oder die Union verkündet oder beschließt, wenn es opportun erscheint, schmeißt Merkel sowieso alles um.

In Arte liefen vier Filme über Napoleon - oh, wie ich diesen Typen verachte, der der Europa vereinheitlichen und vereinen wollte.

Ich nahm Nietzsche, Kant und Freud zur Kenntnis, mehr nicht. Eigentlich tue ich das mit den meisten Denkern. Manche, wie Hesse, verachtete ich, das tue ich bis heute. Wenn mir was gefiel, dann war es DADA. Hier wurde mir die Sinnhaftigkeit des Lebens klar, oder dessen Sinnlosigkeit. Je nach Tagesform.