28. November 2013

Der Volocopter und die Evolution des Geistes

Peter Heller beschreibt im Science-Skeptical-Blog am Beispiel des Volocopters wie technische Evolution funktioniert, vergleicht diese mit der biologischen Evolution, und dass beides miteinander verknüpft ist. Ein ganz wichtiger Punkt, der auch von Forschern aller möglichen Richtungen schon einige Zeit nachgegangen wird. Das beginnt schon damit, dass der Mensch sich eine Kultur geschaffen hat, die es ohne Abstraktionen (Sprache, Schrift, Philosophie, Religion usw.) nicht gäbe. Nur durch diese Abstraktionsfähigkeit wäre es dem Menschen möglich die verschiedenen Module des Hirns miteinander zu verknüpfen. Die Kultur ist sozusagen ein externer Speicher, weil sie auch Erklärungen und Wissen transportiert, welches wir uns dann nicht immer einzeln und speziell selbst aneignen müssen.

Und an dem Punkt kommt auch die Technik ins Spiel, die hat die externen Speicher von Informationen extrem anwachsen lassen. Nehmen wir nur den Buchdruck als Beispiel, bis hin zu den heutigen beinahe unendlichen Möglichkeiten des Internets. Wenn vom Informationszeitalter gesprochen wird, dann ist dies gar nicht so falsch, nur dass es das schon immer gegeben hat, die technischen Möglichkeiten haben es nur erweitert. Aber nicht nur das, die technische Entwicklung beeinflusst auch die biologische des Menschen, nicht nur dahingehend, dass gewissermaßen nach Darwin der fitteste überlebt, sondern sie führt zu Veränderungen am Gehirn selbst. In einer SWR-Sendung (Kann die Evolution unseren Geist erklären?) wird Steven Mithen zitiert:
Ich meine, zum menschlichen Geist gehören heute die Teile der materiellen Welt in die wir unsere Gedanken auslagern. Die Erfindung der Schrift war auch ein wesentlicher Teil der geistigen Evolution, mit geschriebenen Texten können wir Wissen und Ideen festhalten für die unser Gehirn alleine überfordert wäre. Und heute geht es weiter mit dem Internet, dass uns nahezu unbegrenzten Zugang zu Information gibt. Wir können das nicht von der Evolution des Geistes trennen. Wenn heute Kinder aufwachsen strukturieren sich ihre Gehirne in einer Weise die zum Teil von ihrer heutigen Umgebung aus Internet und Mobiltelefonen beeinflusst wird. Ihr Gehirn sieht zwangsläufig am Ende anders aus, als wenn sie in der Steinzeit aufgewachsen wären.
Die Vorstellung scheint sehr plausibel, dass die Technik nicht nur ein Produkt des Menschen ist, sonder er selbst auch ein Produkt der Technik. Wobei schon im weitesten Sinne die Entwicklung zur Archivierung von Wissen gehört. Die Evolution des Geistes ist immer noch im Gange.

Das hat zwar jetzt nicht direkt mit dem Volocopter und dessen Chancen zu tun, der ist aber ein gutes Beispiel wie dieses verknüpfen von Wissen sich auswirken kann. Und vor allem zeigt es, dass wenn wir von der Evolution sprechen, zwar meistens die nach Darwin meinen, dieser Ansatz aber viel zu kurz gesprungen ist und nur einen Teilaspekt umfasst. Auch Kultur gehört zur Evolution, und wenn eine Kultur sich zu konservieren anstrebt, läuft sie Gefahr eben der Evolution zum Opfer zu fallen. Physisch werden die Menschen nicht Opfer der Evolution, jedenfalls nicht in den entwickelten Gesellschaften, doch ihre Kultur wird nicht überleben, wenn sie nicht die Möglichkeiten der Technik nutzt. Und evolutionäre Entwicklungen sind nicht steuerbar, wobei wir bei der aktuellen Politik sind, die dies geflissentlich immer wieder übersieht und deswegen falsche Signale sendet. Wie bei der Elektromobilität. Deren Zukunft liegt möglicherweise in der Luft, und nicht auf der Straße.

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