1. März 2017

Schnipsel im Feb'17

Die Deutschen hatten eine Brückenkultur zwischen Osten und Westen (Sloterdijk), dies ist bei der Gründung der Bundesrepublik ausgeblendet worden. Die Westintegration war also ein Stück weit Selbstverleugnung.


Immer wieder höre ich die Menschen wie sie das Wort Demokratie aussprechen, und doch nur ihre Moral meinen. Nur die eigene.


Es war im Sommer, eine Fliege hatte sich ins Auto verirrt. Der Jüngste wollte sie fangen, tot schlagen. „Papa! wir dürfen die Fliege nicht mitnehmen, ihre Familie ist nicht hier!“ Irre: Besser tot als Trennung von der Familie. Nur Kindermund?


Natürlich muss über Konzepte zur Remigration diskutiert werden. Was sonst. Die Alternative ist Umvolkung.


Verkehrswende, Agrarwende, Energiewende. Dieses viele Wenden verursacht nur Drehschwindel, den Zustand vorm auf die Nase fallen.


Besinnt sich die USA mehr auf sich selbst, wird in Europa die deutsche Frage virulent. Nur die Deutschen haben Angst davor.


Artet der Liberalismus zum Humaitarismus aus, ist er bereits identitär geworden.


Der oft mit dem Patriotismus einhergehende Pathos schreckt mich ab. Muss dieser Pathos sein?


Hass, ich höre immer wieder Hass. Ich will und kann nicht hassen, habe Angst vor der Blindheit die durch den Hass entsteht. Bevor ich hasse, verachte ich lieber.


Es gibt natürlich eine Angst vor dem Chaos, vor der Unordnung, etwas was immer in Umbruchzeiten entsteht. Man weiß nicht, wie es genau weiter geht, vertraute bisher auf die eingespielten Mechanismen der Macht, die eine Illusion der Kontinuität des Bisherigen aufrecht erhielten. Jede Ordnung, egal wie ungerecht sie auch empfunden wird, ist immer noch besser als die Anarchie des Chaos. Vielleicht spielt diese Angst mit hinein, die des Sklaven vor seiner Freiheit, die ihn dann verantwortlich für sein tun macht.


Wie geht man mit Empörten um? Befindet sich jemand in diesem Zustand, nimmt er keine Rücksicht auf politische Korrektheit, die Befindlichkeiten des Andersdenkenden, es bricht aus ihm heraus wie im Streit unter Eheleuten, die sich über einen langen Zeitraum vieles nicht sagten, auch aus Angst heraus, Porzellan zu zerschlagen, Brüche herbeizuführen die nicht mehr zu kitten sind.
Andererseits ist dieser Zustand einer der besonderen Ehrlichkeit, die vielen kleinen Lügen und Schmeichelein, die wir zwar immer sagen, vor allem um den Kitt des Zwischenmenschlichen nicht zerbröseln zu lassen, fallen weg.


Nach den Regeln dieses Landes ist Steinmeier völlig korrekt gewählt worden. Wir müssen die Regeln ändern.


Meine Frau ermahnte unsere Töchter, die Nähe von Flüchtlingen zu meiden. Normale höfliche Umgangsformen könnten falsch verstanden werden.


Der Jüngste (7) kommt von der Schule nach Hause. Im Flur, der ist etwa zehn Meter lang, fliegt weg was ihn stört. Mütze, Schuhe, Schultasche, Turnbeutel, Jacke ... . Auf jeden Meter Flur liegt nun was, sieht aus wie eine gelegte Spur. Seine Mutter läuft ihm hinterher und hebt alles auf, und küsst ihn. Ob sie weiß was sie anrichtet?


Das Problem an der Subversivität des Sponti-Stils ist, wenn er aus der Richtung des Establishments kommt, wirkt er nur noch hilflos. Er karikiert sich dann sozusagen selbst.


Unsere Zeit ist gekennzeichnet von der Suche nach der Verwurzelung der Menschen. Diese ist aber extrem komplex und individuell.


Da man nicht imstande war, was Recht ist stark zu machen, hat man gemacht, daß das Starke Recht sei. (Blaise Pascal)


Natürlich hat Trump einen Fremdschämfaktor. Er kotzt das Unverdauliche aus. Schön ist das nicht, aber vielleicht notwendig.


Wie würde wohl das Kind heute aussehen, dass meine damalige Freundin, mit meiner ausdrücklichen Zustimmung, vor zwanzig Jahren abgetrieben hat? Von dieser Freundin habe ich kein inneres Bild mehr, dafür von dem Kind was nicht leben durfte. Ich kann mir nicht verzeihen, nicht das.


Globalisierung im Plural denken: Globalisierungen!


Wird Sexualität oder Ernährung mit Moral verknüpft, haben wir es meist mit einer Religion zu tun. Vielleicht ist diese Verknüpfung nur eine Technik um Misstrauen gegen eigene Instinkte zu schaffen, also ein Moral-Instinkt-Konflikt. Wer Macht will, muss auch die Instinkte beherrschen, nur die Moral schafft das.


Die Unterdrückung in der DDR war zweifach: Klar + Subtil. Für die die das Subtile nicht bemerkt haben, erschien das System durchschaubar.


Wer als DDRler die Unterdrückung damals und heute gleichsetzt, hatte sich im System eingerichtet.


Institutionenethos bedingt die Unterdrückung von Instinkten.


Das »Gefühl der Nichtzugehörigkeit« kenne ich gut, fühle mich aber nicht denjenigen überlegen die Zugehörigkeit empfinden.


Aufgeblasenes Dummschwätzertum ist kein Grund jemanden einzusperren. Gegenrede ist genug.


Eine Nebenwirkung von Globalisierungen ist, dass Menschen mehr nach ihren Wurzeln suchen, weil die nicht mehr selbstverständlich sind.



Dossier: Aphorismen



Einige dieser „Gedankenschnipsel“ – und weitere – hier in:
Chorhähnchen esse ich jederzeit“.

Paperback
148 Seiten
ISBN-13: 9783744895590
8,50 €
E-Book
ISBN-13: 9783744828536
5,49 €


1 Kommentar :

  1. "Hass, ich höre immer wieder Hass. Ich will und kann nicht hassen, habe Angst vor der Blindheit die durch den Hass entsteht. Bevor ich hasse, verachte ich lieber."

    Danke. Ich bin nicht alleine. Das beruhigt.

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