6. Mai 2024

Die Verwandlung des Bürgers zum Wähler

Wahlkämpfe sind immer schmutzig. Jeder, der da mitmacht, wirft mit Dreck, foult und agiert hinterhältig, mehr oder weniger. Manchmal, so hat es den Eindruck, benehmen sich Kandidaten absichtlich widerwärtig, um ihrem Anhang zu suggerieren, was sie doch für großartige Kämpfer für die Sache sind. Umso wichtiger ist es, dass die Wahl selbst dann sauber und fair ist. Kein Zweifel darf am Auszählungsergebnis aufkommen, damit sich die Gemüter wieder beruhigen können. Wenn es etwas Heiliges in der Demokratie gibt, dann ist es die Wahlurne; und die heilige Handlung ist die Stimmabgabe sowie die Auszählung.

Viel hört man in diesen Tagen davon, wie die Demokratie zu sein hat, von Moral wird geredet, vom Grundgesetz, neuen Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung, doch dabei wird vergessen, was das Allerwichtigste in einer Demokratie ist: die freie Stimmabgabe und die gewissenhafte, saubere Auszählung.

Die Wahlurnen, die Stimmzettel und, nicht zu vergessen, die Wähler, sind heilig und unantastbar. Letztere, die Wähler, allerdings nur zum Zeitpunkt der Wahl und die Wahlhandlung betreffend. Davor und danach, sind sie ganz normale Bürger, vielleicht manchmal auch ganz widerliche Gesellen. Aber egal, welchen Charakter diese Bürger auch haben, von ekelhaft bis honorig ist alles möglich, für den Zeitpunkt der Wahl und ihrer Stimmabgabe sind sie heilig.

Dieser Vorgang, die Verwandlung des Bürgers hin zum Wähler, der eine heilige rituelle Handlung vornimmt, kennzeichnet alle Demokratien und zeigt uns, ob sie dieses Wort oder die Bezeichnung Demokratie zu Recht tragen; völlig unabhängig davon, welche Verfassung da gilt oder welche Kultur vorherrschend ist. Wird in diesen Prozess eingegriffen, wie es beispielsweise Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch tat, als er forderte, dass «Wer die AfD aus Überzeugung wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten», dann ist die Demokratie in höchster Gefahr.

Im Wahlkampf wird gelogen und betrogen, üble Nachrede betrieben, ja sogar Schlägereien auf Wahlkampfveranstaltungen geschehen, doch das gefährdet noch nicht die Demokratie, so robust muss sie sein, sie überlebt das. Wird aber die heilige Wahl manipuliert, dann wird sie daran sterben. Wer daran Hand anlegt, völlig unabhängig davon welcher Tätigkeit er nachgeht oder welchen moralischen Kompass er hat, muss als Demokratiefeind bezeichnet werden.


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