9. November 2020

Notizen im August, September, Oktober 2020

Ich bin kein Patriot, Empfindungen dieser Art waren mir immer fremd. Aber nur Patrioten können den Raum schaffen, bilden und sichern, in dem ich so leben kann, wie ich es möchte. Der Pathos der Patrioten erreicht mich nicht, aber ich achte sie als Beschützer meiner Freiheit.


Einwanderung die nicht in Integration, besser Assimilierung, führt, ist keine Einwanderung, sondern Okkupation oder Invasion.


Ohne Navi, ohne Smartphone, einfach so mit dem Auto ohne Ziel unterwegs zu sein, ist ein bisschen wie Pilze sammeln im Wald. Das Gebiet ist ungefähr abgesteckt, aber ansonsten ist nur von Interesse, was gerade ins Blickfeld kommt. Gestern Abend landeten wir in Calw.
     „Oh Gott, ist das schön hier“, meinte meine Frau, nicht ohne mir zum Vorwurf zu machen, dass sie(!) keine Kamera dabei hat, auch ihr Smartphone nicht. So schlenderten wir eben ein paar Stunden durch die Hesse-Stadt Calw. Sie will wieder hin, Fotos machen, da lasse ich sie allein dazu.


„Ich gehe jetzt einkaufen, braucht ihr was?“ rufe ich laut in den Flur. „Cola, Kekse, Chips,“ schallt es aus den Kinderzimmern.


Sicher gibt es viele ehemalige CDU-Wähler, die es an einem Ereignis fest machen können, warum sie nun die Union nicht mehr wählen können. Bei mir war das, als nach Fukushima die im Wahlkampf versprochene Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke ins Gegenteil verkehrt wurde.


Eine liberale Partei wäre schon wichtig, schon als lebendige Ermahnung, dass Liberalismus immer auch sehr nahe am Ideal der Freiheit gebaut wird. Sowohl an der kollektiven Freiheit, als auch an der individuellen.


„Du hast so einen schönen schwabbeligen Bauch“, sagt der Sohn (10) zu seiner Mutter. Sie lacht, streichelt ihm über den Kopf und gibt ihm einen Kuss. Ich stelle mir gerade vor, was sie mit mir machen würde, wenn ich das Gleiche gesagt hätte.


Die Rede von der Gerechtigkeit, in alle möglichen und unmögliche politischen Kontexte verwoben, hat etwas Gefährliches, weil Gerechtigkeit unmöglich ist. Sie ist ein individuelles Empfinden, kein Prinzip der Natur.


Den Ausdruck „Community“ bei Twitter, Facebook, sonstwo, finde ich schrecklich. Ich nutze Dienstleistungen, ohne mich mit dieser zu identifizieren. Ich lasse mich informieren, informiere selbst, trete in Kontakt mit Menschen, ganz normales soziales Veralten also, so wie es überall vorkommt.


Als nun schon etwas älterer Mann, freue ich mich, wenn ich um Ratschlag gebeten werde, mir also eine gewisse Weisheit attestiert wird. Doch ich hüte mich davor zu erklären, was richtig, was falsch ist. Mein Ratschlag kann nur das Aufzeigen einer anderen Perspektive sein.


Ein Ethiker im Radio heute Morgen zur Coronasituation in Deutschland: „Wir befinden uns in der Phase der Normalisierung des Ausnahmezustandes.“ Genau das macht mir Angst.


Jede Menge rot–weiße Absperrbänder im Schwimmbad, sich an ihrer Macht berauschende Bademeister, die den Badenden angeben, in welche Richtung und wo sie schwimmen sollen, wo ins Wasser zu gehen ist, wo raus. Sie fügen sich, die Besucher, es ist so leicht Menschen zu dressieren.


Das Exerzieren beim Militär dient dem Einüben von mechanischen Handlungsabläufen, ohne dass reflektiert wird, welchen Sinn die Befehle haben. Es ist wie eine Dressur. Genauso sind auch die Coronaregeln, schön im Gleichschritt bewegen sich die Rekruten, die mal freie Bürger waren.


Sich dem Zeitgeistigen zu verweigern ist nichts anderes, als einen Modetrend nicht mitzumachen. Es gibt Moden, die sind zeitlos, die anderen, die nur im Moment schön aussehen, wirken außerhalb ihrer Zeit nur peinlich. Erst dann wird die Lächerlichkeit des vergangenen Zeitgeistes erkannt.
     Zeitgeist ist so eine Art Mode. Auffallen tut nur der, der sich ihr verweigert.


Ich bin kein Patriot, Empfindungen dieser Art waren mir immer fremd. Aber nur Patrioten können den Raum schaffen, bilden und sichern, in dem ich so leben kann, wie ich es möchte. Der Pathos der Patrioten erreicht mich nicht, aber ich achte sie als Beschützer meiner Freiheit.


Der Mensch lebt in familiären Beziehungen auch dann, wenn seine Familie mit der biologischen nichts zu tun hat. Es sind die emotionalen und spirituellen Bindungen, die ihm das Familienzugehörigkeitsgefühl geben.
     Nicht alle Menschen sind Herdentiere, manche finde sich eher in Rudeln zurecht, manche sind gar Einzelgänger. Aber es stimmt schon, die Herdenmenschen sind in Mehrzahl und sie sind eher unkreativ und nicht die Schlausten.


Ich benutze keine Wander- oder Treckingstöcke, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Ich kenne mich, wahrscheinlich könnte ich dem Reflex, einem dieser Kampfradler so einem Stecken zwischen die Speichen zu rammen, nicht widerstehen.


Vorgestern Abend in Stuttgart. Die Lichter der Stadt sind so kalt, wie frühere Leuchtstoffröhren. Die Menschen auch.


Immer siegt der Mythos. Freilich erklärt die Aufklärung, doch Wissen will nicht nur erklärt, sondern vor allem auch gefühlt werden. Das schafft nur der Mythos. Genau genommen ist die Aufklärung auch ein Mythos, einer von vielen.


Die Virologen bestimmen wie wir uns zu verhalten haben, die Klimatologen was wir besitzen oder verbrauchen dürfen und Ideologen kochen daraus einen rotgrünen Brei.


„Ich denke, also bin ich.“ meint Descartes und ich habe diesen Spruch immer verachtet. Der Mensch ist zuerst ein empfindendes Wesen, das Denken baut auf den Empfindungen auf, nicht umgekehrt. Richtig wäre: „Ich empfinde, also bin ich“.


Kein Schnaps dürfen sie kaufen, kein Auto fahren, nicht in Puff gehen, aber wählen sollen sie dürfen – mit 16.


Seit gestern habe ich eine ca. 2 m² große Weltkarte an der Wand, meiner Frau gefiel es so. Lange schaute ich darauf und die Karte empfinde ich mehr und mehr gestrig, ein Bild aus einer fernen Zeit: Europa in der Mitte! Als ob dieser Kontinent noch die größte Bedeutung hätte.


Schon vor ein paar Jahrzehnten schrieb mal Pankraz in einem Welt-Beitrag, dass der Pazifik das neue Mittelmeer werden würde. So wie früher rund ums Mittelmeer Kultur, Handel und Wirtschaft aufblühte, so wird es bald rund um den Pazifik sein.


Die Welt erklären kann ich nicht, nur davon berichten, was ›ich‹ sehe, wahrnehme, empfinde und spüre. Genauso wird es allen gehen, weshalb ich denen, die mir die Welt erklären wollen, in der Regel nicht zuhöre. Wenn sie berichten was sie sehen, dann höre ich zu, wenn sie erklären nicht.


Deutschlands Identitätsproblem ist, es fehlt ihm ein „Befreiungsmythos“, eine Befreiung aus einem Unrecht heraus, die mit eigener Kraft und Willen geschah. Der Osten hat das allerdings, mit der Überwindung einer Diktatur aus eigener Kraft.


Ein Problem des Bürgertums ist, es hat nur wenig Abwehrkräfte gegen Esoterik. Diese Schwachstelle wurde schon von den Grünen benutzt, die ihre Aussagen mit esoterischem Geschwurbel tarnten.


Bislang fand ich jede Rede auf Demonstrationen, egal gegen was, einfach nur peinlich.


Wer die Heimat als zu einengend und zu bevormundend empfindet, oft gerade die, welchen einen utopischen Idealismus anhimmeln, sucht sich eine Gemeinschaft, oder konstruiert sie sich, in der er meint zu Hause zu sein.


Ich hatte von Babyschwimmen gehört und wollte meinen gerade geborenen ältesten Sohn dafür anmelden. Das war 1979 in der DDR. Mir wurde ein Termin gegeben mit dem Hinweis: „Da wird ihr Kind begutachtet und wenn es für den Leistungssport talentiert ist, dann wird es weiter gefördert.“ Ich teilte denen mit, dass ich an Leistungssport nicht interessiert sei, mir ginge es nur darum, dem Baby Gutes zu tun.
     „Wenn sie an Leistungssport nicht interessiert sind, dann hat es keinen Sinn.“ So ist Sozialismus: Was nützlich fürs System ist, bekommt wohlwollende Aufmerksamkeit. Nur das. Das Individuum, seine Wünsche und Interessen, interessiert nur, wenn es dem System dienen kann.


Dieses Denken in „Futur 2“ ist leider weit verbreitet. Scharlatane, die glauben die Zukunft zu kennen, arbeiten grundsätzlich damit. Sie geben ihre Fiktionen als „mit Sicherheit eintretendes Ereignis“ aus.


Immer wenn ich Reden höre oder sehe, die auf Parteiveranstaltungen oder Demonstrationen jeglicher Art gehalten werden, bekomme ich einen faden Geschmack im Mund, möchte den ausspucken. Das passiert auch, wenn ich den jeweiligen Grundanliegen positiv gegenüberstehe. Ich weiß nicht, woran es liegt, vielleicht daran, dass ich Wissenden so misstraue. Dagegen kann ich Suchenden stundenlang zuhören. Die Redner auf solchen Veranstaltung geben sich immer als Wissende aus.


Ich habe noch nie eine Partei gewählt, weil ich voll und ganz hinter ihr gestanden hätte. Früher nicht und heute auch nicht. Immer ging es mir darum, ähnlich wie beim Autofahren, die Fahrtrichtung zu korrigieren, in welche sich die jeweils herrschende Politik bewegt.


Ich werfe nicht der Angela Merkel vor, dass sie so ist, wie sie ist. Aber ich werfe der CDU vor, dass sie jemanden an die Spitze ihrer Partei, an die Spitze der Bundesregierung, gehievt hat, der so ist, wie die Merkel ist.


Nationalstaaten entstehen „von unten“ durch Freiheitsbewegungen und Identitätsübereinkünfte. Imperien entstehen „von oben“ durch Eliten zu ihrer Interessenabsicherung. Die EU ist eindeutig auf dem Weg zum Imperium.


Ich liebe an Deutschland alles was „klein“ ist: die Kleinstädte, die Kleingärten, ja sogar die Kleingeister. Unangenehm wird mir es, wenn es groß denkt und handelt: Welt-, Klima- und Europarettung, die Großstädte, all die großkotzigen Dinge.


Ich befinde mich an einem Punkt, der mir sehr unbehaglich ist, weil ich die Nützlichkeit und die Hoffnung auf die Lösung von Problemen nicht mehr im Disput oder Diskurs sehe, sondern im Kampf. Meine Gegner, die Linken und Grünen, haben das noch nie anders gesehen.
     Das heißt, ich habe die Hoffnung aufgegeben, meine Gegner mit Argumenten überzeugen zu können, oder bei ihnen ein Verständnis für meine Standpunkte zu erreichen. Sie wollen mich auch nicht überzeugen, sondern besiegen. Also muss ich den Kampf annehmen, wenn ich leben will.


Wahlkämpfe, diese Mischung aus Seifenoper und Dschungelkamp, mögen viele unterhaltsam finden, manche bilden sich gar ein, sie wären Meinungsbildend. Ich finde diesen Zinnober nur widerlich. Noch nie hat ein Politiker bei mir durch Wahlkampf auch nur einen Sympathiepunkt erlangen können.


Laubbäume sind Angeber, protzen im Frühjahr und im Herbst mit ihren Farben. Doch im Winter, wenn die Vögel traurig auf den kahlen Ästen sitzen, erinnern sie sich an die Ermahnungen der Nadelbäume: „Buntheit bietet keinen Schutz, wenn es kalt wird im Land.”


Wenn ich mir den globalen Blick erlaube, sehe ich uns in einem Zeitalter der Auflösungen. Alte Ordnungen, Werte und Selbstverständlichkeiten gelten immer weniger. Doch Menschen begehren danach. Es ist nun die Zeit der Scharlatane.


Hass ist mir fremd, ich kann, will und darf nicht hassen, verbiete es mir. Das trifft aber nicht auf die Verachtung zu, die gestatte ich mir und sie trifft immer mehr meiner Mitbürger, Politiker insbesondere.


Will der Konservatismus in Deutschland wieder politisch beachtet werden, so muss er zuerst die Medien bekämpfen, sie offen als Gegner und Feinde bezeichnen, denn solange er gefallsüchtig diesen Medien hinterherläuft, wird er marginal bleiben.


Großstädte bewirken Hybris und Dekadenz, die Menschenverdichtung und das künstliche Habitat schaffen das.


Würde ich gefragt werden, was ich zur Vorsorge nun in diesen Corona-Zeiten tue, dann wäre meine Antwort: Das Auto ist immer vollgetankt und ich schaue danach, immer ausreichend Bargeld zu Hause zu haben.

Würde ich gefragt werden, wer mit einem Denkmal geehrt werden sollte, weil er den Menschen Freiheit brachte, dann wäre meine Antwort: Henry Ford!


Die alte Frage: Was sollten wir wählen, Köpfe oder Programme?, wird durch Corona beantwortet. Kein Herrschender schaut auf sein ehemaliges Wahlprogramm, wenn er nun quasi den Ausnahmezustand ausruft. Deshalb, schaut euch die Menschen an, die ihr wählt, ihren Charakter.


Das Verhältniswahlrecht verleitet zu Filz und Korruption und schädigt auf lange Sicht die Demokratie. Es sei denn, das Volk hat das Instrument der obligatorischen Volksabstimmung zur Verfügung um Filz und Korruption entgegenwirken zu können. Etwa wie in der Schweiz.







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