Eine meiner Töchter meinte kürzlich, nach dem sie fragte, ob ich denn auch in der Schule Präsentationen hätte machen müssen, dass meine Schulzeit besser gewesen sei. Sie hat nämlich immer Bammel davor, spricht zu schnell, verhaspelt sich, ist nervös und aufgeregt, wenn sie vor anderen Menschen sprechen soll. Nun ja, antworte ich ihr, wir mussten noch Gedichte auswendig lernen und sie dann vortragen, und das ist sicher auch nicht viel einfacher. Zumindest für diejenigen, die nicht gerne vor einer Gruppe sprechen. Aber in der Tat, mit einem hat sie recht, eigene Gedanken und Herleitungen mussten wir nicht vortragen. Es wurde ja auch nicht viel Wert auf eigene Schlussfolgerungen gelegt, sondern lediglich eine Wiederholung dessen was man uns einbläute.
Einmal allerdings, die Deutschlehrerin fragte danach, wie wir die Fabel von einer Raupe denn verstehen. Nein, nicht die mit dem Schmetterling, sondern eine andere. Den Autor habe ich vergessen und auch momentan nichts per Suchmaschine gefunden. Also aus dem Kopf:
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7. Mai 2018
15. April 2018
Deutsche Fragen
von
Quentin Quencher
Nun haben wir das Dilemma: wohin gehört Deutschland? Die Westbindung, in der sich die Bundesrepublik in der Nachkriegszeit eingerichtet hatte und die mit der Eigenzuordnung zu den Projekten EU und NATO eine Selbstbeschreibung überflüssig gemacht hatte, wird nun hinterfragt. Die Risse gehen durch alle möglichen politischen Parteien. Ein bisschen haben diejenigen, die sich in der alten Bundesrepublik eingerichtet hatten, noch die Hoffnung, das Projekt europäische Einigung könnte sie von der Notwendigkeit befreien, nun endlich einmal eine Selbstbeschreibung vorzunehmen.
Was ist Deutschland, was ist ein Deutscher, eine Deutsche? Offene Münder hinterlässt diese Frage, vor Ratlosigkeit nach Luft schnappend und in Erklärungen aus Schulbüchern suchend, was für den Beobachter eigentlich Antwort genug ist.
Was ist Deutschland, was ist ein Deutscher, eine Deutsche? Offene Münder hinterlässt diese Frage, vor Ratlosigkeit nach Luft schnappend und in Erklärungen aus Schulbüchern suchend, was für den Beobachter eigentlich Antwort genug ist.
5. Oktober 2017
Ein neues Sinnbild für Deutschland
von
Quentin Quencher
Die alte Bundesrepublik hätte einen eigenen Konservatismus haben können, sie hatte ihn eigentlich schon, inklusive Sinnbild. Sinnbilder sind im Konservatismus viel wichtiger als Ideologie. Dieses war die DMark und der Wiederaufbau. Ein neues Haus wurde erbaut, aus den Trümmern älterer Häuser. Die Brocken wurden ein wenig gesäubert, zurecht geklopft, und mit mit neuem Mörtel, der DMark, zusammengefügt. Die DDR-Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“ wäre übrigens passender für die Bundesrepublik gewesen.
Doch nun fällt das Haus auseinander, der Euro kann die kantigen alten schweren Brocken nicht zusammenhalten. Mit diesem Mörtel soll ja auch ein anderes Haus gebaut werden. Irgendwas universales, globales, mindestens europäisches, keinesfalls nationales. In diesem neuen Haus fühlt sich der Konservatismus als Fremdkörper.
Doch nun fällt das Haus auseinander, der Euro kann die kantigen alten schweren Brocken nicht zusammenhalten. Mit diesem Mörtel soll ja auch ein anderes Haus gebaut werden. Irgendwas universales, globales, mindestens europäisches, keinesfalls nationales. In diesem neuen Haus fühlt sich der Konservatismus als Fremdkörper.
5. Oktober 2015
Kommende Desillusionierung
von
Quentin Quencher
Wie sieht die Welt aus, wenn das geschehen ist, was sich heute bereits als Zukunft abzeichnet? Wir leben in einer Zeit, so hatte es bis vor kurzem den Anschein, in der sich die Visionen und Utopien der Vergangenheit anschicken, anschickten, Wirklichkeit zu werden. Ein Europa ohne Grenzen schien keine Vision mehr, oder die romantische Rückkehr zur Natur, der Mutter Erde, mit all diesen Nachhaltigkeitsnarrativen wie sie in Labels wie BIO und dergleichen sinngebend erzählerisch eingewoben sind, scheint bereits Wirklichkeit zu werden. Nicht zu vergessen die Energieversorgung natürlich, die ebenfalls nur noch auf der Ernte dessen was uns Mutter Erde als nachwachsende Früchte anbietet, aufgebaut ist. Es geht aber noch weiter, auch die sozialen und kulturellen Zwänge, die Familie, Religion, Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, muss oder darf neuen selbst gewählten Identitäten Platz machen. Ein Freiheitsversprechen diesbezüglich entsteht, welches nur durch die Mutter Erde Grenzen bekommt.
14. Mai 2015
Anthropozän und der Mythos der Nachhaltigkeit
von
Quentin Quencher
In einer Sendung des Schweizer Fernsehen, der Sternstunde Philosophie⁽¹⁾, sagte der Wachstumskritiker und Direktor der Stiftung FUTURZWEI⁽²⁾, Harald Welzer⁽³⁾, dass er begonnen habe Geschichten darüber zu erzählen was geht, gehen könnte. In Hinblick auf Möglichkeiten wohlgemerkt, und dass es wichtig sei, dass wir wieder lernen über unsere Handlungsspielräume Rechenschaft abzulegen. Mit positiven Beispielen oder Erzählungen wird den Menschen ein Horizont gegeben, nach dem es sich zu streben lohnt. Nun, genau genommen ist das ein alter Hut, mit dem Wecken von Hoffnungen lassen sich Menschen eher begeistern und in eine gewünschte Richtung leiten, als mit dem Schüren von Angst. Am besten funktioniert es natürlich, wenn man beides miteinander kombiniert.
Da Welzer von Handlungsspielräumen spricht, also im Plural, und von Rechenschaft ablegen, haben wir es mit der Imagination von Zukünften zu tun. Auch im Plural. Mögliche Zukünfte, keine Utopien. Diese müssen sich ja nicht darum kümmern, was geht, was machbar ist. Handlungsspielräume abzuchecken, versuchen herauszufinden was geht, gehen könnte, sind sozusagen Visionen im Möglichkeitsraum.
Da Welzer von Handlungsspielräumen spricht, also im Plural, und von Rechenschaft ablegen, haben wir es mit der Imagination von Zukünften zu tun. Auch im Plural. Mögliche Zukünfte, keine Utopien. Diese müssen sich ja nicht darum kümmern, was geht, was machbar ist. Handlungsspielräume abzuchecken, versuchen herauszufinden was geht, gehen könnte, sind sozusagen Visionen im Möglichkeitsraum.
5. Juli 2014
Kunst, Kommerz und die Kultur
von
Quentin Quencher
In einem Artikel in der Frankfurter Rundschau spricht Claus Leggewie übers Theater. Und die Architektur, vielleicht der Kunst im allgemeinen. Der Text ist aus einer Rede, die er am 4. Juni auf einem Festvortrag zum 10jährigem Geburtstag der Philharmonie in Essen hielt. Wie bei solchen Anlässen üblich, wird das Geburtstagskind gewürdigt, die besonderen Verdienste herausgestellt, gelobt und geschmeichelt. Doch darüber hinaus finden sich einige bemerkenswerte Äußerungen zur performativen Kunst, ich würde das noch ergänzen wollen, und von der Kunst insgesamt sprechen. Hier bezieht sich Leggewie auf den Althistoriker Christian Meier und sagt:
In der griechischen Tragödie wurde keine Tagespolitik gemacht oder abgebildet, aber Fragen, Probleme, Sorgen, Ängste der Bürger Athens im Mythos durchgespielt und für politisches Handeln geordnet, klar gestellt, bewusst gemacht.
9. März 2014
Norbert Bolz über die Unmöglichkeit von Nachhaltigkeit in komplexen Systemen
von
Quentin Quencher
In der Sendung „Sternstunde Philosophie“ des Schweizer Fernsehens kommt der Philosoph Norbert Bolz ausführlich zu Wort. Die Sendung ist in ganzer Länge sehenswert, besonders möchte ich aber auf zwei Punkte hinweisen, und in Schriftform Bolz zitieren. Seine Ausführungen zum Mainstream in den Medien sind nicht so neu, zumindest nicht für mich, doch was er zur Nachhaltigkeit sagt, gehört diskutiert und stellt eine Gegenposition zum derzeit weit verbreiteten Denken darüber dar.
Katja Gentinetta: Nehmen wir genau dieses Wort Widerstand auf. Sie haben den Begriff schon genannt: Konformismus. Sie zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie versuchen, oft, eine Gegenmeinung zu vertreten. Sie vertreten sie auch, sehr deutlich, sie haben beispielsweise gesagt, Authentizität ist eines der großen Schlagworte, Nachhaltigkeit ist ein anderes. Sie positionieren sich just am anderen Ende. Nachhaltigkeit halten Sie für nahezu ökologischen Fundamentalismus, wenn man so will. Wie begründen Sie das? Beziehungsweise, wieviel an Ihrer Position ist Gegenprovokation und wieviel ist Philosophie?