22. April 2015

Die Pheromonspur der Hoffnung

In einigen Orten auf den Philippinen, vor allem in der Provinz, fällt auf, dass es offensichtlich mehr Frauen gibt als Männer. Gerade verheiratete Frauen mit Kindern sind oft allein, leben aber in besseren Verhältnissen als andere, die ihre Ehemänner an ihrer Seite haben. Was erst wie ein Widerspruch aussieht, löst sich schnell auf, wenn man weiß, dass mehr als zehn Millionen Philippinos im Ausland leben. Wenngleich in der Mehrzahl, sind es nicht nur Männer, es sind auch viele Frauen und Mädchen die versuchen abroad zu arbeiten, vom Haushelfer und Kindermädchen bis hin zu recht häufig zu sehenden Krankenschwestern. Agenturen vermitteln Jobs und kümmern sich um Ticket und Visa, bekommen dann vom Gehalt meist für die Dauer von zwei Jahren einen Anteil, oder auch einen fest gelegen Betrag. Ohne das Geld, aus dem Ausland, welches diese Overseas Filipinos dann an ihre Familien überweisen, wäre der Staat längst bankrott, so lästern manche, und noch obendrauf, andere verkaufen ihre Bodenschätze, die Philippinen ihre Menschen.

19. April 2015

Kindesentführung und ein privates Begrüßungsgeld

Nun wurde also unser Ausreiseantrag bearbeitet, dies wurde uns mündlich auf dem Ministerium des Inneren in der Stadt Glauchau mitgeteilt. Verbunden mit der Aufforderung keine weiteren Briefe oder Forderungen an die staatlichen Behörden zu stellen. Diesmal fehlte allerdings der Hinweis, dass wir, sollten wir weiter die Behörden belästigen, dies eine strafbare Handlung sei. Wir wussten nicht, wie dieses Bearbeiten aus sieht, nur was es für uns bedeutete: Bald haben wir es geschafft. In der Zwischenzeit hatten wir unser drittes Kind, nach zwei Söhnen eine Tochter, bekommen. Die örtliche Entbindungsklinik war in Meerane, einem kleinen Nachbarstädtchen. Dass ausgerechnet sie am 3. Oktober zur Welt kam, und genau dieser Tag noch zum Feiertag werden sollte, hätten wir uns natürlich nicht träumen lassen. Ein paar Tage, wie das so üblich ist, sollten Mutter und Kind noch in der Klinik bleiben, und ich besuchte beide dort natürlich täglich.

Dann war unser Kind auf einmal weg. Als ich zur üblichen Besuchszeit eintraf stand meine damalige Frau mit gepackter Tasche vor der Tür,

17. April 2015

Ein deutscher Selbstkritikschalter

Unlängst im Fernsehen bei Maischberger, es hätte aber auch irgend eine andere Sendung sein können. Conchita Wurst und noch ein paar andere Transsexuelle, oder was immer für eine Bezeichnung dafür gerade für die jeweilige Person passend oder zutreffend ist, waren geladen. Dazu irgendjemand von der katholischen Kirche und ein Politiker der AfD. Alice Schwarzer war auch dabei. Ich lümmelte, zusammen mit meiner Frau auf dem Sofa, sie Erdnüsse, ich Schokolade futternd. „Kann ich das wegdrehen“ fragte ich. „Warte mal“ kam als Antwort. Danach entwickelte sich ein kleines Gespräch. Was im Fernsehen passierte haben wir dabei nicht mehr mitbekommen. Für sie, meine Frau, ist Conchita ein Bayot, ein schwuler Mann in Frauenkleidern, als Frau fühlend und hauptsächlich sich so darstellend. Die Betonung liegt auf fühlend und darstellend, nicht dass sie eine Frau sei. Bayots sind nicht so selten auf den Philippinen. Sie berichtete, dass viele ihrer Freunde Bayots gewesen seinen, und sie es interessiere wie die hier in Deutschland so sind und leben, in der Öffentlichkeit wären sie ja kaum zu sehen.

15. April 2015

Prag, die Sächsische Schweiz und Amerika

„Haben sie Verwandte, auch sehr entfernte, in den Vereinigten Staaten?“ fragte mich ein Mitarbeiter der Botschaft der Vereinigten Staaten in deren Ostberliner Domizil in der Neustädtischen Kirchstraße. Wochen vorher hatte ich schon die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin ein oder zwei mal aufgesucht um unserem, meiner damaligen Frau und meinem, Ausreiseantrag einen Schub zu verleihen. So ungefähr nach einem halben Jahr war alles scheinbar ins Stocken geraten, und nun, noch ein halbes Jahr später, hatten wir den Eindruck, dass sich nichts mehr bewegt. Keine Reaktionen der zuständigen Behörde mehr, keine Vorladungen um uns ein wenig einzuschüchtern. Nicht mal, als wieder eine Wahl an stand, wurde ich aufgesucht. Zwei Mitglieder unser oppositionellen Gruppe, also Freunden von uns, wurde in der Zwischenzeit die Ausreise erlaubt. Schon allein durch diesen Vorgang war es dem Ministerium des Inneren, die zuständige Behörde für Ausreiseanträge, nicht mehr möglich, an ihrer alten Argumentation fest zu halten, wonach es keine gesetzliche Grundlage in der DDR gäbe, und unsere Anträge nicht bearbeitet werden könnten. Die nun wöchentlich eintreffenden

14. April 2015

Der Zahlenfresser

Der Zahlenfresser ernährt sich von Zahlen, leidet aber an Bulimie. Was immer er an Zahlen im Heißhunger verschlingt, er muss es wieder auskotzen. Manchmal schon ein wenig verdaut, doch oft einfach unverändert. Er ekelt sich vor allem, was nicht aus Zahlen besteht. Nur Zahlen möchte er verdauen. Aber davor hat er auch Angst, werden die Zahlen nämlich verdaut, lösen sie sich in ihre Einzelbestandteile auf, und ergeben dann keinen Sinn mehr für ihn. Täglich steigt er auf die Waage, und hat er ein wenig Gewicht zugelegt, beginnt er sich zu verachten. Von welchen Zahlen kommt der Speck, oder waren wieder Wörter dabei? Wörter machen fett. Er untersucht seine Exkremente um herauszufinden, ob aus Zahlen Wörter geworden und verdaut worden sind. Findet er die Zahlen in den Exkrementen wieder, beruhigt ihn das ein wenig, doch ein paar sind verschwunden und wurden verwandelt und verdaut.