29. November 2012

Bürgerlichkeiten

Konstantin Sakkas mischt sich im Cicero in die neue „Bürgerlichkeits-diskussion“ ein, und beschreibt, durchaus nicht abwertend, den Begriff „Gutbürgerlich.“ Nicht moralische oder ideologische, nicht mal materielle Vorstellungen haben diesen Begriff geprägt, sondern kulturelle, in ihrem besten Sinne.
So wurden im 19. Jahrhundert Kultur und Bildung nicht nur zum Schlüssel des Aufstiegs – nein, sie waren ein Selbstzweck, ein Besitz, den man um seiner selbst willen pflegte und der den Kern dessen ausmachte, was man bürgerlich nennt.

27. November 2012

Die Energiewende von Doha

Nein, hier geht es nicht um die Weltklimakonferenz, die dieser Tage in Doha statt findet, sondern um die nunmehr hochprofitable Gas-zu-Öl Technologie. Es steht nun eine Riesenanlage die Pearl GTL, in in Ras Laffan, Katar, welche einen noch riesigeren Gewinn abwirft. Die New York Times spricht von einem Profit von 10 Milliarden USDollar pro Jahr.

Während hierzulande festgelegt wird, welche Technologien in Zukunft zur Energieerzeugung benutzt werden sollen, wird woanders an einer ganz anderen Zukunft gearbeitet. Bei ReportLinker und Visiongain wird eine Studie vorgestellt in der ein Ausblick in Richtung der Zukunft der synthetischen flüssigen Brennstoffe, wie Diesel, gewagt wird. Und die sieht mehr als rosig aus. Ab etwa einem Rohölpreis von 40 USDollar rechnet sich das Verfahren, welches unter der Bezeichnung Fischer-Tropsch bekannt ist.

24. November 2012

Apokalypse No

Am 11. September 2001 rief mich ein Freund an und schrie durchs Telefon: "Schalt den Fernseher ein, Armageddon hat begonnen." Den Fernseher hatte ich natürlich schon an und musste mit Entsetzen den Einsturz der Twin Towers mit ansehen. An Krieg dachte ich wohl, die USA wurden angegriffen, soviel schien klar, doch Armageddon, das war mir doch zu weit hergeholt. Dabei handelt es sich bei meinem Freund um keinen Hysteriker, sondern um einen gebildeten, belesenen und weit gereisten Mann um Anfang Fünfzig. Damals hatte ich der Bemerkung keine besondere Bedeutung zugemessen, aufgewühlt, und vielleicht auch verängstigt, waren wir alle. Dennoch ist mir diese Aussage in Erinnerung geblieben, gerade weil sie eigentlich nicht zur Person passte, und als im SWR2-Forum eine Sendung mit dem Titel: "Warum fasziniert uns die Apokalypse?" hörte, wurde ich neugierig. Ist das wirklich so? Auch und gerade heute, wo Weltuntergangszenarien Konjunktur haben, oder war dies womöglich schon immer so?

22. November 2012

Nachhaltige Selbstzerstörung

Wir kennen heute viele Berichte, sogar aus der jüngeren Vergangenheit, die davon erzählen dass Menschen Prophezeiungen geglaubt haben und diese für unvermeidbar hielten. Alles Handeln wurde diesen Prophezeiungen untergeordnet, die Gegenwart verliert an Bedeutung. Ganz bekannt sind in diesem Zusammenhang auch Extreme die bis zu Selbsttötungen gingen, vor allem in von apokalyptischen Vorstellungen geprägten Sekten. Meist sind dies einzelne Gruppen, die sich aber von der übrigen Gesellschaft ausgrenzen und diese nicht wesentlich beeinflussen. Ganze Völker oder Kulturen tun dies eher selten, doch es kommt vor; und wenn, dann ist meist, wie in der biblischen Apokalypse, damit eine Heilsversprechen verbunden. Die Nazis versprachen dem deutschen Volk eine glorreiche Zukunft, genauso wie Kommunisten oder Maoisten. Nirgends wurde die Versprechungen eingelöst. Es endete überall in der Selbstzerstörung der Gesellschaft, bis hin zur physischen Vernichtung nicht nur der angenommen Feinde. Ein sehr anschauliches Beispiel wie diese Mechanismen ablaufen stammt aus Afrika. Ein südafrikanischer Viehzüchterstamm löschte sich beinahe selbst aus. Wie konnte das passieren?

20. November 2012

Kleines Rätsel:

Wer hat das gesagt?
„Offshore-Windenergie wird heute anders eingeschätzt, als vor drei Jahren, damals wollten wir mit dabei sein, bevor die Großen diesen Erzeugungsmarkt allein unter sich aufteilen. Heute sieht man, die Projekte sind technisch sehr viel schwieriger als gedacht, sie sind auch wirtschaftlich wesentlich kritischer als erhofft.“
Die Auflösung gibt es hier: Windpark-Projekt der Südweststrom geplatzt

Nachtrag vom 10.01.2013:

Die oben verlinkte Seite ist nicht mehr online. Bei dem Gesuchten handelt es sich um Boris Palmer, grüner Oberbürgermeister von Tübingen. Das Tagblatt berichtete:
Bei den ersten Rückschlägen in der Nordsee waren die Südweststromer noch zuversichtlich, dass Bard die Probleme in den Griff bekommen würde. Aber dieser Glaube wurde immer mehr erschüttert – bis der Aufsichtsrat mit dem Tübinger OB Boris Palmer an der Spitze Anfang November zum Rückzug blies – mit der enttäuschenden Feststellung: „Es ist nichts so eingetreten, wie man sich das anfangs gedacht hatte.“ Deshalb ist auch der Traum vom günstigen Grundlaststrom aus der Nordsee geplatzt: „Der ist nicht unter 30 Cent pro Kilowattstunde zu produzieren.“

18. November 2012

Wertkonservative, Biedermeier und die Spießbürger

Die aktuelle Debatte wer den nun die besseren Konservativen sind - die Grünen oder die Schwarzen - führt völlig in die Irre. Es schreien die einen: „Wir sind die Wertkonservativen, ihr die Strukturkonservativen.“ Die anderen erwidern: „Alles Quatsch, Strukturkonservatismus gibts vielleicht noch bei den Gewerkschaften, doch nirgends sonst.“ Im Grunde braucht man auf diese Debatte gar nicht eingehen, weil es ein Streit ist der um einen inhaltslosen Begriff geführt wird. So richtig weiß eh keiner mehr, was »konservativ« im politischen Kontext bedeutet. Kaum eine der schlauen Definitionen dies sich finden lassen, beschreiben die Konservativen so wie sie sich heute darstellen, und wie sie von den Mitmenschen erlebt werden.

16. November 2012

Zwangsbewirtschaftungen und die Energiewende

Aus der Kriegswirtschaft zur Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges kennt man einige Verfahren, die zur Herstellung von Gütern oder Rohstoffen verwendet wurden, weil auf Grund der besonderen Situation im Krieg nicht genügend für alle vorhanden war. Man versuchte Ersatz, Substitute, zu schaffen. Und wo das nicht ging, musste man eben verzichten, vor allem im zivilen Leben; die Bedürfnisse des militärischen Sektors hatte Vorrang. Ressourcen wurden alloziert, zugewiesen, verteilt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Ressourcenallokation, die nicht nur in Zeiten der Krise oder des Krieges notwendig ist, sondern allgegenwärtig.⁽¹⁾

Im Normalfall sorgen Marktmechanismen für die Verteilung. Eine Ressourcenproblematik entsteht erst durch politische oder militärische Konflikte, da unter diesen Umständen davon ausgegangen wird, dass die Marktwirtschaft versagt. Konflikte oder Krisen erzeugen Knappheiten, die im Zuge der Knappheitsbewältigung wieder neue Konflikte hervorrufen. In einem Tagungsbericht vom 49. Historikertag in Mainz heißt es dazu:⁽²⁾
In der Folge lassen ihre Lösungsversuche wiederum neue Konfliktfelder entstehen, und zwar sowohl dort, wo sie (scheinbar) erfolgreich waren als auch dort, wo das Versprechen einer Aufhebung der Ressourcenproblematik uneingelöst blieb.

12. November 2012

Enquete vor dem Scheitern?

Auf der 25. Sitzung der Enquete-Kommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« soll das noch ausstehende Kapitel 7 des Abschlussberichtes der Projektgruppe 3 (Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt – Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung) beraten werden. Die Tagesordnung dazu wurde veröffentlicht (pdf | 41,3 KB):
Mitteilung
Die 25. Sitzung der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität findet statt am:
Montag, dem 19.11.2012, 13:15 Uhr
Sitzungssaal: E 700
Sitzungsort: Paul-Löbe-Haus
-öffentlich-
Tagesordnung
1 Beratung des zweiten Berichtsbeitrages der Projektgruppe 3 (Kapitel 7)hierzu: Kommissionsdrucksache 17(26)83 (wird verteilt)

2 Berichte aus den Projektgruppen

3 Verschiedenes
Die Kommissionsdrucksache 17(26)83 ist bis jetzt (12.Nov.2012) noch nicht veröffentlicht. Doch offensichtlich scheint es größere Schwierigkeiten zu geben.

10. November 2012

Ott bei Friedman, oder wie mit falschen Ängsten Politik gemacht wird

Es gibt Sendungen im Fernsehen die ich normalerweise sofort wegzappe. Dazu gehören fast alle Talkrunden, vor allem dann, wenn sie ein Format wie bei Anne Will aufweisen. Ein paar wenige Sätze, oberflächlich und doch medienwirksam vorgebracht, durch immer wieder eingespielte Filmchen unterbrochen, sollen den Zuschauer bei Laune halten. Beckmann und Co. sind ebenfalls kaum noch erträglich. Betroffenheitsgeschwafel nenne ich dies. Im Prinzip lässt sich diese Aufzählung noch ein ganzes Stück erweitern, und betrifft alle Sender, ob öffentlich rechtliche oder private ist egal. Einige Ausnahmen gibt es, stellvertretend seien hier nur die Phoenix-Sendungen »Im Dialog« oder »Unter den Linden« genannt.

Michel Friedman macht mit seiner Sendung in N24 da auch eine gewisse Ausnahme, denn er passt nicht in diese Muster. Man könnte bei ihm von Konfrontationsjournalismus sprechen, oder Provokationsjournalismus. Diese seine Krawallmasche ging mir ebenso auf den Wecker, weshalb ich mir dies auch nie anschaute - bis vorgestern. Thema waren die gestiegene Stromkosten und die Energiewende etc., etwas was mich natürlich interessierte, doch nicht der Grund war warum ich es mir anschaute. Es lag an der Person Hermann Ott von den Grünen, doch dazu später. Erst einmal die Vorbemerkung, dass ich doch etwas erstaunt über die Art und Weise war, wie Friedman seine Sendung führt.

7. November 2012

Fracking - Obamas Rettung?

Barak Obama wurde in den USA als Präsident für nächsten vier Jahre wiedergewählt. Dafür gibt es einige Gründe, der hauptsächliche ist, dass in der Arbeitslosenstatistik die magische 8% Hürde nicht übersprungen wurde. Auch der Zuwachs an neuen Jobs war höher als von Analysten erwartet. In der Regel hat nur dann ein Präsident die Chance auf eine Wiederwahl, wenn er die Arbeitslosigkeit senken konnte. Dies ist knapp gelungen und liegt nicht zuletzt daran, dass es einen Boom bei der Erdgas- und Erdölförderung gegeben hat. Allein aufs Fracking, bei dieser Fördermethode werden unterirdische Gesteinsschichten aufgebrochen, entfallen rund eine Million neue Jobs. Gut bezahlt und nicht subventioniert.

Sollten noch vor vier Jahren die sogenannten Erneuerbaren Energien eine große Rolle spielen - deutlich wurde dies vor allem durch die Berufung des Nobelpreisträgers und Klimaschützers Steven Chu als Energieminister - so stellte sich doch schnell heraus, dass die NIE (Neue Ineffiziente Energien) kein Jobmotor sind, zum Klimaschutz nichts beitragen können und Unsummen Steuergelder verbrauchen. Tatsächlich wurden alle Versprechungen der »Green Economy« eingelöst. Allerdings nicht von ihr, sondern durchs Fracking. Vor allem unkonventionell gefördertes Erdgas wurde zum Renner. Die Energiepreise fielen, die Wirtschaft erholte sich und als besonders Schmankerl ging auch noch der CO₂ Ausstoß zurück.

4. November 2012

Virtuelle Personen und die Gefühle

In Japan hat die virtuelle Figur »Miku Hatsune« einen Kultstatus erreicht, der fast göttliche Verehrung erreicht. So wird ein Fan mit den Worten zitiert: „She’s rather more like a goddess: She has human parts, but she transcends human limitations.“ Dabei ist sie eine reine Kunstfigur, nein, nicht wie Lady Gaga oder Cher, eine richtige Kunstfigur. Ein Hologramm welches auf die Bühne projiziert wird, Computerstimme und alles andere auch ist komplett künstlich. Eine Illusion. Lediglich Publikum und Begleitmusiker sind richtig real. Mit realen Instrumenten und realer Begeisterung. Diese Verehrung wundert James Verini einigermaßen, in »WIRED« geht er deshalb der Frage nach wie der virtuelle Pop Star Hatsune Miku in Japan Kult wurde. Fans, richtige Menschen, entwickeln Emotionen gegenüber dieser künstlichen Figur.

3. November 2012

Frau Merkel, das EEG und der Konjunktiv

Gestern, am 02.Nov.2012, gab Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit den Miniterpräsidenten von Thüringen, Frau Christine Lieberknecht, und Schleswig-Holstein, Herr Torsten Albig, eine Pressekonferenz über die Ergebnisse von Beratungen zur Energiewende.



Am auffälligsten war, dass Angela Merkel im Konjunktiv sprach, als sie sagte, dass man gemeinsam die Energiewende vielleicht auch schaffen könne (5:00 min). Doch es gab noch weitere sehr bemerkenswerte Worte, die mich eher beunruhigen. So sagte Herr Albig, es wäre vom Umweltminister Altmaier versichert worden dass der Ausbau der Energiewende auf Basis der Ergebnisse der Plattform Erneuerbare Energien stattfindet (9:30 min). Hauptbestandteil dieser Plattform ist ein so genannter Steuerungskreis dem unter anderem diese Verbände und Institiutionen angehören:

1. November 2012

Tückische Objekte als moderner Aberglaube

Im Film Final Destination findet sich folgende Szene:



Niemand tut etwas böses, kein Schuft oder Zombie oder Außerirdischer stellt dem Arglosen mit Hinterlist heim und möchte diesen meucheln. Dinge sind es, die sich scheinbar gegen den Menschen verschworen haben, so als ob sie einen eigenen Willen hätten, oder einen eigenen Charakter, um bei sich bietender Gelegenheit ihr zerstörerisches Wesen entfalten.