20. Mai 2015

Von Kämpfern und Richtern der Energiewende

Ist schon interessant, wie hartnäckig die Energiewende verteidigt wird. Im Faktencheck sieht es ja recht mau aus, was schon daran ersichtlich ist, dass niemand dem Beispiel Deutschlands folgt. Profiteure und Lobbyisten haben natürlich ihre eigenen Gründe, warum sie argumentieren, wie sie argumentieren.

Ständige Flickschusterei am Gesetz um die schlimmsten Auswüchse zu begrenzen, auch die ökologischen, lassen eine Vorreiterrolle immer mehr als schlechtes Beispiel erscheinen. Da man aber die ganz große Karte gespielt hat, gleich auf Weltrettung gemacht hat, kann man nun nicht mehr zurück, da die Gefahr besteht, dass eine ganze Ideologie, ein ganzes Weltbild, ins Wanken gerät. Das ist halt das Problem, wenn Feindbilder zur Erklärung der eigenen Weltsicht in den Vordergrund gestellt werden, dann ist nämlich das Ziel nicht mehr, eine pragmatische Lösung für ein angenommenes Problem zu finden, sondern die Bekämpfung des Feindbildes.

Der Feind muss zerstört werden, dass ist die Hautaufgabe, das Gegenwärtige überwunden werden, damit die schöne neue Welt der »Erneuerbaren« seine Wirkung entfalten kann. Wenn wir diese Vorgänge mal ein wenig abstrakt betrachten, danach suchen, wo und wie die gleichen Mechanismen in Gesellschaften wirksam wurden, dann finden sich die Parallelen in totalitären Regimen oder Ideologien, in fundamentalistischer Religionsausübung, und damit letztlich bei der Gut-Böse-Unterscheidung. Das Urteilen danach, was denn nun Gut und Böse ist, geschieht dann immer mit der Festlegung auf den eigenen Standpunkt. Der ist immer das Gute.

Für das urteilen in Gut und Böse braucht es keine Sachkenntnis, wie Canetti meint, selbst diejenigen, „die niemand bei gesunden Sinnen,“ so schreibt er weiter, „dazu bestellen würde, nehmen sich unaufhörlich Urteile heraus, auf allen Gebieten.“ Das Problem dabei ist, das diejenigen die sich zum Richter über Gut und Böse aufschwingen, dies nicht tun, indem sie abwägen, Argumente wie Ideologien, und bei dieser Abwägung nach pragmatischen Lösungen suchen, sondern die Festlegung auf Gut und Böse ist bereits geschehen und unabhängig von Argumenten. Jetzt geht es nur noch um die Vernichtung des Gegners. Nach pragmatischen Lösungen sucht auf Seiten der Energiewendebefürworter schon lange keiner mehr, es geht um die Vernichtung des Gegners. Erst danach wird die schöne, neue, gute Energie ihre segnende Wirkung entfalten können, davon ist man überzeugt. Deshalb stehen bei denen, die die Energiewende so vehement verteidigen, nicht die pragmatischen Lösungen im Vordergrund, sondern der Kampf.



Dieser Text ist im Buch Im Spannungsfeld |1 enthalten.

Paperback
280 Seiten
ISBN-13: 9783748112433
12,00 €
E-Book
ISBN-13: 9783748152767
7,99 €






4 Kommentare :

  1. Niemand folgt dem Beispiel von Deutschland? Sind Sie da sicher? Es gibt viele Länder, die ein ähnliches System aufgebaut haben wie in Deutschland mit Einspeisevergütungen für erzeugten Strom. Woanders gibt es Quotenregelungen für EE im Stromnetz. Einzelne Länder wie die Schweiz wollen die Atomkraftwerke auslaufen lassen und keine neuen bauen. Es ist sogar eher so, dass Deutschland im internationalen Vergleich eher mittelmäßig in Sachen Energiewende sind. Der "Trick" bestand eher darin, sich nach außen hin mit Klimakanzlerin und Atomausstieg sehr umweltbewusst zu geben. Siehe u.a. http://www.dw.de/deutschland-verliert-vorbildrolle/a-17541370

    Ich stimme Quentin Quencher sogar zu, Deutschland gibt keine gute Vorreiterrolle ab, da sind andere mittlerweile viel besser darin. Z.B. Dänemark oder auch die Alpenländer.

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    1. i.S. "Atom"kraftwerke in der Schweiz und v.a. Energie"wende" ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

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  2. @ Hader
    Nennen Sie mir einige (oder auch nur eines) der von Ihnen erwähnten "vielen Länder", die dem deutschen Wesen folgen (und genesen) ?!

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  3. Hmm, man könnte meinen, Sie haben meinen Beitrag nicht ganz durchgelesen. Dort habe ich Beispiele von Ländern gebracht, die nicht nur dem deutschen Beispiel folgen, sondern es erfolgreicher umsetzen. Ansonsten den verlinkten Artikel lesen.

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