20. Oktober 2013

Kuscheln oder Kita

Einmal mehr geht die politische Diskussion völlig an den Bedürfnissen und vor allem an der »Natur« der Menschen vorbei. Es wird diskutiert, wie sichergestellt werden kann, dass Frauen Familie und Beruf unter einen Hut bekommen, wie man ihnen dabei helfen kann. Oder die sogenannte Herdprämie wird kritisiert, sie würde den Frauen einen falschen Weg weisen, einem der dem Selbstverwirklichungsrecht der Frauen entgegensteht, wobei Selbstverwirklichung hier gerne mit Beruf und Einkommen gleich gesetzt wird. Doch nur selten wird nachgefragt, was das Kind will, welche Bedürfnisse es hat. Und wenn schon mal die Diskussion auf das Kind fokussiert wird, werden die Vorteile von Kindertagesstätten oder Kindergärten hervorgehoben, dass diese zur Sozialisierung enorm wichtig wären - entsprechende Studien sind auch immer gleich zur Hand. Doch schnell wird deutlich, auch wenn scheinbar übers Kindeswohl gesprochen wird, steht immer Erziehung im Vordergrund. Obwohl, wenn sich Staat oder Kirche, oder sonstige derartige Gebilde, sich anmaßen zu wissen wie Erziehung zu geschehen hat, wäre es eher angebracht von Konditionierung zu sprechen. Leitbilder werden gezeichnet und darauf hingearbeitet, dass die Kinder diesen Idealen nahe kommen. Das Umfeld muss so geschaffen werden, damit diese Konditionierungsversuche wirksam werden.

Immer aber steht die Familie im Zentrum der Kritik. Wenn Mütter sich mehr Zeit für ihr Kind nehmen, vermeintlich damit ihrer Karriere und somit sich selbst schaden, der Gesellschaft ebenso weil sie als Arbeitskraft nicht zur Verfügung stehen, so wird dies als antiquiertes Rollenverständnis ausgelegt, eines das nur dazu dient Frauen als Ehefrau und Mütter wahrzunehmen und letztlich als Unterdrückungsinstrument dient. Das mag in der Tat so gewesen sein, und sicher trifft dies auch teilweise heute noch zu, doch ist dies eine Diskussion, die lediglich das Verhältnis der Geschlechter zueinander widerspiegelt. Einmal in der Öffentlichkeit, und dann wieder im Privaten. Das sind nämlich auch zwei paar Stiefel die gerne vertauscht werden, und man sich dann wundert, warum sie nicht passen. Bei diesem Geschlechterkampf, sei es im Privaten, sei es im öffentlich politischen Bereich, wird immer wieder mit dem Argument Kind gekämpft. Sei es, dass angeprangert wird, dass die Frauen mehrheitlich benachteiligt sind, weil sie sich mehr Zeit für die Kinder nehmen, nehmen müssen, oder in dem der gesamten Familie unterstellt wird, nicht zu wissen was gut für die Kinder ist, weshalb die Kinder besser in der Kindertagesstätte aufgehoben wären. Damit Mütter dies tun, ihre Kinder in andere Obhut zu geben, wir suggeriert, dass die moderne Gesellschaft eben dies erfordere, damit Frauen im Geschlechterkampf nicht von vornherein die schlechteren Karten haben.

Was gut für die Kinder ist, das fragt keiner so genau nach. Fragen die die Gesellschaft betreffen stehen im Vordergrund, und die Dispute die darüber geführt werden, durchaus zu Recht, wenn sich beispielsweise ein Partner Vorteile zu Lasten des Anderen verschafft und dies mit der klassischen Rollenverteilung begründet, dann ist dies zu klären, gesamtgesellschaftlich wie privat, doch da? das auf den Rücken der Kinder geschieht, ist ein Skandal der bislang viel zu wenig thematisiert wurde. Jeder interpretiert seine Interessen in das Kindeswohl hinein, und begründet diese damit. Die Mutterbrust wird politisch, könnte man überspitzt sagen.

Doch was Kinder wirklich brauchen, das lässt sich nicht in politische Überzeugungen einbinden, und sämtliche Erklärungsversuche der Psychoanalysten, wie auch der Verhaltenspsychologen, führen in die Irre. Es ist nämlich schlicht die »Nestwärme« oder das »Kuscheln« was sie brauchen. Oder noch mal anders ausgedrückt, sie müssen die Chance bekommen das das Hormon Oxytocin, auch Kuschelhormon genannt, seine positive Wirkung entfalten kann. Und wie das geschieht, das erklärt Manfred Spitzer allgemeinverständlich in der BRalpha Sendung »Geist und Gehirn« vom 12.10.2013.



Kann eine Kindertagesstätte - und mag sie auch noch so modern und nach den neuesten pädagogischen Richtlinien geführt sein - kann sie kuscheln? Kann sie eine Bezugsperson ersetzen und Nestwärme geben? Wohl kaum, nein, das ist unmöglich. Wenn Eltern gezwungen sind ihre Kinder in Kindertagesstätten zu geben, ist dies kein Fortschritt in unserer Gesellschaft, sondern ein Rückschritt. Und somit ist auch die ganze Diskussion um das Betreuungsgeld scheinheilig und verlogen, in Wirklichkeit geht es um den Geschlechterkampf der auf den Rücken der Kinder ausgetragen wird.

Dass dies so ist, daran sind aber nicht nur die »Frauenrechtlerinnen« schuld, sondern auch die Männer und Väter, die es sich oft zu einfach machen und meinen, die Frau hat das Kind geboren und muss es stillen, also bleibt es auch ihr überlassen für die nötige Nestwärme zu sorgen. Kuscheln können die Kinder auch mit dem Vater, oder mit den Großeltern, wichtig ist, dass es mit einer Bezugsperson geschieht. Und die finden sich eben nur in der Familie oder im privaten Umfeld. Alles andere sind Notlösungen, die zwar manchmal notwendig sind, aber niemals als erstrebenswertes Vorbild dienen sollten.

Die Eltern sollten untereinander aushandeln wer hauptsächlich für die Kinder in den ersten Lebensjahren zuständig ist, und die Väter sollten sich freuen, dass sie diese Rolle heute ohne gesellschaftliches Stigmata einnehmen können, aber letztlich bleibt es eine Entscheidung in der Familie. Wenn der Staat hier unterstützend tätig werden kann, dann sollte er es tun. Wenn nicht ist auch nicht schlimm, wer eine Familie gründet tut dies sich nicht aus finanziellen Grünen. Was der Staat aber keinesfalls tun darf ist, sich anzumaßen zu wissen wie Kinder aufgezogen oder erzogen werden sollten. Kindertagesstätten, Kindergärten, Ganztagsschulen sind Notlösungen, manchmal notwendig, doch nie empfehlenswert.

1 Kommentar :

  1. In der abwertenden Bezeichnung „Herdprämie“ für das die Leistung für Erziehung und basale kognitive Entwicklung bescheiden anerkennende Betreuungsgeld kommt eine Verachtung von jungen Frauen und Müttern zum Ausdruck, die nur mit einer gezielten Diskriminierung gleichzusetzen und somit strengstens zu verurteilen ist.

    Denn niemand kann sich an die ersten drei Lebensjahre direkt und konkret erinnern, da dort komplexe Reifungs- und Verschaltungsvorgänge in den Gehirnen ablaufen, in welche nur sehr behutsam eingegriffen werden sollte.
    In der Tat, so toll sind Krippen für 0 - 3jährige Kleinstkinder nicht, für die seltsamerweise linke und gewerkschaftsnahe Parteien als auch Wirtschaftslobbyistenwie wild trommeln: „Befreit die Mütter von ihren Kindern und fesselt sie an die Maschinen".
    Nicht nur die Familie, sondern vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes (Siehe auch in den hierzulande weitgehend unbekannten Studien z. B. von Prof. Annica Dahlström, Uni Göteborg: Innerhalb der letzten 15 – 20 Jahre einen Anstieg psychischer Erkrankungen bei schwedischen Mädchen um 1000 Prozent (Depressionen um 500 Prozent; Suizidrate finnischer Mädchen ist die höchste in Europa):
    Die Krippe scheint eine Einrichtung zum Wohlergehen von Erwachsenen zu sein, denn ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben zu erwartender erhöhter Stresshormonausschüttung infolge "learned helpnessless" und Wachstumshormonmangel infolge reduziertem Langsamen-Wellen-Schlaf in der Krippe) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung zu befürchten. Ein wichtiger Unterschied zwischen Tier und Mensch ist die Sprache auch als Basis des Denkens. Mangelnde primäre (besonders 0 - 1,5 Jahre) frühkindliche Sprachentwicklung hat oft die Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung. [Auch Migrantenkinder müssen das basale Denken in der jeweiligen Muttersprache beginnen zu lernen].
    Denn bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib flüssigkeitsangekoppelt die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist.(siehe Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 3. Auflage, Logos-Verlag, Ansbach, 2013)

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