30. April 2020

Notizen im April

Donnerstag, 30. April 2020

 
Rauch ist ein hilf­rei­cher Be­glei­ter des Men­schen. In den Tro­pen ver­jag­ten wir die Mos­ki­tos da­mit, mei­ne Frau, als gu­te Ka­tho­li­ken, mit dem Weih­rauch den Teu­fel, ge­räu­cher­te Wurst wird halt­ba­rer und wenn ich mein Zi­ga­ril­lo rau­che, dann ver­söh­ne ich mich mit der Welt. Und nun Co­ro­na: „Da­ten der US-Seu­chen­be­kämp­fungs­be­hör­den zu Tau­sen­den von ame­ri­ka­ni­schen Pa­ti­en­ten zu­fol­ge lag der Rau­cher­an­teil dort bei le­dig­lich 1,3 Pro­zent – ge­gen­über 15 Pro­zent in der Be­völ­ke­rung,“ war zu le­sen. Ein Lä­cheln husch­te mir übers Ge­sicht.   🔗


 
Nicht die­je­ni­gen, die ein En­de der Zwangs­maß­nah­men we­gen Co­ro­na for­den, müs­sen sich recht­fer­ti­gen. Recht­fer­ti­gungs­pflicht ha­ben nur die, die Zwangs­maß­nah­men for­dern oder sie an­ord­nen. Der­je­ni­ge der Frei­heits­rech­te ein­schränkt, muss be­grün­den war­um. Nie­mand sonst.   🔗


Mittwoch, 29. April 2020

 
Au­gen­rin­ge, war­um nur ge­hen die nicht weg. Schla­fen hilft, hei­ßt es, wenn nicht die Träu­me wä­ren, die Ab­träu­me der Zeit. Nein, ich träu­me nicht von Co­ro­na, son­dern da­von an­ge­ket­tet zu sein und kann die Ket­ten nicht spren­gen.   🔗


 
Ent­stand die Na­ti­on Deutsch­land aus ei­ner Be­frei­ungs­ und Un­ab­hän­gig­keits­be­we­gung aus dem Volk her­aus, oder als Bünd­nis von Fürs­ten aus eher po­li­ti­schen Be­weg­grün­den? Was die Schweiz be­trifft, da bin mir si­cher, dort war das Volk die trei­ben­de Kraft, in Deutsch­land nicht.
 
Ich fra­ge mich das auch des­we­gen, weil ich mein Deutsch­Sein eher mit der Spra­che, der Kul­tur oder der Le­bens­wei­se ver­bin­de, aber kaum Bin­dung zu sol­chen Be­grif­fen wie „Deut­sche Na­ti­on“ ver­spü­re. Das ist, für mich, et­was über­spitzt aus­ge­drückt, le­dig­lich ein Ver­tei­di­gungs­ oder In­ter­es­sen­bünd­nis.
 
Viel­leicht wer­de ich mich die­ser Fra­ge, nach der Ent­ste­hung von Na­tio­nen oder Im­pe­ri­en, noch mal wid­men müs­sen. Ich ken­ne die Ge­schichts­schrei­bung dar­über, teil­wei­se we­nigs­tens, doch das liest sich wie Be­die­nungs­an­lei­tun­gen, oh­ne Be­deu­tung für mich.   🔗


Dienstag, 28. April 2020

 
Heute Morgen beim REWE. Eine Kassiererin sitzt ohne Mundschutz an der Kasse. „Das ist ja schön, Sie hier ohne Mundschutz zu sehen …“ Sie fällt mir ins Wort: „Ich habe mir ein Attest geben lassen!“ Offensichtlich ist sie schon mehrfach angesprochen worden und platzt daher sofort damit heraus, vielleicht um sich nicht noch mehr Beschimpfungen anhören zu müssen. Doch ich wollte sie nicht kritisieren, schon schon gar nicht beschimpfen, sondern ihr ein Kompliment machen und fuhr fort: „… so kann man wenigstens Ihr bezauberndes Lächeln sehen.“ Ich glaubte eine leichte Errötung ihrer Wangen bemerkt zu haben, auf jeden Fall aber, ihr Lächeln war wirklich bezaubernd, vor allem als ich mein Kompliment beendet hatte.   🔗


Montag, 27. April 2020

 
In den letzten Jahren habe ich so oft – aus einem durchmischten Haufen von Ökos, Klimahysterikern, EU-Romantikern oder einfach Linken – gehört, dass „das Neue nicht aus dem Bestehenden“ erwachsen kann. Dieser Haufen wird die Corona-Chance nicht vergehen lassen, um das Bestehende zu zerstören, um dann beim Aufbau ihrer Utopien darauf keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen.   🔗


 
Seite heute ist nun Maskenpflicht in Baden-Württemberg, zumindest beim Einkaufen und im Bus. Wahrscheinlich ist es sinnvoll und ich werde auch diesbezüglich folgen. Aber mit Widerwillen, denn es handelt sich um einen Befehl von oben, sozusagen, und dagegen regt sich in mir eben automatisch Widerstand. Nun kämpfe ich mit mir, wie ich dem wahrscheinlich richtigen Befehl folge, ohne dass es in mir das Gefühl hinterlässt, etwas fremdbestimmtes getan zu haben. Am besten, ich stelle mir vor, alles ist ein großes Theater und nun verkleiden wir uns eben. Alle weiteren Verrücktheiten, die in dieser Coronazeit nun normales Verhalten zu werden scheinen, verbinde ich dann mit einer imaginären Inszenierung und mit meiner Rolle als Statist in dieser Aufführung.
 
Jedes Theaterstück ist mal vorbei, ich will mich erhalten für die Zeit nach der Aufführung, wieder so sein wie zuvor, der Befehlsstachel soll mich nicht jucken, er darf sich nicht einnisten in meiner Seele und diese krank machen. Das geht nur, wenn ich die Realität anerkenne, sie allerdings als Schauspiel betrachte, etwas was nichts mit mir zu tun hat.   🔗





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Sonntag, 26. April 2020

 
Als der HIV-Virus bekannt wurde, die ADIS-Angst um sich griff, so gegen Ende der 80er Jahre, war ich gerade mal wieder Single, mit entsprechend der Situation bedingten wechselnden Sexualpartnern. Ich habe nie Kondome benutzt, obwohl es jeder empfahl, meine Lebenslust war mir wichtiger als meine Sicherheit.
 
So wie ich nie Kondome benutzte, die Dinger bis heute hasse, und selbst in jungen Jahren, trotz übersprudelnder Hormonproduktion, lieber auf Sex verzichtete, als so ein Ding zu benutzen, so geht es mir nun ähnlich mit dem Coronamundschutz, diesem Kondom gegen den heutigen Virus. Ich trage ihn, weil ich ihn tragen muss, meine Lust das Haus zu verlassen, tendiert dadurch aber gegen Null.   🔗


Samstag, 25. April 2020

 
Angela Merkel ist momentan die „goldene Gans“ der Politik. Alle begehren ihre Federn, wollen sich damit schmücken und bleiben an ihr kleben. So vollführen sie nun ein absurdes Theater, alle die sich wichtig machen wollen, folgen der goldenen Angela. Das wird so lange gehen, bis sie alle ausgelacht werden, erst dann werden sie von der Gans wegkommen.   🔗


 
Wenn einer sagt: „Ich weiß genau, dass es so ist, wie ich es eben beschrieben habe“, denn nehme ich ihn, von diesem Augenblick an, nicht mehr Ernst. Völlig egal um wen oder was es sich handelt.   🔗


 
Der Muezzinruf ist in erster Linie eine Inbesitznahme des öffentlichen Raumes. Um diesen Raum ist, aus den unterschiedlichsten Gründen, ein permanenter Kampf im Gange. Hier hatte ich das Phänomen schon mal beschrieben.   🔗


Freitag, 24. April 2020

 
Ulrike Guérot im SWR2 Forum. Ich habe es mir angetan. Sie gibt unumwunden zu, dass die Corona Bonds quasi der Türöffner dafür ist, die Nationalstaaten zu entmachten. Guérot & Co. wollen ein „demokratisches Europa“ konstruieren, denken, durch Aushandlungs- und Diskussionsprozesse könnte eine Republik Europa entstehen. Doch ein europäisches Volk entsteht so nicht. Die Illusion dies doch zu schaffen, wird noch viel Geld kosten. Am Ende muss es scheitern, weil Völker nicht sozusagen aus einer politiktheortischen Überzeugung heraus entstehen können.   🔗


Donnerstag, 23. April 2020

 
Wer die Kernkraftwerke in Deutschland abschalten lässt, weil es in Japan einen Tsunami gegeben hat, dem traue ich auch in der Corona-Krise nicht über den Weg. Die Entscheidung wurde damals lediglich in Hinblick auf den Machterhalt getroffen und heute ist es wieder so.   🔗


 
Die ersten Schlagzeilen am Morgen, per RSS-Feed eingetrudelt, vermelden für Baden-Württemberg, dass die CDU wieder knapp stärkste Partei im Lande sei. Das ist insofern interessant, als die Grünen hier schon lange an der Macht sind und mit Kretschmann einen Ministerpräsidenten stellen, der nichts unversucht lässt, als Volksnah gesehen zu werden. Was durch seinen ausgeprägten Dialekt nicht schwerfällt.
 
Dennoch können sie nicht von der Corona-Krise profitieren. Die Grünen stehen eben immer, selbst bei denen die ihnen nahe stehen, unter dem Verdacht, im Zweifels- oder Ernstfall eher ideologisch basierte Entscheidungen zu treffen und nicht pragmatische. Diesen Verdacht teile ich voll und ganz, brauche dafür aber nicht die Corona-Krise als Begründung, Verkehrs-, Bildungs-, Wirtschafts-, ach, eigentlich alle Politikfelder stehen dafür beispielhaft.
 
Utopien, wie sie eben von den Grünen vertreten werden, verlieren ihre Zugkraft, wenn die Menschen reale Sorgen haben.   🔗


Montag, 20. April 2020

 
Das deutsche Volk ist schon manchmal wie so eine Hühnerschar. Alle gackern aufgeregt und recken die Hälse, machen sich wichtig. Wenn aber die Sonne untergeht, geht jede Henne brav in den Stall und setzt sich auf ihren Platz auf der Hühnerstange „und legt am nächsten Morgen brav ein Ei“, wie ein Follower auf Twitter den Spruch ergänzte.   🔗


 
Angela Merkel spricht von »Öffnungsdiskussionsorgien«, in Bezug auf die Lockerung der Beschränkungen in der Corona-Krise. Doch diese Wort »Orgien« zeigt die Art ihrer »Denke« auf, mehr noch ihre Taktik der Machtausübung: Die eigenen Vorstellungen und Überzeugungen sind gut und richtig, andere Meinungen und Standpunkte sind »moralisch« verwerflich. Die Gegner werden immer »moralisch«, nicht sachlich, angegriffen.   🔗


Sonntag, 19. April 2020

 
Canetti teilt Massen nach dem „tragenden Affekt“ ein und unterscheidet zwischen Hetz-, Flucht-, Verbots-, Umkehrungs- und Festmassen. Nahe am derzeitigen Phänomen Corona und wie die Massen reagieren, ist die „Verbotsmasse“:
 
„Das Verbot ist plötzlich, sie erlegen es sich selber auf. Sobald das Verbot ausgesprochen ist, beginnt sich die Masse zu bilden.“ … Es ist aber wahr, daß es nicht leichtfällt, sie [die Masse] in diesem Zustand zu erhalten. Wenn die Dinge schlecht gehen und der Mangel schwer erträgliche Ausmaße annimmt, ganz besonders aber, wenn sie sich angegegriffen oder belagert fühlt, neigt die negative Masse dazu, in eine positive und aktive umzuschlagen.“
 
Diese Verwandlung von einer passiven Verbotsmasse hin zur aktiven Hetzmasse (Hetze im Kontext von Jagd, nicht Verleugnung) erleben wir nun im Aufbegehren gegen Deutschland und der Forderung nach Eurobonds oder dergleichen. Die Verwandlung des tragenden Affekts vom Verbot hin zur Jagd auf ein Ziel – hier das, an das Geld der vermeintlich reicheren zu gelangen – ist ein oft zu beobachtendes Phänomen. Wir dürfen gespannt sein, wie diese zwangsläufig kommende Verwandlung der Masse in Deutschland aussehen wird. Noch wird dies mit der Rede von der Solidarität verhindert, doch wenn „der Mangel schwer erträgliche Ausmaße“ annimmt, wird es geschehen.
 
Es wird interessant, wie sich dieses Phänomen der Verwandlung der Verbotsmasse in eine aktive Masse in Deutschland zeigen wird. Dass dies kommt, scheint mir sicher, nur noch nicht in welcher Form.   🔗


Freitag, 17. April 2020

 
Ich mache jeden Tag einen Corona-Test, verspeise täglich eine Tafel Schokolade, um zu überprüfen, ob meine Geschmacksnerven noch in Ordnung sind.    🔗


 
Sie lag in der Sonne und genoss es. Doch nach einer guten Stunde schwitzte sie arg und es wurde ihr zu warm. „Ich bin heiß und nass“, sagte sie zu mir. Ich liebe ihre mangelhaften Deutschkenntnisse.   🔗


 
Ich habe Vaters oder des Staates Hand nie als schützend empfunden. Es hatte immer etwas Übergriffiges, etwas Weisendes, mich Beschränkendes.   🔗


Donnerstag, 16. April 2020

 
Mit meiner Äußerung über die mir verhassten „Science-Fiction-Autoren“ bin ich, erwartungsgemäß, einigen auf die Hühneraugen getreten. Jedenfalls legen das die Kommentare bei AchGut nahe. Ich sollte es also ein wenig konkretisieren. Insbesondere misstraue ich Futur 2 Erzählungen: „Es wird geschehen sein“. Jemand der so sinniert, schaut auf eine vergangene Welt. Ich will mir aber nicht vorstellen, wie die Welt ist, wenn die jetzige vergangen ist. Wenn ich wissen will, wie die Welt sein wird, dann schaue ich in die Vergangenheit, in den Spiegel, beobachte die Gegenwart und da wird schnell klar, nichts von dem was geschah war zwangsläufig, alles hätte auch immer anderes kommen können. So wird es auch in Zukunft sein.
 
Freilich kann sich jeder Zukünfte ausmalen, sie auch literarisch und künstlerisch beschreiben. Manchmal höre ich auch diesen Menschen zu, aber nur, weil sie mir dabei von sich erzählen, vom ihrem Sein im Hier und Jetzt. Von ihren Ängsten oder von ihren Hoffnungen. So gesehen mag Science-Fiction für manche ganz hilfreich sein, um sich eben dieser Ängste und Hoffnungen klar zu werden. Doch deren Ursprünge sind immer in der Gegenwart, vieles auch in der Vergangenheit, im Erlebten. Insofern könnte es so sein, dass irgendwann einmal in der Zukunft, den dann Lebenden, die Science-Fiction Erzählungen unserer heutigen Zeit dabei helfen, unsere heutige Zeit zu verstehen. So wie es mir als begeisterter Leser von Jules Verne in Kindertagen dabei half, eben die Zeit des Autors zu verstehen.
 
Die Welt gehört den jetzt lebenden, nicht den Toten, nicht den noch nicht lebenden. Ich will mir von beiden nicht reinreden lassen, so wie ich ihnen nicht reinreden möchte.   🔗


Mittwoch, 15. April 2020

 
Früher hatten die Menschen ein Mittel um mit den Widrigkeiten, die das Leben so mit sich bringt, umzugehen. Sie glaubten einfach ans Schicksal, wussten, dass dieses selten gerecht ist und auch nicht in der Lage ist, zu erkären, warum das geschah, was geschah.
 
Damit gibt sich heute keiner mehr zufrieden, wir wollen wissen was, wo, warum mit uns geschieht. Deshalb haben sogenannte Experten nun Konjunktur. Deren Erklärungen aber, mögen sie richtig sein oder auch nicht, gehen allerdings immer mit einer Schuldzuweisung einher. Entweder habe ich mich falsch verhalten, falsche Entscheidungen getroffen oder andere haben das für mich getan. Auf jeden Fall bleibt die Überzeugung, Opfer einer Ungerechtigkeit geworden zu sein, und zwar einer, die sich einem oder mehreren Menschen zuordnen lässt.
 
Das Schicksal freilich, ist oft genauso ungerecht. Der Glaube daran aber, vermindert die Schuldzuweisungen an mich und andere, die zwangsläufig entstehen, wenn ich den Erklärungen der Experten Glauben schenke.   🔗


Dienstag, 14. April 2020

 
Immer wieder kehre ich zu der Frage nach den ›geschützen Räumen‹ zurück. Das durchaus Metaphorisch. Wer braucht sie und warum? Was haben sie mit Freiheit zu tun? Gibt es denn überhaupt Freiheit ohne geschützte Räume? Gerade jetzt, in der Coronakrise, in der das Heim, die Wohnung, als geschützter Raum angesehen wird. Wie weit kann man einen geschützten Raum ausdehnen, dass er noch Schutz bieten kann; Auf die Stadt, das Land, die Nation gar oder darüber hinaus?
 
„Was wir sicher weiter brauchen, gerade in Baden-Württemberg an der Grenze zum Elsass, sind die strikten Kontrollen an den Grenzen, inklusive Zurückweisungen.“ Meint der Innenminster des Landes, Strobl heißt er und ist in der (CDU). Die Grünen im Lande sind ganz still und verfallen nicht in ihre sonst so verlässliche Empörung. Sie wissen, gegen das Narrativ ›geschützte Räume‹ kommen sie momentan nicht an, es würde wie Verrat an den Bürgern, die nach Schutz begehren, angesehen werden.
 
Was von diesen Befindlichkeiten, allen voran der derzeitige Wunsch nach geschützten Raum, wird als Erkenntnis bleiben, auch über die Zeit nach der Coronakrise?   🔗


Montag, 13. April 2020

 
Ostermontag 20:00 Uhr, es ist geschafft, auch dieses lange Wochenende mit der Familie zu Hause ist nun vorüber. Kommt noch was im Fernsehen? Vielleicht, vielleicht auch nicht – es ist egal. Passiert ist nichts worüber ich reden möchte. Eine Tochter hat sich vom gesparten Taschengeld ein elektronisches Piano gekauft und lernt nun beidhändig darauf zu spielen. Sie lacht, wenn ich sie in ihrem Zimmer besuche, und ich freue mich willkommen zu sein. Wo bin ich heute noch willkommen und werde nicht kritisch beäugt, ob ich nicht das Virus als Willkommensgruß mitbringe? Nur zu Hause. Das tröstet. Noch! Wie lange noch?   🔗


Sonntag, 12. April 2020

 
Falls die Deutschen nun tatsächlich, wie aus den Umfragen zu entnehmen ist, wieder ihre Liebe zu Angela Merkel finden, dann ist das wohl der typischen deutschen Sehnsucht nach Gemütlichkeit geschuldet, dem Wunsch nach dem behaglichen Einrichten in der Welt, ihrer Biedermaierseele.   🔗


 
„Elf Gesundheitsämter haben laut Ministerium heute keine Daten an das Landesgesundheitsamt übermittelt.“ wurde gestern gemeldet.
 
Verstehe ich nicht! Braucht denn die Politik gar keine verlässliche aktuelle Zahlen für ihre Entscheidungen in der Corona-Krise? Ist eine rhetorische Frage, natürlich sind der Politik die Zahlen der Umfrageinstitute wichtiger, die Stimmung die in den Medien verbreitet wird. Verlässliche Daten und Fakten stören da mitunter nur. Sieht man ja auch deutlich in andern Politikfeldern, bei der Energiewende, beim Klimagedöns, in der Bildungspolitik. Die Stimmungen für sind für die Entscheidungen wichtig, nicht konkrete auf das Problem bezogene Daten.   🔗


Samstag, 11. April 2020

 
Einem menschlichen Phänomen auf den Grund zu gehen, gleicht manchmal dem Schälen einer Zwiebel. Kaum hat man eine Schale entfernt, kommt die nächste zum Vorschein. Das geht so weiter und weiter bis nichts mehr da ist und nur die Nase noch wahrnimmt, dass da mal etwas war. Übrig bleiben nur tränende Augen.   🔗


 
Ich mäandere um ein Phänomen und kann keine Richtung für die Gedanken finden. Das Phänomen heißt: Befehl! Sie dringen nun massenhaft in uns ein, befehlen uns. Wer hat Sehnsucht nach Befehlen, wer will flüchten vor ihnen? Dienen sie einem Zweck oder sind sie nur Konditionierung?   🔗


Freitag, 10. April 2020

 
Die Angst des deutschen Mainstream in Politik und Medien, dass die EU scheitert, ist geradezu greifbar. Sie haben keine Idee mehr davon, was das Land Deutschland aus sich heraus ist, wollen sich in diesen Gedanken nicht vertiefen, er erscheint ihnen unanständig.   🔗


 
Der Tod an sich, das Wissen um die eigene Endlichkeit, ist die ultimative Kränkung des Menschen. Zu versuchen, diese durch Jenseitsvorstellungen zu überwinden, ist leicht nachvollziehbar. Dies ist aber kein Problem, da es die Überwindung der Kränkung in eine andere Welt transportiert und dabei auch die Wichtigkeit des Diesseits relativiert.
 
Gänzlich anders sieht es aus, wenn Menschen nach Ruhm streben, um damit die eigene Endlichkeit zu besiegen. Sie machen sich wichtig im Diesseits, bürden den Lebenden ihren Ruhm auf, sie bürden den Lebenden ihre Kränkung auf.   🔗


 
Manche denken von Systemen her, suchen ihre Erklärungen für das Sein in ihren Systemtheorien. Andere, ich beispielsweise, denken vom Individuum her und dessen Bedürfnissen, dessen Empfindungen, der Suche nach Glück, dem Vermeiden von Leid. Die Systeme des Menschen entwickeln sich erst aus dieser Suche.   🔗


Donnerstag, 9. April 2020

 
Eigentlich war ich gar kein Oppositioneller in der DDR, klar war ich gegen das System, doch hing ich nie der Illusion nach, es ändern zu können. Ich wollte einfach nur frei sein, wie der Cowboy der allein auf seinem Pferd durch die Prärie in Richtung Westen reitet, alle bisherigen Zwänge hinter sich lassend, Freiheit und Abenteuer suchend. Mit den Oppositionellen, die das Land verändern wollten, hatte ich nicht viel gemeinsam, habe es bis heute nicht.   🔗


 
Wenn Grüne sprechen, wird ihre Entkoppelung von Lebenswirklichkeit und Systemtheorie überdeutlich. Sie orientieren sich mit ihren Erklärungen immer an Letzterem.   🔗


 
Die Vögel singen, die Sonne wärmt die Haut, der Supermond die Seele. Der Frühling ist da, vor Kraft strotzend zeigt er sich uns. Doch ich komme mir vor wie ein Diabetiker, dem die süßesten Köstlichkeiten aufgetischt werden. Ein dreckiges kleines Virus versagt mir, den Frühling zu genießen.   🔗


Mittwoch, 8. April 2020
 

Angst in ihren Augen, die Frau im Aldi drückte sich mit dem Rücken ans Regal. Im Gang vorm Kühlregal standen ein paar Leute, vor ihr und hinter ihr. Sie versuchte zur Seite auszuweichen, doch da war das Regal mit der Milch. Behandschuhte Hände bewegten sich unkoordiniert, wollten irgendwie Platz schaffen und durften es doch nicht. Der Kopf schnappte von links nach rechts, auf der Suche nach einer Lücke durch die sie der Bedrohung entkommen könnte. Geräuschvolles Einatmen und ein ebensolches irgendwie ruckhaftes Ausatmen drang vom Mund her, es wirkte wie ein Schrei. Ob die Lippen bebten, konnte ich nicht erkennen, sie waren von einer Maske verborgen. Die Frau stand kurz vor der Panik.
 
Ich stellte mich ganz nahe ans Kühlregal, schaute den hinter mir im Gang stehenden auffordernd ins Gesicht, die traten ein wenig zur Seite, die Frau konnte flüchten. Traurig verließ ich den Laden. Offensichtlich glaubte die Frau sterben zu müssen, wenn sie andern zu nahe kommt, näher als anderthalb Meter. Es war nur eine Beobachtung in diesen Coronazeiten.   🔗


Dienstag, 7. April 2020
 

Was die Pfaffen so von sich geben, hat mich schon seit vielen Jahren eher genervt. Doch die Kirchen sind mehr als diese Typen, sie sind auch Orte der Besinnung, die ich als Agnostiker auch gerne aufsuche und mich dort, gleich in einer alten Bibliothek, inspirieren lasse. Vor jeden verdammten Supermarkt steht nun einer, der aufpasst, dass nicht zu viele Leute da rein gehen – das sollte doch auch da möglich sein. Ist den wirklich so, dass die Supermärkte nun die Tempel der Zeit sind?   🔗


 
›Ich will Pfeffer an meinem Braten dran haben, so wie ich Flügel-Leute in der AfD haben möchte. Ohne sie wird es fad, wenn sie dominieren, wirds ungenießbar.‹ Das twitterte ich vor einigen Tagen, als die Diskussion darüber, ob der Flügel sich als eigene Partei aufstellen solle, durch die sozialen und asozialen Medien ging.
 
Hier noch ein kleiner Nachtrag: ›Die Gesellschaft ist eben ein Spannungsfeld, und ich bewege mich darin, wie jeder andere auch.‹ schrieb ich einst und das ist mir immer noch wichtig. Wird dieses Spannungsfeld immer weiter verengt, wie wir es am Beispiel der ›Politischen Korrektheit‹ sehen, nimmt es mir auch immer mehr von meinem Bewegungsraum, irgendwann bleibt nur noch ein schmaler Korridor übrig. Auch deswegen bin ich für eine Abschaffung der Institution Verfassungsschutz, das war ich schon, als die noch hauptsächlich die linke Seite beobachteten. Ich musste meine Haltung zu diesem Verein nicht der veränderten Politik anpassen.   🔗


Montag, 6. April 2020

 
Civey fragt: Sollte die EEG-Umlage, die Teil des Strompreises ist und den Ausbau erneuerbarer Energien mitfinanziert, abgeschafft werden? Knapp zwei Drittel meinen Ja! (Stand 06.04, 14:30 Uhr). Weniger als 30 % möchten die EEG-Umlage beibehalten.
 
Es ist ein interessantes Phänomen, dass immer, wenn es die Menschen direkt betrifft, mit ihrem Haushalt, ihrem Beruf, mit ihrem eigenen Geld zu tun hat, sie dann Wünsche äußern, Entscheidungen treffen, die so gar nicht mit dem gefühlten Meinungsklima in der Gesellschaft übereinstimmt. Oder andersherum: Je abstrakter, je weiter weg von den konkreten realen Bedürfnissen die Fragen formuliert werden, desto weniger Aussagekraft haben die Antworten für das tatsächliche Leben.
 
Eine deutliche Mehrheit will die EEG-Umlage weghaben, nicht dafür bezahlen müssen. Die Frage danach war klar und eindeutig, genauso wie eine andere, die da lautete: Könnten Sie sich vorstellen, aus Umweltschutzgründen größtenteils auf das Autofahren zu verzichten? Nein, ich kann mir das nicht vorstellen, sagen auch hier zwei Drittel.   🔗


Sonntag, 5. April 2020
 

Euro-Bonds, Corona-Bonds, irgendwie will keine Begeisterung aufkommen, immer bleibt der Beigeschmack, dass doch anderes als Hilfe damit bezweckt ist. Nun ist zu hören, wir benötigen für Europa, nach dem Ende der Corona-Krise, einen neuen Marshall-Plan. Oh ja, diese Forderung spielt mit dem positiven Erinnerungsgefühl des Wiederaufbaus nach dem Krieg, als es wieder aufwärts ging. So soll es nun auch geschehen. Dieses positive Bild vom Marshall-Plan wird immer wieder gerne benutzt, ist aber im Grunde nur eine Dekoration, wenn nicht gar eine Verschleierung der Absichten der EU, Zugriff und Einflussmöglichkeiten in die jeweilige nationale Wirtschafts- und Finanzpolitik zu bekommen.
 
Nichts gegen Hilfe für die besonders von der Corona-Krise gebeutelten Länder. Aber die Hilfe, wenn sie in erster Linie Hilfe sein will, muss sich an dem orientieren, was für die Hilfesuchenden momentan und später wichtig ist. Jetzt brauchen sie tatkräftige Hilfe, Equipment vor allem, später Geld. Für diese Hilfen braucht es keine groß angekündigten Pläne mit falschen Namen, schon gar nicht irgendwelche Bonds, die dann doch wieder von der Politik in ihrem Sinne missbraucht werden. Hilfe gibt man, einfach so, wenn man helfen will, oder lässt es eben.   🔗


Samstag, 4. April 2020

 
„In der Krise suchen die Menschen nach einem Sündenbock, wenn etwas schiefläuft, braucht es einen Schuldigen. Ich rechne damit, dass mich nun andere Menschen kritisch oder ablehnend betrachten, schließlich bin ich Ausländerin. Aber mir macht das nichts aus, auf den Philippinen sind die Menschen da noch viel schlimmer, in der Krise werden die alle zu Rassisten, die Deutschen sind da recht harmlos dagegen.“ Meinte meine Frau, eine Filipina, gerade, als sie auf der Straße von irgendwelchen Fremden, aus dem Auto heraus, mit „Arschloch“ tituliert wurde. Sie ging mit unserem Jüngsten ein bisschen spazieren, damit der auch mal rauskommt.   🔗


 
Manchen Paaren fällt es eben erst ein, dass es Verhütungsmittel gibt, wenn die ungewollte Schwangerschaft eingetreten ist. Wir denken hier ans Prekariat, an bildungsferne Schichten oder solche, die einfach in den Tag hinein leben und sich bei ihrem Tun keine Gedanken darum machen, was passiert.
 
Manchen Politikern fällt eben erst ein, das es Schutzausrüstungen gibt, um die Ansteckungsgefahr bei einer Pandemie verringern, wenn diese eingetreten ist. Sie bewegen sich, intellektuell, auf dem gleichen Niveau und ebenso verantwortungsbewusst.   🔗


 
Die sogenannte 4. Gewalt (Presse) gibt es Deutschland nicht mehr, sie scheint eine Unterabteilung der Exekutive geworden zu sein.    🔗


Freitag, 3. April 2020

 
Wenn ein Erbe nur aus Schulden und Verbindlichkeiten besteht, dann macht es Sinn, dieses auszuschlagen. Ein ›politisches Erbe‹, wie nun oft in Hinblick auf Merkel und ihren angekündigten Rückzug gesprochen wird, kann ich nicht ablehnen. Deshalb plädiere ich dafür, in der Politik nicht von Erbe zu sprechen, sondern von ›Hinterlassenschaft‹, etwas was man aufräumen und entsorgen muss. Die Merkelsche Hinterlassenschaft wird uns noch viel Arbeit machen und noch mehr Geld kosten. Von Erbe zu sprechen, wäre da geradezu sarkastisch.    🔗


 
Fast pünktlich ist sie heute: 6:11 Uhr, die Amsel singt wieder. Morgen muss ich nicht so zeitig aufstehen und überlege, ob ich mir nicht den Wecker wegen ihr stelle.   🔗


 
Meuthen schwebt für die AfD eine Art CDU vor, wie sie vor Merkel war. Ich halte das nicht für mehrheitsfähig in der AfD. Wahrscheinlich wird er sich nicht mehr lange an der Spitze halten und wird bei nächster Gelegenheit abgewählt. Allerdings macht diese Diskussion klar, wie wichtig es wäre, dass die Werte-Union als eigene Partei antritt. Meuthen wäre gut in der Werte-Union aufgehoben, sollte die sich endlich mal als eigene Partei formieren. Wird das nicht geschehen, scheitern beide.   🔗


 
Wenn ich mir die Infizierten- oder Todesfallzahlen für Corona ansehe, die von China mit denen von Europa oder den USA vergleiche, dann frage ich mich schon, haben die Chinesen so vieles besser gemacht oder sind sie nur bessere Lügner?   🔗


 
Interviews mit Bücherregalen im Hintergrund, oder eben solche Hintergründe in Videokonferenzen, haben irgendwie was von einer Schwanzparade.   🔗


Donnererstag, 2. April 2020

 
5:50 Uhr. Ich lausche in die Stille des Morgens, nur fern und mehr wie ein Rauschen, sind hin und wieder Motoren zu hören. Wo bist du, du Amsel im Garten? Ich warte auf deinen Gesang.
 
Früher hörte ich morgens Radio, etwas Musik, die Nachrichten von gestern. Doch nun merke ich, diese ständige Beschallung wirkte wie Ohrstöpsel, ich hörte die Welt nicht, nur Berichte davon, vermischt mit etwas Musik ergab es sich zu einem nichtssagenden Gemurmel, jeden Tag das Gleiche.
 
6:10 Uhr. Jetzt ist sie da. Ich höre dich Amsel und danke dir für das Morgenständchen.   🔗


Mittwoch, 1. April 2020

 
Eine unserer Töchter hat heute Geburtstag, ich höre Toben, Lachen und Geschrei aus ihrem Zimmer. Sie hat vier Geschwister und die vertragen sich auch noch ganz gut. Was machen Einzelkinder, wenn die nun in diesen Corona-Zeiten Geburtstag haben?   🔗


 
Nächste Woche beginnen die Osterferien. Wie wird das Wetter sein? Wo fahren wir hin? Welche Strecke nehmen wir, um nicht in einen Riesenstau zu kommen? Das fragten wir uns noch letztes Jahr und so viele Jahre zuvor auch. Wann werden wir uns über solche Dinge wieder Gedanken machen können, machen dürfen?    🔗




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