Im Dreieck zwischen Sielmingen, Wolfschlugen und Harthausen, einem überschaubaren Gebiet auf der Filderebene, also südlich von Stuttgart gelegen, gibt es eine kleine Anhöhe, von der sich sowohl meine Frau, als auch ich, uns vorstellen könnten, dort wohnen zu wollen. Natürlich ist es nicht möglich, es ist kein Bauland, nur Landwirtschaft scheint hier erlaubt. Freilich gibt es auch schönere Plätze für meine Frau, denn sie will die Lichter in der Nacht sehen und jedes Mal freut sie sich daran, wenn wir von Degerloch kommend, in Richtung Stuttgarter Talkessel fahren. Mir allerdings graust es vor der Vorstellung, hier wohnen zu müssen, möchte lieber raus aus der Stadt, lieber in die Berge, ans Meer, in eine weite Ebene, egal, Hauptsache die Lichter der Menschen sind weit weg.
Doch diese kleine Anhöhe in der Nähe unseres derzeitigen Wohnortes, zwischen den drei anfangs genannten Orten gelegen, die wäre ein Kompromiss für uns. Nach Norden schweift der Blick hin zum Flughafen, der A8, zieht sich hin bis zum Fernseh- und zum Funkturm und weiter über Wohn- und Industriegebiete. Vor allem in der Nacht, wenn die Lichter der Menschen zu sehen sind, höre ich oft die Frage von ihr: Warum darf man hier kein Haus bauen, es ist doch so schön hier?
Ja, ja, antworte ich dann manchmal, dass wieder ein paar Filderkrautbauern den großen Reibach machen können, wie das eben bei der Umwandlung von Agrarland in Bauland geschieht. Sie schaut mich vorwurfsvoll an und ich fühle mich ertappt: Klar bin ich neidisch und gönne das den Bauern nicht. Obwohl, ihnen schon, nur nicht ihrem Nachwuchs, doch das ist eine andere Geschichte, es wäre eine von Menschen, die sich in ein gemachtes Bett legen können, nicht im realen Leben kämpfen müssen und sich dafür in imaginäre Kämpfe stürzen: Weltrettung und so. Der Wohlstand dieser Gegend und der Stimmenanteil für die Grünen ist schon eine sehr verdächtige Korrelation.
Mein Blick schweift nach Süden, zum Alptrauf, wie dieser Steilabfall im Norden der Schwäbischen Alp genannt wird. Burgen – Hohenneuffen oder die Burg Teck – und Berge sind von hier aus nur zu sehen. Tagsüber, ich bin kein Mensch der Nacht, weckt dieser Ausblick in mir immer den Wunsch, ein Pferd zu satteln und in Richtung der Sonne zu reiten.
Da wird mir klar, es ist nicht die Anhöhe selbst, die wir gerne in Besitz nehmen möchten, um uns dort ein Heim zu bauen, es ist nur ein Platz, von dem aus wir Sehnsuchtsorte erblicken können. Noch ist das möglich, denn ob ich nach Süden schaue, oder nach Norden, nirgends werden meine oder ihre Träume durch Windräder geschreddert. Kein einziges ist von hier aus zu sehen.
Ich hoffe, dies bleibt auch so – unsere Wünsche sind in diesen Zeiten des Kulturwandels, nicht nur was die Landschaft oder die Lichter der Stadt betrifft, doch sehr bescheiden geworden. Sie beschränken sich darauf zu hoffen, dass wenigstens etwas so bleibt wie es ist. Auch wenn es nur ein Platz fürs Träumen ist.
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