13. April 2019

Schnipsel 2019, Vierte Sammlung

Einfach nichts tun, nicht lesen, nicht spielen, sondern einfach nur da sitzen und träumen oder beobachten. Genau das übe ich gerade wieder öfters. Das kann Spaß machen und geht ganz ohne Smartphone oder sonstige Hilfsmittel der Selbstablenkung vom Dasein. Andere meinen, dies sei Meditation. Das mag stimmen, nur mit dieser Beschreibung wird mein ›nichts tun‹ dann doch wieder zu einer Handlung, weshalb ich es ungern so nenne.



Gerade im Autoradio gehört: „Die Kurse für Philosophie in der Volkshochschule werden fast vollständig von älteren Männern belegt, die älteren Frauen machen meist auf Yoga oder Tanzen.“

Ja, das ist der Unterschied: Die einen, die Frauen, wollen sich in der Welt finden; die anderen, die Männer, wollen die Menschen und die Welt verstehen.



Wird sich der Gott der Monotheisten dereinst vor den Menschen rechtfertigen müssen? Die Religionen erzählen uns, es kommt umgekehrt, deshalb misstraue ich ihnen, sie wollen Gott aus seiner Verantwortung entlassen.



In unserem Literaturclub in der Jungen Gemeinde gab es zwei Gruppen. Die Mehrzahl war für Hesse, Zweig oder Salinger, die zweite für Musil, Faulkner oder Gogol. Zur zweiten gehörte ich, die ersten sind später alle ideologisch bei den Grünen gelandet.



Das Gerede von der einen Welt ist eben ein großer Humbug, an den Emotionen lassen sich die Zuordnungen erkennen – und dass es eben einen großen Unterschied macht, wo was geschieht. In der Nachbarschaft genügt schon ein Raubüberfall, um die Gemüter in Wallung zu bringen. Universalisten sind nicht mal die, die das von sich glauben. Ihre Emotionen verraten sie.



Es passiert eben auch, dass eigentlich nicht dumme Menschen, hin und wieder auf dumme Propaganda hereinfallen.



Die Klimaschützer wollen das Land, ja die ganze Welt verändern. Da dies aber nur sehr begrenzt möglich ist, machen sie eben erst mal alles kaputt, was da ist und von Menschen geschaffen wurde.



Ich gehe mit Wikipedia-Einträgen ungefähr so um, als ob mir ein Bekannter am Stammtisch etwas Interessantes erzählt: Ich prüfe es auf Plausibilität und wenn geringste Zweifel am Dargestellten bestehen, dann suche ich nach weiteren Quellen.



Auch Nationen sollten lernen, ihre Kränkungen zu überwinden, um sich auf die Gegenwart konzentrieren zu können. Dies fällt natürlich um so schwerer, je stärker die eigene Nationwerdung mit einer Kränkung verbunden ist. Bei fast allen Ländern ist das so.



Trump ist eben respektlos gegenüber allen politischen heiligen Kühen, stellt auch das infrage, was für andere unantastbar ist. Genau so einen Charakter brauch es derzeit. Kollateralschäden lassen sich dabei nicht vermeiden.



Bislang ist Ruhe an den Schulen meiner Kinder, keine Fridays-For-Future-Aktivitäten. Auch kaum Diskussionen unter den Schülern. So jedenfalls die Auskunft meiner Kinder. Wenn sich das ändern sollte, plötzliche Aktivitäten beginnen sollten, käme es nicht von den Kids.



Wenn wir Klimaschutz nicht als eine politische Idee begreifen, sondern als eine philosophische, besser spirituelle, die sich folglich nicht an praktischen Ergebnissen orientiert, sondern an der Sinngebung des Daseins, dann wird der Erfolg der Idee begreiflich.



Der Mensch als Krankheit hat die Welt befallen, das ist die Grundüberzeugung, das Grundempfinden der grünen Philosophie. Erst wenn der Mensch sich vollständig in ein nachhaltiges Kreislaufsystem eingereiht hat, wird sein sündhaftes Handeln ein Ende haben.



Diese Windmühlen erfreuen die Grünen deswegen so besonders, weil eine sie eine Machtdemonstration darstellen. ‚Dies ist jetzt unser Land‘, sagen sie damit.



Der Mensch wie er ist, er begehrt. Nur was er begehrt, materielles oder ideelles, das ist immer die Frage.



Verlangt meine Lebensphilosophie danach, dass sich andere Menschen auch danach richten oder nicht? Ist die Antwort ja, wie beim Klimaschutz beispielsweise, dann ist der Weg zur Diktatur vorgezeichnet. Toleranz ist dann Verrat.



Bilder, auch bewegte, sind in erster Linie Desinformation, manchmal auch Unterhaltung, selten Kunst.



Ich wünschte, es gäbe eine Partei, der ich ungeprüft meine Stimme geben könnte, weil ich ihr vertraue und weiß, sie nehmen wie ein Anwalt meine Interessen wahr. Wenn es so etwas gäbe, dann könnte ich mich aus den Diskussionen über Politik raushalten und mich um die wichtigen Dinge des Lebens kümmern.

Was ich ganz bestimmt nicht brauche, das sind Parteien, die mir die Welt erklären, mir sagen wie ich was zu sehen habe.



Obwohl ich eigentlich nicht gegen eine Organspende bin, so werde ich doch widersprechen. Der Staat nimmt sich das Recht heraus, über meine Organe zu bestimmen! Unerträglich ist mir dieser Gedanke.



Wahlen in der Demokratie sind im Prinzip gewaltfreie Bürgerkriege. Per Stimmzettel werden Sieger und Verlierer ermittelt. Wer Wahlen fälscht oder sonst wie manipuliert, kündigt die Gewaltlosigkeitsvereinbarung der unterschiedlichen Gruppen auf.



Wir alle folgen kulturellen Befehlen, also Geboten die uns die Alltagskultur auferlegt. Gesetze sind dann nur selten nötig. Prallen aber verschiedene Kulturen zusammen, nutzen den gleichen Raum, dann funktionieren die kulturellen Gebote so nicht mehr.



Den ganzen Abend versuche ich Worte zu finden, wie ich die Nicht-Wahl der AfD-Kandidatin zur Bundestags-Vizepräsidentin kommentieren soll. Es klappt nicht, mir fehlen die Worte. Ich weiß nur, ich spüre eine ganz tiefe Verachtung gegenüber den Abgeordneten, die das verhindert haben.



Atheisten glauben oft, die eigentlich Wissenden zu sein. Sie unterscheiden sich daher im Prinzip nicht viel von den Gläubigen, deren Glaube ihnen als der einzig wahre erscheint. Lasst alle einfach Raum für das Nichtwissen, dieses ist sowieso größer als das Wissen!



Hauptsehnsucht der Deutschen ist die Gemütlichkeit, das sich einrichten in der Behausung. Das gilt auch für ideologische Behausungen wie dem Ökologismus.



Um ein Linker werden zu können, bedarf einer persönlichen Grundbefindlichkeit, die sich am ehesten als ›beleidigt sein‹ beschreiben lässt. Sie selbst nennen es allerdings rechtfertigend: Ungerechtigkeitsempflichkeit.



Konservativer Umweltschutz hat seinen Ursprung im Heimatschutz, ist also auch Kulturbewahrung. Die linken Grünen können damit weniger anfangen, ja sie fordern gar, das Bestehende, was als falsches Lebensprinzip erkannt wurde, zu überwinden.



Diese, insbesondere türkischen, Hochzeitsautokorsos, sind keine Folklore oder überbordende Festlichkeiten, sondern Machtdemonstrationen. Anders ausgedrückt: die Inbesitznahme des öffentlichen Raumes. Sie gleichen daher eher politischen Demonstrationen, als privaten Feierlichkeiten.



Windkraftanlagen sind ein wirksames Mittel gegen die steigende Miet- und Immobilienpreise. Denn gerade dort wo diese Windräder stehen, gehen die Preise runter. Deshalb schlage ich vor, das überall dort, wo das Wohnen nun zu teuer geworden ist, umgehend Windräder gebaut werden.



Die DMark war vorher, fast ein Jahr vor dem Grundgesetz. Sie war es, ihr Erfolg, warum das Grundgesetz funktionierte, worum es von den Menschen angenommen wurde, denn die DMark transportierte die Hoffnung auf einen Neuanfang. Ohne sie … wer weiß wie es gekommen wäre!



Ob wir einen lebenswerten Planeten haben oder nicht, erkenne ich daran, wie die Menschen miteinander umgehen. Das ist keine Frage des Klimas oder dessen Veränderung, auch keine der Umwelt.



Schwer fällt es mir, die derzeitigen Umfragewerte für die Grünen zu verstehen? So gut wie alles was die fordern, läuft auf ein Desaster hinaus. Energie, EU, Verkehr, Bildung, Einwanderung … Sind die Umfragen frisiert? – wahrscheinlich schon, zumindest zum Teil. Doch das erklärt es nicht.

Was also verspricht sich der Grünen-Wähler von seiner Entscheidung? Was begehrt er? Es kann nur mit einer Art Sinnsuche zu tun haben, mit der Hoffnung, eine Erklärung für das eigene Dasein zu bekommen.



Dossier: Aphorismen


3 Kommentare :

  1. 'Wird sich der Gott der Monotheisten dereinst vor den Menschen rechtfertigen müssen?'

    Hmmm ... das setzt voraus, dass dieser Gott existiert. Mehr noch: Es muss eine konsistente Version von ihm existieren, denn ansonsten wäre die Logik außer Kraft gesetzt und nichts wäre mehr sinnvoll.

    Wenn also ein monotheistischer Gott existiert, wäre dieser im Widerspruch zu vielen Glaubensvorstellungen. Warum ihn also 'monotheistisch' mit einem Klassenmerkmal benennen? In welchem Recht wäre er also verantwortlich? Gibt es ein höheres Recht, dass dann über Gott stehe? Wäre er dann noch monotheistisch? Oder wäre er zugleich eben jene Gerechtigkeit, die zur Verantwortung befähigt? Dann aber wäre er notwendig gerechtfertigt, denn ansonsten wäre er notwendig inkonsistent.

    Ferner setzt die Frage die Kenntnis voraus, was denn die Gerechtigkeit ist. Zumeist ist die Frage der Theodizee an ein unbestimmtes Gefühl von Gerechtigkeit gebunden, dass das Leid für grundsätzlich vermeidungsnotwendig einschätzt. Zuweilen wird die Notwendigkeit eines funktionalen Leidens noch akzeptiert, nicht aber das unverstandene Leid. Es gilt dann als sinnlos und 'böse'. Implizit ist damit die Hybris eingeschlossen, die das Urteil über die Bedeutung des Leids besser als jener Gott versteht.

    Existiert ein derartiger Gott nicht, ist die Frage sinnlos. Es sei denn, es wird der Gläubige gefragt, ob seine Gottesvorstellung gegenüber einer Gerechtigkeit verantwortlich sei, der Gott unterworfen sei. Bejaht er diesen Gedanken, hat er entweder seine Vorstellung nicht gründlich durchdacht, oder er ist nicht wirklich Monotheist. Halbherzige Argumente, die ihrerseits nicht durchdacht sind, offenbaren darum mehr über den, der diese Argumente gebraucht als über den Gegenstand des Arguments.

    Das schöne an der Logik ist, dass man mit deren Hilfe invalide Gottesvorstellungen eliminieren kann. Gemäß dem Ausschlussprinzip erhält man so eine Möglichkeitsmenge, die sehr klein wird, vielleicht sogar nur ein mögliches Element beinhaltet.

    AntwortenLöschen
  2. Übrigens: Ich mag Hesse Zweig und Salinger und war in der Jugend tatsächlich bei den Grünen als Wähler gelandet. Aber das ist lange vorbei. Heute halte ich die Grünen für gefährliche suizidale Irrationalisten.

    AntwortenLöschen
  3. Zu: 'Was also verspricht sich der Grünen-Wähler von seiner Entscheidung? Was begehrt er? Es kann nur mit einer Art Sinnsuche zu tun haben, mit der Hoffnung, eine Erklärung für das eigene Dasein zu bekommen.'

    Das trifft wahrscheinlich auf den Kern der Stammwähler zu. Aber noch größer ist der Teil, die eher gedankenlos sind und gerne den Trends folgen: Wer hat im Moment das Momentum? Welche Alternativen gibt es? Die AfD wird ja durch die permanenten Verdächtigungen als unwählbar deklariert - scheidet also aus. CDU - Merkel, links von der alten SPD, redet nur Blabla und Unsinn. SPD? hat sich selbst überlebt. Die Linke? Kipping hat Wagenknecht ausgebootet. Die Leute wählen Grün, weil die CDU und SPD denen hinterher laufen und die MSM jene hofieren. Viel mehr ist meist nicht dahinter.

    AntwortenLöschen