ein Nachtrag zur Überschrift des «Welt» Artikels. Dazu muss ich kurz ausholen und auf ein Schwarmverhalten hinweisen. Wenn Ameisen zur Futtersuche ausschwärmen, dann etwas gefunden haben, legen sie eine Pheromonspur, auf der dann andere folgen, weil sie erfolgreich ist.
Thilo Sarrazin und Akif Pirinçci haben eine solche Spur gelegt, der nun viele folgen. Das ist meine These. Wobei das Bild von Schwarm natürlich nicht passt, weil durch Spezialisierung und Ausdiffernzierung in menschlichen Gesellschaften nur immer einige wenige spezialisierte Individuen neue Spuren legen.
Die Masse folgt dann diesen Spuren, nicht wie im Ameisenstaat, in der das Individuum ganz aufgeht, sondern zum ganz eigenen individuellen Nutzen. Der Handwerker, der sich am Erfolg der Werbekampagne, oder dem Internetauftritt, seines Konkurrenten orientiert; oder der Schreiberling, der Vokabeln und Sinnbilder von erfolgreichen Schriftstellern übernimmt.
Die Frage ist, wer legt die Spuren? Das Futter ist ja nur das Nebenprodukt, für denjenigen der die Spur legt, ist diese Spur schon der Hauptzweck, je mehr folgen, um so mehr ist er als Individuum erfolgreich. Viele dieser Spuren werden in Film und Literatur, der Kunst auch, gelegt. Die sind sozusagen die Ausschwärmer. Hinterher kommen dann die die die Wege ausbauen, Brücken konstruieren oder Theorien entwerfen und verwerfen.
Können Wissenschaftler solche Spuren legen? Ich weiß es nicht. Sicher werden sich dafür Beispiele finden, aber anschauen muss man sich dann trotzdem, warum eine Spur erfolgreich wurde, meist wohl hauptsächlich weil sie mit einer Idee verknüpft wurde. Einem Sinnbild.
Das Löschen solcher Bemerkungen, oder Statements, wird nichts bringen, weil die Spur deswegen nicht verschwindet, sie wurde bereits von zu vielen wahr genommen und wird sich weiter verbreitern. Ein neues Bild, eine neue Szene im Film, erscheint, das der bisherigen Diskussion einen neuen Charakter aufzwingt. Man kann das ignorieren, ganz in der Art wie Volker Kauder die AfD boykottieren möchte, aber schon zu viele folgen der Spur, als ob dieses Verhalten Erfolg versprechen könnte.
Lassen Sie mich ein weiteres Beispiel bringen. David Harnarsch verlinkte auf seinem Facebook-Account eine Meldung, ebenfalls aus der Welt, wonach die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, meinte, es gäbe keinen gerechten Krieg. Wenn man sich mal die üblichen Beschimpfungen, ohne die es im Internet wohl nicht geht, wegdenkt, dann entstand auch eine kleine Diskussion darüber, ob eine solche Haltung wie die der Frau Käßmann auf ihren evangelischen Glauben zurück zu führen ist, oder eher einer «Bionadeschickeria» mit deren Sinnbildern.
Eine der bekanntesten pazifistischen und gleichzeitig religiösen Organisationen sind wohl die Quäker, und als ich auf den entsprechenden Wikipediaeintrag klickte, fiel mir folgendes in die Augen:
Evangelikal: Bibel und spirituelle Erfahrung sind gleichrangig,
Konservativ: Spirituelle Erfahrung ist wichtiger als die Bibel,
Liberal: Spirituelle Erfahrung ist am wichtigsten.
Ob die Unterstellungen in der Überschrift des Welt-Artikels nun wahr sind oder nicht, ist für die Sinnbilder von untergeordneter Bedeutung. Der Kommentator in der Welt hat nur eine Pheromonspur genutzt.
Viele Grüße
Quentin Quencher
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