So lange ist es nicht mehr hin, dann sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Die Parteien und Kandidaten beginnen sich zu positionieren. Die FDP meldet sich nun mit einem Paukenschlag diesbezüglich in der medialen Arena. Eicke Weber, Chef des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), will für die FDP kandidieren. Stolz präsentierte Landeschef Theurer den neuen Kandidaten.
Dass der Weber ein glühender Befürworter der sogenannten Erneuerbaren Energien ist, darüber könnte man ja zur Not noch hinweg sehen. Damit liegt er ja ganz auf der Schiene von Theurer, der mit einem so bezeichneten »blauen Wachstum«, bei dem Umweltschutz durch technische Innovation möglich sein soll, schon geraume Zeit versucht den Grünen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass die Liberalen aber einen Kandidaten aufstellen, der die Phantastereien eines Jeremy Rifkin „praktisch vollständig“ teilt, ist ein Armutszeugnis für eine Partei, der man einst eine gewisse Kompetenz in Wirtschaftsfragen einräumte.
Es pinselt sich die Südwest-FDP also nicht nur grün an, in dem sie einen wie Eike Weber als Kandidaten aufstellt, der auch noch geradezu enthusiastisch von einem Ökonomen schwärmt, welcher meint, dass der Kapitalismus in spätestens ein paar Jahrzehnten nur noch in einigen Nischen stattfindet, diese FDP verabschiedet sich von ihrem Markenkern. Ja klar, wer fürs EEG ist, die komischen Vorstellungen Rifkins teilt, für den ist grüne Planwirtschaft das wirkliche Ziel. Aber für was es dann die FDP noch geben soll, wenn die sich von ihren vormaligen Kernkompetenzen verabschieden und nun einem grünen Zeitgeist hinterher laufen, das wird ihr Geheimnis bleiben, welches sie bei der nächsten Wahl wohl mit ins Grab nehmen wird.
Eigentlich wäre das für die FDP eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass sie besser Ökologie und Ökonomie in Einklang bringt als andere Parteien. Wenn sie die Stärken der Marktwirtschaft dazu nutzen, ökologische Probleme effizienter zu lösen, mich würde es freuen.
AntwortenLöschenEicke Weber ist nicht nur ein Wissenschaftler und EE-Befürworter, sondern auch ein guter Netzwerker, der sich u.a. dafür einsetzt, dass erfolgreiche deutsche (Nachwuchs-)Wissenschaftler im Ausland in Kontakt bleiben. Insbesondere mit dem Ziel, wenn sie viele Erfahrungen im Ausland gesammelt haben, gute Einstiegschancen in Deutschland haben. Davon profitierte das Land wie beim letztjährigen Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell. Unter dem Gesichtspunkt würde ich die Kandidatur von Herrn Weber in Richtung Forschungslandschaft Baden-Württemberg auch sehen.
Man könnte auch mal zur Diskussion stellen, was eigentlich die vormaligen Kernkompetenzen der FDP waren, von denen man sich verabschiedet. Ich habe da oft den Eindruck, dass selbst (ehemalige) Anhänger das Ganze auf ein "sind für Marktwirtschaft" reduzieren. Ich (vermag jetzt einige überraschen) sehe die Wurzeln in der über 200-jährigen Geschichte des Liberalismus und deshalb viel weitreichender, als sich nur symbolisch für die Marktwirtschaft einzusetzen. Nur man muss die Ideen des Liberalismus auch auf die Probleme der heutigen Zeit übertragen. Und da sehe ich in der FDP der letzten 15 Jahre schon erhebliche Defizite, auch verbunden mit den Personen Westerwelle und Brüderle, denen oft Einfachheit vor Sachlichkeit ging. Wenn die FDP eigene Lösungen zu den ökologischen Fragen dieser Zeit anbieten kann (was über ein "das regelt schon der Markt" hinausgeht), dann glaube ich auch, dass es hier im Ländle für die Leute attraktiv ist.