Printmedien verlieren an Zustimmung, gar an Glaubwürdigkeit, dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup in den USA. Gerade mal 15 bis 31% der Leser, je nach politischer Ausrichtung und Alter, finden Zeitungen vertrauenswürdig, im Durchschnitt sind es 23%. Damit hat sich die Zahl derer die ihrer Zeitung vertrauen in den letzten 30 Jahren halbiert. TV-Nachrichten schneiden nicht besser ab. Ob diese Zahlen auch auf Deutschland übertragbar sind, mag bezweifelt werden können, die Tendenz sicherlich nicht. Woher dieser Vertrauensverlust kommt wird nicht berichtet, doch dürfte das Internet eine wesentlicher Grund sein, man ist als Leser nicht mehr nur auf eine oder zwei Quellen angewiesen, und unterschiedliche Darstellungen nähren naturgemäß Zweifel.
Eine wichtige Frage die sich aus diesem Befund ergibt: Wissen das auch die Politiker, oder meinen die immer noch, die Leute glauben mehrheitlich was in der Zeitung steht? Frau Merkels Äußerung, dass das Internet noch Neuland sei, scheint darauf hinzuweisen dass die Veränderungen noch nicht in dem Maße berücksichtigt ist wie es sein sollte. Längst hat sich eine Öffentlichkeit mit Informationsmöglichkeiten einen breiten Raum verschafft, die gerade die Themen behandelt, die Print und TV nur sehr einseitig betrachten. Sei es Europa, oder die Energiewende, diejenigen die die Diskussionen im Netz verfolgen haben einen ganz klaren Informationsvorsprung. Freilich tummeln sich im Netz auch die Freaks, die die den Lauf der Welt mit Esoterik oder Verschwörungstheorien erklären zu versuchen, doch gerade weil auch deren Meinungen nicht unterdrückt werden können, führen sie nicht zu mehr Akzeptanz, sondern eher zur eigenen Bloßstellung.
Ob Print und TV mit andern Formaten, oder breiter und ausführlicher behandelnden Themen, an verloren gegangene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen können erscheint zweifelhaft, gerade der sogenannte Qualitätsjournalismus wird kaum noch als solcher erkannt, zu oft liegen sie mit ihren Darstellungen und Kommentaren fern der Lebenswirklichkeit ihrer Leser. Auch das kann man aus der Gallup-Umfrage ableiten.
Wenn Frau Merkel nun meint, das Internet wäre Neuland, dann meint sie sicherlich nicht die technischen Aspekte, obwohl sich der Ausspruch ja hauptsächlich auf die Meldungen um die Ausspionierung durch Geheimdienste bezog, sondern wie Informationsströme entstehen und welche Wirkung sie auf die Gesellschaft haben. Für Politiker wird es nicht einfacher Stimmungen in der Bevölkerung richtig einzuschätzen, insbesondere wenn sie sich hauptsächlich auf Print und TV als Quelle konzentrieren. Leider ist aber zu vermuten, dass Spiegel, Süddeutsche oder Tagesschau immer noch als Leitmedien verstanden werden, auf deren Meldungen und Darstellungen die Politik zu reagieren hat, die allerdings, wie Gallup zeigt, den Kontakt zur Leserschaft verlieren und nicht mehr deren Überzeugungen repräsentieren wie in der Vergangenheit.
Das ist Neuland für die meisten Politiker, sie werden umdenken müssen wenn nicht wieder einmal dumm aus der Wäsche schauen wollen weil die Wahlergebnisse nicht so sind wie sie sie erwartet haben.
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