1. Juni 2020

Das Pausenbrot

„Mei­ne Leh­re­rin hat ge­sagt, ich soll mein Ves­per an­ders ver­pa­cken. Das Plas­tik und das Alu­mi­ni­um sind nicht gut für die Um­welt.“ So mein Jüngs­ter, er geht in die 4. Klas­se, al­so noch in die Grund­schu­le. Mir ging au­gen­blick­lich der Hut hoch, denn nor­ma­ler­wei­se ha­be ich mit die­ser Leh­re­rin gu­ten Kon­takt, schät­ze sie als kom­pe­ten­te und gu­te Leh­re­rin, die Ge­sprä­che, wel­che wir führ­ten, wa­ren im­mer an­ge­nehm und vom ge­gen­sei­ti­gen Ver­ständ­nis ge­prägt. Sie weiß auch, dass ich im­mer die Pau­sen­bro­te für die Kin­der rich­te, meist ein fri­sches mit Wurst be­leg­tes Bröt­chen, so­wie ei­nen ge­schäl­ten Ap­fel. Als Ge­tränk neh­men sie ein Mi­ne­ral­was­ser mit, so eins vom Al­di oder vom Lidl, oh­ne Koh­len­säu­re in der 0,5 Li­ter Plas­tik­ein­weg­fla­sche. Das fin­de ich recht prak­tisch. Der ge­schäl­te und ent­kern­te Ap­fel wird ge­vier­teilt und in Alu­fo­lie ver­packt, das Bröt­chen kommt in ei­ne nor­ma­le Ves­per­pa­pier­tü­te, die gibts nicht beim Al­di, aber gleich ne­ben­an beim Ross­mann.
 
Nach Ge­brauch kommt al­les in den Müll, bis auf die Plas­tik­fla­sche na­tür­lich, da ist ja Pfand drauf. Was das für die Um­welt be­deu­tet, ob das gut oder schlecht ist, dar­um küm­me­re ich mich nicht. Ich ver­traue dar­auf, dass wir hier­zu­lan­de ei­ne or­dent­li­che Müll­ent­sor­gung ha­ben und das ge­nügt mir.
 
Nun weiß ich ja, dass die meis­ten Leh­rer hier­zu­lan­de, Grund­schul­leh­re­rin­nen so­wie­so, ei­nen grü­nen Hau an der Klat­sche ha­ben. Des­we­gen ver­ach­te ich sie nicht, so­lan­ge sie ih­rem Bil­dungs­auf­trag or­dent­lich nach­kom­men und sich ih­re In­dok­tri­na­ti­ons­ver­su­che in Gren­zen hal­ten. Mit den äl­te­ren Kin­dern hat­te ich schon so man­che Ge­sprä­che des­we­gen, aber de­nen ist das ei­gent­lich so­wie­so egal. Zwar hö­ren sie, was ih­nen da grün ein­ge­trich­tert wer­den soll, mei­ne Ge­gen­re­den auch, sie neh­men es aber nicht an, lä­cheln dar­über und ha­ben, so­weit ich das be­ur­tei­len kann, über­haupt kei­ne po­li­ti­schen In­ter­es­sen. Ihr Des­in­ter­es­se geht so­gar so­weit, dass sie nicht mal zur Wahl ge­hen, die drei Äl­tes­ten dürf­ten ja schon, zu­min­dest da wo das Min­dest­al­ter 16 ist. Und da­mit sind sie, wie ver­schie­de­ne Aus­wer­tun­gen von Wahl­er­geb­nis­sen zei­gen, in der Mehr­heit ih­rer Al­ters­klas­se.
 
Die nun, vor al­lem von den Grü­nen, ge­for­der­te Ab­sen­kung des Min­dest­al­ters für Bun­des­tags­wah­len, wird da auch nichts dar­an än­dern. Die grü­ne In­dok­tri­na­ti­on in den Schu­len ge­ne­riert eben vor al­lem Nicht­wäh­ler.
 
 

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Doch zu­rück zum Pau­sen­brot. Ich ha­be mit der Auf­for­de­rung der Leh­re­rin ein ech­tes Pro­blem. Erst ein­mal bin ich per­sön­lich ent­täuscht, dass sie sich nicht traut, mir das di­rekt zu sa­gen. Hat sie Angst vor mei­nen Ar­gu­men­ten? Ich er­in­ne­re mich an ih­re gro­ßen Au­gen bei ei­nem per­sön­li­chen Ge­spräch, als ich ihr mei­nen Stand­punkt zu Er­zie­hung und Bil­dung klar mach­te, dass ih­re Auf­ga­be die Bil­dung sei, die mei­ni­ge die Er­zie­hung. Ich wer­de mich nicht in ih­re Ar­beit ein­mi­schen und ver­bie­te mir, dass die Schu­le mir in mei­ne hin­ein­re­det. Es war ei­ne freund­li­che aber deut­li­che An­sa­ge, die ich bei je­dem Leh­rer mei­ner Kin­der ma­che, wenn sich die Ge­le­gen­heit er­gibt.
 
Nun ge­ste­he ich der Leh­re­rin durch­aus zu, dass sie ih­re Hin­wei­se zum Ver­pa­cken des Pau­sen­bro­tes als Bil­dungs­ar­beit ver­steht, den­noch hat sie da­mit ei­nen Kon­flikt her­auf­be­schwo­ren, der sich zum Scha­den mei­nes Soh­nes ent­wi­ckeln kann. Denn ich muss ihr wi­der­spre­chen, schon aus Prin­zip. Es geht die Schu­le nichts an, nach wel­chen Kri­te­ri­en ich was ma­che. Wenn es um die Er­näh­rung selbst ge­hen wür­de, wenn ich bei­spiels­wei­se mei­nen Kin­dern satt Bröt­chen, Ap­fel und Mi­ne­ral­was­ser statt des­sen Co­la und Scho­ko­rie­gel mit­ge­ben wür­de, oder gar nichts, dann wä­re ei­ne Kri­tik durch­aus ge­recht­fer­tigt. Aber sie stört un­ser – aus ih­rer Sicht – um­welt­schäd­li­ches Ver­hal­ten.
 
Nun muss ich mei­nem zehn­jäh­ri­gen Sohn er­klä­ren, dass es die Leh­re­rin nichts an­geht, wie ich ein Pau­sen­brot ver­pa­cke und dass die Al­ter­na­ti­ven kei­nes­wegs um­welt­freund­li­cher sind und schon gar nicht prak­ti­scher. Da­mit un­ter­gra­be ich die Au­to­ri­tät und die Glaub­wür­dig­keit der Leh­re­rin, er wird sie von nun an kri­ti­scher be­trach­ten, was si­cher nicht un­be­dingt den Lern­er­folg för­dert.
 
Kei­nes­falls wer­de ich ei­nem Be­fehl aus der Schu­le fol­gen, der nichts an­de­res als Ein­mi­schung in et­was ist, was sie nichts an­geht. Da­bei geht dann ent­we­der mei­ne oder ih­re Glaub­wür­dig­keit den Bach run­ter.
 
Na­tür­lich müs­sen auch Kin­der ler­nen mit sol­chen Kon­flik­ten zu le­ben, sie sind so­gar wich­tig, da­mit sie ei­nen ei­ge­nen Stand­punkt ent­wi­ckeln kön­nen. Ger­ne hät­te ich da­mit aber noch ein oder zwei Jah­re ge­war­tet, ihm das Ge­fühl ge­las­sen, dass er so­wohl in der Fa­mi­lie, als auch in der Schu­le, Ge­bor­gen­heit er­fah­ren kann. Dies ist für ein Kind in die­sem Al­ter be­son­ders wich­tig, ge­ra­de da­mit die kom­men­den Kämp­fe in der Pu­ber­tät ihn nicht zer­stö­ren kön­nen, die er dann mit sich selbst, sei­ner Um­welt, sei­ner Schu­le und Fa­mi­lie füh­ren wird.
 
Viel­leicht wird nun der ei­ne oder an­de­re Le­ser den­ken, der Quen­tin spinnt schon ein biss­chen, we­gen ei­nes Pau­sen­bro­tes so ei­nen Zin­no­ber zu ver­an­stal­ten. Dem möch­te ich deut­lich wi­der­spre­chen. Die Leh­re­rin will mich er­zie­hen und be­nutzt da­bei mei­nen Sohn. Ich zei­ge ihr aber ih­re Gren­zen auf, das ist not­wen­dig, denn wenn ich es jetzt nicht tue, dann ist es spä­ter mög­li­cher­wei­se zu spät. Dann hat mein Sohn fest­ge­stellt, dass ich die Mei­nung und Hal­tung der Leh­re­rin nicht tei­le, aber den­noch ru­hig bin, vor ihr ku­sche. Wie soll er dann Ver­trau­en zu mir ent­wi­ckeln kön­nen? Mög­li­cher­wei­se ver­ach­tet er dann mich ge­nau­so, wie ich mei­ne El­tern für ihr Ku­schen in der DDR ver­ach­te­te.



2 Kommentare :

  1. Dieser Artikel ist ebenfalls auf AchGut erschienen: hier

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  2. „Nach Gebrauch kommt alles in den Müll, bis auf die Plastikflasche natürlich, da ist ja Pfand drauf.“

    Herr Quencher, mit Verlaub, das ist jetzt aber schon ein klein wenig rückständig. Wie die Energiebilanz letztendlich aussieht, weiß ich leider nicht, aber hier in Uruguay bekommen die Kinder das Essen vom Vortag (oder Vorvortag oder aus dem Tiefkühlfach vom Vorvorvortag) nebst Obst und Gemüse (wie gewünscht) in abwaschbaren Plastikdosen mitgegeben (sowas wie Tupper), das sie sich dann in den reichlich vorhandenen Mikrowellen in der Schule aufwärmen und die dann zu Hause wieder gespült werden (die Dosen - es gibt sogar schicke Taschen dafür, als Vater hat man - wie Sie ja wissen - an allerhand Modegimmicks zu leiden). In den ärmeren Bezirken gibt es eine Schulspeisung ohne Mikrowellen - die übrigens auch in Coronazeiten aufrechterhalten wurde (im Gegensatz zum Unterricht, der online stattfindet - hier ausgezeichnet, aber anderes Thema).

    Ich wohne hier erst seit 4 Jahren, wundere mich aber trotzdem immer mehr oder vielleicht gerade deshalb über Beiträge aus Deutschland. Irgendwie hat man da bei euch irgendwas gewaltig verpennt … Aber nicht erst die letzten vier Jahre ...

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