22. Dezember 2012

Der Stachel des Zweifels - hier als Wiederholung

Vorwort

Nachfolgender Artikel erschien vor über einem Jahr im Science-Skeptical-Blog und auf Grund der aktuellen Entwicklungen erscheint es mit angebracht, auch hier nochmals darauf hinzuweisen. Die Qumram-Rollen werden im Internet öffentlich einsehbar sein. Dies geschieht einigermaßen geräuschlos, etwas man sich während der Hochzeit der Auseinandersetzung um die Deutung der Inhalte kaum vorstellen konnte. Die Öffentlichkeit nimmt kaum Notiz davon und die Diskussionen werden nicht mehr vor einer breiten Öffentlichkeit geführt, sondern in Fachkreisen, was einer ideologischen Durchdringung des Themas im Wege steht. Zweifler werden nicht mehr als Gefährder einer konstruierten Wahrheit gesehen, sondern als Wahrheitssucher, wie es nun einmal in der Wissenschaft sein sollte.

Ebenso in der Klimadebatte, auch hier zwingt das Internet zu mehr Transparenz und es wird immer schwieriger unliebsame Fragestellungen zu unterdrücken. So lösen die von Alec Rawls vorab ins Netz gestellten Entwürfe des neuen IPCC-Berichts vergleichsweise geringe Empörungsreaktionen aus. Was ebenfalls ein Indiz dafür sein könnte, dass es beim Thema Klimawandel auf eine entideologisierte Diskussion hinauslaufen könnte. Noch ist es natürlich nicht soweit, doch die Klimawissenschaftler sollten alles dafür tun, dass es dazu kommt. Politik und Ideologie haben in der Klimawissenschaft nichts verloren, ebensowenig wie Kirche und Glauben bei der wissenschaftlichen Auswertung von historischen Dokumenten. Der Stachel des Zweifels ist notwendig, damit aus der Wissenschaft heraus keine auf Glauben oder Ideologie aufbauende Dogmen errichtet werden können, die dann der Wissenschaft nur schaden. Die rechtzeitige Veröffentlichung befördert einen Diskurs bevor sich einseitige Deutungsversuche als vermeintliche Wahrheiten im öffentlichen Meinungsbild festsetzen können. [Ende des Vorwortes]

Der Stachel des Zweifels

Anfang der 90er erschien ein sehr beachtetes Buch von Michael Baigent und Richard Leight mit dem Titel "Verschlussache Jesus" in dem es um einen Skandal um die Erforschung von Schriftrollen ging die kurz nach dem Krieg am Toten Meer entdeckt worden waren. Einige der Aussagen dieses Buches sind, dass die Rolle Paulus bei der Entstehung des Christentums eine ganz andere ist als meist dargestellt, und, was viel brisanter ist, dass Jesus eine gewisse Nähe zu den Sikariern oder Zeloten unterstellt wurde, welche eher als militante Gegner Roms gesehen werden können, als die auf innere Einkehr bedachten Essener, welchen man Jesus bis dahin zurechnete. Deren Erscheinungsbild allerdings im Rauschen der Vergangenheit eher undeutlich erscheint. Dies war jedenfalls die Erkenntnis von Forschen wie Robert Eisenman, auf dessen Informationen das Buch von Baigent und Leight hauptsächlich beruht.

Es entstand ein Streit unter Wissenschaftlern nicht nur um die Auslegung der Texte, sondern vor allem um den Zugang zu den Schriftrollen. Eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern, die meisten der Kirche nahestehend, sicherten sich die Rollen beinah als Eigentum und versuchten anderen unabhängigen Forschern den Zugang zu den Schriften zu verwehren. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten bis erste Ergebnisse veröffentlicht wurden und Faksimiles erschienen. Besonders unrühmlich tat sich Pater de Vaux, der Leiter der Forschungsgruppe hervor.

Der Streit um die Auslegung dieser Rollen ging weiter, keine Seite konnte von sich behaupten, den ultimativen Beweis ihrer These gefunden zu haben. Jeder beargwöhnt den anderen, und wenn es irgend geht, wird der Gegenseite der Zugang zu relevanten Forschungsmaterial verweigert. Erst als es Eisenmann gelungen war, mittels des Autorengespanns Baigent/Leight eine große Öffentlichkeit zu mobilisieren, lenkte man ein und Forscher die nicht dem Team angehörten, bekamen Zugang zum Orginalmaterial, beziehungsweise die Faksmiles wurden veröffentlicht. Heute ist klar, vor allem Pater de Vaux versuchte eine Deutungshoheit über die Rollen als auch über die archäologischen Funde zu behalten. Die NZZ schrieb dazu:
Da er zum Vorneherein wusste, was er suchte, fand er es auch: eine Art Essener-Kloster, den Herstellungsort der Schriften, nämlich. Er fand ein «Skriptorium» und interpretierte einige der Zisternen als Reinigungsbecken, denn die Essener-Sekte war gemäss ihren Schriften zur Einhaltung peinlichster Reinheitsrituale verpflichtet. Die Keramik, die de Vaux fand, wies zudem Ähnlichkeiten mit derjenigen auf, die in den Höhlen zum Vorschein gekommen war. So war für ihn klar, dass die Schriftrollen von dieser Sekte stammen mussten. De Vaux' archäologische Interpretation fand Zustimmung, passte sie doch damals vorzüglich zur Meinung der Gelehrten. Sie sollte während vierzig Jahren die Forschung dominieren und den Status eines Dogmas erreichen.
[...]
Heute - nach Sichtung der überaus spärlichen Grabungsdokumentation - ist man sich aber weitgehend einig, dass de Vaux seine Befunde überinterpretiert hatte. Sein Wunsch, die Stätte nicht nur in Einklang mit den Schriftrollen, sondern auch mit biblischen Daten und Ereignissen zu bringen, war wohl übermächtig gewesen. So interpretierte er die Frauen- und Kinderskelette, die er im Friedhof fand und die im Widerspruch zur These der zölibatär lebenden Essener standen, kurzerhand als jüngere Beduinengräber.
Wer mit diesen Vorgängen nicht so vertraut ist und diese kurze Einleitung dazu liest, wird sich denken: "Dieses Vorgehen kennen wir doch, ist doch in der Klimaforschung nicht viel anders". Und in der Tat, die Parallelen sind augenscheinlich und man wird auf anderen Fachgebieten weitere finden. Da geht es um Eitelkeiten, wissenschaftliche Reputation und meist auch um Geld. Nichts Außergewöhnliches im Wissenschaftsbetrieb. Doch was die Vorgänge um die Qumran-Rollen insbesondere mit den Skandalen in der Klimaforschung gemeinsam haben, ist der ideologische, oder religiöse Aspekt.

Hier geht es nicht mehr um die Befindlichkeiten oder Interessen einzelner Forscher, es geht es ums große Ganze. Da der ultimative Beweis fehlt, ist der Stachel des Zweifels um so deutlicher zu spüren und die Angst geht um, dass die Gegenseite mit diesem Stachel das Gebilde in ihren Grundfesten erschüttern kann. Deswegen auch die "Wagenburgen" von Climategate bis zum Versuch jedwede Publikation zu verhindern die den Stachel noch vergrößern könnte.

Es wird nichts nützen. So wie Pater de Vaux die Qumran-Rollen nicht dauerhaft unter Verschluss halten konnte, werden die alarmistischen Klimawissenschaftler nicht dauerhaft neue Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorenthalten können. Doch das wissen diese auch, den Alarmisten geht es nur darum Zeit zu gewinnen, die sie dahingehend genutzt sehen wollen, dass Entscheidungen in ihrem Sinne getroffen werden, die später nicht mehr so ohne weiteres Rückgängig gemacht werden können. Durban steht an, der nächste IPCC-Bericht und die Kyoto-Vereinbarungen laufen aus. Da will man klare Ergebnisse haben, Zweifler sind insbesondere im Vorfeld kalt zu stellen. Ist dann erst einmal ein Beschluss gefasst, die Öffentlichkeit und die eigenen Anhänger auf das neue Ziel eingeschworen, kann man sich immer noch der Zweifler annehmen, diese um so besser als Minderheitsmeinungen diskreditieren, da man als Beweis die erzielten Ergebnisse der Veranstaltungen vorweisen kann. Nur so lässt sich auch die aktuelle Debatte um die Veröffentlichung von neuen Ergebnissen über die Forschung der Wolkenbildung erklären.

Deshalb sind diese Vorgänge mit "Wagenburgmentalität" eher unzureichend umschrieben, was ja bedeuten würde, dass man sich gewissermaßen einigelt, von der Umwelt abschottet oder eine Defensivhaltung einnimmt. Doch nein, es ist ein ganz offensives Vorgehen, um keinen Zweifel aufkeimen zu lassen der der eigenen Agenda gefährlich werden könnte; und die hat mit Wissenschaft nichts zu tun, sondern ist eine Ideologie.

1 Kommentar :

  1. Über die Bäume des Paradieses

    "Und der Baum des ewigen Lebens, wie er in Erscheinung getreten ist durch den Willen Gottes, befindet sich im Norden des Paradieses, sodass er die Seelen der Reinen unsterblich mache, die hervorkommen werden aus den Gebilden der Armut zum Zeitpunkt der Vollendung des Äons. Die Farbe des Baumes des Lebens aber gleicht der Sonne. Und seine Zweige sind schön. Seine Blätter gleichen denen der Zypresse. Seine Frucht gleicht einem Bund von Weintrauben, wobei sie weiß ist. Seine Höhe geht hinauf bis in den Himmel.
    Und neben ihm befindet sich der Baum der Erkenntnis, wobei er die Kraft Gottes hat. Seine Herrlichkeit gleicht dem Mond, wenn er sehr leuchtet. Und seine Zweige sind schön. Seine Blätter gleichen Feigenblättern. Seine Frucht gleicht guten, appetitanregenden Datteln. Dieser nun befindet sich im Norden des Paradieses, sodass er die Seelen aus dem Schlaf der Dämonen erwecke, damit sie zum Baum des Lebens kommen und von seiner Frucht essen und so die Mächte und ihre Engel verurteilen."

    Diese wundervolle Poesie (Die Schrift ohne Titel / Über die Bäume des Paradieses) ist nicht in der Bibel zu lesen; sie wurde erst 1945 als Bestandteil der "Schriften von Nag Hammadi" (wieder-)gefunden, die im Nachhinein betrachtet als der wertvollste archäologische Fund aller Zeiten anzusehen sind, denn sie beinhalten mit dem Philippusevangelium (NHC II,3) das vergessene Wissen der Urchristen (Gnostiker = Wissende) und mit dem Thomas-Evangelium (NHC II,2) die wahre und ebenso vergessene Erkenntnis des Jesus von Nazareth – und damit den Schlüssel zur Überwindung der Erbsünde und der Verwirklichung des "Himmels auf Erden"! Doch beschäftigen wir uns zunächst mit den "Bäumen des Paradieses", die in der Genesis nicht näher beschrieben sind. "Apfelbäumchen" sind es nicht, aber auch die Zypresse (immergrüner Nadelbaum) und der Feigenbaum (Laubbaum, der seine Blätter im Winter abwirft) sind wiederum nur Symbole für etwas sehr viel Grundlegenderes. Wörtlich übersetzt aus dem Althebräischen heißt der Baum des (ewigen) Lebens "Baum, der Frucht ist und Frucht macht". Es gibt keinen Baum in der Natur, der gleichzeitig "Frucht ist und Frucht macht", aber der Geldkreislauf in einer Volkswirtschaft ist der Gewinn und macht wieder Gewinn! Der Baum der Erkenntnis ist eigentlich der "Baum, der Frucht macht". Das machen zwar viele Bäume in der Natur, aber von der Hypothese, dass es sich bei den "Pflanzen" in der Genesis um natürliche Gewächse handelt, können wir uns jetzt verabschieden. Der Baum der Erkenntnis (von Gut und Böse) ist der Zinsgeldverleih und seine "Frucht" ist der Zins, genauer: der Urzins (Silvio Gesell, 1916) bzw. die Liquiditäts(verzichts)prämie (John Maynard Keynes, 1935)!

    Ab jetzt lassen sich alle anderen Bilder und Metaphern der originalen Heiligen Schrift (die Bibel nur bis Genesis 11,9), die nicht zum Zweck des Moralverkaufs gegenständlich-naiv uminterpretiert wurde, stringent und lückenlos erklären:

    Das Jüngste Gericht

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