29. April 2018

Der Rosengärtner

Das Haus des Rosengärtners steht in Flammen, er weiß nicht warum. Hat es jemand angezündet, ein technischer Defekt, oder vergaß er etwas auf Herd? Egal, die Feuerwehr wird den Brand löschen, so hofft er, er kann nichts tun und möchte am liebsten nur in seinen Garten gehen und an den Blüten schnuppern und träumen davon, was sein könnte. Erst wenn der Gestank und der Rauch des Brandes in den Rosengarten weht und es unmöglich wird an den Blumen zu riechen, dann wird er erkennen, es ist nicht die Zeit der Träume, sondern der Taten. Wird der Brand nicht gelöscht, kommen dann irgendwann die Bagger, um die Ruine, also das was von seinem Haus noch übrig ist, abzureißen. Mag sein, dass ihn das wenig tangiert, sein Haus hatte ihn nie wirklich interessiert, es schien funktional, das musste genügen. Doch ob sein Rosengarten es überlebt, denn die Bagger und die Feuerwehr brauchen Platz zum Rangieren, ist unwahrscheinlich.

27. April 2018

Der Nachbarsjunge ist tot

Das einzige Kind der Familie wuchs sehr behütetet auf, so berichtete mir meine Frau von einem Nachbarsjungen in Cebu/City, Philippinen. Nie durfte der Junge einfach nur mit den Kumpels spielen. So gut wie alles, was die anderen Kinder an diesem Ort so taten, wurde ihm verboten. Dann ertrank er im Meer. Er hatte sich von zu Hause davon geschlichen um einmal frei, so wie andere Kinder auch, sein zu können. Gelacht hätte er und wäre glücklich gewesen, als er mit einem Sack, gefüllt mit Styroporstücken, ins Wasser ging. Andere Kinder warnten ihn, dort wo er ins Wasser ging, war es zwar in diesem Moment ruhig, doch dann, wenn der Gezeitenwechsel einsetzt, kann es an dieser Stelle, der Meerenge zwischen den Inseln Mactan und Cebu, wegen der dann einsetzenden heftigen Strömungen ganz schön gefährlich werden. So war es dann auch, einen Tag später wurde der Junge von einem Fischer gefunden. Die Fürsorge der Eltern, die ihm verboten existentiell wichtige Erfahrungen zu sammeln, wurde ihm zum Verhängnis.

21. April 2018

Politischer Ekel und die Erklärung2018

Ich ertrage es nicht mehr. Texte liegen herum, Videodateien sind gespeichert, alles Politik- und Gesellschaftsthemen betreffend, die mich interessieren sollten, ja die es immer taten. Kaum macht ein Politiker oder einer dieser komischen von Sendungsbewusstsein durchdrungen Journalisten, den Mund auf, da überkommt mich ein schwer zu definierendes Unwohlsein. Irgendwas ausspucken möchte ich, komme mir vor, als hätte ich eine verdorbene Frucht gebissen.

Dann versuche ich mich zu ermahnen, es sind ja alles nur Meinungen, Darstellungen einer anderen Weltsicht, der man doch argumentativ entgegentreten kann. Außerdem ist es ja auch interessant zu erfahren, wie denn andere ticken. Wie es in ihnen denkt, fühlt und gärt. Es nützt nichts, der widerliche Geschmack im Mund bleibt, er lässt sich nicht mehr neutralisieren. Also raus damit und Mund ausspülen.

19. April 2018

Speisung der Millionen – oder das BIO-Wunder

Ein Wunder ist geschehen, die Speisung der 5000 mit fünf Laib Brot und zwei Fischen ist geradezu mickrig dagegen: BIO schafft vergleichbares mit Millionen von Verbrauchern. „Der Umsatz an Bio-Lebensmitteln in Deutschland hat sich seit 2000 verfünffacht – von 2,1 auf rund 10 Milliarden Euro im Jahr 2017“, ist bei Civey zu lesen.

OK, aber wie viel ist das? Statista meldet, dass die Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland für Nahrungsmittel im Jahr 2017 rund 154 Mrd. € betragen hätte. Ob auch bei den BIO-Lebensmitteln nur der private Verbrauch gerechnet wurde, ist nicht beschrieben, aber auch nicht relevant für die nun folgenden Zahlen.

15. April 2018

Deutsche Fragen

Nun haben wir das Dilemma: wohin gehört Deutschland? Die Westbindung, in der sich die Bundesrepublik in der Nachkriegszeit eingerichtet hatte und die mit der Eigenzuordnung zu den Projekten EU und NATO eine Selbstbeschreibung überflüssig gemacht hatte, wird nun hinterfragt. Die Risse gehen durch alle möglichen politischen Parteien. Ein bisschen haben diejenigen, die sich in der alten Bundesrepublik eingerichtet hatten, noch die Hoffnung, das Projekt europäische Einigung könnte sie von der Notwendigkeit befreien, nun endlich einmal eine Selbstbeschreibung vorzunehmen.

Was ist Deutschland, was ist ein Deutscher, eine Deutsche? Offene Münder hinterlässt diese Frage, vor Ratlosigkeit nach Luft schnappend und in Erklärungen aus Schulbüchern suchend, was für den Beobachter eigentlich Antwort genug ist.

12. April 2018

Farben, eine Homepage, Digitalisierung und das Gewissen der Zeit

Kürzlich machte ich mich auf, meine Homepage neu zu gestalten. Mit ein paar Klicks, so etwa der Anbieter des Hompage-Baukastens, ist diese im Handumdrehen fertig. Design aussuchen, Texte und Fotos einfügen, das wars. Pustekuchen! Bei mir hat dieses Handumdrehen etwa zwei Wochen gedauert. Wobei, genau genommen, das was heute da zu sehen ist, war tatsächlich recht schnell gebaut, aber was davor geschah: oh je!

Der Ärger begann mit den Farben, die verwendeten sollten harmonieren und insgesamt zum Thema passen. Also erst mal ein Konzept im Kopf erstellen. Dafür hilfreich war ein Farbtonfächer, so einer mit dem der Maler seinen Kunden bei der Raumgestaltung hilft. Ich hatte noch einen rumliegen, also zog ich dieses Hilfsmittel als Unterstützung für meine Inspiration her. Die Kinder und meine Frau gaben ebenfalls ihre Kommentare ab, welche Farbkombinationen denn harmonieren und welche nicht. Gut, bis dahin hat es noch Spaß gemacht. Wenn der Maler seine Musterkataloge von Tapeten oder Bodenbelägen dem Kunden präsentiert, dann ist das auch noch schön. Ihr ahnt es sicher, was nun kommt.

2. April 2018

Schnipsel 2018 – Erste Sammlung

„Dunkler Teint!” Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen, wie die politisch korrekte Sprache Einzug in Personenbeschreibungen hält.


Jerusalem, die Krim, Danzig, Elsass, Sizilien - ach Gott, wohl kein kein Ort auf dieser Erde, an den nicht die verschiedensten historischen Ansprüche gestellt könnten. Irgendjemand wird sich immer benachteiligt fühlen. Wer aber das Ergebnis von geschichtlichen Veränderungen nicht akzeptiert, ist dazu verdammt, vergangene Kriege noch mal zu führen. Gerechtigkeit ist aus der Geschichte selten erwachsen und ist auch nicht herstellbar, wenn historische Veränderungen wieder rückgängig gemacht werden.


Das Problem der »Weltretter« ist, dass sie ein Kollektiv, eine Gemeinschaft benötigen.

1. April 2018

Der Mitläufer – Wie das Buch entstand

Mein Freund Hermann ist schuld, weil der sich über den König Ubu krumm lachte. Nein, ich will keine falsche Erwartungen wecken, dieses Büchlein von mir hat absolut keine Ähnlichkeit mit den Werken des Bürgerschrecks Alfred Jarry, nicht mal ansatzweise. Aber es ist die Art zu fühlen, vielleicht auch zu denken, sich die Menschen so in ihrer Umwelt vorzustellen, wie sie eigentlich sind – der Wahrheit also über Imagenationen näher zu kommen – die mich faszinierte. Schon der von mir herzlich verachtete Denker Adorno sprach von einer anderen Eigentlichkeit von Dingen und nicht nur er, also darf ich das auch.

Eigentlich ist der Mitläufer, ab Seite 15 beschrieben, kein Läufer, er hat gar keine Beine und demzufolge auch keinen Standpunkt. Er wird von der Masse gezogen, müsste also eher Mitgezogener heißen. Ja so ist das mit der Eigentlichkeit, manchmal sind schon die Worte, die etwas beschreiben, bereits das Problem, etwas wird vorgetäuscht.