15. Mai 2020

Die Verwandlung der Opportunisten

Die De­mons­tra­ti­on am 9. Mai in Stutt­gart ge­gen die Be­schrän­kun­gen des Le­bens, dem Shut­down, der Co­ro­na-Ver­ord­nun­gen, al­so al­le die­se Maß­nah­men von de­nen die Re­gie­ren­den und ein gro­ßer Teil der Be­völ­ke­rung an­neh­men, sie sei­en not­wen­dig zur Be­kämp­fung der Co­ro­na­Kri­se, be­gann ei­gent­lich schon auf dem Hin­weg in der S-Bahn. Ein jun­ger Mann, mit Ruck­sack und ei­ni­gen Pa­per­back­Aus­ga­ben vom Grund­ge­setz in der Hand, ging durch den Zug, ver­teil­te kos­ten­los un­se­re Ver­fas­sung. Ei­ni­ge steck­te er in die Ab­la­ge, dort­hin wo sonst die Wer­bung von der SSB drin ist, man­che wur­den ihm di­rekt aus der Hand ge­nom­men. So auch von ei­nem an die zwei Me­ter gro­ßen Hü­nen und ge­schätzt mit eben­sol­chen Bauch­um­fang. OK, das ist über­trie­ben, so dick war er dann doch nicht. Er sah eben recht be­leibt aus, ei­ne im­po­san­te Er­schei­nung; in sei­nen kur­zen Ho­sen und San­da­len wirk­te er al­ler­dings so, als wä­re er ge­ra­de aus ei­ner Asi-Pen­ner-Knei­pe ge­kom­men. „Oh ja, gib mir eins her, ich ha­be da schon lan­ge nicht mehr rein­ge­schaut,“ sag­te er viel zu laut zu dem jun­gen Mann, der die­se Büch­lein ver­teil­te, woll­te da­mit al­ler­dings ganz si­cher nur auf sich auf­merk­sam ma­chen und al­len zu ver­ste­hen ge­ben: „Schaut her, ich tra­ge kei­ne Mas­ke, ihr Feig­lin­ge!“
 
„Das geht ja gut los“, dach­te ich mir, „wenn die Mehr­heit der De­mons­tran­ten heu­te so drauf ist, dann bin ich bald wie­der zu Hau­se“. Doch schnell wur­de mir mein Hoch­mut be­wusst und ich schäm­te mich ge­ra­de­zu. Hat die­ser Mann kein Recht sei­ne Mei­nung kund zu tun? Er kann es nun mal nur mit den Mit­teln tun, die ihm zur Ver­fü­gung ste­hen. Er zeig­te sei­ne Em­pö­rung, die war nicht ge­spielt oder auf­ge­setzt. Ich muss­te an die Dis­kurs­ethik nach Ha­ber­mas den­ken oder an die neu­er­dings so be­lieb­ten Bür­ger­fo­ren, die als Le­gi­ti­ma­tio­nen für po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen her­hal­ten sol­len, bei de­nen al­ler­dings im­mer die ar­ti­ku­la­ti­ons­star­ken und zeit­rei­chen im Vor­teil sind. Wie soll­te sich der Hü­ne aus der S­Bahn da ein­brin­gen kön­nen? Das geht na­tür­lich nicht, wes­halb eben die­se de­mo­kra­ti­e­theo­re­ti­schen An­sät­ze in mei­nen Au­gen so­wie­so ha­ne­bü­chen, viel­leicht so­gar ge­fähr­lich sind.
 
Aber mei­ne Be­fürch­tun­gen soll­ten sich nicht be­wahr­hei­ten. Zwar sah ich im wei­te­ren Ver­lauf des Nach­mit­ta­ges noch ein paar an­de­re ko­mi­sche Ge­stal­ten, meist aber aus der eso­te­ri­schen Ecke, oder so was wie selbst­er­nann­te re­li­giö­se Pre­di­ger, die mit Bot­schaf­ten wie »Die Lie­be ret­tet die Welt« die an­de­ren an­we­sen­den eher be­lus­tig­ten, als auf­reg­ten. Wahr­schein­lich trifft man die­se Leu­te auch auf je­dem grö­ße­ren Volks­fest, kom­men ir­gend­wo Mas­sen zu­sam­men, so zieht dies Pre­di­ger je­der Cou­leur an, wie das Licht die Mot­ten. Aber, wie ge­sagt, es wa­ren nur sehr ver­ein­zel­te die so wa­ren, man muss­te ge­ra­de­zu nach ih­nen su­chen.
 
Ein paar hun­dert Me­ter Fuß­weg sind es nur, vom Bahn­hof Bad Cann­statt bis zum Wa­sen, die­sem Stutt­gar­ter Fest­platz, der üb­li­cher­wei­se in Ver­bin­dung mit Fuß­ball ge­nannt wird, oder eben den über die Re­gi­on hin­aus be­kann­ten Volks­fes­ten im Früh­jahr und im Herbst. Nur die­ses Jahr nicht, die Volks­fes­te sind we­gen Co­ro­na ab­ge­sagt und der VfB muss, wenn über­haupt, oh­ne Pu­bli­kum oder Fans spie­len. Von die­sem kur­zen Weg gibt es nicht viel zu be­rich­ten, an ei­ner Ecke stan­den al­ler­dings ein paar schwarz ge­klei­de­te Ty­pen rum, schwar­ze Schutz­mas­ken tru­gen die auch. Ob sie zur An­ti­fa ge­hör­ten, was ich zu­erst ver­mu­te­te, war aber nicht klar. Spä­ter auf der Ver­an­stal­tung selbst, wie auf dem Rück­weg, ha­be ich kei­ne der­ar­tig ge­klei­de­te Per­so­nen mehr ge­se­hen. Es blieb fried­lich, den gan­zen Tag, kein Kra­wall.
 
Als wir am Ver­samm­lungs­ort an­ka­men, er­mahn­te ge­ra­de der Or­ga­ni­sa­tor der Ver­an­stal­tung, Mi­cha­el Ball­weg, die De­mons­tran­ten die Ab­stands­re­geln ein­zu­hal­ten, den An­wei­sun­gen der Po­li­zei zu fol­gen, die wä­ren schlie­ß­lich da um die­se Ver­samm­lung zu schüt­zen, ge­folgt von noch ein paar wei­te­ren Schmei­che­lei­en. Ich hör­te nur mit ei­nem hal­ben Ohr hin. Re­den, die auf ei­ner Ver­samm­lung wie die­ser ge­hal­ten wer­den, er­we­cken bei mir im­mer den Ein­druck, als wä­ren sie rei­ne Bet­te­lei nach Bei­fall. Noch nie ha­be ich bei so ei­ner Re­de was ge­hört, was ich nicht schon vor­her wuss­te, oder we­nigs­tens hät­te wis­sen kön­nen.
 
Wei­ter ging es im all­ge­mei­nen Bla­bla­bla. Man dis­tan­zie­re sich von den „Rech­ten“ wie von den weit „Lin­ken“ und so wei­ter. Dann al­ler­dings mach­te er ein in­ter­es­san­tes Wort­spiel, sie bräuch­ten für ih­ren Pro­test nur zwei »F«, Frei­heit und noch was an­de­res, ich ha­be es ver­ges­sen. Wie ge­sagt, ich bin ja dort nicht hin­ge­gan­gen, um mir Re­den an­zu­hö­ren, son­dern um mir die Men­schen an­zu­schau­en, die sich ver­sam­melt ha­ben. Aber noch­mal merk­te ich auf, als er sei­ne zwei »F« mit den drei­en von »Fri­days for Fu­ture« ver­glich, um dann aber gleich im nächs­ten Satz die »FFF-An­hän­ger« da­zu auf­zu­for­dern, sich sei­ner Be­we­gung an­zu­schlie­ßen. „Was ist das nur für ein Schlei­mer“, dach­te ich mir. Wohl die meis­ten De­mons­tran­ten eben­falls, denn der Bei­fall auf die­se Äu­ße­rung hielt sich sehr in Gren­zen.
 
Die Re­ak­tio­nen des Pu­bli­kums zu er­le­ben, ja da­für war ich her­ge­kom­men, zu er­ken­nen wie die Mas­se der De­mons­tran­ten tickt. Fiel das Wort »Mer­kel«, egal von wel­chem Red­ner, war so­fort ein gro­ßes Buh­kon­zert zu ver­neh­men. Kein an­de­rer Na­me, auch »See­ho­fer« nicht, kam an das Ver­ach­tungs­le­vel her­an. Auch hier an die­sem Sams­tag, an die­sem Ort, wur­de klar: wenn es ei­ne Per­son in die­sem Land gibt, die sinn­bild­lich für die Spal­tung in die­sem Deutsch­land steht, dann ist das die Kanz­le­rin Mer­kel. Sie und ih­re Wor­te und Ta­ten wer­den auf der ei­nen Sei­te so sehr ver­ehrt, wie sie auf der an­de­ren ab­ge­lehnt, gar ver­ach­tet wer­den. Da­zwi­schen scheint es nichts zu ge­ben, höchs­tens Op­por­tu­nis­ten, die sich nie­mals ernst­haft auf die ei­ne oder an­de­re Sei­te schla­gen und le­dig­lich ihr Fähn­lein in den Wind hän­gen.
 
Blei­ben wir noch kurz beim The­ma Op­por­tu­nis­mus. Im Grun­de bin ich über­zeugt, dass Op­por­tu­nis­ten die Mehr­heit der Be­völ­ke­rung dar­stel­len. Das ist gar nicht ab­wer­tend ge­meint, es sind eben Men­schen, die ihr Le­ben le­ben möch­ten und da­bei die po­li­ti­schen, wirt­schaft­li­chen oder ge­sell­schaft­li­chen Macht­si­tua­tio­nen ak­zep­tie­ren um dar­aus das Bes­te für sich selbst und ih­re Fa­mi­li­en her­aus zu ho­len. Sie sind nicht so emp­fäng­lich für die gro­ßen Ide­en der Idea­lis­ten, sie ma­chen nur ih­re In­ter­es­sen kom­pa­ti­bel mit dem vor­herr­schen­den Mei­nungs­kli­ma, oh­ne al­ler­dings die­sem in al­len As­pek­ten zu fol­gen. Ih­re ei­ge­nen Be­dürf­nis­se und Wün­sche sind ih­nen meist wich­ti­ger, ge­nau­so wie die Men­schen in ih­rer Nä­he, die Fa­mi­lie wahr­schein­lich zu­al­ler­erst, dann das so­zia­le Um­feld, der Job, die Nach­bar­schaft.
 
Oft ha­be ich die­se Men­schen ge­schol­ten, ja in der DDR gar ver­ach­tet. Heu­te weiß ich, sie sind für ei­ne Ge­sell­schaft so was wie das Was­ser in ei­nem al­ko­ho­li­schen Ge­tränk. Wie die­ses den Al­ko­hol ver­dünnt, ihn da­durch erst ge­nieß­bar macht, so wir­ken die Op­por­tu­nis­ten auf die Ge­sell­schaft. Die gro­ßen Ide­en, die gro­ßen Auf­ga­ben, sei es Kli­ma­wan­del oder die Be­kämp­fung ei­ner Pan­de­mie, es ist ei­gent­lich egal, um was es geht, ver­lie­ren durch die Op­por­tu­nis­ten ih­re Gif­tig­keit und Ge­fähr­lich­keit, so­lan­ge man ih­nen, den Op­por­tu­nis­ten, die Mög­lich­keit gibt und die Rah­men­be­din­gun­gen zu­lässt, dass sie wei­ter ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen ver­fol­gen kön­nen. Pu­rer Al­ko­hol ist un­ge­nieß­bar, pu­re Ideo­lo­gie eben­falls, ge­nau­so wie je­der To­ta­li­ta­ris­mus.
 
Men­schen ge­hen auf die Stra­ße, ver­sam­meln sich zu Tau­sen­den, pro­tes­tie­ren ge­gen die Über­grif­fig­keit des Staa­tes, for­dern Frei­heit und Rechts­staat, hal­ten das Grund­ge­setz hoch und ich be­zeich­ne die­se als, nun ja, im Grun­de als Op­por­tu­nis­ten! Ich war selbst er­schro­cken von mei­ner Dia­gno­se, von mei­nen Be­ob­ach­tun­gen und As­so­zia­tio­nen, doch nur des­we­gen, weil das Wort Op­por­tu­nist ei­nen so ne­ga­ti­ven Bei­ge­schmack hat und die­sen Men­schen in der Re­gel Prin­zi­pi­en­lo­sig­keit und Ori­en­tie­rung am ei­ge­nen Vor­teil un­ter­stellt. Doch es ist ein Déjà-vu im Kopf, was sich so deut­lich be­merk­bar macht. Ich ha­be das al­les schon mal er­lebt: Ganz nor­ma­le Durch­schnitts­bür­ger, die nun auf die Stra­ße ge­hen und pro­tes­tie­ren. Frei­lich bin ich nicht der ers­te, der die­se Ähn­lich­keit mit den Mon­tags­de­mons­tran­ten ge­gen En­de der DDR sieht, was aber sel­ten nach­ge­fragt wird, war­um es die­se Ver­wand­lung vom bra­ven Bür­ger zum Pro­tes­tie­ren­den ge­ge­ben hat?
 
1982, wäh­rend der Zeit mei­nes Aus­rei­se­an­tra­ges, gin­gen mir vie­le mei­ner Nach­barn oder Mit­bür­ger aus dem Weg, sie hat­ten sich in ih­rer Um­ge­bung, der re­al exis­tie­ren­den DDR ein­ge­rich­tet, plan­ten ihr Le­ben, mit den Mög­lich­kei­ten, die ih­nen die Rea­li­tät bot, mit mir woll­ten sie bes­ser nicht zu sehr in Ver­bin­dung ge­bracht wer­den. Spä­ter, als ich ei­ni­ge von ih­nen 1989/90 traf und mich mit ih­nen un­ter­hielt, er­zähl­ten sie mir mit Stolz, was sie auf den Mon­tags­de­mos, vor al­lem in Plau­en (Vogt­land), er­lebt hat­ten. Sie hat­ten sich ver­wan­delt, aus Op­por­tu­nis­ten wa­ren Op­po­si­tio­nel­le ge­wor­den.
 
Ver­glei­che hin­ken im­mer, wahr­schein­lich auch mei­ner hier, aber sie kön­nen doch grund­sätz­li­che Me­cha­nis­men ver­deut­li­chen. Denn die Men­schen, die ich nun hier in Stutt­gart traf oder be­ob­ach­te­te, mach­ten auf mich den Ein­druck, dass sie im Grun­de bis vor kur­zer Zeit we­nig bis gar nicht po­li­ti­siert wa­ren. Sie hat­ten sich ein­ge­rich­tet in ih­rem Le­ben, ih­re ei­ge­nen Per­spek­ti­ven für die Zu­kunft ent­wi­ckelt, im­mer ganz eng den Mög­lich­kei­ten ge­bun­den, die ih­nen di­rekt zur Ver­fü­gung stan­den. Man kann es auch Rea­lis­mus in der Le­bens­wirk­lich­keit nen­nen, statt Op­por­tu­nis­mus. Es wa­ren Leu­te, wie ich sie im Su­per­markt beim Ein­kau­fen tref­fe, beim El­tern­abend, wie die Nach­barn, Kol­le­gen, ein­fach ganz nor­ma­le Leu­te, man­che viel­leicht mit Hoch­schul­ab­schluss, min­des­tens aber nicht un­ge­bil­det, nicht arm, nicht reich, eben sol­che, die man als Mit­tel­schicht be­zeich­net. Sie ha­ben sich ih­ren Wohl­stand selbst er­ar­bei­tet und ste­hen mit bei­den Bei­nen mit­ten im Le­ben. So ei­nen wie den Hü­nen in der S-Bahn traf ich dort auf dem Ver­samm­lungs­ort nicht mehr. Was na­tür­lich nicht hei­ßt, dass er nicht auch hier war, es wa­ren ein­fach viel zu vie­le Men­schen dort und wenn der ei­ne oder an­de­re Pro­let da­bei war, dann ist er in der Mas­se un­ter­ge­gan­gen.
 
Wir über­quer­ten die Mer­ce­des­stra­ße und wa­ren am Wa­sen, die­sem Fest­platz auf dem in an­de­ren Jah­ren Volks­fes­te und an­de­re Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den, und hat­ten schon da ei­nen gu­ten Blick auf die De­mons­tra­ti­on. Die Stra­ße liegt et­was hö­her, ei­ne be­wach­se­ne Bö­schung trennt sie vom Platz. Dort, auf die­ser Bö­schung, hat­ten sich eben­falls ei­ni­ge Men­schen ein­ge­fun­den, man­che mit ei­ner klei­nen Mat­te, so ei­ne wie sie ger­ne mit an den See ge­nom­men wird, um ganz ent­spannt das zu be­trach­ten, was in ei­ni­ger Ent­fer­nung ge­schah. Der Ver­an­stal­ter der De­mo hat­te für ei­ne or­dent­li­che Sound­an­la­ge ge­sorgt, was auf der Büh­ne ge­sagt oder vor­ge­tra­gen wur­de, war al­so auch hier gut ver­ständ­lich,
 
An­fangs war mir nicht ganz klar, ob die­se Zu­schau­er auf der Bö­schung zu den De­mons­tran­ten ge­hör­ten, oder ob sie eher nur Neu­gie­ri­ge wa­ren, die sich das Spek­ta­kel zur Un­ter­hal­tung an­schau­ten. Zu­stim­men­des Ni­cken von ih­nen, manch­mal zu­rück­hal­ten­des Be­klat­schen des­sen, was von Büh­ne her­über­schall­te, zeig­ten dann klar, sie wa­ren min­des­tens Sym­pa­thi­san­ten. Ei­ne Wei­le be­ob­ach­te ich sie und im­mer deut­li­cher glaub­te ich mei­ne ehe­ma­li­gen Nach­barn aus der DDR zu er­ken­nen, die sich ver­wan­delt hat­ten, weil ei­ne Si­tua­ti­on ein­ge­tre­ten war, an die sie sich ein­fach nicht mehr an­pas­sen konn­ten. Frei­lich trifft die­se Be­schrei­bung nicht auf al­le De­mons­tran­ten zu, doch auf die Mehr­heit schon, in un­ter­schied­li­chen Ab­stu­fun­gen.
 
Lan­ge blie­ben wir nicht an der Bö­schung und gin­gen dann wei­ter zum ei­gent­li­chen Ver­samm­lungs­platz. Ein Flug­blatt be­ka­men wir am Zu­gang ge­reicht, mit den For­de­run­gen der In­itia­ti­ve »Quer­den­ken711«, haupt­säch­lich mit Be­ru­fung auf das Grund­ge­setz, wur­de die Auf­he­bung der Ein­schrän­kun­gen der Frei­heit ge­for­dert, plus der For­de­rung nach Neu­wah­len im Herbst die­ses Jah­res. Auch auf den selbst ge­mal­ten Pla­ka­ten, ei­gent­lich meist nur Kar­tons und er­kenn­bar von de­nen selbst be­schrie­ben, die sie tru­gen, wa­ren am häu­figs­ten die Wor­te Frei­heit und Grund­ge­setz zu le­sen. Kei­nes­falls, das war klar er­kenn­bar, hat­te hier ei­ne Par­tei oder ei­ne sons­ti­ge gut or­ga­ni­sier­te Or­ga­ni­sa­ti­on die Hän­de im Spiel, da­zu sah al­les viel zu selbst ge­bas­telt aus.
 
 
 

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Auf dem Nach­hau­se­weg frag­te ich mich dann, was wohl al­les zu­sam­men­ge­kom­men sein mag, dass nun ganz nor­ma­le Durch­schnitts­bür­ger auf die Stra­ße ge­hen? Im Prin­zip fra­ge ich mich das im­mer noch. So was kommt nicht plötz­lich, auch nicht durch die Be­schrän­kun­gen ih­rer Rech­te, al­ler die­ser Ein­schrän­kun­gen ih­rer ge­wohn­ten Le­bens­wirk­lich­keit, nun im Zu­ge der Co­ro­na-Ver­ord­nun­gen. Der Un­mut über den an­ma­ßen­den Staat ist schon län­ger vor­han­den, al­ler­dings in­di­vi­du­ell un­ter­schied­lich und ist je­weils im per­sön­li­chen Le­ben zu su­chen. Beim Selb­stän­di­gen der über­bor­de­ne Bü­ro­kra­tis­mus, bei an­de­ren die stän­di­gen Drang­sa­lie­run­gen der Au­to­fah­rer – von der Ver­kehrs­füh­rung bis zum Die­sel­fahr­ver­bot – die ei­gen­mäch­ti­gen Ent­schei­dun­gen der Kanz­le­rin in den letz­ten Jah­ren spiel­ten si­cher auch ei­ne Rol­le. Stich­wort 2015. Ins­ge­samt ist es Me­lan­ge von so emp­fun­de­nen Ein­schrän­kun­gen, Drang­sa­lie­run­gen und Un­ge­rech­tig­kei­ten, die das Ge­fühl beim bra­ven Bür­ger ver­stärk­ten, dass sei­ne Frei­heit, sei­ne Wün­sche und Hoff­nun­gen für die Zu­kunft, aber auch sein Be­stre­ben um »zu­recht­kom­men in der Ge­gen­wart«, kei­ne Be­rück­sich­ti­gung in der Po­li­tik mehr fin­det.
 
„Wir sind das Vol­k“, die­sen Spruch ha­be ich nir­gends ver­nom­men, aber ir­gend­wie war er doch all­ge­gen­wär­tig.




1 Kommentar :

  1. Dieser Text ist mit einem Vorwort ebenfalls bei AchGut erschienen: hier.

    „Der folgende Text unseres Autors Quentin Quencher ist ein Zeitdokument, obwohl das was er beschreibt, erst gut eine Woche her ist. … “[weiterlesen]

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