28. März 2015

Ein politisierter Osterstrauß

1982 in einer Kreisstadt im südwestlichen Sachsen, damals zum Bezirk Karl-Marx-Stadt gehörig. Ich hatte eine Vorladung zum Gespräch ins Ministerium des Inneren bekommen. Nicht per Brief, sondern eines Tages standen zwei Herren, eigentlich unauffällig aussehend und in Zivil gekleidet, an der Tür und überbrachten mir die Vorladung lediglich mündlich. Der Grund war klar, einige Wochen vorher hatten meine damalige Frau und ich einen Ausreiseantrag gestellt. Zwar war dieses Ministerium des Inneren nicht die Stasi, doch wir wussten, dass wir von nun an genau mit dieser zu tun hatten.

Unser Entschluss das Land zu verlassen hatte natürlich eine Vorgeschichte, ich möchte aber nicht mit Einzelheiten langweilen, nur so viel, endlose Diskussionen gingen voraus, ich mit meiner Frau, und ganz viel mit den Kumpels. Im Nachhinein ist es schon bemerkenswert, wie wenig wir über die Strukturen des Machtapparates DDR wussten. Eine Mutmaßung ergab die nächste, und heute, wo wir nun mehr darüber wissen wie was funktionierte, stellt sich heraus,

26. März 2015

Glitzerwasser braucht kein Geld

dieser Blog kostet nichts. Der Webspace ist bei blogspot für lau zu bekommen, Software und Design gleich mit. Lediglich ein Internetanschluss ist nötig, den hat man ja sowieso. Keine Fixkosten, lediglich Zeit wird benötigt. „Zeit ist Geld“, heißt es manchmal, doch auch das stimmt nicht ganz. Freilich könnte ich die Zeit die ich fürs Bloggen aufwende, fürs Geldverdienen nutzen, damit hätte ich aber noch nicht meine Gedanken geordnet, für die ich dann doch wieder Zeit brauche, vielleicht sogar noch mehr, weil ohne bloggen der Druck geringer ist, Ordnung in die Gedankenwelt zu bekommen. Ein Blog wie dieser nützt also in erster Linie mir selbst, zwingt gewissermaßen zur Disziplin beim Denken.

Zwei Sachen kontrolliere ich, wenn ich mich an den Rechner setze. Ob ein Getränk greifbar ist (Wasser und/oder Kaffee), und das wichtigste, ob Kippen da sind.

22. März 2015

Der Handtaschenindikator

Dirk Maxeiner ist ein Handtaschen-Autist. So jedenfalls outete er sich auf der Achse des Guten. Bislang hatte er die weibliche Handtasche nicht wahrgenommen oder nur als Mode-Accessoire. Und so begibt er sich auf eine Reise über die Kulturgeschichte der Handtasche. Ich möchte ihm nicht widersprechen, doch begeht er eine kleine Nachlässigkeit, wenn er die Betrachtung auf Person und Objekt reduziert, auf das Verhältnis der Handtasche zu ihrer Trägerin, oder umgekehrt. Darauf wie die Handtasche getragen wird, geht er nur ganz kurz ein, als er Margaret Thatcher erwähnt, ohne deren Person wohl die Kulturgeschichte der Handtasche unvollständig erzählt wäre. Diese nutzte ihre Handtasche nämlich auch, um Emotionen auszudrücken. Für den Beobachter wurde die Handtasche zum Indikator über die Befindlichkeiten oder die Stimmung ihrer Trägerin. Doch das könnte auch nur Show sein.

18. März 2015

Leggewie und die vierte Gewalt

Am 17.03.2015 war Claus Leggewie zu Gast in der Radiosendung SWR1-Leute bei Stefan Siller.⁽¹⁾ Beide sind den Lesern dieses Blogs natürlich vertraut.⁽²⁾ Leggewie gehörte zu den Hauptautoren des WBGU Gutachtens »Welt im Wandel« und als sogenannter 68er zu den Leuten, die die Schnittmenge von linken Gesellschaftsutopien hin zu einer Ökogesellschaft mit Nachhaltigkeitspostulat der Grünen bilden. Er selbst bezeichnet sich eher als Sponti, für die 68er wäre er zu jung.⁽³⁾ Zur politischen Sozialisation Leggewies sagt das schon was aus, vor allem wenn er mit einem gewissen Stolz im Unterton sagt, dass die 68er die Republik zum positiven verändert hätten. Wobei er sich von den K-Gruppen der 70er distanziert, und meint, er wäre nie ein Amerikahasser gewesen. Die dem linken Denken nahestehenden dieses Landes bilden eben eine wesentlich komplexere Gruppe als es in Öffentlichkeit oft erscheint, und man darf annehmen, dass dieses Erscheinungsbild nur deswegen existiert, weil sie der gemeinsame Kampf gegen Kapitalismus oder von solchen Leuten die von ihnen als rechts eingestuft werden, sowie des Liberalismus, eint. Ist der gemeinsame Gegner besiegt, werden sie wieder übereinander herfallen. Carl Schmitt lässt grüßen.⁽⁴⁾

14. März 2015

Pressemeldungen im März 2015, kurz kommentiert


Post aus Jerusalem I von Göltz Aly in der Berliner Zeitung vom 30.03.2015. Aly arbeitet seit drei Wochen in der Bibliothek von Yad Vashem und wundert sich über die „tiefe Sorge um den Friedensprozess“, die mancher in Deutschland äußert. Denn nirgendwo im Nahen und Mittleren Osten sei es derzeit so friedlich wie in Israel.

Quentin Quencher am 31.03.2015 dazu:
„Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung?“ fragt sich Aly, und er zeichnet das Bild einer eines boomenden Landes. Überall wird gebaut und er meint damit nicht den Siedlungsbau in den sogenannten besetzen Gebieten, Schlagzeilen also die hierzulande die Meldungen dominieren wenn es um Israel geht, sondern eine „tausendfältige Bautätigkeit innerhalb der international anerkannten Grenzen.“ Auch sein Ausblick stimmt hoffnungsvoll: „Noch zwei Jahrzehnte und das Heilige Land ähnelt Singapur.“

10. März 2015

Kids, Gender, Hass und die Würde des Menschen

Es ist entschieden von Vorteil, wenn man die Regeln kennt die in einer Auseinandersetzung gelten. Ich kannte sie nicht, und hatte dafür dann eine blutige Nase.

Wie das Väter eben gerne tun, so 'bubelte' mein Vater auch mit mir, ich war vielleicht sieben oder acht Jahre alt, ging also schon zur Schule. Manchmal spielte er 'Boxen' mit mir, und ich durfte ihm auf Brustkorb und Oberarme schlagen. Er tat dann so, als ob ihm das weh getan hätte - mein Vater ist Schmied. Für mich war das ein Spiel, einen Boxkampf hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Einen Fernseher hatten wir zu dieser Zeit zwar schon, seit etwa zwei Jahren, schwarz-weiß natürlich, auch im Westen gab es damals noch kein Farbfernsehen. Wir im Osten haben es allerdings Buntfernsehen genannt, nur einen Boxkampf sah ich nie, ich hatte also keine Ahnung vom Boxen.

Die blutige Nase holte ich mir von einem Klassenkameraden, der zwar gleichaltrig, aber einen Kopf größer war als ich. Ich meinte ihn dazu auffordern zu müssen, mit mir boxen zu spielen. Doch der spielte nicht,

8. März 2015

Grüner Dilettantismus mit Verschwörungstheorie begründet

Dass der Beschluss 2011, nach Fukushima, deutsche Kernkraftwerke vorzeitig still zu legen, ein dilettantischer Kurzschluss war, hauptsächlich in Hinblick auf die damalige Landtagswahl in BW, ist ja schon länger bekannt. Dieser Dilettantismus wird nun aller Voraussicht nun teuer für den Staat, wenn die Schadenersatzforderungen der großen Energiekonzerne Erfolg haben sollten. Momentan sieht es ja ganz danach aus.

Lustig ist nun anzuschauen, wie die damals beteiligten versuchen sich gegenseitig den Schwarzen Peter für das Desaster zuzuschieben. Nun sollen ausgerechnet böse »atomfreundliche« Beamten dafür gesorgt haben, dass die Stillegungsbescheide so formuliert wurden, dass Eon und Co. Schadenersatz fordern können. Die taz berichtet:

1. März 2015

Kinderschuhe und der Klimawandel

Isda! Nukos! mit diesen Rufen wurde ich geweckt, fast täglich morgens gerade als die Sonne begann aufzugehen. Allerdings kamen der Fischersfrau, die den nächtlichen Fang ihres Mannes an die Kundschaft bringen wollte, manchmal die Hähne zuvor. Diese begannen schon vor dem Sonnenaufgang zu krähen, für Langschläfer sind Fischerdörfer in den Philippinen nicht geeignet. Jeden Morgen beginnen die Frauen die Straße, oder manchmal nur den Weg, mit Strohbesen zu fegen, und eine rege Kommunikation ist ebenfalls schon bei den ersten Sonnenstrahlen im Gange. Sauber sieht es aus in diesen Örtchen, kein Vergleich mit den größeren Städten, die abseits von Tourismus oder Big Business einem Dschungel gleichen, Je kleiner die Orte, desto sauberer, nicht generell, doch tendenziell.

Isda (Fisch) und Nukos (kleiner Tintenfisch) werden sofort zubereitet und finden sich zusammen mit Reis auf dem Frühstückstisch wieder. Nur ganz frisch hat der Fisch noch einen überaus angenehmen süßlichen Beigeschmack, wird er erst am Abend zubereitet, ist dieser Geschmack, trotz zwischenzeitlicher Kühlung, nicht mehr so vorhanden. Es ist ein bisschen so wie mit der bayerischen Weißwurst, die ja angeblich des Mittagsläuten auch nicht hören soll.