19. Dezember 2018

Schnipsel 2018, Achte Sammlung

„Reportern sage ich nie die Wahrheit“, meinte einst William Faulkner. Ich würde meinen, das ist Notwehr, denn die sagen die Wahrheit ja auch eher selten.



Wenn ich die Struktur des Denkens des Andersdenkenden begriffen und erkannt habe, muss ich mich nicht mit jedem seiner Argumente auseinandersetzen, nach Logik oder Unlogik suchen, sondern ich lege es weg. Es genügt zu wissen, dass es dieses Argument gibt. Mit Schriftstellern oder Philosophen verfahre ich genau so, wichtig ist nur, die Struktur und das Netz zu erkennen aus dem die Gedanken kommen. Wenn das klar ist, dann ab in den Müll damit, die Zeit ist zu kostbar um sich damit zu beschäftigen.



Wie eine Nussschale legt sich die Kultur über den Menschen, sie schützt ihn, sie behaust ihn. Nur diejenigen die es schaffen sich von dieser Schale zu lösen, sie aufzubrechen und zu entschwinden, werden sich selbst erkennen können – und wie fragil sie eigentlich sind.



Manchmal hoffe ich, dass Politiker nur dumm sind; der eine mehr, der andere weniger. Ich möchte ihnen verzeihen können was sie anrichten. Denn wenn sie nicht dumm sind, dann müsste ich sie hassen und bekämpfen – und das will ich nicht. Ich kann und will mich nicht auf das Feld des politischen Kampfes begeben, müsste dann nach ihren Regeln kämpfen: Also Hinterhältigkeit und Verlogenheit als Waffe benutzen.



Natürlich habe ich ein Handy, aber ein ganz einfaches, kein Smartphone. So bin ich im Notfall erreichbar, zu mehr brauche ich es nicht. Meinen Kindern sage ich: Nur so kann ich die Welt spüren, nur wenn ich nicht online bin.



Für Freidenker wird es immer einsam, zwangsläufig. Das ist der Preis fürs Freidenken.



Ihr Deutsch ist nicht besonders gut, mein Englisch auch nicht. Wollen wir uns über komplexe Themen unterhalten, helfen nur Bilder weiter, die Projizierung des Themas in ein Bild. Spreche ich mit Deutschen in meiner Sprache und verzichte dabei auf die Technik der Projizierung, dann merke ich oft, dass die Sprache unvollständig ist.



Oft vermeide ich den Kontakt zu „Meinesgleichen“. Der Spiegel, den ich dann in den Personen der „Meinesgleichen“ vorgehalten bekomme, zeigt ein Bild von mir, zu brutal, zu schonungslos, mehr von mir, als dass ich es noch ertragen kann.



Unser Grundgesetz mag Fehler haben, auch hat das Entstehungsprocedere unter Aufsicht ein Geschmäckle, doch wenn ich mir vorstelle, heute müssten sich die Deutschen eine neue Verfassung geben, dann packt mich das kalte Grausen, in jedem zweiten Artikel wäre dann was von Nachhaltigkeit oder Diversität zu lesen.



„Das Gewissen ist nicht eine Instanz die alles weiß. Es muss kultiviert werden, es muss einen Lernprozess unterworfen werden.“ (Eugen Biser)

Ist dann das Gewissen des Individuums also ein Produkt seiner Kultur?



Für Biser kommt Gewissen und Freiheit zusammen, was ich auch für wichtig halte. Derjenige, der nur Befehle ausführt, wie ein Henker beispielsweise, kommt nicht in Gewissenskonflikte.



Manche wachen nicht mal aus ihren Träumen auf, wenn das eigene Kind wegen ihrer Träume stirbt.



Ich kann nicht so was wie ein Mitglied sein, also wie das Glied einer Kette, eingereiht und Kräften ausgeliefert, die auf mich wirken und mich bewegen. Wie viel kann ich bewegen und mitbewegen und wie viel bewegt dann mich? Nein, ich brauche Unabhängigkeit.



Wenn es einen Film gibt, in etwa im Stil des »Leben des Brian«, nur halt über Mohamed, und dieser Film überall in Deutschland gezeigt werden kann, die Muslime diesen Film akzeptieren und als Kunstfreiheit verteidigen, dann gehört der Islam zu Deutschland. Vorher nicht.



Wer den #Islam ändern wollte, muss beim Koran anfangen und Teile davon als nicht mehr gültig erklären. Das aber geht nicht, weil der Koran direktes Wort Gottes ist. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur Bibel oder Tora.



Nicht die theologische Auslegung von religiösen Schriften entscheidend, sondern die gelebte Frömmigkeit, meist in Form von Volksfrömmigkeit, die aber mitunter erheblich von der eigentlichen Lehre abweicht.



Ein typisches Merkmal von Religionsgemeinschaften in der Diaspora ist, dass sie einen Hang zum Fundamentalismus entwickeln.



1990 sprachen mich Menschen an und erzählten stolz, dass sie zu den Montagsdemonstranten in der DDR gehörten. Es waren die gleichen Leute, die mir 1981 wegen meines Ausreiseantrages aus dem Weg gingen.



2002 war meine Frau das erste Mal in Deutschland und war fasziniert von der Sicherheit in der Öffentlichkeit. „Unglaublich, nicht mal einen Security in der Shopping-Mall braucht es hier“ meinte sie damals. Gestern sagte sie: „Das Land hat sich verändert, das ist so traurig“.



Wenn das Überleben der Hauptantrieb ist, lässt sich ›das eigene Sein‹ nicht ohne andere Personen denken, die nicht überlebt haben. Das führt zur Selbsterhöhung des Überlebenden. „Der Augenblick des Überlebens ist der Augenblick der Macht“ (Canetti).



Ich halte es für einen Fehler, das Grundprinzip der Evolution als Schablone für die menschliche Natur zu benutzen. Es sei denn, Empfindungen wie Glück und Leid werden berücksichtigt.

Ja klar, Empfindungen, Geist und Verstand sind evolutionäre Ergebnisse. Aber sie passen nicht immer zusammen, erst in kulturellen Anpassungen werden sie miteinander verträglich gemacht.



Ich sollte Schopenhauer lesen. Safranski meint über ihn: „Er naturalisierte den Geist, die anderen vergeistigten die Natur.“ Denn gerade diese Vergeistigung der Natur scheint mir einer der Hauptantriebskräfte des Ökologismus zu sein.



Es hat einfach eine sagenhafte Faulheit im Denken um sich gegriffen. Es wird nicht gefragt, was das Ding an sich ist, sondern zu was es gebraucht oder auch missbraucht wird. Aber gut, Husserl liest halt keiner mehr.



„Sag mir wer deine Freunde sind und ich sage dir, wer du bist.“ Sagte der Vater oft zu mir. Ich habe ihn verachtet für diese Dummheit, er hat nie den Sprung vom Fühlen zum Denken geschafft.



Israel verteidigt die westlichen Werte inmitten einer dieser Werte feindlichen Umgebung. Schon allein deswegen ist es uns moralisch geboten, den Israelis jede uns mögliche Hilfe und Unterstützung zu geben. Jerusalem als ihre Hauptstadt anzuerkennen, wäre das mindeste.



Das Grummeln in den europäischen Nationen macht deutlich: Es gibt eine französische Mentalität, eine britische, italienische, ungarische, eine schweizerische … Doch was ist die deutsche Mentalität? Wäre ein Suchen und Erkennen dieser bereits ›rechts‹, also verachtenswert? Wahrscheinlich, mindestens aber politisch inkorrekt! Mit einer Ausnahme vielleicht, nämlich der Annahme in Form einer Selbstbezichtigung, dass die deutsche Mentalität im Prinzip faschistisch ist und im Grunde nur durch Erziehung zum Guten und Richtigen, einem universellen Humanitarismus, überwunden werden kann. Ich denke, die deutsche Mentalität ist hauptsächlich von einer ihr eigenen Romantik geprägt. Gäbe es diesbezüglich eine Ideologie, müsste sie wahrscheinlich ›Romantismus‹ heißen.



„Der Weihnachtsmarktsbarrierenbau ist eine verhältnismäßig junge Disziplin in Deutschland.“ So stand es in den Stuttgarter Nachrichten.



„In einer Diktatur muss derjenige, der nicht schuldig werden will, die Orte meiden, an denen er verantwortlich wird, weil das Regime ihn sonst in die Verhältnisse verstrickt.“ Dies meinte Hannah Arendt und ist auch ein wichtiger Grund, warum ›der Mitläufer‹ im Grunde Täter ist. #DDR #Linke



Wer überhaupt auf die Idee kommt, Abtreibungen bis zum 9. Monat zu legalisieren, das ernsthaft zu denken, muss emotional krank sein. Solchen Leuten darf nie und nimmer irgendwelche Verantwortung übertragen werden.



„Nicht die Werte machen Europa aus, erklärt Jürgen Wertheimer in der NZZ, sondern die Kunst des kritischen Denkens.“ (Quelle: Perlentaucher)



Es waren nicht die Montagsdemos, die das Ende der DDR einläuteten, es war die Ausreisewelle Mitte der 80er Jahre. Diejenigen Oppositionellen, welche die DDR selbst reformieren wollten, waren nur Trittbrettfahrer, die später aber die großen Reden schwangen.



Eigentlich will ich frei sein, mich nicht zuordnen zu einer Familie, einem Volk, einer Religion, einer Weltanschauung – einfach deswegen, weil ich mich nicht vereinnahmen lassen will, von niemanden. Dann muss ich es aber doch tun, wie sonst könnte ich überleben.



Was bei der Debatte um CRISPR/Cas oft vergessen wird, die wesentliche Form der Manipulierung des Menschen durch Menschen wird die Erziehung bleiben. Der Mensch, so wie er geworden ist, in seiner Komplexität, wurde von seiner Umwelt in wesentlichen Punkten geschaffen.

Die eigentlich gefährliche Menschenmacherei geschieht durch Pädagogik.



In den Achzigern: die Volkszählungen war ein gar schreckliches Ding. Die Grünen und die Linken liefen Sturm. Der maschinenlesbare Perso und Schleppnetzfahndung erst, von Überwachungsstaat war die Rede. Und heute? Wenn es gegen den Diesel geht, dann ist es egal – Ihr elenden Heuchler!



Gestern Nachmittag musste ich wegen älteren Damen, die mit dem Fahrrad unterwegs waren, zweimal scharf bremsen, um einen Unfall zu vermeiden. ‚Ach, was waren das noch für Zeiten, als ich wegen Kinder bremsen musste!‘ sagte ich zu mir selbst. Eine Welt ist vergangen.



Ja, das ist es, ganz eindeutig. Der ganze Aufbau von politischer Macht in Deutschland ist auf die »Parteien« ausgerichtet. Und das bedeutet, dass diese, um einen Machtverlust vorzubeugen, von ihren Mitgliedern machterhaltendes Verhalten einfordern.



Mein Vorsatz fürs nächste Jahr ist, keine Desinformationen mehr zu verbreiten. Ich beginne im persönlichen Umfeld und mache keine Komplimente mehr und werde den Damen sagen, wie sie wirklich aussehen oder auf mich wirken.



#Heißzeit meint nicht die Temperaturen der Atmosphäre, sondern einen Erregungszustand, wie läufig, brünstig oder rossig. Mit anderen Worten, es beschreibt die Geilheit der Klimaalarmisten, denen der Begriff einen feuchten Schritt beschert.



Würde man mich dazu verdonnern, immer wieder den Film ›Bambi‹ anschauen zu müssen, ich würde zum Wilderer werden und die Mistviecher mit Freude abknallen.



Ich habe den Eindruck, dass das Auto-Verbotsintervall – also die Zeit zwischen zwei Forderungen nach irgendwelchen Verboten das Auto betreffend, Tempolimit, Diesel, Fahrverbote und so weiter – nicht mehr in Tagen, sondern in Minuten angegeben werden muss.



Dossier: Aphorismen


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