28. November 2017
Der Einwanderer als Frontier
von
Quentin Quencher
Es war kein Zufall dass ich Stuttgart landete, obwohl ich zu dieser Stadt keinerlei Bezug hatte. 1983 war das, als ich per Ausreiseantrag mit meiner damaligen Familie die DDR verlassen konnte. Zwei Freunde von mir, aus unserer Oppositionellengruppe, welche wiederum hauptsächlich aus der Jungen Gemeinde meines Jahrgangs hervorging, hatten schon vor uns die Zone verlassen und lebten hier. Allerdings war der Weg in den Südwesten nicht so selbstverständlich, die erste Option war der Niederrhein, eine nette Stadt Namens Kevelaer, auch als Wallfahrtsort bekannt, stand oben an. Eine Patentante von mir war hier zu Hause, eigentlich war sie eine Cousine meiner Mutter und in dem gleichen schlesischen Städtchen wie sie geboren. Sie hatte schon eine Wohnung für mich und meine Familie besorgt, viel besser hätte der Neubeginn eigentlich kaum sein können. Dennoch entschieden wir uns
1. November 2017
Der Erklärer
von
Quentin Quencher
Niemals geht der Erklärer ohne seinen Taschenspiegel aus dem Haus. Meist hat er auch ein Schminkköfferchen dabei. Dabei ist er gar nicht eitel, der Spiegel dient nur der Selbstvergewisserung wer er eigentlich ist. Es muss sich ständig selbst überprüfen, ob da vielleicht irgendein Fussel an ihm haften geblieben ist, irgendwas was da nicht hingehört. Kürzlich hat er sich einen Selfie-Stick zugelegt, damit geht diese Überprüfung etwas unauffälliger. Ohne Spiegel kann der Erklärer nicht sein. Niemals würde er sich morgens vor die Tür trauen, ohne sich gewissenhaft davon überzeugt zu haben, dass alle Kleider zueinander passen, die Frisur auch, ob die Rasur gründlich war.
Alle seine Kleider sind grau, nur zu ganz besonderen Anlässen traut er sich, ganz behutsam, etwas Farbiges zu tragen. Niemand soll falsche Schlüsse über den Erklärer ziehen können.
Alle seine Kleider sind grau, nur zu ganz besonderen Anlässen traut er sich, ganz behutsam, etwas Farbiges zu tragen. Niemand soll falsche Schlüsse über den Erklärer ziehen können.