26. September 2021

Notizen im September 2021


Zwei Getränke wurden mir serviert, das eine hieß Freiheit, das andere Sicherheit. Pur ist keines von beiden genießbar, aber als Cocktail lecker. Die Kunst ist, das richtige Mischungsverhältnis zu finden. Mir ist die Freiheit mit einem Spritzer Sicherheit am liebsten.



Freedom Day! Welch süßen Klang dieses Wort hat.



„Wir müssen eine Brandmauer gegen Hass und Hetze errichten“, so ähnlich jedenfalls propagierten sie es. Nun aber wird klar, es handelt sich bei diesen errichteten Mauern nicht um Brandmauern, sondern um Gefängnismauern, Gedankengefängnismauern.



Immer war es die Hoffnung der Eltern, dass es ihren Kindern mal besser gehen würde als ihnen selbst. Wohin ist er verschwunden, dieser Zukunftsoptimismus? Die allgegenwärtigen Dystopien haben ihn zerstört.

3. September 2021

Die Briefwahl und meine Sandalen

„Aber der Moment, in dem er [der Wähler] dann wirklich wählt, ist beinahe heilig; heilig sind die versiegelten Urnen, die die Wahlzettel enthalten, heilig der Vorgang des Zählens.“ (Elias Canetti in „Masse und Macht, Das Wesen des parlamentarischen Systems“)

Die Briefwahl ist dieser Heiligkeit beraubt, es wird eine Verrichtung in etwa so, wie die Teilnahme an irgendeiner Online-Umfrage. Keinerlei Ritus ist noch damit verbunden, ich kann ungewaschen in Unterhosen am Frühstückstisch sitzen und meinen Wahlzettel ausfüllen.