22. Februar 2018

Die Trauernden und die Mörder

Wer Trauer nicht ernst nimmt, den Trauernden unterstellt, sie wären nur Nostalgiker, die von Vergangenem nicht lassen können, wird erleben, wie aus Trauer Wut wird. Die Trauernden wissen auch, Tote können nicht wieder erweckt werden, doch die, die getötet haben, wird die Wut treffen, wenn die Trauer vorbei ist.

Aus rein taktischen Gründen wäre es für die Mörder der alten Bundesrepublik daher angebracht, nicht über diejenigen zu lachen, die ihr nachtrauern. Sie sollten deren Trauer ernst nehmen und nicht hämisch grinsen. Sie sollten erklären oder verständlich machen, warum sie die alte Bundesrepublik töten mussten, vielleicht werden es die Trauernden verstehen und den Mördern nicht böse sein.

Die Mörder könnten außerdem erklären, dass sie es nicht waren, die töteten. Die alte Bundesrepublik starb, als der Ost-West-Konflikt verging, sich die bipolare Welt in eine multipolare verwandelte. Seit dem hielten die Bundesrepublik nur noch Maschinen am Leben. Institutionen laufen einfach weiter, es sieht dann nur noch so aus, als wäre Leben in der Republik, dabei ist es nur das Eigenleben der Institutionen. Ob die Trauenden ihnen diese Rechtfertigung oder Erklärung abnehmen werden, wird sich zeigen. Denn, nur wenn sie den Mördern vergeben können, wird sich nach der Trauer wieder Hoffnung entwickeln können.

Es mag ja sein, so ist aus Kreisen der Trauernden zu vernehmen, dass die alte Republik eine wenig behäbig geworden war, der Schwung der Jugend vergangen ist, ohne dass sich eine Weisheit des Alters eingestellt hätte, aber dennoch hinterließ sie uns doch das beste Deutschland was wir kennen, und das habt ihr, ihr Mörder, wegen einer Vision getötet. Irgendwas vom Ende der Nationen schwebt euch vor, etwas Besseres soll es sein, keine nicht mehr zeitgemäß erscheinende Republik.

Mag sein, dass beide, die Trauernden und die Mörder, ein wenig durch den Wind sind, wie landläufig Menschen genannt werden, die den Bezug zu Gegenwart und Realität verloren haben. Brandgefährlich ist die Situation allemal, denn wenn die Trauer vorbei ist, kommt die Wut, insbesondere dann, wenn sich die Visionen der Mörder, ihre moralischen Rechtfertigungen, als Luftschlösser erweisen.

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