29. Juni 2020

Notizen im Juni

Montag, 29. Juni 2020
 

Vol­ler Em­pa­thie ver­folg­te mei­ne Frau ei­nen Be­richt über Ge­schlechts­um­wand­lung im TV. „Du willst ein­fach nicht ver­ste­hen, was in die­sen Men­schen für Kämp­fe pas­sie­ren“, so kom­men­tier­te sie mein Des­in­ter­es­se. „Das zahlt üb­ri­gens die Kran­ken­kas­se“, so ich. Klick, Sen­der ge­wech­selt.
 
„Je­der soll nach sei­ner Fa­con glück­lich wer­den“, die­ser al­te Spruch gilt im­mer noch für mich. Wenn ein Mann ei­ne Frau sein möch­te oder um­ge­kehrt, dann ha­be ich da­mit kein Pro­blem. Mir geht der Hype dar­über nur auf den Keks.   #


 
Na­tür­lich ist die Welt un­ge­recht, die Na­tur kennt das Ge­rech­tig­keits­prin­zip nicht. In mensch­li­chen Ge­sell­schaf­ten hat es sich zwar als nütz­lich er­wie­sen, weil die­se sonst in Bür­ger- und Bru­der­krie­gen zer­fal­len wür­den, doch nie­mals gilt das glei­che Ge­rech­tig­keits­prin­zip im­mer und über­all in glei­chen Ma­ße.
 
Doch wie mit der Un­ge­rech­tig­keit um­ge­hen oh­ne dar­an zu ver­zwei­feln. Frü­her war da­für der Glau­be an das Schick­sal weit ver­brei­tet. Dies mach­te dann die er­lit­te­ne Un­ge­rech­tig­keit er­träg­li­cher. Doch heu­te, hmm, da wird eben ir­gend­ein Schul­di­ger ge­sucht, und wenn es sein muss, weil sich kein pas­sen­der fin­det, in der Ge­schich­te, bei den Ah­nen, ge­fun­den.   #


Sonntag, 28. Juni 2020
 

Ich be­kom­me Ge­schich­ten er­zählt. Tut es die Zie­ge, klingt es so, als wür­de sie me­ckern, macht es die Am­sel, scheint es löb­li­cher Ge­sang. Im­mer muss ich es deu­ten, nie­mand spricht in mei­ner Spra­che. Ist bei Nach­rich­ten und mit Jour­na­lis­ten auch nicht an­ders.   #


 
 

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Samstag, 27. Juni 2020
 

Kar­rie­ris­ten brau­chen und su­chen mäch­ti­ge Freun­de, ori­en­tie­ren sich im­mer an den Mäch­ti­ge­ren. Die­se Ori­en­tie­rung ver­hin­dert auch, dass sie ei­nen Blick zu­rück­wer­fen, da­hin wo sie her­ge­kom­men sind, und macht sie zu Ab­ge­ho­be­nen. Nur wenn wie­der Wah­len an­ste­hen, tun sie so, als hät­te das Mi­lieu ih­rer Her­kunft noch ei­ne Be­deu­tung für sie. Nach der Wahl geht der Blick und die Ori­en­tie­rung schnell weg da­von und ih­re gan­ze Auf­merk­sam­keit ge­hört den an­de­ren Mäch­ti­gen die­ser Welt.
 
Frei­lich ist die­ses Ver­hal­ten nicht nur auf Kar­rie­ris­ten in Po­li­tik, Wirt­schaft oder Wis­sen­schaft be­schränkt, son­dern es be­trifft je­den, prak­tisch je­der möch­te „wich­ti­ge“ Freun­de ha­ben, sich mit ih­rer Nä­he schmü­cken, sein ei­ge­nes Selbst­bild da­mit er­hö­hen.   #


Freitag, 26. Juni 2020
 

Die Grü­ne Ju­gend und die Ju­sos mei­nen zu den Kra­wal­len von Stutt­gart: Die Dro­gen­po­li­tik sei schuld und for­dern ei­ne Le­ga­li­sie­rung. Sie le­ben eben in ih­ren Traum­wel­ten. Was muss noch pas­sie­ren, dass sie aus ih­ren Träu­men er­wa­chen?   #


 
Wer schützt uns Bür­ger noch, nun nach dem der Ver­fas­sungs­schutz zum In­stru­ment der Ge­sell­schafts­ex­pe­ri­men­tie­rer ge­wor­den ist? Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt viel­leicht? Aber wie lan­ge noch!   #


 
Donnerstag, 25. Juni 2020
 

Ich er­war­te nicht, dass Po­li­ti­ker letzt­end­lich zu ih­ren An­kün­di­gun­gen ste­hen, dass sie ih­re Ver­spre­chen wahr wer­den las­sen. Doch in Re­gel hal­ten sie sich an ei­ne ge­wis­se Scham­frist, be­vor sie ih­re al­ten For­de­run­gen ent­sor­gen. Nicht so See­ho­fer, der kennt kei­ne Scham­frist, wahr­schein­lich nicht mal Scham.   #


Mittwoch, 24. Juni 2020
 

Der „Marsch durch die In­sti­tu­tio­nen“ wur­de im­mer von den Li­be­ra­len un­ter­schätzt. Sie ha­ben die Ge­fähr­lich­keit lin­ker Ge­sell­schafts­ver­än­de­rungs­stra­te­gi­en nie er­kannt, dach­ten, Lin­ke wür­den sich auch an Re­geln hal­ten.   #


 
Die Mas­se in Be­we­gung wird selbst­recht­fer­ti­gend.   #


Dienstag, 23. Juni 2020
 

Ich ha­be auch schon mal mei­nen Geld­beu­tel ver­legt und muss­te lan­ge su­chen, bis ich ihn wie­der fand.   #


Montag, 22. Juni 2020
 

Ich woll­te in der DDR als Ju­gend­li­cher die Ju­gend­wei­he nicht mit­ma­chen, mein Va­ter zwang mich da­zu, nicht die Schu­le. Heu­te ha­be ihm ver­ge­ben, ihm ging es mein Wohl, mit Ideo­lo­gie oder Po­li­tik hat­te er nie was am Hut, er war wasch­ech­ter Op­por­tu­nist. Aber es hat Jahr­zehn­te ge­dau­ert, bis ich ihm ver­zieh.
 
Ge­blie­ben ist aber ei­ne per­sön­li­che Ent­täu­schung. Zu ei­ner Zeit, mit 14 Jah­ren, in der ich ein we­nig Rück­halt vom El­tern­haus in mei­nem Kampf ge­gen das Sys­tem – ich war näm­lich nie ein Lin­ker, auch als Kind nicht – ge­braucht hät­te, zwan­gen sie mich zu heu­cheln, so zu sein wie sie selbst. Ver­ge­ben kann ich, ver­ges­sen nicht.   #


 
Er­obe­rer mein­ten zu al­len Zei­ten, sie hät­ten das Recht zum Plün­dern. Die Beu­te be­trach­ten sie nicht als et­was un­recht­mä­ßig er­run­ge­nes, son­dern als zu­ste­hen­den Lohn für ih­ren Kampf. Das „Beu­te ma­chen“, die Plün­de­run­gen, sind nie ein Zei­chen von Not, schon gar nicht in Stutt­gart die­ser Ta­ge, son­dern Er­obe­rungs­hand­lun­gen.   #


Sonntag, 21. Juni 2020
 

„Deutsch­land muss ja ein ganz li­be­ra­les Land sein, dort dür­fen so­gar Denk­mä­ler für Mas­sen­mör­der wie Le­nin auf­ge­stellt wer­den.“
 
„Ach Quatsch, das hat mit Li­be­ra­lis­mus über­haupt nichts zu tun, es ist rei­ne Ho­sen­schei­ße­rei vor der An­ti­fa und de­ren Ge­nos­sen.“   #


 
Die­ses Jahr sind noch Ober­bür­ger­meis­ter­wah­len in Stutt­gart. Da bin ich mal ge­spannt, nun nach den Kra­wal­len in der In­nen­stadt. Mei­ne Pro­gno­se: Der nächs­te OB wird nicht wie­der ein Grü­ner sein, der nächs­te Mi­nis­ter­prä­si­dent von Ba­den-Würt­tem­berg nach den Land­tags­wah­len im März auch nicht.   #


Samstag, 20. Juni 2020
 

Mei­ne Frau er­zähl­te mir von wei­nen­den Män­nern bei ihr in der Fir­ma, de­ren Zeit­ar­beits­ver­trä­ge aus­lau­fen und die kei­ne Ver­län­ge­rung mehr be­kom­men.
 
Sie wei­nen lei­se, doch der Stau­see der Wut auf die Po­li­tik, auch we­gen Co­ro­na, füllt sich.   #


Freitag, 19. Juni 2020
 

Sie spre­chen von Di­ver­si­tät und un­ter­stel­len an­de­ren Ras­sis­mus. Frei­lich kann man Di­ver­si­tät als po­si­ti­ven Ras­sis­mus ver­ste­hen, es än­dert aber nichts dar­an, dass die­ser Be­griff die Un­ter­schied­lich­keit be­tont und dem­zu­fol­ge, nach ih­ren ei­ge­nen Kri­te­ri­en, auch Ras­sis­mus ist.   #


 
Ich ha­be kein Smart­pho­ne, weil ich mei­ne Um­welt re­al, kör­per­lich, mit al­len Sin­nen wahr neh­men will und nicht di­gi­ta­le Il­lu­sio­nen. Zu­min­dest wenn ich „au­ßer Haus“ bin. Mei­ne ei­ge­nen Be­ob­ach­tun­gen brau­che ich da, wenn ich auf der Pirsch nach Er­kennt­nis­sen oder Ein­drü­cken bin.   #


 
Hy­per­ak­ti­ve Al­te sind mir su­spekt, ich ver­traue ih­nen nicht, sie kom­men mir vor wie Men­schen, die nie­mals zu sich selbst kom­men kön­nen.   #


Donnerstag, 18. Juni 2020
 

Hass ist ei­ne Emo­ti­on und die kann man nicht ver­bie­ten. Die Kunst ist, ne­ga­ti­ve Emo­tio­nen selbst un­ter Kon­trol­le zu brin­gen. Wer­den sie von au­ßen un­ter­sagt, wan­deln sie sich in un­ter­drück­te Emo­tio­nen. Und die sind aber ge­fähr­lich wie ein Pul­ver­fass. Dann ge­nügt ein Streich­holz …   #


 
Im­mer öf­ter er­tap­pe ich mich bei dem Ge­dan­ken, dass doch die Li­be­ra­len im Grun­de so­was wie po­li­ti­sche Ro­man­ti­ker sind.   #

Mittwoch, 17. Juni 2020
 

Ges­tern Abend, so ge­gen 22:30 Uhr, ging ich am Ge­mein­de­haus vor­bei. Knapp 10 Per­so­nen stan­den am Ein­gang bei­ein­an­der und un­ter­hiel­ten sich. Das Ge­bäu­de selbst war dun­kel, viel­leicht hat­ten sie da vor­her da was zu tun ge­habt und wa­ren nun fer­tig. Sie wa­ren al­le in mei­nem Al­ter, so um die sech­zig, ge­schätzt. Ver­ein­zel­tes Ki­chern und La­chen war zu hö­ren, sie fühl­ten sich of­fen­sicht­lich wohl. Kein Wun­der, denn ei­ne Co­ro­na­Mas­ke trug kei­ner und ih­re Ab­stän­de zu­ein­an­der wa­ren so, wie sie vor Co­ro­na wa­ren, wenn sich Be­kann­te un­ter­hal­ten.
 
Welch ein Ge­gen­satz da­zu heu­te Mor­gen im Su­per­markt, kei­ner sieht ein Lä­cheln, weil die Ge­sich­ter ver­hüllt sind, kei­ner will dem an­de­ren zu Na­he tre­ten, kei­ner will sich un­ter­hal­ten, je­der hat nur ei­nen Wunsch: schnell raus hier.
 
Ich ha­be es nun lang­sam satt, er­tra­ge die­se Mas­ken nicht mehr, sie zer­stö­ren viel mehr als sie schüt­zen.   #


Montag, 15. Juni 2020
 

Wenn stän­dig, we­gen je­den Hype der ge­ra­de durch die Me­di­en geht, am Grund­ge­setz her­um­ge­murkst wird, dann ist un­se­re Ver­fas­sung ir­gend­wann nur noch ein Do­ku­ment des Zeit­geis­tes und kei­ne Ver­fas­sung mehr.   #


 
Ich brau­che Dis­tanz zu den Men­schen, wie sonst soll ich ei­nen Über­blick be­kom­men da­von, wo­hin sie sich be­we­gen. Frei­lich, mir feh­len dann die De­tails, doch da­von las­se ich mir be­rich­ten.   #


 
Ech­te Li­be­ra­le kämp­fen sel­ten er­folg­reich, denn für sie sind die Re­geln des Kamp­fes wich­ti­ger als ein Sieg.   #


 
Wich­tig ist mir in ei­ner Ge­sell­schaft auch, dass sich al­le Men­schen auf Au­gen­hö­he be­geg­nen kön­nen. Doch wie soll das mit Knie­en­den mög­lich sein, ich bin ge­zwun­gen auf sie her­ab­zu­schau­en.   #


Sonntag, 14. Juni 2020
 

Mehr­heits­mei­nun­gen se­hen vo­lu­mi­nös aus, sie wer­den in Ku­bik­me­tern ge­mes­sen. Doch kom­men sie auf die Waa­ge, be­trägt ihr Ge­wicht doch so meist nur we­ni­ge Gramm, es kann sich al­so nur um Fe­dern han­deln. Kommt ein Wind auf, flie­gen sie da­von, mit dem Wind.   #
 


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Samstag, 13. Juni 2020

 
An­deu­tungs­wei­se ha­be ich nun, durch die Co­ro­na-Ge­sichts-Ver­hül­lung, ei­nen klei­nen Ein­druck da­von ge­won­nen, wie sich die Frau­en füh­len, die sich in der Öf­fent­lich­keit ver­schlei­ern müs­sen. Ich ver­mis­se das Lä­cheln, kann nie­man­den an­lä­cheln, mein Lä­cheln wird nicht be­merkt. Es ist de­pre­mie­rend.   #


 
Denk­mä­ler wir­ken auf mich im­mer auch wie Re­vier­mar­kie­run­gen oder Duft­mar­ken. Wer­den Denk­mä­ler ge­stürzt oder ver­un­stal­tet, dann zeigt es mir le­dig­lich, dass ani­ma­li­sche In­stink­te und Ver­hal­tens­wei­sen nicht über­wun­den sind. Es ist Re­vier­kampf, auch wenn die­ses be­an­spruch­te Re­vier die gan­ze Welt ist und die Kämp­fer sich mit Ideo­lo­gi­en oder Re­li­gio­nen recht­fer­ti­gen.   #


 
Schö­nen Fas­sa­den miss­traue ich, ins­be­son­de­re wenn ich den Ein­druck ge­win­ne, das ent­spre­chen­de Ge­bäu­de ist nur we­gen die­ser Fas­sa­de er­rich­tet wor­den. Zu ro­ma­ni­schen Ge­bäu­den füh­le mich am meis­ten hin­ge­zo­gen. Gilt auch für Uto­pi­en und Theo­ri­en, die oft nur schö­ne Fas­sa­de sind, da­hin­ter ist dann oft gar nichts, höchs­tens ein Ge­rüst für den Au­gen­blick oder dem Zeit­geist.   #


 
Die CDU über­nimmt im­mer mehr die Rol­le, die sie in der DDR hat­te: Ver­hal­ten kri­ti­sche Stim­men ein­sam­meln, da­mit die­se nicht ge­gen die Macht der Lin­ken op­po­nie­ren.   #


 
Sie war ganz trau­rig, mei­ne Frau, weil sich die Töch­ter von ihr nicht mehr die Haa­re schnei­den las­sen wol­len. Heu­te Mor­gen kam der Sohn (19) zu ihr und bat sie, ihm die Haa­re zu schnei­den. Ei­tel ist er of­fen­sicht­lich nicht, will nur sei­ne Mut­ter glück­lich se­hen.   #


Freitag, 12. Juni 2020

 
Denk­mä­ler wir­ken auf mich im­mer auch wie Re­vier­mar­kie­run­gen oder Duft­mar­ken. Wer­den Denk­mä­ler ge­stürzt oder ver­un­stal­tet, dann zeigt es mir le­dig­lich, dass ani­ma­li­sche In­stink­te und Ver­hal­tens­wei­sen nicht über­wun­den sind. Es ist Re­vier­kampf, auch wenn die­ses be­an­spruch­te Re­vier die gan­ze Welt ist und die Kämp­fer sich mit Ideo­lo­gi­en oder Re­li­gio­nen recht­fer­ti­gen.   #


Donnerstag, 11. Juni 2020

 
Stolz oder Scham sind Emp­fin­dun­gen, die ich nur auf mich, auf mein Tun, be­zie­hen kann. Kei­nes­falls auf die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Grup­pe. Ich bin we­der stolz, noch schä­me ich mich, ein Mann, ein Deut­scher, ein Wei­ßer zu sein.   #


 
Ich ver­lan­ge nicht von Pres­se-, Rund­funk- oder Fern­seh­leu­ten, dass po­li­ti­sche Neu­tra­li­tät ihr obers­tes Ge­bot ist. Es ist ei­ne Il­lu­si­on, so sein zu kön­nen. Nie­mand kann neu­tral sein. Aber Fair­ness gin­ge als obers­tes Ge­bot, das ist ei­ne Cha­rak­ter­fra­ge jen­seits der po­li­ti­schen Über­zeu­gun­gen.   #


 
Manch­mal kann mir vor­stel­len, selbst zum Bil­der­stür­mer zu wer­den. Beim Ab­riss vom Ni­schel in Chem­nitz wür­de ich so­fort mit­ma­chen oder bei die­sen Mo­nu­men­ten der Öko­dik­ta­tur, auch Wind­rä­der ge­nannt. Vor al­lem bei Letz­te­ren er­greift mich die Zer­stö­rungs­wut.   #


Mittwoch, 10. Juni 2020

 
Wenn Grü­ne for­dern: „Raus aus der Koh­le“, dann ver­ste­he ich: „Raus mit der Koh­le“.   #


Dienstag, 9. Juni 2020

 
Nie­mand wird be­strei­ten wol­len, dass den Schwar­zen in den USA in der Ver­gan­gen­heit elen­des Un­recht an­ge­tan wur­de, dies sich auch in ih­rer See­le und ih­rem Selbst­ver­ständ­nis nie­der­schlägt und ver­erbt. Es ist si­cher nicht ein­fach die­ses Ge­fühl des er­lit­te­nen Un­rechts ab­zu­schüt­teln, auch wenn es weit in der Ver­gan­gen­heit war. Doch nie­mand kann ih­nen ih­re Be­frei­ung dar­aus ab­neh­men, sie müs­sen es selbst tun. Dies wird erst ge­sche­hen, wenn sie nicht je­des Er­leb­nis, je­de Be­ob­ach­tung, auf er­lit­te­nes Un­recht zu­rück­füh­ren und sich mehr den Chan­cen des Le­bens heu­te zu­wen­den. Schon gar nicht wird es ih­nen da­bei hel­fen, die not­wen­di­ge Kraft und das ent­spre­chen­de Selbst­wert­ge­fühl zu be­kom­men, wenn sich Wei­ße in eher pein­li­chen Un­ter­wer­fungs­ges­ten vor ih­nen in den Staub schmei­ßen.   #


 
In der deut­schen Um­gangs­spra­che war frü­her die Be­zeich­nung „Schutz­man­n“ für ei­nen Po­li­zis­ten ge­läu­fig. Der sorg­te für „Schutz und Ord­nun­g“. Nun die Po­li­zei als Ge­fahr und nicht als Schutz zu be­schrei­ben, wird den lin­ken Re­vo­lut­zern Sym­pa­thi­en kos­ten. Dies nicht nur hier­zu­lan­de, auch in den USA. Die Mehr­heit der Be­völ­ke­rung ver­bin­det, si­cher auch dort, den Po­li­zis­ten eher mit dem Bild als Schutz­ge­ben­den. Die Lin­ken ha­ben mit ih­ren Pro­tes­ten den Bo­gen über­spannt. Trumps Wie­der­wahl ist wahr­schein­li­cher ge­wor­den.   #


Montag, 8. Juni 2020

 
Ab­schaf­fung der Po­li­zei ist schon im­mer ei­ne For­de­rung von An­ar­chis­ten ge­we­sen. Die „Zahn­los­ma­chun­g“ der Ber­li­ner Po­li­zei ist, bei­spiels­wei­se, die po­li­ti­sche Um­set­zung die­ser an­ar­chis­ti­schen For­de­rung.   #


 
Die Son­der­rol­le, die Ber­lin im kal­ten Krieg ein­nahm, in Ost wie in West, hat der Stadt nicht gut­ge­tan. Sie mei­nen dort im­mer noch, die Welt dre­he sich nur um sie.   #


 
Vor an­de­ren zu kni­en ist mehr als nur ei­ne Bit­te um Ver­ge­bung, die­se Un­ter­wer­fungs­ges­te be­deu­tet auch, dass ich mich in Hän­de des Ste­hen­den, in sei­ne Macht be­ge­be. Mein Selbst­wert ist dann gänz­lich an die Gna­de oder dem Ur­teil des Ste­hen­den ge­knüpft. Was er will, kann er nun mit mir tun.   #


Sonntag, 7. Juni 2020

 
Es gab mal ei­ne Zeit, da kämpf­ten So­zis und Ge­werk­schaf­ten um Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit für ih­re An­hän­ger und Mit­glie­der. Heu­te er­zäh­len sie die­sen, dass sie zu viel ha­ben, zu reich sind. Sie ha­ben ihr Kli­en­tel an die Ökos ver­ra­ten. Sie sind Ver­rä­ter der we­nig Pri­vi­le­gier­ten.   #


 
Wenn heu­te aus Angst, un­ter den Ras­sis­mus­ver­dacht zu fal­len, nicht mehr über un­ter­schied­li­che Men­ta­li­tä­ten ge­spro­chen wer­den kann, die ja in der Re­gel kul­tu­rel­le Ur­sa­chen und kei­ne bio­lo­gi­sche ha­ben, dann ist das nichts an­de­res, als die Un­ter­drü­ckung von ei­gent­lich not­wen­di­gen De­bat­ten.   #


 
Ich er­in­ne­re mich an ei­ne Prü­ge­lei mit ei­nem mir kör­per­lich deut­lich über­le­ge­nen Mann. Ich konn­te ihr nicht aus­wei­chen. Er griff nach mir, doch ich schlug so­fort zu, mach­te ihn kampf­un­fä­hig. Spä­ter frag­te ich mich, war­um ich so bru­tal re­agier­te? Ich tat es aus Angst!
 
Heu­te fra­ge ich mich nun, ob sol­che Me­cha­nis­men nicht auch in Dis­kus­sio­nen, im po­li­ti­schen Dis­put, auf­tre­ten. Stich­wort: »Tot­schlag­ar­gu­ment« oder »Ar­gu­men­tum ad ho­mi­nem«. Aus dem Ge­fühl, dem Geg­ner ar­gu­men­ta­tiv nicht ge­wach­sen zu sein, er­folgt ein An­griff auf die Per­son.   #


Samstag, 6. Juni 2020

 
Mit der ei­ge­nen Ver­gan­gen­heit zu le­ben ist manch­mal nicht ein­fach. Man hat Un­recht er­fah­ren, Un­rech­tes ge­tan, wur­de ge­kränkt, kränk­te an­de­re. Das glei­che gilt aber auch für Freu­de und Glück. In der Re­gel füh­ren der­ar­ti­ge Er­leb­nis­se und Er­fah­run­gen zu ei­nem Er­kennt­nis­pro­zess, der uns wie­der­um in der Ge­gen­wart da­bei hilft, die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen zu tref­fen.
 
Ge­gen­wär­tig er­le­ben wir al­ler­dings, dass die Ver­gan­gen­heit nicht re­flek­tiert wird, um dar­aus zu ler­nen, son­dern, dass sie wie ein Trau­ma wirkt und Blo­cka­den in der Ge­gen­wart aus­löst, vor al­lem die, Vor­gän­ge und Phä­no­me­ne vor­ur­teils­frei zu be­trach­ten.
 
Die gan­zen Auf­re­gun­gen um die »Ras­sen­un­ru­hen« sind so. Nir­gend­wo wird die Ver­gan­gen­heit re­flek­tiert, um dar­aus zu ler­nen, son­dern ein Au­to­ma­tis­mus ist im Gan­ge, ei­nem Trau­ma gleich, wel­cher in Selbst­be­zich­ti­gung und Selbst­mit­leid mün­det. Die ei­nen kni­en vor den an­de­ren und be­wer­fen sich mit Asche, die an­dern las­sen aus Selbst­mit­leid die Sau raus, zer­stö­ren und plün­dern. Kei­ner von de­nen hat ge­lernt, mit der Ver­gan­gen­heit um­zu­ge­hen, und zwar so, dass sie in der Ge­gen­wart nicht selbst­zer­stö­re­risch ist.   #


Freitag, 5. Juni 2020

 
Ge­schwis­ter­sprü­che: „Der nervt wie ein We­cker, der nicht auf­hört zu klin­geln, egal wie oft man drauf­schlägt.“ (Ei­ne Toch­ter über ih­ren sie­ben Jah­re jün­ge­ren Bru­der).   #


 
Die Un­ru­hen in den USA be­stär­ken mei­ne schon frü­her ge­äu­ßer­te The­se, dass es In­te­gra­ti­on im Prin­zip nicht gibt, bes­ten­falls fried­li­che Ko­exis­tenz, was ja auch nicht un­be­dingt schlecht ist. Je­de Ein­wan­de­rung, die nicht in As­si­mi­la­ti­on mün­det, er­gibt nur mehr oder we­ni­ger fried­li­che Ko­exis­tenz. Die Re­de von der In­te­gra­ti­on ist rei­ne Au­gen­wä­sche­rei.   #


 
Wo­hin kann ich ge­hen, was muss ich tun, um der all­ge­mein um sich grei­fen­den Dumm­heit und De­ge­ne­riert­heit der Ge­gen­wart zu ent­kom­men? Gibt es ein Ent­kom­men dar­aus, au­ßer der Ein­sie­de­lei, wo doch der Wahn­sinn glo­bal um sich greift.   #


Donnerstag, 4. Juni 2020

 
300 Eu­ro soll es nun pro Kind ge­ben, als Hil­fe für die Fa­mi­li­en in der Co­ro­na­kri­se. Bei uns, mit un­se­ren fünf Kin­dern, ist das ein hüb­sches Sümm­chen, das man ger­ne mit nimmt. Mehr­wert­steu­er zu sen­ken ist auch nicht schlecht, nicht dass ich mir da­von et­wa viel er­war­ten wür­de, denn ob sich das auf die Ver­kaufs­prei­se durch schlägt ist frag­lich und wenn doch, wird es kaum spür­bar sein. Aber im­mer­hin wur­de mal ei­ne Steu­er ge­senkt, ein Vor­gang, den ich in die­sem Deutsch­land über­haupt nicht mehr er­war­tet hät­te. Schön wä­re es, ein Wett­streit der Ide­en für Steu­er­sen­kun­gen wür­de ent­ste­hen.
 
Und doch bleibt ein un­an­ge­neh­mer Bei­ge­schmack, denn das dies ir­gend­wie die Kon­junk­tur an­kur­beln wür­de, hal­te ich für we­nig wahr­schein­lich. Rund 15 Mil­lio­nen Kin­der be­kom­men der­zeit Kin­der­geld in Deutsch­land, macht al­so ins­ge­samt et­wa 4,5 Mil­li­ar­den was an die Fa­mi­li­en ex­tra aus­ge­zahlt wird. Das hört sich viel an, doch wenn wir es ins Ver­hält­nis set­zen, was al­les mit den ge­plan­ten 130 Mil­li­ar­den Eu­ro un­ter­stützt wer­den soll, dann re­la­ti­viert es sich sehr schnell. Denn da­von sol­len schon 50 Mil­li­ar­den für den „Kauf von Elek­tro­au­tos, den Auf­bau von La­de­säu­len so­wie die Un­ter­stüt­zung von Bahn und öf­fent­li­chem Nah­ver­kehr“ drauf ge­hen.
 
Für grü­ne Schnaps­ide­en wird al­so schon mal mehr als zehn­fa­che aus­ge­ge­ben. Aber wet­ten, wir wer­den in den nächs­ten Ta­gen nur noch da­von hö­ren, wie toll die Fa­mi­li­en hier­zu­lan­de un­ter­stützt wer­den, da­bei wer­den sie nur, je­den­falls wenn man die Zah­len ins Ver­hält­nis setzt, mit ei­nem Al­mo­sen be­dacht. Und jetzt re­den wir noch nicht mal von die­sem omi­nö­sen „Green-New-Deal“ der EU, die­se dort ge­nann­ten Sum­men will ich lie­ber nicht auf die die­je­ni­gen um­rech­nen, die das be­zah­len müs­sen.   #


Mittwoch, 3. Juni 2020

 
Ich ha­be noch mei­ne in der DDR er­lern­te Vor­sicht in mir. Von je­der Email die ich ver­sen­de, von je­der Di­rekt­nach­richt, al­so al­les was über das „Net­z“ geht, ge­he ich da­von aus, dass es mit­ge­le­sen wer­den kann. Wirk­lich Ver­trau­li­ches sa­ge ich nur im per­sön­li­chen Ge­spräch, selbst dem Te­le­fon traue ich nicht.
 
Dies ist aber nicht nur dem Miss­trau­en ge­gen­über der Schnüf­fe­lei von Staat oder den Ge­sin­nungs­über­wa­chern im Netz ge­schul­det, son­dern auch dem Um­stand, dass ich die Re­ak­ti­on des­sen, dem ich es er­zäh­le, se­hen und spü­ren will. Das geht nur im per­sön­li­chen Ge­spräch, wenn ich mein Ge­gen­über se­hen, rie­chen und be­rüh­ren kann.   #


Dienstag, 2. Juni 2020

 
Nach 1945 wa­ren Mei­nun­gen und An­sich­ten sehr po­pu­lär, die Wehr­macht wä­re in die Ver­bre­chen des Na­zi­Re­gimes nicht ver­strickt, sie wä­ren die An­stän­di­gen ge­blie­ben. Ein ähn­li­ches Phä­no­men gibt es nun im Rück­blick auf die DDR zu be­ob­ach­ten. Hier ist es nun die SED, die zu­neh­mend ver­harm­lost wird, Po­li­ti­ker der Lin­ken schä­men sich nicht ih­rer Ver­gan­gen­heit, sind teils so­gar stolz auf sich, sind über­zeugt »sau­ber« ge­blie­ben zu sein, mit den Ver­bre­chen des Re­gimes nichts zu tun ge­habt zu ha­ben. Die Sta­si, na klar, die hat na­tür­lich über die Strän­ge ge­schla­gen, aber die Par­tei stand für das Gu­te.
 
Mit die­ser Vor­stel­lung und Ge­schichts­ver­bie­gung räumt ein Buch mit dem Ti­tel »Wem ge­hö­ren die Ak­ten der SED? Die Aus­ein­an­der­set­zung um das Zen­tra­le Par­tei­ar­chiv der So­zia­lis­ti­schen Ein­heits­par­tei Deutsch­lands nach 1990« von Chris­toph Stamm auf. In der Re­zes­si­on über die­ses Werk hei­ßt es bei H-Soz-Kult: „Das Macht- und Herr­schafts­zen­trum in der DDR war nicht das MfS, son­dern die SED, was sich auch in der Be­deu­tung ih­rer ar­chi­va­ri­schen Hin­ter­las­sen­schaf­ten zeigt.“
Frei­lich macht das die Sta­si, die­ser Büt­tel der SED, nicht zum rei­nen Be­fehls­emp­fän­ger oh­ne ei­ge­ne Schuld, aber es rückt die Haupt­schul­di­gen der Ver­bre­chen in der DDR-Dik­ta­tur wie­der ins Licht, das war näm­lich die SED, heu­te um­be­nannt in »die Lin­ke«.   #
 


Montag, 1. Juni 2020

 
Ich er­in­ne­re mich, bin ex­tra we­gen der Reich­tags­ver­hül­lung nach Ber­lin ge­fah­ren, woll­te se­hen, was Chis­to da ge­macht hat. Mei­ne Er­war­tun­gen wa­ren bei null, dach­te im Vor­feld: das ist si­cher nur wie­der so ein Kitsch der sich als Kunst ver­kauft. Neu­gie­rig war ich den­noch.
 
Doch als ich dann dort an­kam – im schöns­ten Son­nen­schein stand der ver­pack­te Reichs­tag vor mei­nen Au­gen, ge­ra­de so, als hät­te die Son­ne ei­ne wun­der­schö­ne Blu­me zum auf­blü­hen ge­bracht, ja ge­ra­de­so als wä­re die­ses Kunst­werk di­rekt durch die Son­ne ent­stan­den – wa­ren mei­ne Vor­ur­tei­le mit ei­nem Schlag ver­flo­gen. Ich dan­ke euch, Chris­to und Jean­ne-Clau­de, für die­sen Tag, den ich dort ha­ben durf­te. Die Göt­ter sol­len euch im Him­mel mit Ho­nig füt­tern.   #





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