2. März 2014

Tugendterror ist das nicht mehr, sondern schlimmer

Pluralismus bedeutet auch, Meinungen zu respektieren die der eigenen diagonal entgegenstehen. Ohne diesen gelebten Pluralismus ist keine Demokratie möglich, weil erst sie es ermöglicht Niederlagen zu akzeptieren, ohne einer Gewaltherrschaft ausgesetzt zu sein. Was aber die Linken in unserer Gesellschaft von Pluralismus halten, wurde mir gerade eben wieder klar. Per Twitter meldete cicero_online von einer Veranstaltung mit Thilo Sarrazin, die in der Reihe Foyergespräch geführt werden sollte, dass diese abgesagt wurde:Wie die ganze Veranstaltung abgelaufen ist, kann bei CiceroOnline nachgelesen werden. Am besten ist der letzte Absatz, dem eigentlich nicht viel hinzuzufügen ist:
Sarrazin-Kritiker Alexander Marguier, stellvertretender Chefredakteur von Cicero, zeigte sich enttäuscht: „Die Demonstranten haben mit ihrem Verhalten die Tugendterror-These von Thilo Sarrazin bestätigt.“

3 Kommentare :

  1. Es mag auch ein wenig Kalkül gewesen sein, die Lesung an diesem Ort anzusetzen. War es ein Eklat mit Ansage? War das moralisch fragwürdig?
    Oder doch nur ein Experiment, um die zentrale These des neuen Buches ganz praktisch zu verproben? Ich meine letzteres!

    Meinungsfreiheit muss auch den Test bestehen. Lächerlich die Gestalten, die sich da dummdreist als hirnlose Marionetten und Büttel einer Meinungsdiktatur gerierten. Es fällt schwer, etwas anderes als reine Verachtung für jene zu empfinden.

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    1. Beim Cicero ist auch ein Videomitschnitt dieser Proteste zu sehen. Es macht dort nicht den Eindruck, als sei man auf Seiten der Veranstalter auf derartige Proteste vorbereitet gewesen. Es wirkt alles ziemlich hilflos. Insofern scheint mir das kein Kalkül gewesen zu sein, zumindest nicht von Seiten der Veranstalter.

      Was aber die ProtestlerInnen, um auch mal diese dämliche Schreibweise zu verwenden, anbelangt, so müsste es denen doch bewusst gewesen sein, dass sie mit ihrer Aktion erst recht Wasser auf die Mühlen von Sarrazins Argumentation geben. Ich meine, so doof können doch nicht einmal die sei, das nicht zu begreifen. Warum machen sie es dann trotzdem? Aus einer Art Selbstgerchtigkeitsempfinden heraus? Ich weiß es nicht.

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    2. Du schreibst:
      'Ich meine, so doof können doch nicht einmal die sei, das nicht zu begreifen'

      Doch, das können sie. Du kannst heute genau so wenig wie zu Einsteins Zeiten den Menschen ein Mangel an Dummheit unterstellen. Der Homo sapiens hat keineswegs für all seine Exemplare diesen Namen verdient.

      Mal aber angenommen, dass der Eklat vielleicht nicht durchgeplant war, und sogar die kühnsten Erwartungen der Veranstalter übertraf, man dieses Ergebnis dennoch dankbar mitnehmen konnte. Selbstredend darf man da keine klammheimliche Freude zeigen. Meine Frage:

      Gäbe es dann berechtigte moralische Bedenken?

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