Jetzt kommt die »Aufsuchende Verbraucherberatung«. Das Bundeskabinett verabschiedet die »ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt« und auf der Seite des Bundesumweltministeriums wird erläutert, was darunter zu verstehen ist. Klaus Müller von der Verbraucherzentrale ist ganz begeistert und twittert: „Kluge Entscheidung von @BMUB und @BMJV: Bundesweit soll die aufsuchende #Verbraucherberatung aufgebaut werden.“
Was ist darunter zu verstehen, von dieser „direkte Ansprache im Wohnumfeld“, wie es auch auf der Seite des BMUB in dem Zusammenhang heißt? Stehen nun bald staatlich finanzierte "Berater" mit einem Öko-Wachturm vor der Tür, schauen in meine Mülltonne und wollen den Kühlschrank inspizieren? Natürlich nur um mich zu beraten. Was anders als ein grünes Blockwartsystem soll denn dabei raus kommen? Egal, ich freue mich jedenfalls schon drauf, wenn solche Typen bei mir klingeln werden. Die netten Leute mit dem anderen Wachturm sind auch nur einmal da gewesen.
Aber ach, ich habe wohl etwas durcheinander gebracht. Da ich dem Link in einem Tweed des Bundesumweltministeriums gefolgt bin, hatte ich natürlich die dort übliche Indoktrination vermutet. Aber hier geht es ja um Problemviertel in Städten. Klar doch, soziale Stadt dann eben, statt Nachhaltigkeit, Bio oder Klimawandel. In der unsozialen Stadt ist eben noch nicht bis ins letzte Glied durchgedrungen, welche segensreichen Integrations- und Einbürgerungshilfen es so gibt, "Soziale Integration im Quartier" nennt es das BMUB (Das Bild für die entsprechende Zielgruppe entnehmen Sie bitte ihrer Phantasie). Und so was gehört jetzt offensichtlich auch zur Verbraucherberatung. Weil man Kohle abgreifen kann? So wie bis vor kurzem, als auf jeden Antrag für ein Programm, irgendwas mit Nachhaltigkeit oder Klima drin stehen musste um an Staatsknete zu kommen, so nun Integration und Eingliederung oder "Soziale Integration im Quartier".
Mein Eindruck ist allerdings nicht, dass es Wissensdefizite in den Problemvierteln gibt bei der die Verbraucherberatung helfen könnte. Wo man Knete abgreifen kann, weiß man da sehr genau. Jeder der sich mal mit einem Formular zu entsprechenden Hilfen des Staates herum geschlagen hat, wundert sich, wie das Ausländer mit teils nur sehr rudimentären deutschen Sprachkenntnissen hinbekommen. Aber sie bekommen es hin. Vielleicht durch Formen der Nachbarschaftshilfe, vielleicht mit Helfern vom entsprechenden Amt oder durch irgendwelche sich selbst organisierende Prozesse. Soziale Integration im Quartier gibt es da nämlich schon lange, nur eben ein bisschen anders als meist dargestellt, und da wird viel praktisches Wissen vermittelt. Es ist auch nebensächlich woher das Wissen darüber, was möglich ist, herkommt, es ist auf jeden Fall vorhanden. Was bei so manchen deutschen Rentner sicher nicht der Fall ist.
Was soll denn also die direkte Ansprache im Wohnumfeld? Und was macht die Verbraucherberatung dabei? Mutiert die nun zu einer Art Lebensberatung im Problemviertel. Die meisten der Angesprochenen werden sich ein Grinsen kaum verkneifen können. Zumal die sicher auch noch die Tricks kennen um an die Kohle zu kommen, solche von denen die Berater der Verbraucherzentralen keine Ahnung haben.
Dennoch wünschte ich mir schon eine „direkte Ansprache im Wohnumfeld“, vor allem in sogenannten Problemgebieten. Nur denke ich dabei eher weniger an die Verbraucherzentrale und mehr an die Polizei. Aber das wäre ein gänzlich anderes Konzept. Und was machen dann die ganzen Helferlein? Müssen die sich dann wieder um den Klimawandel kümmern?
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