25. September 2015

Aphoristisches

Früher, so wurde mir erzählt, gab es Eltern die ihren Kindern den Mund mit Seife ausgespült haben, wenn diese unanständige Wörter gesagt haben. Die Erklärung eines Unwortes durch eine Jury steht in dieser Tradition.
(12.Januar 2016)

Die Zeichnung der Kinder, die ich heute morgen auf meinen Schreibtisch fand, lassen eine gewisse Vorliebe zum Kubismus erkennen. Das hat aber weniger mit meiner Kunstvermittlung an sie zu tun, sondern mehr mit Minecraft.
(12.Januar 2016)

Praktisch die ganze Nachkriegszeit haben sich die Deutschen darauf verständigt, so zu tun, als ob sie so seien wie sie gerne sein möchten. Wie sie seinen möchten hat sich zwar geändert, je nach dem welches Bild gerade mehrheitlich opportun erschien, nicht aber, immer so zu tun, als wäre das Wunschbild Wirklichkeit.
(11.Januar 2016)

Als Kind habe ich mir nicht vorstellen können, dass wenn ich älter bin, dann nicht mehr auf Bäume klettern würde. Heute sehe keine Kinder mehr auf Bäumen. Wo entwickeln die heutigen Kids ihre Tagträume, wo sind die Orte an denen sie allein sind und sicher vor der Erwachsenenwelt?
(10.Januar 2016)

Ich höre viel von Werten, das ist aber in Hinblick auf Integration von Flüchtlingen nur eine Seite der Medaille, wir müssen auch wieder mehr von Mentalitäten sprechen. Der Höcke von der AfD mag Unsinn erzählt haben, als er über die Reproduktion der Afrikaner sprach, vielleicht auch nicht, im Grunde aber, hat er etwas sehr Wichtiges angeschnitten: Die Mentalität. Nicht im biologistischen Sinne, wie es Nazis tun, sondern eher im kulturellen und soziologischen Denken. Wie will man andere Menschen verstehen, blendet man die Betrachtung ihrer Mentalität aus? Die Rede von den Werten ist eine oberflächliche Diskussion. Genauso die von den Religionen. Weiter traut man sich aber in einer Gesellschaft voller Denkverbote, wie der unseren, nicht hinaus, aus Angst vor den Meinungsklimawächtern nicht nur in der Presse. Der Rassismusvorwurf ist sofort im Raum, um in gewohnter Manier einen Diskurs zu verhindern. Allerdings, ohne die Betrachtung der Mentalität macht eine Rede von den Werten keinen Sinn, sie muss oberflächlich bleiben.
(08.Januar 2016)

Ein Mythos wird in diesen Tagen geboren. Junge Menschen, Araber, haben ihre Macht zur Schau gestellt. In Köln und anderswo. Dies wird als Erzählung weiter gegeben werden und eine identitätsstiftende Erinnerungskultur kreieren. Massenzusammenkünfte dieser Art, bei der die eigene Macht gespürt wird, werden den Wunsch nach diesem Machtgefühl verstärken. Das ist bei Protestdemos so, bei Krawallen zum 1. Mai, bei Hooliganaufläufen oder bei Gewaltausbrüchen nach Fußballspielen. Der identitätsstiftende Charakter solcher Massenzusammenkünfte wird in Erzählungen weiter gegeben werden und dabei immer das Bedürfnis nach Wiederholung wecken.
(08.Januar 2016)

Ich muss an Gartenzwerge denken, in den letzten Tagen. Sehnsucht nach etwas was ich eigentlich immer verachtete.
(05.Januar 2016)

Warum hadere ich nur mit dem Liberalismus? Alle seine Ideen, die Werte, Freiheit insbesondere, finden meine Zustimmung. Er ist für mich keine politische Idee, sondern ein Wertekompass nach dem ich mich versuche zu orientieren. Im hier und heute, im täglichen Leben. Das klappt natürlich nicht immer, dann habe ich aber meine Gründe dafür, Werte stehen eben nicht gleichberechtigt nebeneinander, sondern werden individuell gewichtet. Hier verlasse ich aber dann den Bereich der kühlen Rationalität und der Liberalismus erscheint nur noch als eine erstrebenswerte Idee, die mir aber nichts erklärt und keine Antworten auf meine Fragen geben kann.
(04.Januar 2016)

Den Handschuh vom alten Schiller, oder den Zauberlehrling vom alten Goethe, wir durften uns aussuchen, welches von beiden Gedichten wir auswendig lernen und im Deutschunterricht vortragen wollten. Ich hatte mich für den Handschuh entschieden. Damals, als Kind. Heute würde ich den Zauberlehrling wählen.
(04.Januar 2016)

Ich warte darauf, dass mich die Kinder zu 'Star Wars' ausfragen, und habe mir schon die Argumente zurecht gelegt, um zu begründen, warum ich kein Fan von Science-Fiction bin, mir nie einen dieser Filme angeschaut habe und es auch voraussichtlich nie tun werde. Doch die Kids kommen nicht, es scheint sie nicht zu interessieren. Entweder 'Star Wars' nicht, oder meine Meinung dazu.
(18.Dezember 2015)

Generell mag ich es nicht, wenn meine persönlichen Interessen einer großen gemeinschaftlich zu verwirklichenden Idee untergeordnet werden sollen. Leute mit großen Ideen sehen so gern in die Ferne, glauben die Welt jenseits des Horizont zu sehen, und vergessen dabei die Nähe.
(17.Dezember 2015)

Vorsicht vor den Konnotationen, sie wirken oft wie Schubladen, als Automatismus zum (ab)urteilen in gut und schlecht und verstellen den Blick auf das Wesen einer Sache.
(15.Dezember 2015)

Mein Denken gleicht einem Puzzle. Ich lasse die Bilder und Assoziationen auf mich einwirken und beginne dann, sie danach zu ordnen, was der Form nach zueinander passt. Oft stammen die Teile aus verschiedenen Puzzles, die eigentlich nicht zusammengehören. Noch nie habe ich eines fertig bekommen, noch nie hat es ein fertiges Bild gegeben, immer ist irgend ein Teil dabei, was zwar scheinbar passt, aber doch ganz wo anders hin gehört. Manchmal aber, durch die Vermischung der Teile, entsteht ein ganz neues Bild, eines was nicht vorhersehbar war und für das es auch keine Vorlage gibt.
(13.Dezember 2015)

Bei den Kleinen auf dem Spielplatz. Dort stehen diese Klettergerüste aus Seilen in Form von Pyramiden. Eltern oder Großeltern stehen unten, scheißen sich vor Angst fast in die Hose, wenn die Bälger mal einen Meter weiter hoch klettern. „Sei vorsichtig, halt dich gut fest!“ Ich sehe den Kindern in die Augen und ins Gesicht, und entdecke die Angst der Eltern wieder. Helikoptereltern betreiben Kindesmisshandlung.
(09.Dezember 2015)

Wer meint der Einsatz der Grünen für die Pädophilen ist dem Grund geschuldet, weil es dort mehr Kinderficker gibt als anderswo, verkennt, dass es den Grünen immer darum geht, traditionelle Strukturen aufzubrechen, um neue schaffen zu können, die dann mit eigenen Inhalten und Ideologien ausgekleidet werden. Ziel des Angriffs ist die Familie, hier werden Werte, Traditionen und Zugehörigkeiten gebildet und vermittelt, die das ganze Leben prägend wirken. Da will man ran, hier kann man den neuen Menschen formen, wenn es gelingt die Institution Familie durch ein genehmes Konstrukt zu ersetzen, oder wenigstens die Bedeutung der Familie zu relativieren.
(08.Dezember 2015)

All die Probleme die Andrea Merkel als wichtig erachtet, lassen sich nur multinational lösen, manche nur global. Mit nationalen Lösungsversuchen ist dem nicht beizukommen. Aber nationale Antworten auf die Probleme dieser Welt, bedeutet nicht diese zu lösen, sondern sich vor den Auswirkungen dieser zu schützen. Wer globale Probleme mir nationalen Antworten lösen will, ist einer Hybris anheim gefallen. Wer sich national nicht vor mittelfristig unlösbaren Problemen schützt, handelt verantwortungslos. Es ist dieser Mix aus Hybris und Verantwortungslosigkeit, der Merkels Politik fürs Land so gefährlich macht.
(25. November 2015)

Es war mal eine Zeit, da gab es einen Radikalenerlass in der Bundesrepublik. Heute sitzen die die es betraf an den medialen und politischen Hebeln und erklären alle andern zu (Rechts)Radikalen.
(21. November 2015)

Als die RAF die Repräsentanten des Staates und der Gesellschaft direkt bedrohten, wurde schnell und umfassend gehandelt. Der islamische Terror heute bedroht die gesamte Gesellschaft direkt, physisch wie psychisch, doch das scheint nebensächlich, nicht mal ne Grenzschließung bekommt man in Deutschland hin. Aber dieser Terror trifft ja auch die kleinen Leute, die Fussballfans, die Kaffehausbesucher, die Bahnfahrer. Die Repräsentanten des Staates sind nur indirekt betroffen, bei der nächsten Wahl vielleicht?
(18. November 2015)

Es sollte eine theatralische Geste sein. Eines unserer Kinder ging auf die Knie vor der Mutter, meiner Frau also, um irgend etwas zu erbitten. „Steh sofort auf,“ baffte mein Frau das Kind an. „Auf die Knie geht man nur in der Kirche, nur vor dem Herrgott, niemals vor Menschen.“ Was werden die Kinder aus diesem Vorfall lernen? Im täglichen Leben meine ich, jenseits religiöser Überzeugungen. Hoffentlich das: Selbsterniedrigung ist kein Weg zum Erfolg.
(16. November 2015)

Zitate nerven nur noch, ob von Helmut Schmidt oder vom Papst ist egal. Eine schreckliche Faulheit macht sich breit, in dem die eigenen Standpunkte mittels Zitate begründet werden. Als ob das irgendeine Herleitung wäre.
(15. November 2015)

Ich kann mit Demonstrationen nichts anfangen, sie verstören, manchmal ängstigen sie mich gar. Das gilt auch für solche Demos deren politische Grundrichtung ich eigentlich teile. Diese Verdichtung auf Parolen widert mich an. Parolen, die dann Befehle sind, Befehle zum marschieren oder zum weggehen, aus dem Weg zu gehen, wenn man zu den Gegnern der Demo gehört. Wie alte Schlachtordnungen kommt es mir vor, in Gruppen, dicht an dicht, marschieren sie aufs Feld und der Trommler gibt den Takt der Schritte vor. Die Sprechchöre und die Parolen sind die Trommeln, sie halten die Demonstranten in Bewegung und hindern sie gleichzeitig zu reflektieren was mit Ihnen vorgeht. Von welchem Geist sie erfasst und in welche Richtung sie geführt werden.
(11. November 2015)

Ich stelle mir gerade Helmut Schmidt auf einer Wolke zusammen mit Franz Josef Stauß vor. Im Himmel ist es jetzt nicht mehr langweilig.
(10. November 2015)

Alle reden von den Flüchtlingen. Ich will auch, ich will auch mitmachen, quaken Hendriks und die Genossen Klimaschützer im Chor. Ich will auch ein Stück dieser Aufmerksamkeit, auch wir haben Flüchtlinge zu bieten. Doch die Flüchtlinge der Klimaschützer sind nur eingebildete, sie existieren nicht, nur in den Köpfen der Aktivisten, Genauso wie der Klimawandel als Problem nur in deren Köpfen zu finden ist, und in manchen Computern. Nun müssen wir uns eben ein paar reale Flüchtlinge stehlen, wird sich Hendriks & Co. sagen, es gibt ja gerade genug davon, sonst geraten wir nur mit unseren imaginären Problemen in den Hintergrund.
(08. November 2015)

Mich interessiert weniger wie oder was Etwas ist, sondern wie Es empfunden wird. Wie ich Es empfinde, oder wie ich mir vorstellen kann, wie man Es empfindet.
(25. Oktober 2015)

Was macht man nur mit Leuten, die den Unterschied zwischen Bukowski und Buschkowsky nicht kennen? Den zwischen Kunst und Politik. Man mag Akifs Kunst Scheiße finden, diese mit Politik zu vergleichen ist Unsinn.
(23. Oktober 2015)

Bereits an der Frisur der Kundin war erkennbar, was sie im Supermarkt einkaufen wird. Stylisch - Aha - Bingo - BIO.
(20. Oktober 2015)

Gerade im Radio, in den Kurznachrichten: „Mehrere Unionspolitiker wollen die Bundeskanzlerin dazu drängen, die Grenzen zu schließen!“ Hmm, haben wir jetzt einen Absolutismus, in dem die Königin machen kann was sie will? Beispielsweise die Grenzen schließen. Vielleicht ist es so, aufmachen konnte sie sie ja auch.
(19. Oktober 2015)

Gute Angst ist die vorm Klimawandel, Genfood, Atom, Chemie. Böse Angst ist die vor Masseneinwandung, Fremdbestimmung, Heimatverlust. Gut und Böse sind auswechselbar, und werden vertauscht, wenn es die politische Opportunität erfordert.
(17. Oktober 2015)

Merkel-Astrologie, oder Merkelogie, das ist der Versuch mit Deutungen, aus den Äußerungen der Kanzlerin, ihren Gesten und ihrer Kleidung, herauszubekommen, was sie eigentlich will und was es für uns bedeutet.
(17. Oktober 2015)

Wenn eine Staatsgrenze gesichert wird um unerwünschtes Eindringen ins Staatsgebiet zu verhindern, dann schützt dies die Bürger des Staates. Wird die Staatsgrenze gesichert um unerwünschtes Verlassen des Staatsgebietes zu verhindern, dann entmündigt es die Bürger zu Häftlingen. Wer setzt denn eigentlich immer wieder diese beiden verschiedenen Grenzsicherungen gleich? Leider fast alle, die links sowieso.
(16. Oktober 2015)

Kündigt ein Diktator etwas an, wird es meist schlimmer als angekündigt. Kündigt eine Demokratie etwas an, wird es meist halb so schlimm.
(13. Oktober 2015)

Oh diese kinderlosen Fünfziger, die nun die ganze Welt adoptieren müssen, um ihr Defizit zu kompensieren. Haben sie doch Kinder, so haben sie Angst vor ihnen und umarmen lieber die ganze Welt.
(2. Oktober 2015)

Die Zensur ist nicht das größte Übel, das schlimmste sind die Auswirkungen der Zensur, die Selbstzensur. Die einem das Rückgrat krümmt, die den Charakter zerstört. Man muss ständig das eine denken und das andere sagen. Man muss sich ständig unter Kontrolle haben, man hört auf ehrlich zu sein, man wird zum Heuchler. Und genau das wollte man. (Milos Forman, tschechoslowakischer Film-Regisseur)
(30. September 2015)

Amazon, Ebay und Co. treiben mir das Einkaufen im Internet aus. Immer wenn ich auf deren Seiten was suche, verfolgen die mich anschließend mit entsprechender Werbung. Das ist in etwa so, als wenn der Schuhverkäufer, bei dem ich nur anprobiert aber nicht gekauft habe, mich in den Supermarkt, in die S-Bahn und bis nach Hause verfolgt um mir seine Latschen anzudrehen.
(30. September 2015)

So möchte sich Putin gerne sehen: Als Johann III von Polen, wie der 1683 die Belagerung Wiens durch die Türken beendete. Aus dem Osten kommt die Rettung, weil der Westen dekadent und verweichlicht geworden ist, davon ist man nicht nur in Russland überzeugt.
(29. September 2015)

Vielleicht sollten wir die Entwicklungs- und Veränderungsfähigkeit von Gesellschaften danach beurteilen, wie lange Tabus ihre Gültigkeit besitzen. Oder auch die Selbsterhaltungskräfte der Gesellschaft danach einschätzen, welche Tabus über lange Zeiten gelten.
(27. September 2015)

Respekt ist das Schlüsselwort zur Freiheit. Ich muss den Anderen nicht verstehen, er muss mich nicht verstehen, wir müssen gar nichts verstehen, nur respektieren. Alles weitere, das Emotionale, das Verständnis, der Hass, die Liebe, all das kommt später, kann auf Respekt aufbauen. Doch der ist der Anfang im Miteinander. Ich fordere ihn ein und verteidige damit meine Freiheit. Ich gewähre ihn, und gewähre damit dem Anderen seine Freiheit.
(26. September 2015)

Ich brauche Distanz, mehr Distanz. Zu allem was nach mir greift. Ich will mich nicht immer gegen das emotionale Grapschen wehren müssen.
(26. September 2015)

Der Öko ist humanophob und sehnt sich nach seiner Auflösung in der Natur, wünscht sich sein eigenes Verschwinden. Nicht Teil der Natur will er sein, damit würde er ja weiter existieren und seine Umwelt beeinflussen, nein, nichts soll bleiben, Natur selbst soll er werden. So wie er sie sich vorstellt: Beseelt, als Antwort auf Anfang und Ende. Parallelen zum Nirwana sind nicht zufällig. Nur im Wunsch des Aufgehens in der Natur, entwickelt der Ökologismus seine volle spirituelle Wirkung.
(25. September 2015)



Dossier: Aphorismen



Einige dieser „Gedankenschnipsel“, und weitere, hier in:
Chorhähnchen esse ich jederzeit“.

Paperback
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E-Book
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