13. April 2020

Schöne neue Corona Welt – oder die Faszination vom Ende der Menschen

›Urbex‹, ›Lost Places‹, sind Begriffe aus dem noch recht jungen, insbesondere künstlerischen, Genre der Fotografie von vom Menschen verlassenen Orten. Eine gewisse Faszination vom Morbiden ist allen diesen Bildern anzumerken. Orte, Plätze, Kulturlandschaften, vor kurzem noch stark frequentiert, ins Leben der Menschen eingebunden, sind nun verlassen. Vor Jahren bemerkte ich darüber:

„Gewissermaßen haben wir es mit Romantik zu tun, und der Ästhetik von Verfall. Doch nicht nur das, als Betrachter unternimmt man gleichzeitig eine Zeitreise, stellt sich vor wie diese Orte gewirkt haben, als sie noch nicht verlassen waren, allerdings mit dem Wissen um deren Ende.“

Nun sehen wir wieder solche Fotos, die allerdings nicht in künstlerischer Absicht gemacht wurden, sondern Dokumentationen des Gegenwärtigen sein sollen. ›Schöne neue Corona-Welt‹ nennt die NZZ diese Bilderstecke und man spürt die Faszination der Blattmacher an diesen nun verlassenen Orten, die aber noch völlig intakt sind. Und genau das ist der Unterschied zum ›Genre Urbex‹. Nicht das Ende der Orte wird erzählt, ihr Verfall, sondern vom Ende der Menschen. Ich muss an Eva Horns Text über ›Zukunftsfiktionen vom Ende des Menschen‹ denken. Für die, die nun von einer ›schönen neuen Corona-Welt‹ sprechen, scheint das keine Dystopie zu sein.

Doch die glauben auch zu überleben, sie werden Überlebende sein, hoffen sie. Sie stellen sich nun vor, ganz allein über diese nun verlassenen Orte zu verfügen. Die eigene Macht wird grenzenlos. Die Spinnereien von allen, von mir herzlich verachteten, Science-Fiction-Autoren werden nun Wirklichkeit. Es sind diese Träume von absoluter Macht, vom Auserwähltsein, was sie dazu verleiten lässt, von einer schönen neuen Corona Welt zu sprechen.







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