Donnerstag 15. April 2021
Wählen zu gehen, gleicht immer mehr dem Einkauf in der DDR. Das was man möchte, steht nicht zur Auswahl.
Selbstgerechtigkeit ist pandemisch derzeit und wird vor allem vom öffentlich rechtlichen Rundfunk verbreitet, schon an den Minen der Nachrichtensprecher zu sehen.
Der Wahlkampf naht, die verwendeten Vokabeln ändern sich. „Reformieren“ oder „modernisieren“ steht nun wieder hoch im Kurs. Komisch nur, ich verstehe statt dessen immer „drangsalieren“ und „bevormunden“, wenn jemand so im Wahlkampfmodus spricht.
Sich für unentbehrlich zu halten, ist eine Berufskrankheit von Politikern.
Dienstag 13. April 2021
Ich brauche Ruhe und Zeit, will ich reflektieren, was um mich oder mit mir geschieht. Oft erscheint mir die Welt wie hinter einer Nebelwand verborgen, nur schemenhaft ist irgendwas zu sehen, doch erkennen, was es ist, das ist unmöglich. Nur die Geräusche, die aus dem Nebel dringen, lassen noch ein bisschen Deutung zu.
Irgendwann lichtet sich der Nebel, die Sonne entfaltet ihre Kraft, oder ein Wind kommt auf. Auf diesen Zeitpunkt gilt es warten, bevor ich mir ein reales Bild meiner Umgebung machen kann. In der Zwischenzeit bestimmen Imagenationen die Gedanken, das Nachdenken darüber, was sein könnte, was nicht deutlich zu sehen ist, von dem nur Geräusche zu mir vordringen.
Was machen Menschen, die sich diese Ruhe und Zeit nicht nehmen können? Politiker etwa oder Journalisten, auf Aktuelles müssen sie sofort reagieren, auch wenn es nur Geräusche im Nebel sind.
Ach ich vergaß, die reflektieren nicht und sind überzeugt, ihre Imagenationen sind die Realität, eigentlich fürchten sie sich sogar davor, dass der Nebel sich lichtet, ihr ganzes Weltbild, ihre Macht und ihre Deutungsmacht, auf Imagenationen gebaut, steht dann zur Disposition.
Montag 12. April 2021
Was einer denkt, ist meist nebensächlich, erst die Beantwortung der Frage: „Warum denkt er das, was er denkt?“ wird zum Verständnis für den Anderen führen.
Hätte sich die EU darauf konzentriert, einen florierenden Binnenmarkt zu schaffen, würde auch keiner auf die Idee kommen, die Union abzuschaffen. Aber darum geht es in der EU schon lange nicht mehr, sondern um Macht und Geld, natürlich das Geld der Deutschen, davon will jeder was.
Kids, lernt Fremdsprachen, so viele wie möglich, so fällt es euch später leichter, einen geeigneten Platz für euer Leben zu finden. Denn ob Deutschland euch noch eine lebenswerte Zukunft bieten kann, ist sehr fraglich.
„Wir haben doch Zahlen von Ländern, die keinen Lockdown haben, wo die Beschränkungen minimal sind, die Zahlen der Kranken und Toten nicht höher, Texas oder Schweden, beispielsweise!“ Sagte ich zu einer Nachbarin. „Pfft, Texas! Und Schweden, den Zahlen glaube ich nicht!“
Tja, da hat es wohl keinen Sinn weiterzudiskutieren, dachte ich mir und wollte, zur Ablenkung, übers Wetter reden, normalerweise ein geeignetes Thema für höflichen Smalltalk. Ich habe es mir aber schnell verkniffen, wir wären beim Klimawandel gelandet, ich weiß ja, dass sie ne Grüne ist.
Sonntag 11. April 2021
Wenn wir Parteien mal nicht nach ihren politischen Forderungen einordnen, sondern nach den Emotionen, von denen sie durchdrungen sind, dann fällt auf: Bei den Grünen dominieren Ängste.
Die Heuchler reden von Vielfalt und Diversität, wenn es aber um ihre eigene Macht geht, dann gilt das nicht mehr und der Föderalismus steht zur Disposition. Vielfalt und Diversität, wie sie sich eben auch im Föderalismus ausdrückt, sind nun auf einmal ganz schädlich.
Der Föderalismus galt als wesentlicher Baustein der bundesrepublikanischen Demokratie. Es ist erschreckend wie schnell und einfach dieser zur Disposition steht.
Wir werden von Leuten regiert, die das Volk als eine „Biomasse“ betrachten, die vor schädlichen Einflüssen geschützt werden muss, damit sie nicht verdirbt.
Samstag 10. April 2021
Es ist manchmal schon interessant die eigenen Veränderungen zu analysieren, die man selbst an sich erlebt hat. Spätestens dann wird einem bewusst, dass das was man aktuell denkt, nicht endgültig ist, sondern sich weiter entwickeln wird.
Gestern eine Frau beim Rasenmähen beobachtet, sie allein mit ihrem Rasenmäher auf der Wiese und mit einer dieser OP-Masken vorm Gesicht. Ich habe mir ein Zigarillo angezündet, um meine Finger untere Kontrolle zu bekommen, fast hätte ich ihr einen Vogel gezeigt …
Freitag 9. April 2021
Sie denken den Endsieg. Der ist ihr Ziel, darauf arbeiten sie hin, dafür kämpfen sie. Ob der Endsieg Corona betrifft oder den Klimawandel, vielleicht die Nachhaltigkeit, es ist egal und austauschbar. Erst wenn der Sieg über das Übel errungen ist, kann der Kampf beendet werden.
Warum aber spreche ich vom Endsieg und nicht davon, dass Menschen Utopien haben und darauf hinarbeiten? Der Unterschied ist, eine Utopie bleibt in der Zukunft, ein Traum, nach dem sich vielleicht manche sehnen, doch dabei nicht den Realitätsbezug in der Gegenwart verlieren. Dies ist bei den Klimawandel-, Corona- oder Nachhaltigkeitskämpfern nicht mehr der Fall, ihr Ziel ist nicht mehr imaginär in einer fernen anderen Zeit, sondern real im hier und jetzt und das Bestehende, was dem Feind nützt, wird zerstört.
Ich aber will leben, jetzt und nicht irgendwann! Die Versprechen vom Endsieg blieben immer nur Versprechen, nie wurden sie eingelöst, was mich ja im Grunde freut, doch wurde und wird, beim Kampf um den Endsieg, das Bestehende zerstört und viel Leid in der Gegenwart angerichtet.
Donnerstag 8. April 2021
Es ist kalt draußen, der Winter scheint wieder gekommen zu sein. Schnee liegt auf den Wiesen. Doch ich öffne das Fenster weit, ignoriere die Kälte, denn einige Vögel singen ihr Morgenliedchen, begrüßen die Sonne. Die will ich hören, mich von ihrem Optimismus anstecken lassen, auch wenn ich mir nun, um kalte Füße zu vermeiden, dicke Socken anziehen muss. Ja, Optimisten müssen sich warm anziehen in diesen Tagen, wollen sie nicht in der Kälte krank werden, in der meteorologischen Kälte, wie in der politisch-gesellschaftlichen.
Mittwoch 7. April 2021
„Darf ich …?“, fragte der Jüngste. Ich weiß nicht mehr welche Erlaubnis, zu was, er von mir wollte. Jedesmal zucke ich zusammen, wenn er mich so fragt. Eigentlich will ich ihm nichts verbieten oder erlauben, sondern ihm lediglich Ratschläge geben. Doch er verlangt danach zu wissen, was verboten und was erlaubt ist, damit er die für ihn sicheren Räume des Tuns abstecken kann. Mit der Verantwortung, die mit der Aussprache von Verboten oder Erlaubnissen verbunden ist, tue ich mich schwer.
„Ich bin nach wie vor der Meinung …“, so begann ich zu denken und merkte, dass mich dieses „nach wie vor“ störte. Irgendwas muss geschehen sein, warum kann ich nicht einfach denken: „Ich bin der Meinung …“! Gegen was muss ich aktuell meine Meinung verteidigen, wenn ich „nach wie vor“ sage? So beginnen Zweifel.
Dienstag 6. April 2021
Sie drückte ihr Gesicht an meine Schulter und murmelte verschlafen: „Ich hatte einen schrecklichen Traum, war im Gefängnis, überall Bewaffnete um mich rum, weil ich keinen Coronatest hatte.“ Ich strich ihr übers Haar „es war nur ein Traum“, tröstete ich sie, wenig überzeugend.
Sonntag 4. April 2021
Aussagen von Gesprächspartnern in der Nachbarschaft: „Hier im Ort ist ein 35jähriger an Corona gestorben, es trifft nicht nur die Alten!“, sagt der eine Ängstliche, „Was die Impfungen noch für Auswirkungen, auch Todesfälle, haben werden, wissen wir doch noch gar nicht!“ erwidert der andere Ängstliche.
Mir gehen beide Angsthasen auf den Keks, habe weder vor Corona Angst noch vor Spritzen dagegen. Doch die Ängstlichen hocken wie erstarrt vor dem Virus, trauen sich mehr zu leben. Das ist meine Angst: nicht mehr frei leben zu dürfen.
So weit kann es mit der Gentechnik noch nicht her sein, wenn die nicht mal eine Gans oder Ente mit wenigstens viel Beinen kreieren können. (Fällt mir gerade ein, bei uns gab es heute Ente und für mich war natürlich keine Keule übrig).
Will ich mich informieren, dann tue ich dies in der Reihenfolge:
1. Texte lesen
2. Podcast hören
3. Video schauen
2. Podcast hören
3. Video schauen
Will ich mich unterhalten lassen, dann ist es genau umgekehrt.
Samstag 3. April 2021
Ich erinnere mich, es war an einem Wahlkampfstand der CDU in Filderstadt, kurz vor den Kommunalwahlen 2019. Solche Örtlichkeiten suchte ich früher, als es noch möglich war, ganz gerne auf, redete manchmal ein wenig mit den Leuten, oft belauschte ich sie auch nur. Hier, im direkten Kontakt der Menschen miteinander, oft kennen sie sich sogar, lassen sich Stimmungen wahrnehmen, werden Probleme angesprochen, die übliche Wahlpropaganda gerät ein wenig in den Hintergrund.
Ich sprach mit Zweien, einem Mann und einer Frau, beide wohl in der Kommunalpolitik für die CDU aktiv. Eigentlich wollte ich wissen, inwieweit die Annäherung der Union zu den Grünen dort spürbar war, aber das wurde schnell nebensächlich, denn ich hatte die Personalie „Maaßen“ erwähnt, was sofort eine Schimpftirade des CDU-Mannes auslöste: Der würde der Partei schaden, überhaupft ganz schrecklich dieser Kerl, eigentlich gehört er in die AfD. So ungefähr jedenfalls ging das Gespräch ab.
Nun lese ich, dass Herr Maaßen für die CDU in Thüringen kandidiert und hoffe für ihn, dass er dort in der Partei mehr Rückhalt hat und es nicht eine Reaktion darauf ist, dass die AfD in Thüringen und Sachsen in Umfragen die jeweils stärkste Partei ist.
Aktuell sieht es bei Civey so aus, als ob sowohl in Sachsen als auch in Thüringen die AfD stärkste Partei bei Landtagswahlen wäre. pic.twitter.com/23WZoIBmKf
— Quentin Quencher (@QQuencher) April 3, 2021
Hier in Baden-Württemberg schauen sie, selbst in der Kommunalpolitik, mehr zu ihrem großen Vorsitzenden Winfried Kretschmann. Der ist zwar bei den Grünen, aber egal, er ist ihnen auf jeden Fall näher als einer wie Maaßen. Die CDU scheint flexibel, was ein typisches Zeichen für Parteien ohne Rückgrat ist.
Freitag 2. April 2021
Natürlich liebt der Eroberer das was er begehrt. Wie könnte man etwas begehren, was man nicht liebt. Aber er will es haben und besitzen, was dann zur Folge hat, dass sich sowohl Eroberer als auch Eroberte verändern, nicht mehr die Gleichen wie vorher sein können. Dies ist nicht nur in der Geopolitik so, auch im ganz privaten Miteinander.
Manche Eroberer lieben allerdings nur sich selbst, schmücken sich mit ihren Eroberungen, die ihnen dann zu Diensten sein dürfen oder wenigstens das eigene Ego schmeicheln.
Donnerstag 1. April 2021
Eine der Töchter wurde heute 18. Die Arme musste gleich am Morgen einen üblen Aprilscherz ertragen, ihre Mutter schenke ihr einen Keks, mit einer kleinen Kerze drauf, und sagte, es tut mir leid, wir sind pleite, haben nur das für dich. April April! Wahrscheinlich, so wie ich meine Tochter kenne, hätte sie das mickrige Geschenk nicht gekränkt, sondern sie hätte gefragt, ob und wie sie uns helfen kann.
Der Aprilscherz zeigt die Größe der Kultur: Menschen veralbern sich gegenseitig, alle lachen, keiner ist beleidigt. Eine lebenswerte Kultur zeigt sich eben auch darin, wie Scherze ertragen werden.
Erst mal habe ich nichts dagegen, wenn sich jemand für die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ einsetzt. Im Kontext der Veränderungen in der Selbstdarstellung der Fußballnationalmannschaft ist damit aber unterschwellig die Aussage verbunden: Wir sind nicht national, wir sind die Guten.
Die Verbundenheit zum Nationalstaat war immer nicht nur dessen Idee von Freiheit und Unabhängigkeit des eigenen Volkes geschuldet, sondern auch nicht wenig der klassischen – vielleicht romantischen – Heimatliebe oder Heimatverbundenheit.
Auch interessant, die Forderung nach „Volksentscheiden auf Bundesebene", bekommt bei den Studenten die geringste Unterstützung. So jedenfalls ist in einer Civey-Umfrage nachzulesen. Es wäre noch interessanter, wäre nach dem jeweiligen Hauptstudienfach gefragt worden, um zu wissen, wo mehrheitlich die Arrogantesten sind.
„Alle die dir begegnen, könnten dich infizieren, von ihnen geht eine Gefahr aus!“ Das wird den Kindern nun eingetrichtert. „Schütze dich vor ihnen, trage eine Maske, halte Abstand!“ Die Tragweite, was ein derartiges Klima bei den Kindern verursacht, ist bei weitem noch nicht erkannt worden.
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