Im Zeitalter der sozialen Medien – Kurznachrichten und Minitexte schwirren in wahrscheinlich astronomisch großen Mengen durchs Netz – sammelt sich auch bei mir so einiges an, das, wenn man es eben nicht gleich löscht, doch später wieder von Interesse sein kann. Es ist geradezu so, als wären Stammtischgespräche aufgezeichnet wurden, deren Bandbreite auch als von tiefgründig bis pöbelhaft durchaus bekannt ist. Die meisten dieser Kurznachrichten, ich schrieb sie mir in einer Textdatei, werden dann doch irgendwann gelöscht. Einige von denen allerdings, fand ich, mit etwas zeitlichen Abstand, zu schade zum Wegwerfen. Und so entstand daraus eine Serie auf Glitzerwasser, die ich »Schnipsel« nannte.
Dann, beim Aufräumen der Datei, tauchten dort noch kurze Gedanken auf, die eigentlich zu lang für Twitter oder Gab.ai waren, deshalb auch nicht gesendet wurden, und die meist so etwas wie die Anfangsüberlegung für einen neuen Artikel gewesen sein könnten. So geht das manchmal, ein Gedanke schießt durch den Kopf, er wird kurz notiert, um ihn später wieder aufgreifen zu können. Doch es wurde nichts daraus, anderes scheint wichtiger gewesen zu sein. So geben diese »Schnipsel« einen Einblick in den denkerischen Prozess, auch und gerade in diesem Durcheinander und wegen ihrer spontanen Entstehung
Vielerlei sammelte sich also in dieser Textdatei, lediglich chronologisch geordnet, und aus den Schnipseln wurden dann diese Aufzeichnungen mit dem Titel »Chlorhähnchen esse ich jederzeit«. Auch dieser kurze Satz ist da zu finden, wahrscheinlich wollte ich einen launischen Beitrag über das Thema schreiben, ich weiß es nicht mehr. Nur eines ist klar, er stimmt, dieser Satz, ich mache tatsächlich keinen Bogen um Chlorhähnchen, im Gegenteil. Warum auch.
Man könnte also sagen, das Buch ist durchs Aufräumen entstanden, durchs Aufräumen einer Textdatei. Dabei musste ich an zwei meiner Töchter denken, deren große Leidenschaft ist das Zeichnen. Die jüngere von beiden hat sich kürzlich ein Notizbuch zugelegt, in der sie ihre Detailstudien hinein kritzelt und dabei lernt und an sich arbeitet. Genauso möchte ich auch mein Notizbuch verstanden wissen, als Skizzensammlung eines Freidenkers.
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