..., dass wir alle diese Aufgabenfelder konzentriert haben, auf das Ziel, eine gesellschaftliche Entwicklung zu fördern, die ein nachhaltiges Wirtschaften praktiziert. Das haben wir gemeinsam zur Verständigung zu Grunde gelegt. Nachhaltiges Wirtschaften ist unser Ziel, ohne allerdings [...] eine konsistente Vorstellung davon zu entwickeln, was eigentlich genau nachhaltiges Wirtschaften ist, weil dazu einfach keine Zeit war.
Im Fokus der Forschung des Wuppertal Instituts stehen Transformationsprozesse zu einer Nachhaltigen Entwicklung.
Geht man allerdings von der Notwendigkeit eines ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens aus, bedarf es laut der Studie des Wuppertal Instituts eines generellen Blickwechsel des Wirtschaftens weg von der Angebotsorientierung, hin zu einem reflektierten Nachfragemanagement:
Selbst große Religionen, in der Geschichte der Menschheit, es nicht geschafft haben, eine Kultur so zu prägen, dass ein Lebensstil heraus kommt, der vernünftig ist. Das heißt, wir werden über regulatorische Maßnahmen nicht umhin kommen.
Apropos Lebensstil. Hier ist den Liebhabern der Nachhaltigkeit ein Peinlichkeit nicht erspart geblieben. Und zwar in Form des Widerspruchs zwischen Personen die ein besonders ökologisches Bewusstsein aufweisen, aber dennoch die Ökobilanz gerade für diese Milieus negativ ausfällt. In einer Fußnote auf Seite 31 des Berichtes wird darauf hingewiesen. „Wie zusammenbringen?“ fragte denn auch Hermann Ott per Twitter. Eine vernünftige Antwort darauf bekam er nicht. Denn nach der Logik, wonach regulatorische Maßnahmen zum erreichen eines nachhaltigen Lebensstils notwendig sind, müssten die Grünen in allererster Linie bei der eigenen Klientel anfangen. Dass das nicht geschieht, zeigt die ganze Verlogenheit der Debatte.
Mühsam versucht die Opposition zu verschleiern dass diese Forderungen nach nachhaltigem Wirtschaften, sowie nach nachhaltigen Lebensstil, Regularien erfordern die mit unserem bisherigem Verständnis von der Freiheit nicht vereinbar ist. Dazu wird dann auch gleich mal der englische Mathematiker und Philosoph Thomas Hobbes herangezogen, dessen Lehren aus dem Werk Leviathan von Hermann Ott so beschrieben werden:
Ich kann sagen, dass diese Vertragstheorie, die mir vor allem wichtig war, also eine auf Hobbes zurückgehende, über die Entwicklung des Sozialstaates sich entwickelnde Beziehung zwischen Individuum und Staat, wo ein Teil von individuellen Rechten abgetreten wird, wo aber auf der andern Seite der Staat bestimmte Leistungen auch garantiert, dass das von Teilen der Gruppe auch kritisiert worden ist.
Die Kraft, die den Einzelnen dazu bewegen soll, immer wieder unmittelbare Möglichkeiten, sein Eigeninteresse zu befriedigen, nicht zu nutzen, ist die Kraft des übermächtigen Souveräns, der über den einmal geschlossenen oder erzwungenen ‚Gesellschaftsvertrag‘ hinaus die Einhaltung der positiv festgelegten gesellschaftlichen Normen erzwingt.
Die Reduktion der Nachhaltigkeit auf eine gesellschaftliche Dimension halte ich für grundfalsch. Der Kern der Nachhaltigkeit ist ein regulatives Prinzip sowohl für individuelles Verhalten, als auch gesellschaftliche Organisationsform. Es war immer so verstanden worden, steht auch so im Bericht. Und ich würde es auch für falsch halten, das sozusagen wieder auseinanderzuhalten, das ist der eigentliche Charme: Nachhaltigkeit ist ein Prinzip, was man sozusagen auf allen Ebenen - individuell, lokal, national, europäisch, global - anwenden kann, ohne dazu, sozusagen von oben herab, Rahmensetzungen braucht. Es geht um regulative Prinzipien!
QuentinQuencher 17:00
Wie ist von den Teilnehmern hier die Aussage von Michael Müller aufgenommen worden, wonach der Bergriff »Nachhaltigkeit« zu ideologisch betrachtet würde. Wenn ich es richtig verstanden haben, so meinte er, ein Nachhaltigkeitsvorgabe sei automatisch immer mit Zwang verbunden?
Prof. Dr. Uwe Schneidewind 17:06
@QUENTINQUENCHER: MIchael Müller versteht Nachhaltigkeit als eine "regulative Idee": Handle so, dass Dein Handeln die Handlungsmöglichkeiten künftiger Generationen und anderer Menschen auf dieser Erde nicht unbotmäßig einschränkt. Diese Maxime lässt sich auf individueller und gesellschaftlicher Ebene anwenden.
Die rotgrünlinke Opposition schwadroniert fast unwidersprochen über die Einschränkungen selbst von individueller Freiheiten zugunsten einer Nachhaltigkeitsdiktatur, die sich dann nicht einmal um eine Rahmensetzung zu kümmern braucht, sondern gemäß der eigenen Interpretation des Begriffes Nachhaltigkeit regulative Maßnahmen treffen kann. Da passt es auch dazu, dass noch keine konsistente Vorstellung davon gibt, was Nachhaltigkeit eigentlich ist. Wenn man keine Rahmensetzung braucht um eine Ideologie durchzusetzen, braucht man die Ideologie auch nicht genauer definieren. Eine Diktatur gib sich wenigstens noch einen Rechtsrahmen innerhalb dessen die eigenen Vorstellungen umgesetzt werden sollen. Was Müller und Ott in dieser Enquete ausführen, lässt mich allerdings eher an Willkür denken. Die totale Nachhaltigkeit nimmt Gestalt an.
Lieber Q2,
AntwortenLöschenschöner Artikel! Hobbes ist ja der Theoretiker des Absolutismus! Insofern hat er seine Berechtigung in Kontexten und damit räumlich und zeitlich begrenzt. Absolut(!) interessant aber ist die Rechtfertigung aktueller Politikentwürfe mit Hobbes, dem es in seinem Staat in erster Linie um den Gewaltverzicht ging und nicht um Nachhaltigkeit und andere schwammige Begriffe, in denen Recht, Politik und Moral eins werden und in Form von unbestimmten Rechtsbegriffen und Generalklauseln eine gewisse Nähe zum Rechtssystem des Nationalsozialismus aufweisen (s.o.). Vertragstheoretiker - wie auch John Rawls und seine »Theorie of Justice« - sind, wie ich finde, ansonsten sehr ehrlich: Denn das Ergebnis (bestimmte Gerechtigkeitsvorstellungen, Menschenrechte etc.) haben die Menschen praktischerweise schon im Naturzustand, der aber ansonsten ahistorisch und akulturell ist. Ähnlichkeiten zu aktuellen Denkrichtungen der Gegenwart sind selbstverständlich rein zufällig :-) Den Kampf aller gegen alle gab/gibt es genauso wenig wie den Vertrag aller mit allen. Aber Willkür und Neo-Feudalismus der Gegenwart nehmen dafür ganz offen und mit der Berufung auf Hobbes immer mehr Gestalt an... Bitte nicht von der Terrasse stürzen und herzliche Grüße, wanderschatten