16. Februar 2017

Übers Auskotzen und das Anspucken

Das Essen schmeckt nicht, manchmal merkt man das bereits beim ersten Löffel und oft gar schon am Geruch. Soll ich es trotzdem essen, obwohl ich genau weiß, dass ich davon eine Magenverstimmung oder die Scheißerei bekomme? Wenn es mich würgt, esse ich nicht weiter.

Verachte ich deswegen diejenigen denen es schmeckt, die es geradezu als eine Offenbarung ihrer Geschmaksknospen sehen? Ich muss an die Durian, oder Stinkfrucht, denken. An der scheiden sich die Geister, die einen halten sie für eine Delikatesse, andere müssen sich übergeben. Kotzfrucht wird sie auch genannt und ist in Südostasien berühmt berüchtigt.

Es gibt Texte, die mag ich nicht, das Gehirn möchte kotzen und kann es nur durch Worte. Doch genau diese meine Worte, die des kotzenden Gehirns, ekeln mich auch. Gibt es überhaupt jemand der seine eigene Kotze mag? Sicher, manche ergötzen sich daran, das Internet ist voll davon, die Bibliotheken oder Mediatheken ebenso. Und Satire, ist die eigentlich auch nichts weiter als ein wenig stilvolleres Erbrechen? Im Idealfall nur, oft ist es nur ein Anspucken des Andersdenkenden, so wie es in der heuteshow geschieht, beispielsweise.

Der der sich auskotzt, ekelt sich vor etwas was ihm nicht behagt, es muss nur raus aus ihm bevor es ihn vergiftet. Es ist die Sache, die Worte, die Ideologie, was seinen Brechreiz auslöst. Es ist ihm peinlich, aber es muss raus. Das politische Kabarett in früheren Zeiten war oft so. Stellvertretend fürs Publikum wurde sich dessen entledigt, was ungenießbar war. Ist es passiert, ist es raus, fühlt er sich besser, das Publikum auch.

Früher schaute ich mir gerne mal solche Sendungen wie die von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft an. Wie die sich auskotzten, das hatte schon Stil. Doch heute schalte ich sofort weg, wenn irgend etwas mit politischer Comedy im Fernsehen läuft. Dort wird nur noch gespuckt, andere angespuckt. Das soll lustig sein. Dabei geht ihnen nur ums besudeln anderer, nicht um eigene Unverträglichkeiten. Was der Spuckende in den Mund nimmt, will er nicht auf Genießbarkeit testen, wahrscheinlich hat der Spuckende noch nicht mal Geschmaksknospen. Deswegen verspürt er auch keinen Ekel bei dem was er tut.

1 Kommentar :

  1. Ich beschäftige mich sehr ungern mit Ekel. Darum war der Text für mich auch nicht gerade ansprechend. Aber er verweist auf einen Sachverhalt, den ich teile.

    Wenn es einem echten Trend gibt, der Lobhudelnd das eigene Land verklärt, dann ist es zeit für eine 'Hurra Deutschland'-Satire. Wenn ein kollektives Mea Culpa zum guten Ton gehört, dann sollte man drüber in beißenden Spott verfallen.

    Sprich: Satire und Cabaret hat die Aufgabe, absurden aber mächtigen Einstellungen den Spiegel vorzuhalten. Natürlich kann man auch Meinungsgegner durch den Kakao ziehen - am wirkungsvollsten, wenn das mit Sprachwitz und Intelligenz vorgetragen wird.

    Wir aber haben eine defätistische Gundhaltung, eine Verachtung aller Werte, einschließlich der Freiheit und des Patriotismus aber als Norm in Deutschland vorgefunden. Die natürliche Aufgabe der Satire und des Kabarets wäre, dies aufs Korn zu nehmen. Das Gegenteil wie zur Kaiserzeit oder des Nationalsozialismus.

    Aber wir finden dagegen nur das dummdreiste Draufschlagen auf den politschen Gegner, wie z.B. Beatrix von Storch ihre vermeintliche Hässlichkeit vorzuwerfen, aber nichts zu Merkel oder Claudia Roth zu sagen ... Überhaupt ist der Vorwurf von Hässlichkeit eher mit dem vergleichbar, einem Behinderten seine Behinderung vorzuwerfen. Ich entdecke darin nichts Lustiges, und auch nicht den Hauch von Esprit, sondern nackten Ekel.

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