11. Oktober 2015

Eine Klimakunstschule, Antonio Gramsci und die Zivilgesellschaft

So so, es gibt also ein Projekt Klimakunstschule, bei dem Jugendlichen das Thema Klimaschutz über die Kunst nahe gebracht werden soll. Per Twitter bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, bezeichnenderweise durch einen Retweed des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau & Reaktorsicherheit (BMUB). Zuerst musste ich lächeln, was für eine Kunst soll den da raus kommen? Bestenfalls wird es peinlich, so wie in diesem Beispiel, als der damalige Umweltminister Altmaier Energiewende-Kunst vorstellte. Dann aber, als das erste Lächeln verflogen ist, kommt mir Antonio Gramsci in den Sinn, und in diesem Moment, das darf ich versichern, ist mir das Lachen vergangen. Wer glaubt, bei dieser Klimakunstschule geht es auch nur im Entferntesten um Kunst, um irgendwelche künstlerische Dilettanten die ihre Weltsorge ebenso dilettantisch-künstlerisch versuchen auszudrücken, und dadurch eben ein Lächeln bei Betrachtern wie mir hervor rufen, der hat sich getäuscht. Nein, um Kunst geht nicht mal annähernd bei derartiger Kunst. Die Kunst besteht darin, dass die Zivilgesellschaft mit einer Ideologie unterwandert wird, ohne dass diese das richtig ins Bewusstsein bekommt. Wie das zu geschehen hat, die Vorlage dafür liefert eben Gramsci, jener Großideologe der italienischen KP, ein buckliger Zwerg mit einem ewigen Kindergesicht, der die Theorie von der „kulturellen Hegemonie“ erfand, wie Pankraz mal meinte.

Ich hatte schon vor ein paar Jahren in einem Kommentar darauf hingewiesen, und in dem Zusammenhang auch die Meinung des Kulturwissenschaftlers Ingo Lauggas erwähnt, dass man als linker Intellektueller an Gramsci nicht vorbei kommt und dass der in 60iger und 70iger Jahren in linken Kreisen gut bekannt war. Von den Linken unter den Ökos, die in diesen Jahren an den Unis waren, kennt also ein jeder Gramsci und seine Theorie der „kulturellen Hegemonie“. Was das bedeutet beschreibt der britische Marxist Terry Eagleton so:
Für die Macht ist es besser, unsichtbar zu sein, sich im ganzen Gewebe des sozialen Lebens auszubreiten und damit in Form von Gebräuchen, Gewohnheiten, spontanen Praxen ‚naturalisiert’ zu sein.
...
Ganz grob können wir Hegemonie als eine ganze Reihe praktischer Strategien definieren, durch die eine herrschende Macht den von ihr Regierten Zustimmung entlockt.
Soweit linke Gesellschaftstheorien und -Analysen. Wir können davon ausgehen, dass die Ökologisten und Klimaschützer, sofern sie linken Kreisen zugerechnet werden, eben ganz genau diese Strategien kennen und einsetzen. Politischer oder wissenschaftlicher Diskurs wird umgangen, dadurch dass über die Institutionen der Zivilgesellschaft eine Deutungshoheit oder eine Hegemonie angestrebt wird. Natürlich auch bevorzugt in Schulen.

Offensichtlich werden solche Bestrebungen eben auch durch solche Dinge wie eine Klimakunstschule, deren Kunst ausschließlich darin besteht, um mich zu wiederholen, dass die wahre Intention, nämlich die Hegenomie des Ökologismus, verschleiert wird. Nur geht das in diesem Fall ein wenig daneben, weil die produzierte Kunst eigentlich nur peinlich wirkt. Zumindest für den, der ein bisschen was von Kunst versteht.

Aber vielleicht, so hoffe ich, gibt es unter den Lehrern noch solche, die den Kindern und Schülern erklären, was wirklich Kunst ist, damit diese nicht auf so billige Propaganda hereinfallen und etwas für Kunst halten, was aber eigentlich nur Ideologie ist. Egal wie sie zum Klimawandel oder zum Klimaschutz stehen. Der Kunst zuliebe, denn gerade dort finden sich immer wieder rebellische Geister die sich jeglichen Hegemoniebestrebungen widersetzen.



Dieser Text ist im Buch Im Spannungsfeld |1 enthalten.

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ISBN-13: 9783748112433
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ISBN-13: 9783748152767
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