31. August 2017

Schnipsel im August'17

Manchmal, wenn es mir gestatte, kehrt sehr bruchstückhaft die Erinnerung zurück: an meine Schulzeit von 1966 bis 1976. Heute wieder, ich muss an den Geschichtslehrer denken, und wenn ich mich recht entsinne, hat der später auch Staatsbürgerkunde gegeben: Frontal, wie damals üblich. Doch ganz ohne Grund kommt mir dieser Schwätzer nicht in den Sinn, immer sind es aktuelle Anlässe die Verdrängtes wieder sicht- und fühlbar machen. Es ist Wahlkampf und der Lehrer sind nun die öffentlich rechtlichen Medien, sie machen auf Staatsbürgerkunde. Aber nicht so wie es heute sein sollte, von einem pluralistischen Geist getragen, sondern in der gleichen Gut-Böse-Unterscheidung wie mein alter Stabi-Lehrer.


Ich war auf den Weg ein religiöser Fundamentalist zu werden. Das Problem war nur, ich baute mir meine eigenen Fundamente, so wie ich sie mir vorstellte wie sie richtig wären. Dann las ich die Offenbarung des Johannes und glaubte mich am Ziel. Dreizehn Jahre war ich da, vielleicht vierzehn. Dabei suchte ich nur meine Wurzeln, denn dort wo ich eingepflanzt wurde, wohin ich durch Schicksal oder Vorsehung geworfen wurde, da entwickelten sie sich nicht. Ich kann nachempfinden wie religiöse Fundamentalisten entstehen.


„Spießbürger“ ist ein Pejorativum des Kleinbürgers (meint Osterhammel: »Die Verwandlung der Welt« S.1083 ff)


Seit Wochen sitze ich immer wieder an einem Text über den »Kleinbürger« und komme nicht voran. Er ist nicht zu greifen, kaum habe ich ein Bild entwickelt, schon erscheint es wieder falsch.


Es wird Tag, der Kaffee duftet schon, doch der Geruch von frischen Brötchen fehlt noch. Noch eine Stunde bis der Bäcker aufmacht. Sagt eigentlich dem mal einer: „Danke, deine Brötchen vervollkommnen den Morgen.“


Warum sollte ich das Bedürfnis haben die Zukunft gestalten zu wollen, ich habe doch Kinder, in Zukunft bestimmen die was sie wollen. Meine Aufgabe ist in der Gegenwart. Trauen die Zukunftsgestalter ihren Kindern nichts zu, oder misstrauen sie ihnen?


Letztes Jahr war der »Weltüberlastungstag« am 06.08, also am gleichen Tag wie der »Weltkatzentag«. Das war lustig, gerade auf Twitter, es war schön zu sehen, was die Menschen wirklich interessierte, an Hand der Hashtags diesbezüglich. Das Netz war voller Katzenfotos und Geschichten über sie, ganz unter »ferner liefen« rangierten die Ökos mit ihrem konstruierten Propagandatag.


An den verwendeten Wörtern für einen Sachverhalt lässt sich erkennen, wie sich der allgemeine Diskurs verändert. Welche Werte an Bedeutung gewinnen und welche verlieren. Stuttgarts OB Kuhn (Grüne) sagte gestern: „Beim Zweitwagen ist elektrischer Antrieb patriotische Pflicht.“


Postnationalismus, Postmoderne und was es noch alles für Post-Sonstwas-Bezeichnungen gibt, sind Ergebnisse von Transformationen, mehr der gewünschten, als der geschehenen. Das sehe ich locker, ist alles nicht endgültig. Nur den Postpluralismus, den spüre ich wirklich. Und das ist kein gutes Gefühl.


Viele glauben, sich mal richtig auskotzen zu können, ist bereits Widerstand, dabei ist es nur ein Ventil um Druck abzulassen. Es hilft niemanden anderen, außer einem selbst. Trotzdem betrachte ich dieses Auskotzen in der Meinungsblase als legitim, es muss nicht jeder Widerständler sein.


Es ist halt immer ein Kampf mit sich selbst, was man sich heran lässt und was nicht. Meine Immunabwehr gegen alles kollektive, gegen alles was als Masse daherkommt, hilft mir da sicher ein wenig. Treffe ich zwei Menschen, die sich 100% einig sind, ist mir das bereits verdächtig.


„Die Opfer des Terroranschlags von Barcelona waren zur falschen Zeit am falschen Ort,“ wurde gerade im Radio kommentiert. Ich sehe das anders: Die Attentäter waren zur falschen Zeit am falschen Ort, sie hätten da nicht sein dürfen, sondern an dem Ort wo sie herkamen.


Stellen wir uns einmal vor, ein Text wäre ein Auto. Von irgendwem wurde es konstruiert und erschaffen. Andere Autos gab es schon vorher, aber dieses nicht, es ist neu. Manche mögen es, weil es schön aussieht, oder weil es praktische Vorzüge hat, anderen missfällt die Karre, aus welchen Gründen auch immer. Egal, es wurde erschaffen und ist nun da.
Aber es gibt auch die anderen Texte, die die nichts neues erschaffen, sondern immer nur Bezug nehmen auf das vorhandene Auto. Sie sind so was wie Mechaniker die etwas Bestehendes reparieren, oder auch nur Tankstellen, die den Sprit dafür liefern, damit das Auto sich weiter bewegt.

Journalismus gehört zur zweiten Kategorie, meist jedenfalls. Noch mehr die sogenannten sozialen Medien. Was Neues wird dort selten konstruiert und gebaut, sondern am Bestehenden herum gewerkelt. Irgendwie denkt aber jeder Journalist, jeder Twitterer oder Facebooker, er würde natürlich ein besseres Auto bauen könnten, und bleibt dann doch nur der Spritlieferant oder der Mechaniker für den Kundendienst.

Nun aber mal nicht übermütig werden, ihr Autobauer, ihr Philosophen und ihr Politiker, ohne die Mechaniker und die Lieferanten, stünden eure Kisten nur so rum, keiner könnte sie benutzen. Sie würden in Vergessenheit geraten, vergammeln und verrotten, ohne dass jemand Notiz davon nimmt.


58% Frauenanteil bei der Wählerschaft der Grünen. Eigentlich sollte das kein Problem sein, wären die 42% Männer unter den grünen Wählern auch wirklich Männer, doch das sind sie nicht, sondern sie verleugnen sich selbst und wollen wie die Frauen sein.



Dossier: Aphorismen

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