29. Dezember 2012

Gute Fotos: Urbex bei Kreutz-Quer

Dem Photograph Christian Gruner ist mit seiner »Urbex - Coal Plant Serie« gelungen, Menschen zu porträtieren, obwohl sie überhaupt nicht zu sehen sind. Man kann sie nur erahnen, ja man muss sie sich geradezu hinzudenken, da dies, was er hier fotografierte, ohne Menschen nicht vorstellbar ist.

Urbex bedeutet, lt. Wikipedia, Urban Exploration und meint die Erkundung sogenannter verlassener Orte, dort wo früher Menschen tätig waren, gewohnt oder etwas geschaffen haben, welches nun noch vorhanden ist und langsam verfällt. Gewissermaßen haben wir es mit Romantik zu tun, und dem Ästhetik von Verfall. Doch nicht nur das, als Betrachter unternimmt man gleichzeitig eine Zeitreise, stellt sich vor wie diese Orte gewirkt haben, als sie noch nicht verlassen waren, allerdings mit dem Wissen um deren Ende. „Du Ort, ich weiß wie es mit dir zu Ende gehen wird, ich habe es gesehen,“ so möchte man in die Vergangenheit rufen. Man fühlt sich als Überlebender, als Sieger, als Wissender. „Seht, ich bin und ich habe eine Zukunft, ihr wart und habt nur die Vergangenheit.“

28. Dezember 2012

Fundstück: Drittes schwarzes Jahr für grüne Aktien

- RENIXX World verliert 30,1 Prozent in 2012. Dies meldet der IWR-Newsticker. Das hat schon was zu sagen, denn dieser Index wird so beschrieben:
RENIXX® (Renewable Energy Industrial Index) World wurde vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) im Jahr 2005/2006 konzipiert und ist der erste weltweite Branchen-Aktienindex für erneuerbare Energien, der die Performance von Unternehmen der globalen Regenerativen Energiewirtschaft abbildet. Die Index-Gewichtung der Firmen wird über die jeweilige Höhe der Free-Float Börsenkapitalisierung berechnet. Der Aktienindex RENIXX World bildet den gobalen Markt ab und kann dem Anleger eine Orientierungshilfe über die weltweite Entwicklung des Marktes für erneuerbare Energien geben.
Doch zurück zu den IWR-News:
Das Börsenjahr 2012 war für die Anleger grüner Aktien auch im dritten Jahr in Folge enttäuschend. Der internationale Leitindex der Regenerativen Energiewirtschaft RENIXX World (Renewable Energy Industrial Index) notiert zum Jahresschluss mit 168,69 Punkten um 30,1 Prozent niedriger als vor einem Jahr (241,28 Punkte), teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit. Bereits 2010 verlor das regenerative Börsenbarometer 29,3 Prozent, im Jahr 2011 brach der Index um 54,4 Prozent ein.

25. Dezember 2012

Thorium, billiger als Kohle

Robert Hargraves greift tief in die Alarmistenmottenkiste, als er auf einem Vortrag, am 9. November 2012, vor der »Thayer School of Engineering at Dartmouth« über die Chancen des Thorium-Flüssigsalzrektors spricht. Sämtliche Schreckensszennarien, selbst solche welche den Alarmisten in der Klimadebatte so langsam zu peinlich sind, werden angesprochen. Doch diesen Aspekt seines Vortrages können wir vernachlässigen, es ist nur interessant festzustellen, dass sein hier vorgestelltes Programm für die Entwicklung und Nutzung des Thorium-Flüssigsalzreaktors auch im Interesse der Klimaschützer ist. Nur spricht er aus, was offensichtlich ist: Sämtliche Versuche mittels internationaler oder bilateraler oder nationaler Programme die CO₂-Emissionen zu reduzieren sind gescheitert, und haben auch in Zukunft keinen Aussicht auf Erfolg.

Der Schlüssel zum Erfolg einer Reduzierung von Treibhausgasen, wie ich jetzt einfach mal unkommentiert sage, liegt nicht in Verzicht oder Regulierungen wie Cap & Trade, sondern in der Aussicht Energie bereitzustellen, die billiger als die aus Kohle ist. Und hier sieht er mit den sogenannten »Erneuerbaren« kein Chance. Die sind und bleiben einfach zu teuer, zu unzuverlässig, und es ist nicht abzusehen ob und wann dies sich ändern könnte. An Kohle kommen die nicht ran, also werden sie ein Spielzeug von eher reichen Ländern bleiben. Ganz anders der LFTR (liquid fluoride thorium reactor), hier rechnet Hargraves mit Herstellungskosten von insgesamt drei Cent pro KW/h. Inklusive Kapitalverzinsung etc., gegenüber mehr als fünf Cent bei Kohle. Drei Cent, da werden viele hellhörig, nicht nur die Chinesen, die schon intensiv an der Verwirklichung dieses Konzeptes arbeiten.

24. Dezember 2012

Medien und Inszenierungsgesellschaften

Menschen versuchen ein bestimmtes Bild von sich selbst ihrer Umwelt zu vermitteln, sehen sich immer auch wie im Auge des Betrachters. Dabei bedienen sie sich einer ganzen Palette von verschiedensten Werkzeugen, solche die das gewünschte Bild transportieren können. Von der Kleidung über den Haarschnitt bis zur ureigen Mimik und Gestik. Und selbstredend natürlich Inhalt und Form dessen was man ausspricht. Alles das zusammengenommen ist die Inszenierung von sich selbst. Und wenn alles zueinander passt, ist die Inszenierung gelungen. Dies klappt natürlich nicht immer, vor allem wenn man die Medien - als solche möchte ich alles bezeichnet was geeignet ist ein gewünschtes Bild zu transportieren - Gestik und Mimik nicht vollständig unter Kontrolle hat, sie eine andere Geschichte erzählen. Das erzeugte Bild im Auge des Gegenüber ist dann möglicherweise nicht das erwünschte positive, statt einem Lächeln erscheint ein Grinsen.

22. Dezember 2012

Der Stachel des Zweifels - hier als Wiederholung

Vorwort

Nachfolgender Artikel erschien vor über einem Jahr im Science-Skeptical-Blog und auf Grund der aktuellen Entwicklungen erscheint es mit angebracht, auch hier nochmals darauf hinzuweisen. Die Qumram-Rollen werden im Internet öffentlich einsehbar sein. Dies geschieht einigermaßen geräuschlos, etwas man sich während der Hochzeit der Auseinandersetzung um die Deutung der Inhalte kaum vorstellen konnte. Die Öffentlichkeit nimmt kaum Notiz davon und die Diskussionen werden nicht mehr vor einer breiten Öffentlichkeit geführt, sondern in Fachkreisen, was einer ideologischen Durchdringung des Themas im Wege steht. Zweifler werden nicht mehr als Gefährder einer konstruierten Wahrheit gesehen, sondern als Wahrheitssucher, wie es nun einmal in der Wissenschaft sein sollte.

Ebenso in der Klimadebatte, auch hier zwingt das Internet zu mehr Transparenz und es wird immer schwieriger unliebsame Fragestellungen zu unterdrücken. So lösen die von Alec Rawls vorab ins Netz gestellten Entwürfe des neuen IPCC-Berichts vergleichsweise geringe Empörungsreaktionen aus. Was ebenfalls ein Indiz dafür sein könnte, dass es beim Thema Klimawandel auf eine entideologisierte Diskussion hinauslaufen könnte. Noch ist es natürlich nicht soweit, doch die Klimawissenschaftler sollten alles dafür tun, dass es dazu kommt. Politik und Ideologie haben in der Klimawissenschaft nichts verloren, ebensowenig wie Kirche und Glauben bei der wissenschaftlichen Auswertung von historischen Dokumenten. Der Stachel des Zweifels ist notwendig, damit aus der Wissenschaft heraus keine auf Glauben oder Ideologie aufbauende Dogmen errichtet werden können, die dann der Wissenschaft nur schaden. Die rechtzeitige Veröffentlichung befördert einen Diskurs bevor sich einseitige Deutungsversuche als vermeintliche Wahrheiten im öffentlichen Meinungsbild festsetzen können. [Ende des Vorwortes]

20. Dezember 2012

Fundstück: „Vorwärts und nicht vergessen“?

Auf H-Soz-u-Kult rezensiert Carl-Friedrich Hoeck das im Wallstein Verlag erschienene Buch von C. Lannert: „Vorwärts und nicht vergessen“?
„Seit der Wiedervereinigung schürten Politiker der PDS bis hinauf in die Reihe ihrer höchsten Repräsentanten in breiten Kreisen der (ost-)deutschen Bevölkerung Misstrauen gegenüber der Rechtsstaatlichkeit der Bundesrepublik, ihrem parlamentarischen System, ihren Parteien und ihrer Wirtschaftsordnung oder billigten ein solch diskriminierendes Verhältnis zumindest“ (S. 244). Exemplarisch hierfür verweist er auf die linken Narrative zur Deutschen Einheit: „Die Schilderungen der Wiedervereinigung durch die PDS zeichneten trotz Unterschieden in der Nuancierung ein Bild, in dem die BRD durch ihr Wirken eine bessere, demokratischere DDR verhindert hat“ (S. 244). Diese Sichtweise kulminiere in Begriffen wie „Siegerjustiz“.
Die ganze Rezension von Carl-Friedrich Höck lesen bei H-Soz-u-Kult

19. Dezember 2012

Weltbilderuntergänge

Wir leben in Zeiten der Katastrophen- oder Untergangerwartung, nichts bleibt wie es ist, es droht ein Weltgericht welches uns, die Menschen, dafür bestraft nicht nach den Regeln dieser Welt gehandelt zu haben. Die Vorzeichen fürs drohende Unglück erkannte schon Immanuel Kant in Das Ende der Dinge: „Überhandnehmende Ungerechtigkeit, Unterdrückung der Armen durch übermäßige Schwelgerei der Reichen, allgemeiner Verlust von Treu und Glauben, Konflikte und Kriege an allen Erdenden, moralischer Verfall und der schnellen Zunahme aller Laster und den sie begleitenden Übeln, ungewöhnliche Naturveränderungen, Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen, Kometen, Luftzeichen.“ Eine Ordnung wurde gestört, die Auswirkungen bekommt man zu spüren. Ordnungen haben Regeln, oder Gesetze, nach denen man sich richten muss, oder die gar unumstößlich gelten.

Doch welche Regeln sind es überhaupt, welche die Menschheit übertreten haben soll. Dies zu bestimmen ist nicht so einfach, eine Welt gibt es nämlich nicht, sie entsteht nur in unserem Kopf durch unser Wissen, oder unserem Glauben. Dementsprechend unterschiedlich sind die Weltbilder. Wissen und Glauben erklären uns aber nur die ablaufenden Prozesse wie die Wechselwirkung zwischen den Lebewesen untereinander, zwischen Materie und den Lebewesen und letztlich auch, Materie und Lebewesen in ihrem Verhältnis zu Gott oder der Religion. Es werden Prozesse erklärt, beschrieben, und bestimmt wie diese Prozesse abzulaufen haben, so dass die allgemeine Ordnung erkannt und nicht gestört wird.

14. Dezember 2012

Hilflosigkeit in der Enquete

Ich habe mir tatsächlich die vollen drei Stunden des Videomitschnitts der 25. Sitzung der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ angetan. Vorm nachahmen sei hier eindringlich gewarnt, es war so ungefähr das langweiligste was ich bislang dort sah. Die Hilflosigkeit der Anwesenden war geradezu greifbar. Dabei ging es um ein Kernthema dieser Enquete: „Nachhaltiger Konsum.“ Etwas also, was landauf und landab durch fast alle Medien als erstrebenswertes Verhalten dargestellt wird, und ja in nicht unerheblichem Umfang die Frage nach der Lebensqualität aufwirft. Letztlich ist Konsum das Ziel aller Wirtschaftsaktivitäten.

Die meiste Zeit nahmen die Stellungnahmen vom Sozialethiker Dr. Friedhelm Hengsbach und Dr. Lucia Reisch, Professorin an der Friedrichshafener Zeppelin-Universität, ein. Enquetewatch.de fasst es recht treffend so zusammen:
Beide Redner_innen klären ihr Verständnis eines nachhaltigen Konsums nicht deutlich. Dadurch bleibt unklar, welches genaue Ziel die verschiedenen Vorschläge bezwecken sollen.

12. Dezember 2012

Europa, der Friedensnobelpreis und Lessings Bogen

Nun haben wir ihn also, den Friedensnobelpreis. Doch wer sind wir, gibt es überhaupt ein europäisches Wir? Wer wurde da geehrt? Bei früheren Vergaben an Organisationen war dies klar erkennbar: Gruppen von Personen mit klar umrissenen Zielen. Das Rote Kreuz, das IPCC, die IAEO, die Quäcker oder UNICEF. Jeder der diesen Organisationen nahe stand, oder steht, durfte sich stolz fühlen für die Wertschätzung und Bestätigung seiner Arbeit, seinen Überzeugungen, Zielen und vor allem, für das Geleistete.

Die Europäische Union bekam ihren Preis „für über sechs Jahrzehnte, die zur Entwicklung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beitrugen.“ Sechs Jahrzehnte, damit ist der Zeitrahmen ab Beginn der Montanunion (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl) genannt, die freilich auch nicht aus dem „Nichts“ entstanden ist, sondern auf dem Schuman-Plan aufbaute, der wiederum sehr klar französische Interessen vertrat. Überhaupt sind nationalstaatliche Interessen, nicht nur Frankreichs, von Anfang an der dominierende Faktor der gesamten europäischen Einigung gewesen. Ein politisches Europa entstand nicht, eher ein Bündnis mit mehr oder minder großen Schnittmengen, deren hauptsächlicher Inhalt Wirtschaftsinteressen waren.

6. Dezember 2012

Lesetipp: Die deutsche Abstiegsideologie

Auf CHARTA ist ein Artikel von Wolfgang Michchal erschienen der die deutsche Abneigung gegen Google, Facebook und Apple beschreibt. Doch darüber hinaus finden sich hier eine Zustandsbeschreibung, die weit über die Reflexe gegen die erwähnten Firmen hinausgeht, und als typische Verhaltensweise der deutschen Geisteselite betrachtet werden kann.
Die deutsche Abstiegsideologie

Der Widerstand gegen diese Entwicklung erscheint uns in Deutschland nur deshalb so gewaltig, weil er vorwiegend von den sprachmächtigen kulturellen Eliten kommt. Diese haben die Fähigkeit und die Mittel (und die Chuzpe), ihre Partikularinteressen zu allgemeinen Interessen aufzublasen und so die Gesellschaft als Ganzes „aufzuhalten“ – mit dem positiven Nebeneffekt, dass sich ihre Verzögerungstaktik als wohltuende „Abfederung“ des Umbruchs erweisen kann. Denn eine Gesellschaft kann nie so schnell umsteuern wie Teilbereiche der Wirtschaft unter den disruptiven Bedingungen der neuen Technologie.

Problematisch wird die Verzögerungstaktik aber dann, wenn sie sich ideologisch aufzuladen beginnt. Und das ist derzeit der Fall.
[...]
Es ist ein Kennzeichnen von Abstiegsideologien, dass die Anlässe für Erregungen immer kleiner werden, während der dafür aufgewendete Sprachbombast immer größer, pathetischer, wilder und aggressiver wird.
Den ganzen Artikel bei CHARTA lesen.


Hexenkinder - Kinderhexen

Durch die Rezension des Buches »Mäuselmacher oder die Imagination des Bösen von Rainer Beck« auf H|Soz|u|Kult bin ich auf einen Aspekt der Hexenverfolgung in Deutschland aufmerksam geworden, welcher mir, als Laien auf diesem Gebiet, völlig unbekannt war. Auch Kinder wurden als »Hexen« hingerichtet. Ein ordentlicher Prozess ging voraus, die Akten darüber sind vorhanden - es war keine Willkür, sondern ganz normale Rechtsprechung und Wahrheitsfindung der Zeit.

Ich habe nur diese Rezension gelesen, ebenso die in der FAZ, doch das macht schon betroffen genug. Wie konnte es nur zu derartigen Auswüchsen kommen? Ganz offensichtlich durch die Annahme, dass das »Böse« existiert und sich dem Menschen als Erlebnis mitteilen kann. Oder durch, wie der Untertitel des Buches meint, durch „die Imagination des Bösen.“

5. Dezember 2012

Altmaiers peinliche Termine (1)

110.000 Unterschriften wurden Peter Altmaier aus einem Online-Appell „Rösler stoppen, Klimagipfel retten“ übergeben. Hmm. Habe ich das jetzt richtig verstanden. Wenn der Rösler gestoppt wird, ist der Klimagipfel gerettet? Wer hat sich denn nur diesen dämlichen Slogen ausgedacht. Organisiert wurde diese Unterschriftensammlung von der Campact e.V in Zusammenhang mit Germanwatch und der Klima-Allianz, und die werden wohl auch dafür verantwortlich zeichnen.

Interessant sind an dieser Meldung mehrere Punkte. Zum einen, Peter Altmaier bedankt sich artig bei Campact per Twitter mit den Worten:
Herzlichen Dank an @CampactPresse für über 110.000 Unterschriften für mehr Klimaschutz! Rückenstärkung für Doha!

4. Dezember 2012

Lesetipp: Sendeschluss, von Theirry Chervel

In letzter Zeit ist viel die Rede vom Zeitungssterben, FTD und die FR sind ja nur die Spitze des Eisberges. Die digitalen Medien, vulgo Internet, würden das Geschäftsmodell sämtlicher privater Medien in Frage stellen, doch niemand spricht von einer Krise bei den Öffentlich Rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten, die sind dank Zwangsgebühren außen vor.
... Dieser Apparat verbraucht jetzt schon acht Milliarden Euro im Jahr, eine davon aus Werbung, die die privaten Medien dringend gebrauchen könnten, der Rest aus Gebühren. Man muss sich einmal klar machen, was das heißt: Acht Milliarden Euro – das ist in etwa so viel wie sämtliche Kultursubventionen aller deutschen Länder und Gemeinden, sämtliche Museen, Theater und Bibliotheken. Es ist nur unwesentlich weniger als die Kirchensteuer, deren Aufkommen bei neun Milliarden Euro liegt. Die ÖRA sind uns fast so viel wert wie der liebe Gott. ...
Den ganzen Artikel lesen bei Perlentaucher.

2. Dezember 2012

Manager in der Schweigespirale

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts machte der Begriff Schweigespirale die Runde. Ausgangspunkt waren Beobachtungen von Elisabeth Noelle-Neumann, die feststellte, dass bei den Bundestagswahlen 1965 sowie 1972 bei Umfragen sich ein Kopf an Kopf Rennen zwischen CDU und SPD abzeichnete, die Siegeserwartung aber für die SPD zunahm.⁽¹⁾ Vor allem dem Journalismus wurde in diesem Zusammenhang immer wieder nachgesagt, durch tendenziöse Berichterstattung ein Meinungsklima zu schaffen, welches in der Bevölkerung dazu führt, dass sich die Mehrheit in der Minderheit wähnt.

29. November 2012

Bürgerlichkeiten

Konstantin Sakkas mischt sich im Cicero in die neue „Bürgerlichkeits-diskussion“ ein, und beschreibt, durchaus nicht abwertend, den Begriff „Gutbürgerlich.“ Nicht moralische oder ideologische, nicht mal materielle Vorstellungen haben diesen Begriff geprägt, sondern kulturelle, in ihrem besten Sinne.
So wurden im 19. Jahrhundert Kultur und Bildung nicht nur zum Schlüssel des Aufstiegs – nein, sie waren ein Selbstzweck, ein Besitz, den man um seiner selbst willen pflegte und der den Kern dessen ausmachte, was man bürgerlich nennt.

27. November 2012

Die Energiewende von Doha

Nein, hier geht es nicht um die Weltklimakonferenz, die dieser Tage in Doha statt findet, sondern um die nunmehr hochprofitable Gas-zu-Öl Technologie. Es steht nun eine Riesenanlage die Pearl GTL, in in Ras Laffan, Katar, welche einen noch riesigeren Gewinn abwirft. Die New York Times spricht von einem Profit von 10 Milliarden USDollar pro Jahr.

Während hierzulande festgelegt wird, welche Technologien in Zukunft zur Energieerzeugung benutzt werden sollen, wird woanders an einer ganz anderen Zukunft gearbeitet. Bei ReportLinker und Visiongain wird eine Studie vorgestellt in der ein Ausblick in Richtung der Zukunft der synthetischen flüssigen Brennstoffe, wie Diesel, gewagt wird. Und die sieht mehr als rosig aus. Ab etwa einem Rohölpreis von 40 USDollar rechnet sich das Verfahren, welches unter der Bezeichnung Fischer-Tropsch bekannt ist.

24. November 2012

Apokalypse No

Am 11. September 2001 rief mich ein Freund an und schrie durchs Telefon: "Schalt den Fernseher ein, Armageddon hat begonnen." Den Fernseher hatte ich natürlich schon an und musste mit Entsetzen den Einsturz der Twin Towers mit ansehen. An Krieg dachte ich wohl, die USA wurden angegriffen, soviel schien klar, doch Armageddon, das war mir doch zu weit hergeholt. Dabei handelt es sich bei meinem Freund um keinen Hysteriker, sondern um einen gebildeten, belesenen und weit gereisten Mann um Anfang Fünfzig. Damals hatte ich der Bemerkung keine besondere Bedeutung zugemessen, aufgewühlt, und vielleicht auch verängstigt, waren wir alle. Dennoch ist mir diese Aussage in Erinnerung geblieben, gerade weil sie eigentlich nicht zur Person passte, und als im SWR2-Forum eine Sendung mit dem Titel: "Warum fasziniert uns die Apokalypse?" hörte, wurde ich neugierig. Ist das wirklich so? Auch und gerade heute, wo Weltuntergangszenarien Konjunktur haben, oder war dies womöglich schon immer so?

22. November 2012

Nachhaltige Selbstzerstörung

Wir kennen heute viele Berichte, sogar aus der jüngeren Vergangenheit, die davon erzählen dass Menschen Prophezeiungen geglaubt haben und diese für unvermeidbar hielten. Alles Handeln wurde diesen Prophezeiungen untergeordnet, die Gegenwart verliert an Bedeutung. Ganz bekannt sind in diesem Zusammenhang auch Extreme die bis zu Selbsttötungen gingen, vor allem in von apokalyptischen Vorstellungen geprägten Sekten. Meist sind dies einzelne Gruppen, die sich aber von der übrigen Gesellschaft ausgrenzen und diese nicht wesentlich beeinflussen. Ganze Völker oder Kulturen tun dies eher selten, doch es kommt vor; und wenn, dann ist meist, wie in der biblischen Apokalypse, damit eine Heilsversprechen verbunden. Die Nazis versprachen dem deutschen Volk eine glorreiche Zukunft, genauso wie Kommunisten oder Maoisten. Nirgends wurde die Versprechungen eingelöst. Es endete überall in der Selbstzerstörung der Gesellschaft, bis hin zur physischen Vernichtung nicht nur der angenommen Feinde. Ein sehr anschauliches Beispiel wie diese Mechanismen ablaufen stammt aus Afrika. Ein südafrikanischer Viehzüchterstamm löschte sich beinahe selbst aus. Wie konnte das passieren?

20. November 2012

Kleines Rätsel:

Wer hat das gesagt?
„Offshore-Windenergie wird heute anders eingeschätzt, als vor drei Jahren, damals wollten wir mit dabei sein, bevor die Großen diesen Erzeugungsmarkt allein unter sich aufteilen. Heute sieht man, die Projekte sind technisch sehr viel schwieriger als gedacht, sie sind auch wirtschaftlich wesentlich kritischer als erhofft.“
Die Auflösung gibt es hier: Windpark-Projekt der Südweststrom geplatzt

Nachtrag vom 10.01.2013:

Die oben verlinkte Seite ist nicht mehr online. Bei dem Gesuchten handelt es sich um Boris Palmer, grüner Oberbürgermeister von Tübingen. Das Tagblatt berichtete:
Bei den ersten Rückschlägen in der Nordsee waren die Südweststromer noch zuversichtlich, dass Bard die Probleme in den Griff bekommen würde. Aber dieser Glaube wurde immer mehr erschüttert – bis der Aufsichtsrat mit dem Tübinger OB Boris Palmer an der Spitze Anfang November zum Rückzug blies – mit der enttäuschenden Feststellung: „Es ist nichts so eingetreten, wie man sich das anfangs gedacht hatte.“ Deshalb ist auch der Traum vom günstigen Grundlaststrom aus der Nordsee geplatzt: „Der ist nicht unter 30 Cent pro Kilowattstunde zu produzieren.“

18. November 2012

Wertkonservative, Biedermeier und die Spießbürger

Die aktuelle Debatte wer den nun die besseren Konservativen sind - die Grünen oder die Schwarzen - führt völlig in die Irre. Es schreien die einen: „Wir sind die Wertkonservativen, ihr die Strukturkonservativen.“ Die anderen erwidern: „Alles Quatsch, Strukturkonservatismus gibts vielleicht noch bei den Gewerkschaften, doch nirgends sonst.“ Im Grunde braucht man auf diese Debatte gar nicht eingehen, weil es ein Streit ist der um einen inhaltslosen Begriff geführt wird. So richtig weiß eh keiner mehr, was »konservativ« im politischen Kontext bedeutet. Kaum eine der schlauen Definitionen dies sich finden lassen, beschreiben die Konservativen so wie sie sich heute darstellen, und wie sie von den Mitmenschen erlebt werden.

16. November 2012

Zwangsbewirtschaftungen und die Energiewende

Aus der Kriegswirtschaft zur Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges kennt man einige Verfahren, die zur Herstellung von Gütern oder Rohstoffen verwendet wurden, weil auf Grund der besonderen Situation im Krieg nicht genügend für alle vorhanden war. Man versuchte Ersatz, Substitute, zu schaffen. Und wo das nicht ging, musste man eben verzichten, vor allem im zivilen Leben; die Bedürfnisse des militärischen Sektors hatte Vorrang. Ressourcen wurden alloziert, zugewiesen, verteilt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Ressourcenallokation, die nicht nur in Zeiten der Krise oder des Krieges notwendig ist, sondern allgegenwärtig.⁽¹⁾

Im Normalfall sorgen Marktmechanismen für die Verteilung. Eine Ressourcenproblematik entsteht erst durch politische oder militärische Konflikte, da unter diesen Umständen davon ausgegangen wird, dass die Marktwirtschaft versagt. Konflikte oder Krisen erzeugen Knappheiten, die im Zuge der Knappheitsbewältigung wieder neue Konflikte hervorrufen. In einem Tagungsbericht vom 49. Historikertag in Mainz heißt es dazu:⁽²⁾
In der Folge lassen ihre Lösungsversuche wiederum neue Konfliktfelder entstehen, und zwar sowohl dort, wo sie (scheinbar) erfolgreich waren als auch dort, wo das Versprechen einer Aufhebung der Ressourcenproblematik uneingelöst blieb.

12. November 2012

Enquete vor dem Scheitern?

Auf der 25. Sitzung der Enquete-Kommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« soll das noch ausstehende Kapitel 7 des Abschlussberichtes der Projektgruppe 3 (Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt – Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung) beraten werden. Die Tagesordnung dazu wurde veröffentlicht (pdf | 41,3 KB):
Mitteilung
Die 25. Sitzung der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität findet statt am:
Montag, dem 19.11.2012, 13:15 Uhr
Sitzungssaal: E 700
Sitzungsort: Paul-Löbe-Haus
-öffentlich-
Tagesordnung
1 Beratung des zweiten Berichtsbeitrages der Projektgruppe 3 (Kapitel 7)hierzu: Kommissionsdrucksache 17(26)83 (wird verteilt)

2 Berichte aus den Projektgruppen

3 Verschiedenes
Die Kommissionsdrucksache 17(26)83 ist bis jetzt (12.Nov.2012) noch nicht veröffentlicht. Doch offensichtlich scheint es größere Schwierigkeiten zu geben.

10. November 2012

Ott bei Friedman, oder wie mit falschen Ängsten Politik gemacht wird

Es gibt Sendungen im Fernsehen die ich normalerweise sofort wegzappe. Dazu gehören fast alle Talkrunden, vor allem dann, wenn sie ein Format wie bei Anne Will aufweisen. Ein paar wenige Sätze, oberflächlich und doch medienwirksam vorgebracht, durch immer wieder eingespielte Filmchen unterbrochen, sollen den Zuschauer bei Laune halten. Beckmann und Co. sind ebenfalls kaum noch erträglich. Betroffenheitsgeschwafel nenne ich dies. Im Prinzip lässt sich diese Aufzählung noch ein ganzes Stück erweitern, und betrifft alle Sender, ob öffentlich rechtliche oder private ist egal. Einige Ausnahmen gibt es, stellvertretend seien hier nur die Phoenix-Sendungen »Im Dialog« oder »Unter den Linden« genannt.

Michel Friedman macht mit seiner Sendung in N24 da auch eine gewisse Ausnahme, denn er passt nicht in diese Muster. Man könnte bei ihm von Konfrontationsjournalismus sprechen, oder Provokationsjournalismus. Diese seine Krawallmasche ging mir ebenso auf den Wecker, weshalb ich mir dies auch nie anschaute - bis vorgestern. Thema waren die gestiegene Stromkosten und die Energiewende etc., etwas was mich natürlich interessierte, doch nicht der Grund war warum ich es mir anschaute. Es lag an der Person Hermann Ott von den Grünen, doch dazu später. Erst einmal die Vorbemerkung, dass ich doch etwas erstaunt über die Art und Weise war, wie Friedman seine Sendung führt.

7. November 2012

Fracking - Obamas Rettung?

Barak Obama wurde in den USA als Präsident für nächsten vier Jahre wiedergewählt. Dafür gibt es einige Gründe, der hauptsächliche ist, dass in der Arbeitslosenstatistik die magische 8% Hürde nicht übersprungen wurde. Auch der Zuwachs an neuen Jobs war höher als von Analysten erwartet. In der Regel hat nur dann ein Präsident die Chance auf eine Wiederwahl, wenn er die Arbeitslosigkeit senken konnte. Dies ist knapp gelungen und liegt nicht zuletzt daran, dass es einen Boom bei der Erdgas- und Erdölförderung gegeben hat. Allein aufs Fracking, bei dieser Fördermethode werden unterirdische Gesteinsschichten aufgebrochen, entfallen rund eine Million neue Jobs. Gut bezahlt und nicht subventioniert.

Sollten noch vor vier Jahren die sogenannten Erneuerbaren Energien eine große Rolle spielen - deutlich wurde dies vor allem durch die Berufung des Nobelpreisträgers und Klimaschützers Steven Chu als Energieminister - so stellte sich doch schnell heraus, dass die NIE (Neue Ineffiziente Energien) kein Jobmotor sind, zum Klimaschutz nichts beitragen können und Unsummen Steuergelder verbrauchen. Tatsächlich wurden alle Versprechungen der »Green Economy« eingelöst. Allerdings nicht von ihr, sondern durchs Fracking. Vor allem unkonventionell gefördertes Erdgas wurde zum Renner. Die Energiepreise fielen, die Wirtschaft erholte sich und als besonders Schmankerl ging auch noch der CO₂ Ausstoß zurück.

4. November 2012

Virtuelle Personen und die Gefühle

In Japan hat die virtuelle Figur »Miku Hatsune« einen Kultstatus erreicht, der fast göttliche Verehrung erreicht. So wird ein Fan mit den Worten zitiert: „She’s rather more like a goddess: She has human parts, but she transcends human limitations.“ Dabei ist sie eine reine Kunstfigur, nein, nicht wie Lady Gaga oder Cher, eine richtige Kunstfigur. Ein Hologramm welches auf die Bühne projiziert wird, Computerstimme und alles andere auch ist komplett künstlich. Eine Illusion. Lediglich Publikum und Begleitmusiker sind richtig real. Mit realen Instrumenten und realer Begeisterung. Diese Verehrung wundert James Verini einigermaßen, in »WIRED« geht er deshalb der Frage nach wie der virtuelle Pop Star Hatsune Miku in Japan Kult wurde. Fans, richtige Menschen, entwickeln Emotionen gegenüber dieser künstlichen Figur.

3. November 2012

Frau Merkel, das EEG und der Konjunktiv

Gestern, am 02.Nov.2012, gab Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit den Miniterpräsidenten von Thüringen, Frau Christine Lieberknecht, und Schleswig-Holstein, Herr Torsten Albig, eine Pressekonferenz über die Ergebnisse von Beratungen zur Energiewende.



Am auffälligsten war, dass Angela Merkel im Konjunktiv sprach, als sie sagte, dass man gemeinsam die Energiewende vielleicht auch schaffen könne (5:00 min). Doch es gab noch weitere sehr bemerkenswerte Worte, die mich eher beunruhigen. So sagte Herr Albig, es wäre vom Umweltminister Altmaier versichert worden dass der Ausbau der Energiewende auf Basis der Ergebnisse der Plattform Erneuerbare Energien stattfindet (9:30 min). Hauptbestandteil dieser Plattform ist ein so genannter Steuerungskreis dem unter anderem diese Verbände und Institiutionen angehören:

1. November 2012

Tückische Objekte als moderner Aberglaube

Im Film Final Destination findet sich folgende Szene:



Niemand tut etwas böses, kein Schuft oder Zombie oder Außerirdischer stellt dem Arglosen mit Hinterlist heim und möchte diesen meucheln. Dinge sind es, die sich scheinbar gegen den Menschen verschworen haben, so als ob sie einen eigenen Willen hätten, oder einen eigenen Charakter, um bei sich bietender Gelegenheit ihr zerstörerisches Wesen entfalten.

29. Oktober 2012

Erich Kästner und die Email

Heute Abend wollte ich meinen kleineren Kindern mal aus einem Buch vorlesen, welches mir als Kind gut gefiel: Erich Kästners »Konferenz der Tiere«. Es wurde ein Desaster. Schon dieser erste Absatz im Buch ließ mich zweifeln, ob meine Auswahl die richtige ist:
"telegramm an alle welt! -..- konferenz in london beendet -..- verhandlungen ergebnislos -..- bildung von vier internationalen kommissionen -..- nächste konferenz beschlossen -..- wegen tagungsort noch meinungsverschiedenheiten -..--..---..----"
„Was ist ein Telegramm, Papa?“

Mist! Würde Bernd das Brot dazu sagen. Ja klar, woher sollen die Knirpse auch wissen was ein Telegramm ist. OK, Ihr Bälger, wollte ich beginnen, konnte es mir verkneifen und sagte: „Kinder, das ist sowas wie eine Email, nur musste man dazu auf die Post gehen, von dort wurde es dann verschickt. Das ist so ungefähr wie ein Fax, doch das gab es damals noch nicht, auch keine Computer.“

We can't - Obama und die grüne Energie

In seinem Plan für eine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten, treten die NIE (Neue Ineffiziente Energien) in den Hintergrund. Barak Obama entdeckt den Jobmotor Erdgas und muss seine Prioritäten, die mehr auf fragliche Umweltauswirkungen wie den Klimawandel ausgerichtet waren, nun revidieren. Der Preis für Erdgas geht nach unten und die Anzahl der Jobs in diesem Bereich nach oben. Das sind Wirklichkeiten, gegen die nicht einmal der "green president" ignorieren kann. Deshalb versucht er nun auf einen Zug aufzuspringen, der sich bereits in voller Fahrt befindet. Hieß das Zauberwort vor vier Jahren noch »change« so sind es heute die »jobs«. Und die entstehen eben nicht durch die grünen Energien sondern, wie man erkennen musste, durch Fortschritte bei der Erdgasförderung.

Obamas Last-Minute-Kampagne im Präsidentschaftswahlkampf trägt den Titel "The New Economic Patriotism: A Plan for Jobs and Middle-Class Security." und glänzt durch die völlige Abwesenheit von Worten wie climate change or global warming. Statt dessen wird nur von einem global clean energy market gesprochen, und dass allein im Erdgassektor 600.000 neue gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen. Wie so oft in der Politik, ob in den Vereinigten Staaten oder in Deutschland - ist egal, werden Entwicklungen zu spät wahrgenommen. Vor allem dann wenn man Angst hat, dass diese neuen Entwicklungen nicht mit älteren, meist ideologisch beeinflussten, Überzeugungen in Einklang gebracht werden können.
"He didn't see this coming at all but you should say that most people didn't see it coming," said William S. Peirce, professor emeritus of economics at Case Western University. "It happened so quickly that the administration didn't have time to oppose it."

28. Oktober 2012

Die neuen Konservativen

Am Montag den 22. Oktober 20012, einen Tag nach der Wahl von Fritz Kuhn zum neuen OB in Stuttgart, beschäftigte sich die Sendung SWR 2 - Kontext damit: Revolution bei den Schwaben - Alles im Grünen Bereich. In dieser Sendung ist auch ein Interview mit dem Journalisten Alexander Grau zu hören, in dem er bereits zuvor geäußerte Überzeugungen konkretisiert, die da vor allem wären, dass die Grünen die neuen Spießer sind. So schrieb er schon im Cicero, dass „Grüne Politik bedeutet moralische Zwangsverordnung statt Einsatz für die Freiheit jedes einzelnen.“ Damals wurde er für diese Darstellung teilweise heftig kritisiert, doch in der Zwischenzeit zweifelt kaum noch jemand daran, dass diese Beschreibung zutreffend ist, zumindest im Südwesten.

Das Interview in der SWR-Sendung führte Elisabeth Brückner und ist hier von mir im Wortlaut wieder gegeben:

22. Oktober 2012

Schwarze Denkfehler

Mit rund 25% der Wählerstimmen, wenn man die Nichtwähler berücksichtigt, wurde der Grüne Fritz Kuhn zum neuen Oberbürgermeister von Stuttgart gewählt.⁽¹⁾ Immerhin recht deutlich vor dem von der CDU unterstützten Kandidaten Sebastian Turner. Bei einer Wahlbeteiligung von 47,2 % haben allerdings die Nichtwähler mehr Stimmen bekommen als Kuhn und Turner zusammen. Und schon, kaum dass die Stimmen ausgezählt sind, werden Stimmen in der CDU-laut, man müsse ein Großstadtkonzept entwickeln und Themen wie Kinderbetreuung, Ganztagsschule, Probleme von Alleinerziehenden und städtebauliche Entwicklung als drängendste Fragen der Bewohner annehmen.⁽²⁾

Selbstverständlich muss die CDU, wie alle anderen Parteien auch, Antworten auf diese Fragen haben, oder weiter entwickeln und den geänderten Umständen anpassen. Leider ist zu befürchten, dass nun bloß bei denen die sich als Verlierer der Wahl sehen, die CDU, die Konzepte der anderen kopiert werden und nur eine andere Beschreibung bekommen. Vielleicht lässt sich dabei auch die eine oder andere Wählerstimme wiedergewinnen die an die Grünen abgewandert ist, doch insgesamt wird dieses Konzept erfolglos sein. Die CDU wird nur dann wieder Fuß fassen können, wenn es ihr gelingt bei den Nichtwählern zu punkten. Um die kümmert sich niemand.

21. Oktober 2012

Kleine Guttenbergs und die 68er

Im Cicero berichtet Gunnar Hinck über die Promotion des Götz Aly, welche wohl nicht ganz astrein gewesen sein soll. Und dass er sich an der Freien Universität Berlin nicht nur Freunde gemacht hat, weil er unter den Arbeiten von ganz normalen Doktoranden nach Plagiaten gesucht hat.
Unter dem Titel „Meine kleinen Guttenbergs“ startete er in seiner Kolumne für Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau eine Art Serie. Darin widmete sich Aly nicht nur schummelnden Doktoranden und nachlässigen Prüfern, er nahm sich auch seine eigenen Studenten an der Freien Universität Berlin vor.
Oh jeh, das musste ja böses Blut schaffen. Ausgerechnet an dieser Uni werden Schummler mit meine kleine Gutenbergs tituliert. Was aber Aly dazu bewegt, auch bei Otto-Normalstudent etwas genauer hinzuschauen, das erzählt uns Gunnar Hinck nicht, dafür aber, dass Aly früher maoistischen Idealen an gehangen habe.

18. Oktober 2012

Anthropozän und Technium

Zwei Begriffe die die gleiche Zeit beschreiben, ab dem Punkt an dem sich der Mensch mittels Technik die Natur und seine Umwelt zu Diensten macht. Nein, eigentlich mehr noch, als der Mensch begann, sich in nennenswertem Umfang von den Launen der Natur zu befreien, etwa ab der industriellen Revolution. Der erste Begriff, Anthropozän, wurde von Paul Crutzen geprägt und wird vor allem dann verwendet, wenn der schädliche Einfluss des Menschen auf die Natur und die Geosysteme beschrieben wird.⁽¹⁾ Der zweite Begriff, Technium, geht auf Kevin Kelly zurück, der damit die Entwicklung und Weiterentwicklung von Technik als einen evolutionären Prozess beschreibt, welcher vom Menschen nur bedingt geplant und gelenkt werden kann.⁽²⁾⁽³⁾ In Novo-Argumente geht Thilo Spahl auf die Vorstellungen Kellys ein und beschreibt ein überaus positives Bild der Zukunft:
"Wenn wir aufhören, uns die Zukunft als Energiesparvariante der Gegenwart zu denken, uns über die Expansion des Technium als Expansion des Menschenmöglichen zu freuen, dann können wir eine große Zukunft schaffen"
Beide Begriffe erlauben einen Blick in die Zukunft, was vorstellbar ist, wie sich die Menschheit weiter entwickeln wird. Das Anthropozän als warnende und apokalyptische Vision, mit der Mahnung auf Verzicht und Einhalt; und das genaue Gegenteil, das Technium als evolutionärer Prozess in eine Zukunft mit mehr Möglichkeiten für die Menschheit.

17. Oktober 2012

Klima-Angst für Kinder

Ulli Kulke schreibt in seinem Blog, Donner und Doria, über ein neu erschienenes Kinderbuch, welches den Kleinen im Grundschulalter schon mal richtig Angst einjagen soll:
" In tödlichen Fluten untergegangene Häuser, Gerippe von vertrockneten Tierkadavern in der Wüste, ein süßer Hund, der nichts mehr zu trinken findet und dem vor Durst die Zunge aus dem Hals hängt, der unvermeidliche verzweifelte Eisbär auf einsamer, schmelzender Scholle, an solchen „lustigen Zeichnungen“ – in der Anmutung banaler Witzzeichnungen aus den 50er-Jahre-Illustrierten – sollen sich die Kleinen aufrichten. „Ungeheuer Klimakatastrophe“, Weltuntergang pur, da kommt Begeisterung auf."
Doch diese Rechnung wird nicht aufgehen, Kinder haben einen Sensor für Indoktrination, und entwickeln zumeist Widerstände dagegen. Oder wie Ulli Kulke schreibt:

9. Oktober 2012

M. Miegel über die Enquete

Im letzten Beitrag ist über die 21. Sitzung der Enquetekommission des Bundestages, "Wachstum, Wohlstand, Lebenqualität," gesprochen worden. Als Ergänzung dazu einen Ausschnitt aus einem Gespräch mit Meinhard Miegel, einem Sachverständigen der Enquete, in dem er über die Schwierigkeiten spricht, überhaupt über die Begriffe, über die diskutiert werden soll, Einigkeit zu gewinnen.



Ich betrachte diese Enquete als besonders wichtig im politischen Diskurs. Eine längst überfällige Diskussion ist nun im Bundestag, in den Fraktionen, angekommen, in der lieb gewonnene Vorstellungen revidiert werden müssen. Besonders sei in diesem Zusammenhang die Erkenntnis genannt, dass die Rohstoffe in absehbarer Zeit nicht knapp werden. Auch von der Vorstellung, durch Effizienzzuwachs könnten Einsparungen im Verbrauch erreicht werden, dürfen sich die Liebhaber der Nachhaltigkeit verabschieden. Rebounds machen dies unmöglich. Die Liste ließe sich noch beliebig weiterführen, zum Beispiel auch über die Sinnlosigkeit von nationalen Alleingängen, doch für hier soll es damit genug sein. Wichtig war für mich hier nur darzustellen, wie wichtig diese Diskussionen sind.

8. Oktober 2012

Neues von der Enquete

Am 24. September 2012 fand die 21. Sitzung der Enquetekommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität statt.⁽¹⁾ Haupttagungspunkt war die Beratung und Verabschiedung des Berichts der Tagungsgruppe 3 (PG3)⁽²⁾ und wenn eines klar wurde, dann das, dass nichts klar ist. Weder beim Thema Ressourcen, noch bei fast allen anderen Themen. Der Vorsitzende der PG3, Hermann Ott, betonte daher mehrmals, dass sich die Kommission lediglich einig sei darüber, dass die Grenzen des Ökosystems die Grenzen unseres Handelns darstellt. Das war aber auch schon alles worüber das man sich einig war. Wahrscheinlich deswegen, weil diese Formulierung so schwammig und letztlich nichtssagend ist, da konnte wohl jeder zustimmen, ohne sich besonders festlegen zu müssen.

Nach den Erfahrungen in der PG1⁽³⁾ war man offensichtlich bemüht, wenn schon nicht einen Konsens, so doch immerhin ein gemeinsames Papier zustande zu bringen. Im Laufe der Sitzung wurde auch deutlich, wie dies gelingen konnte. So wurden abweichende Meinungen und Standpunkte in Fußnoten verpackt, und als diese Praxis Ott erklärte, veranlasste dies die Vorsitzende Daniela Kolbe zu der Feststellung, es wären wirklich viele Fußnoten in dem Bericht. Doch selbst damit war noch nicht alles in Butter, vor allem Michael Müller⁽⁴⁾ konnte sich überhaupt nicht mit der Darstellung anfreunden, dass es offensichtlich auf absehbare Zeit keine Schwierigkeiten bei den Ressourcen geben wird, und er machte geltend, dass die Zeit von Easy Oil vorüber gehe, und es immer schwieriger wäre, an die Ressourcen heran zu kommen. Schon diese Bemerkung zeigt, wie technikfeindlich seine Gedanken sind. Wenn eine derartige Sichtweise stimmen würde, dann wäre zu jeder Zeit ein Ende des Easy Oil zu verzeichnen gewesen. Was heute easy ist, war vor Jahrzehnten unmöglich, und so wird es auch weiter gehen. Es sei denn man teilt die derartig pessimistische Weltsicht eines Herrn Müller.

6. Oktober 2012

Ein Dankeschön

Gestern bekam ich von guten Freunden ein Buch geschenkt, welches mich schon lange interessiert, es mir aber nicht besorgt hatte. Immer war irgendetwas scheinbar wichtiger für mich. Nun liegt es mir vor, Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt," und schon die Einleitung lässt aufhorchen, gleich auf der ersten Seite ist diese Aussage zu finden:
Selbst heute, im Zeitalter von Satellitenkommunikation und Internet, leben Milliarden in engen, lokalen Verhältnissen, denen sie weder real noch mental entkommen können. Nur privilegierte Minderheiten denken und agieren global.
Das macht neugierig und ich werde sicher wieder von diesem Werk berichten. Hier vorerst nur der Dank an meine Freunde, welche mir das Buch schenkten. Ich werde jedes mal an Euch denken wenn ich es aufschlage.

30. September 2012

Altmaiers widersinniges Weitermarschieren

Alexander Marguir schreibt im Cicero:
"Als „irreversibel“ bezeichnete Peter Altmaier die Energiewende jüngst bei der Präsentation eines „Zehn-Punkte-Programms“ zur Umweltpolitik – gerade so, als handle es sich um eine physikalische Notwendigkeit, und nicht um ein von Menschen gemachtes Gesetz. „Irreversibel“, also unumkehrbar, bedeutet ja in diesem Fall nichts anderes als ein Festhalten am Atomausstieg auch für den Fall, dass neu hinzugewonnene Erkenntnisse Zweifel am gesamten Projekt aufkommen lassen würden. Solches Handeln wider besseres Wissen wäre aber eine ausgemachte Dummheit, um nicht zu sagen: gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung. Wie kommt Peter Altmaier, der dem Vernehmen nach ja ein kluger Kopf sein soll, zu derlei Behauptungen?"
Den ganzen Artikel im Cicero lesen.

25. September 2012

Nachhaltige Katastrophe

Ludwig Trepl schreibt in seinem Blog:
"Abgesehen davon, daß eine nicht auf Dauer „zukunftsfähige“ Gesellschaft gar keine „zukunftsfähige“ ist und daß eine Nachhaltigkeit gar nichts versteht, man statt dessen wohl lesen muß: „Unter sozialer Nachhaltigkeit versteht man die Entwicklung ...“, obwohl auch gemeint sein könnte, daß die Entwicklung die Nachhaltigkeit versteht: Man findet hier sehr schön die schon von etlichen Denkern ausgesprochene These bestätigt, daß die Erfindung von „Nachhaltigkeit“ die Welt in einen geistigen Abgrund geschleudert hat."
Weiterlesen bei Landschaft und Ökologie.

23. September 2012

Meadows, Ott und die Katastrophen

Am 8. August 2012 trafen sich in einem Berliner Kleingarten Dr. Hermann E. Ott, Prof. Dr. Harald Welzer und Marlehn Thieme zu einem Gespräch zu dem Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit.⁽¹⁾ Eingeladen hatte die Alfred Toepfer Stiftung, die Haniel Stiftung und die Gerda Henkel Stiftung. Auf der Webseite L.I.S.A. (Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung) ist ein Videomittschnitt dieses Gespräches zu sehen.⁽²⁾ Die einleitenden Worte sprach Michael Henzler von der Gerda Henkel Stiftung. Und schon hier wurde klar um was es geht: Wie man die Menschheit umerziehen könne.
Michael Henzler: "Ich saß vor etwa zweieinhalb Jahren mit Dennis Meadows zum Abendessen hier in Berlin und ich habe ihn gefragt, woran liegt es denn eigentlich jetzt, nach diesen ganzen Mammutkonferenzen, daß so wenig passiert. Die Antwort von Dennis Meadows war ernüchternd, er sagte: "Michael, das einzige was uns helfen würde, wären Katastrophen. Besonders gut wäre eine richtige Hitzekatastrophe in den USA, wo die Leute wirklich darunter leiden würden und dadurch ein Umdenken käme.""⁽³⁾
Insbesonders Hermann Ott griff später diese Gedanken mehrfach auf und berief sich auf den Philosophen Hans Jonas,⁽⁴⁾ indem er anmahnte, wir müssen wieder zu einer Heuristik der Furcht kommen.

3. September 2012

Die Mäuse von Tschernobyl

In Novo-Argumente wurde von Thilo Spahl vom Hormesis-Effekt bei ionisierender Strahlung gesprochen⁽¹⁾ Dieser Effekt wird in Wikipedia so beschrieben:
"(griech.: „Anregung, Anstoß“, engl.: adaptive response) ist die schon von Paracelsus formulierte Hypothese, dass geringe Dosen schädlicher oder giftiger Substanzen eine positive Wirkung auf den Organismus haben können. Sie wird heute in der Definition weiter gefasst. Bei medizinisch wirksamen Substanzen ist ein solcher dosisabhängiger Umkehreffekt gut nachweisbar (z. B. Digitalis, Colchicin oder Opium). Bei einer Reihe anderer Verbindungen und der Wirkung von radioaktiver Strahlung wird die Hypothese in Fachkreisen sehr kontrovers diskutiert."
Thilo Spahl geht in seinem Beitrag für Novo-Argumente davon aus, dass es diesen Effekt auch bei der Radioaktivität gibt. Verschiedene Beobachtungen und Erfahrungen lassen ebenfalls darauf schließen das da was dran ist. So wird zum Beispiel die brasilianischen Küstenstadt Guarapari als Stadt der Gesundheit bezeichnet, obwohl, oder gerade weil, hier eine natürliche Strahlung von im Mittel 87mSv vorkommt. Stellenweise sogar ein Vielfaches dieses Wertes⁽²⁾. Übertroffen wird dies noch von der iranischen Stadt Ramsar, mit einer jährlichen effektiven Dosis von ca. 200 mSv. Zur Verdeutlichung um welche Höhe es sich hier handelt, die deutsche Strahlenschutzverordnung schreibt vor:
"Für Personen, die anzeigebedürftige Arbeiten ausüben, beträgt der Grenzwert der effektiven Dosis 20 Millisievert im Kalenderjahr."⁽³⁾
In Deutschland liegt die effektive Dosis durch natürliche Quellen zwischen ein bis fünf Millisievert pro Jahr.

22. Juli 2012

ITER und die Chinesen

2009 wurde der Verein IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies) mit Sitz in Potsdam gegründet. Der Spiegel schrieb damals:⁽¹⁾
"Vorbild ist der Ministerin zufolge das Institute for Advanced Study im amerikanischen Princeton, wo auch Albert Einstein forschte. Ähnlich wie an dem US-Elite-Institut könnten die "klügsten Köpfe" in Potsdam ein frei gewähltes Thema bearbeiten und bis zu zwei Jahre lang am Institut in der Potsdamer Kleist-Villa forschen und wohnen."
Klaus Töpfer ist zur Zeit der Exekutivdirektor und neben anderen wichtigen Posten gibt es auch noch einen Strategiebeirat, dessen Vorsitzender Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber ist. Dies nur kurz zur Erläuterung, um die politische Ausrichtung dieses Vereins zu verstehen. Im März diesen Jahres wurde unter dem Dach des IASS eine Plattform Energiewende (TPEC) vorgestellt, die sich als unabhängiger wissenschaftlicher und transdisziplinärer Begleitprozess der Energiewende versteht.⁽²⁾

15. Juli 2012

Tödliche Energie: Biogasanlagen

In der Sendung quer im BR3 wurde über Unfälle bei Biogasanlagen berichtet:
Besonders delikat ist, dass man offensichtlich im bayerischen Umweltministerium keine Ahnung hat, wie viele dieser Unfälle es schon gegeben hat. So startete das Ministerium eine Abfrage bei den Umweltbehörden, um überhaut erst einmal einen Überblick zu bekommen.

11. Juli 2012

Norbert Lammert und die Experten

Vor ein paar Tagen ging eine Meldung durch die Presse, wonach sich Bundestagspräsident Lammert ziemlich abfällig über die Ratschläge von Experten in der Eurokrise äußerte. Das Interview, aus dem diese Aussage stammt, wurde dem SWR am 07.07.2012 gegeben. Hier die entsprechende Aussage im Wortlaut:
Ich halte dem entgegen, dass von allen denkbaren Verfahren in der Bewältigung dieser Krise in den vergangenen Monaten, das am wenigsten taugliche die Umsetzung von Expertenempfehlungen gewesen ist. Es gibt nämlich zu keiner einzigen relevanten Frage eine gemeinsame Expertenmeinung, keiner einzigen. Zu all den Dingen, die die Regierungschefs, die Finanzminister und am Ende die Parlamente zu entscheiden hatten, gibt es zu jeder denkbaren Option die Voten von tatsächlichen und selbst ernannten Fachleuten. Würden sich darauf politische Entscheidungsinstanzen verlassen wollen, würden sie damit ihre Entscheidungsunfähigkeit zu Protokoll geben.
Nun, Herr Lammert, warum setzen Sie nicht einfach wieder einmal eine Ethikkommission ein. Dann können Sie sicher sein, dass Nichtfachleute, vulgo Laien, über den Euro entscheiden dürfen, so wie das schon bei der Energiewende geschehen ist.

8. Juli 2012

Das Wesen von Verschwörungstheorien

Ein Audiobeitrag in den Stimmen der Kulturwissenschaften⁽¹⁾ beginnt mit dieser Einleitung:
Jack the Ripper war in Wirklichkeit nicht eine, sondern drei Personen. Denn die sechs Rippermorde lassen sich ziemlich leicht erklären, weil, alle sechs Frauen waren mit einem irisch-katholischen Mädchen befreundet, das ein uneheliches Kind mit dem Herzog von Clarence, dem Enkel von Königin Victoria, hatte. Und das Kind war zwar unehelich, hatte aber Anspruch auf den Thron, und die Freimaurer, denen es nicht gelungen war, Kind oder Mutter ausfindig zu machen, brachten deshalb alle Zeugen der Affäre um, und zwar auf solche Weise, dass es aussieht, als wäre es ein Verrückter gewesen. Die Freimaurer hatten natürlich auch Freunde bei Scotland Yard, die bei der Vertuschung halfen, und deshalb ist Europa eigentlich ein freimaurerische Verschwörung.

5. Juli 2012

Energiewende mal anders

Die Seite relevant.at berichtet vom Ausbau des Kernkraftwerks Temlin in Tschechien:

"Der geplante Ausbau des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin ist Montag einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Drei Anbieter legten offizielle Angebote für die Lieferung der Technologie und den Bau der Reaktoren dem zu zwei Dritteln staatlichen Tschechischen Energiekonzern (CEZ) vor. [...] Die tschechische Regierung will den Anteil des Atomstroms an der Stromproduktion von den jetzigen rund 30 auf 50 Prozent erhöhen."

Den ganzen Artikel lesen. Oder auch hier bei CIVIL NUCLEAR.

29. Juni 2012

Zyklen der Freiheit

Vor etwa zwei Wochen fand ich im Briefkasten ein Gratisexemplar der Zeitschrift liberal⁽¹⁾. Gut gemacht, so finde ich - lohnt sich rein zu schauen. Beim ersten Durchblättern fiel mir sofort ein Artikel von Karl-Heinz Paqué auf, mit dem Titel: Zurück zum Fortschritt!⁽²⁾ Hier wird unter anderem der Frage nachgegangen, warum der Liberalismus in einer freiheitlichen Gesellschaft so wenig Attraktivität entwickelt und ob es besondere Umstände gibt, die den Liberalismus befördern. Kurz: "Je mehr Freiheit herrscht, desto weniger wird sie gewürdigt." Die alltäglichen Probleme treten in den Vordergrund und über so fundamentale Dinge wie die Freiheit wird nur in Stunden der Besinnung nachgedacht.

26. Juni 2012

Ökologie - Versuch einer Annäherung

Dieses Wort, diese Bezeichnung, in all ihren Ableitungen hat Eingang in unsere Umgangssprache gefunden. Man spricht von ökologisch korrekten Leben, oder auf der anderen Seite von Ökologismus. Es wird also Zeit, sich einmal Gedanken zu machen, was Ökologie eigentlich ist. Dabei merkt man recht schnell, dass es zwei verschiedene Herangehensweisen gibt, einmal über die Naturwissenschaft, und einmal über die Philosophie.

24. Juni 2012

Phönix im Dialog: Hans Werner Sinn

Schlusssatz im Interview: "Die Politik redet vom Primat der Politik über die ökonomischen Gesetze und wir halten das für dummes Zeug, wir glauben das gibt es überhaupt nicht. Regierungen werden zerbrechen weil sich die ökonomischen Gesetze letztlich durchsetzen."

22. Juni 2012

Freiheit und Freude

In einem Beitrag für die Junge Freiheit schreibt Pankraz über ein Buch von Charles Rosen mit dem Titel "Freiheit und Ästhetik." Hier wird unter anderem die musikalische Situation um die Wende von 18. zum 19 Jahrhundert betrachtet. Pankraz wehrt sich in diesem Beitrag vor dem Vorwurf, Freiheit und Freude wären letztlich ein und das selbe und der Begriff Freude würde als Pseudonym für Freiheit stehen. Gerade in Zeiten und an Orten in denen man mit Zensur zu tun hatte. Dem ist aber nicht so.

21. Juni 2012

Die Wurzeln der Sonnenblumen

In letzter Zeit gingen Meldungen durch die Presselandschaft, wonach sich rechtsextreme Gruppierungen in der Ökoszene ausbreiten, oder rechtsextremes Gedankengut unter einem grünen Schafspelz verborgen, den Weg in die Mitte der Gesellschaft finden würde.⁽¹⁾ Immer wieder in diesem Zusammenhang wird die Zeitschrift Umwelt & Aktiv⁽²⁾ genannt. Der "Schriftleiter des Blatts," so die Süddeutsche Zeitung, war niederbayerischer NPD-Kandidat für die Landtagswahl 2008. Und in der Tat, bei Umwelt & Aktiv sieht man sich in der Tradition von Herbert Gruhl , Baldur Springmann und August Haußleiter.⁽³⁾ Allesamt konservative Naturschützer, die auch in der Anfangszeit der Grünen einen sehr großen Einfluss hatten, und für die Naturschutz nicht nur einfach Naturschutz war, sondern auch Heimatschutz. Fälschlicherweise wird dies dann automatisch mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht, selbst Jürgen Trittin stellte eine "sehr erhebliche ideologische Schnittmenge" zwischen Naturschutz und Nationalsozialismus fest und schlussfolgert: "Es gab eigentlich keinen Punkt, an dem Naturschutz und Nationalsozialismus ideologisch grundsätzlich unvereinbar waren."⁽⁴⁾

19. Juni 2012

Allokationsethik, Ressourcen und der Tod

In einem Text von Eva Horn mit dem Titel: "Enden des Menschen. Globale Katastrophen als biopolitische Fantasie." bin ich auf das Wort Allokationsethik gestoßen. Da geht es hauptsächlich um die ethische Frage, wie knappe Ressourcen verteilt werden. Mit solchen Fragen haben oft Mediziner zu tun. Wer bekommt die Leber? Lässt man einen noch relativ jungen Alkoholiker sterben, weil der die neue Leber ja sowieso wieder kaputt säuft, oder einen älteren Menschen, der theoretisch aber nur noch wenige Jahre zu leben hat? Oder im Katastrophen-, oder Kriegsfall: Wem wird zuerst geholfen? Dem vergleichsweise gering Verletzten, der aber durch die schnelle Hilfe eines Sanitäters eine sehr hohe Überlebenschance besitzt, oder dem Schwerverletzen, der zwar dringendere Hilfe bräuchte, aber wahrscheinlich eh nicht überlebt?

17. Juni 2012

Agenda 2010 und die Energiewende - Teil 2

Im ersten Teil⁽¹⁾ wurde hauptsächlich die Rolle der Fraktion der Kanzlerpartei in Bezug auf den Machterhalt oder des Scheiterns eingegangen, und festgestellt, dass es schon erhebliche Disharmonien zwischen Unions-Fraktion und der Bundeskanzlerin gibt. In der Vergangenheit führte dies mitunter zum Scheitern der jeweiligen Bundeskanzler. So stellte es jedenfalls Hans-Peter Schwarz⁽²⁾ in einer Rede dar. Die Schlussfolgerungen die man daraus ziehen kann, sind durchaus, dass die Machtbasis von Angela Merkel bröckelt und dass dieser Vorgang ähnliche Auswirkungen haben könnte, wie es die Agenda 2010 für Gerhard Schröder hatte. Hier soll dieser Aspekt noch weiter vertieft werden, da in der Zwischenzeit einige Dinge passiert sind, die deutlich machen, wie weit der Riss in der Anhängerschaft der Kanzlerin schon vorgedrungen ist.

Agenda 2010 und die Energiewende - Teil 1

Prof. em. Dr. Dr. h. c. Hans-Peter Schwarz hielt 2009 im Festsaal der Uni Bonn einen Vortrag mit dem Titel: "Woran scheitern deutsche Bundeskanzler?"⁽¹⁾⁽²⁾ Eigentlich müsste es richtig scheiterten heißen, denn es geht ja um die ehemaligen Bundeskanzler, und ob die Vorgänge, die in der Vergangenheit wirksam wurden, auch in Zukunft zutreffen, diese Einschätzung überlässt Schwarz dem Zuhörer. Doch klar ist, so erfolgreich sie auch im Zenit ihrer Macht waren, letztendlich sind sie alle gescheitert. Richtig freiwillig ist keiner zurück getreten. Was waren aber die Gründe dafür? Diese sich ein wenig genauer anzuschauen erlaubt einen Einblick in die Machtarithmetik der Kanzlerdemokratie.⁽³⁾ Danach darf man sich die Frage stellen, welche der beschriebenen Vorgänge auch heute noch denkbar und wahrscheinlich sind.

15. Juni 2012

Glitzerwasser beginnt

Heute morgen, auf dem Weg zum Kindergarten, sagte meine Tochter: "Guck mal Papa, Glitzerwasser." Die Sonne schien ins nasse Gras, sie spiegelte sich in den Tautropfen, meine Tochter gab dem einen Namen und somit war der Name dieses Blogs geboren.