29. Oktober 2012

Erich Kästner und die Email

Heute Abend wollte ich meinen kleineren Kindern mal aus einem Buch vorlesen, welches mir als Kind gut gefiel: Erich Kästners »Konferenz der Tiere«. Es wurde ein Desaster. Schon dieser erste Absatz im Buch ließ mich zweifeln, ob meine Auswahl die richtige ist:
"telegramm an alle welt! -..- konferenz in london beendet -..- verhandlungen ergebnislos -..- bildung von vier internationalen kommissionen -..- nächste konferenz beschlossen -..- wegen tagungsort noch meinungsverschiedenheiten -..--..---..----"
„Was ist ein Telegramm, Papa?“

Mist! Würde Bernd das Brot dazu sagen. Ja klar, woher sollen die Knirpse auch wissen was ein Telegramm ist. OK, Ihr Bälger, wollte ich beginnen, konnte es mir verkneifen und sagte: „Kinder, das ist sowas wie eine Email, nur musste man dazu auf die Post gehen, von dort wurde es dann verschickt. Das ist so ungefähr wie ein Fax, doch das gab es damals noch nicht, auch keine Computer.“

We can't - Obama und die grüne Energie

In seinem Plan für eine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten, treten die NIE (Neue Ineffiziente Energien) in den Hintergrund. Barak Obama entdeckt den Jobmotor Erdgas und muss seine Prioritäten, die mehr auf fragliche Umweltauswirkungen wie den Klimawandel ausgerichtet waren, nun revidieren. Der Preis für Erdgas geht nach unten und die Anzahl der Jobs in diesem Bereich nach oben. Das sind Wirklichkeiten, gegen die nicht einmal der "green president" ignorieren kann. Deshalb versucht er nun auf einen Zug aufzuspringen, der sich bereits in voller Fahrt befindet. Hieß das Zauberwort vor vier Jahren noch »change« so sind es heute die »jobs«. Und die entstehen eben nicht durch die grünen Energien sondern, wie man erkennen musste, durch Fortschritte bei der Erdgasförderung.

Obamas Last-Minute-Kampagne im Präsidentschaftswahlkampf trägt den Titel "The New Economic Patriotism: A Plan for Jobs and Middle-Class Security." und glänzt durch die völlige Abwesenheit von Worten wie climate change or global warming. Statt dessen wird nur von einem global clean energy market gesprochen, und dass allein im Erdgassektor 600.000 neue gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen. Wie so oft in der Politik, ob in den Vereinigten Staaten oder in Deutschland - ist egal, werden Entwicklungen zu spät wahrgenommen. Vor allem dann wenn man Angst hat, dass diese neuen Entwicklungen nicht mit älteren, meist ideologisch beeinflussten, Überzeugungen in Einklang gebracht werden können.
"He didn't see this coming at all but you should say that most people didn't see it coming," said William S. Peirce, professor emeritus of economics at Case Western University. "It happened so quickly that the administration didn't have time to oppose it."

28. Oktober 2012

Die neuen Konservativen

Am Montag den 22. Oktober 20012, einen Tag nach der Wahl von Fritz Kuhn zum neuen OB in Stuttgart, beschäftigte sich die Sendung SWR 2 - Kontext damit: Revolution bei den Schwaben - Alles im Grünen Bereich. In dieser Sendung ist auch ein Interview mit dem Journalisten Alexander Grau zu hören, in dem er bereits zuvor geäußerte Überzeugungen konkretisiert, die da vor allem wären, dass die Grünen die neuen Spießer sind. So schrieb er schon im Cicero, dass „Grüne Politik bedeutet moralische Zwangsverordnung statt Einsatz für die Freiheit jedes einzelnen.“ Damals wurde er für diese Darstellung teilweise heftig kritisiert, doch in der Zwischenzeit zweifelt kaum noch jemand daran, dass diese Beschreibung zutreffend ist, zumindest im Südwesten.

Das Interview in der SWR-Sendung führte Elisabeth Brückner und ist hier von mir im Wortlaut wieder gegeben:

22. Oktober 2012

Schwarze Denkfehler

Mit rund 25% der Wählerstimmen, wenn man die Nichtwähler berücksichtigt, wurde der Grüne Fritz Kuhn zum neuen Oberbürgermeister von Stuttgart gewählt.⁽¹⁾ Immerhin recht deutlich vor dem von der CDU unterstützten Kandidaten Sebastian Turner. Bei einer Wahlbeteiligung von 47,2 % haben allerdings die Nichtwähler mehr Stimmen bekommen als Kuhn und Turner zusammen. Und schon, kaum dass die Stimmen ausgezählt sind, werden Stimmen in der CDU-laut, man müsse ein Großstadtkonzept entwickeln und Themen wie Kinderbetreuung, Ganztagsschule, Probleme von Alleinerziehenden und städtebauliche Entwicklung als drängendste Fragen der Bewohner annehmen.⁽²⁾

Selbstverständlich muss die CDU, wie alle anderen Parteien auch, Antworten auf diese Fragen haben, oder weiter entwickeln und den geänderten Umständen anpassen. Leider ist zu befürchten, dass nun bloß bei denen die sich als Verlierer der Wahl sehen, die CDU, die Konzepte der anderen kopiert werden und nur eine andere Beschreibung bekommen. Vielleicht lässt sich dabei auch die eine oder andere Wählerstimme wiedergewinnen die an die Grünen abgewandert ist, doch insgesamt wird dieses Konzept erfolglos sein. Die CDU wird nur dann wieder Fuß fassen können, wenn es ihr gelingt bei den Nichtwählern zu punkten. Um die kümmert sich niemand.

21. Oktober 2012

Kleine Guttenbergs und die 68er

Im Cicero berichtet Gunnar Hinck über die Promotion des Götz Aly, welche wohl nicht ganz astrein gewesen sein soll. Und dass er sich an der Freien Universität Berlin nicht nur Freunde gemacht hat, weil er unter den Arbeiten von ganz normalen Doktoranden nach Plagiaten gesucht hat.
Unter dem Titel „Meine kleinen Guttenbergs“ startete er in seiner Kolumne für Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau eine Art Serie. Darin widmete sich Aly nicht nur schummelnden Doktoranden und nachlässigen Prüfern, er nahm sich auch seine eigenen Studenten an der Freien Universität Berlin vor.
Oh jeh, das musste ja böses Blut schaffen. Ausgerechnet an dieser Uni werden Schummler mit meine kleine Gutenbergs tituliert. Was aber Aly dazu bewegt, auch bei Otto-Normalstudent etwas genauer hinzuschauen, das erzählt uns Gunnar Hinck nicht, dafür aber, dass Aly früher maoistischen Idealen an gehangen habe.