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3. September 2021

Die Briefwahl und meine Sandalen

„Aber der Moment, in dem er [der Wähler] dann wirklich wählt, ist beinahe heilig; heilig sind die versiegelten Urnen, die die Wahlzettel enthalten, heilig der Vorgang des Zählens.“ (Elias Canetti in „Masse und Macht, Das Wesen des parlamentarischen Systems“)

Die Briefwahl ist dieser Heiligkeit beraubt, es wird eine Verrichtung in etwa so, wie die Teilnahme an irgendeiner Online-Umfrage. Keinerlei Ritus ist noch damit verbunden, ich kann ungewaschen in Unterhosen am Frühstückstisch sitzen und meinen Wahlzettel ausfüllen.


5. November 2020

Über die Heiligkeit von Wahlen

Elias Canetti beschreibt in seinem Werk »Masse und Macht« im Kapitel »Das Wesen des parlamentarischen Systems«, was am Wahlzettel, dem Wahlvorgang, so bedeutsam ist: Der Verzicht auf Gewalt und Tod. In dem Moment, indem an Wahlen manipuliert wird, Stimmzettel verfälscht werden oder dergleichen, wird der Gewaltverzicht aufgekündigt. Zitat:

2. Juni 2020

Bilderstürmer gegen das Bürgertum: Die Antifa

Die ge­gen­wär­ti­gen Kra­wal­le, die Plün­de­run­gen, Zer­stö­run­gen, haupt­säch­lich von der An­ti­fa oder ihr na­he­ste­hen­den Grup­pen be­gan­gen, sind im Grun­de »Po­li­ti­scher Iko­no­klas­mus«, ei­ne Art Bil­der­sturm ge­gen das »So­ci­al Dis­tan­cing« des Bür­ger­tums – dies bit­te nicht ver­wech­seln mit der räum­li­chen Dis­tan­zie­rung als Mit­tel zum In­fek­ti­ons­schutz ge­gen Vi­ren oder Krank­hei­ten. Das Bür­ger­tum hat näm­lich ein na­tür­li­ches Be­dürf­nis nach so­zia­ler Ab­gren­zung ge­gen­über an­de­ren so­zia­len Klas­sen und schafft phy­si­sche wie so­zia­le Mau­ern um sich her­um, schützt da­mit sich selbst und die ihm Na­he­ste­hen­den, sein Hab und Gut eben­falls. Das ei­ge­ne Au­to muss auch un­ter die­sem As­pekt, dem Be­dürf­nis nach Ab­gren­zung, ge­se­hen wer­den. Eben­so ist die Vor­lie­be für be­stimm­te Wohn­ge­bie­te, Schu­len oder Uni­ver­si­tä­ten, ja so­gar die Wahl ih­re Ar­beits­plät­ze oder Be­ru­fe sind von As­pek­ten des So­ci­al Dis­tan­cing durch­zo­gen.

19. März 2020

Solidarität, Anarchie und das Virus

Die Politik lebt davon, dass Massen sich gegenseitig abgrenzen und das Individuum Schutz in der eigenen Masse sucht. Das Virus kümmert sich nicht darum, es greift keine Massen an, sondern Individuen. Diese sind nun ihres üblichen Schutzes beraubt, dieser ist gar in sein Gegenteil verkehrt, was Schutz bot ist nun Bedrohung. Die Rede von der Solidarität will dies verhindern, will die Massen zusammenhalten, aber die zerfallen in immer kleinere Einheiten, aus der Masse werden Meuten. Die Meute „ist die begrenzteste Form unter Menschen, sie war schon da, bevor es menschliche Massen in unserem modernen Sinne gab“ (Canetti in Masse und Macht). Urform der Meute ist die Familie, die Sippe, der Clan. Innerhalb dieser ist Solidarität vorhanden, und nur noch dort, denn die großen Massen können keinen Schutz mehr bieten.

21. Dezember 2019

Aus dem Archiv: Die Religion der Ökologisten

Dieser Artikel ist im Juni 2011 im Science-Skeptical-Blog erschienen, doch dieser Blog ist schon seit Wochen, vielleicht Monaten, im Wartungsmodus und mir ist nicht bekannt, ob er nochmals online geht. Eine Nachfrage an den Administrator ist bis jetzt unbeantwortet geblieben. Da aber viele meiner Texte dort, über den Tag hinaus aktuell sind, werde ich nun in loser Folge die mir wichtigen hier auf Glitzerwasser veröffentlichen.

Wilfried Kretschman zitiert in seiner Antrittsrede, im Landtag von Baden-Württemberg, Hermann Hesse mit den Worten: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne". Die Erwähnung Hesses, brachte mich auf einen neuen Gedanken zum Ökologismus, der vielleicht auch einmal einer Betrachtung würdig ist.

6. Februar 2019

Lest die Verfassung!

In einem netten Örtchen am Rande des Erzgebirges, hängte ein mutiger evangelischer Pfarrer zwei Plakate in die Fenster des örtlichen Pfarrhauses. Auf einem stand: „Lest die Bibel!“, auf dem anderen: „Lest die Verfassung!“. Das war 1968, in der DDR hatte die Staatsführung beschlossen, dem Lande eine neue Verfassung zu geben und darüber sollte eine Volksabstimmung stattfinden. ›Pro Forma‹ natürlich nur, die kommunistische Diktatur war längst etabliert und bis in die Köpfe der Menschen durch gedrungen, was heißt, Wahlen waren nur noch symbolisch. Die Menschen stimmten nicht über etwas ab, nein, sie gingen zur Wahl um nicht aufzufallen, um sich nicht verdächtig zu machen.

18. Dezember 2016

Donald Trump und die Rückzugräume der Klimaschützer

Jede Zeit entwickelt ihre eigene Wichtigkeiten, mit Verfallsdatum, irgendwann drängen sich andere Dinge in den Vordergrund. Doch was mal in der Welt ist, verschwindet nicht einfach wieder, es hat Überzeugungen, Ideologien und Weltbilder geschaffen. Ein kleiner Kern, Canetti nennt spricht vom Massenkristall, bleibt im ursprünglichen Zustand der Erregung und der Selbstwichtigkeit, kann aber immer weniger Mitläufer binden. Diese werden nun orientierungslos und da Mitläufer selbst keine neuen Weltbilder oder Ideologien schaffen können, suchen sie sich einen Rückzugsraum, einen der kompatibel zu den bisherigen Überzeugungen erscheint.

28. Juli 2016

Über den politischen Charakter des Koran

Dass der Islam eine politische Ideologie ist, wurde schon mehrfach gesagt. Dazu ist es hilfreich, ein bisschen was über den Anfang dieser Religion zu wissen. In einer wirklich sehenswerten Serie, die 2015 auf Arte lief, meint der französische Orientalist Guillaume Dye: „Die Geschichte des Koran ist nur zu verstehen, wenn man berücksichtigt, dass er ein extrem politischer Text ist. Das gilt sowohl für seinen Inhalt als auch auf die Art und Weise wie er eine Verbindung zwischen Gott und seinen Geschöpfen herstellt ...“



16. Mai 2016

Die Empörten

Vor einigen Jahren musste ich in Kirchheim unter Teck, einer netten Kleinstadt am Fuße der Schwäbischen Alb, auf meine Frau warten die dort etwas zu tun hatte. Vielleicht war es ein Vorstellungsgespräch, ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls war mir langweilig, doch eine Buchhandlung war in Nähe, und so ging ich da hinein, einfach um ein wenig in mir eher unbekannten Büchern zu blättern. Doch da wurde nichts draus, denn die überaus nette Buchhändlerin meinte mir helfen zu müssen und ich hatte auch Lust auf einen kleinen Smalltalk über Literatur. Es ist von meiner Laune abhängig, oder von sonst irgendwelchen unergründlichen Befindlichkeiten meinerseits, welche Literatur ich gerade bevorzuge. Diesen Gelüsten gehe ich dann immer nach, selten mache ich mir Gedanken darum warum nun gerade jetzt dieses oder jenes Buch. Von Sachbüchern oder dergleichen mal abgesehen.

27. November 2015

Die Schmeichler kämpfen nicht

Wenn ich in diesen Zeiten in die Presse schaue, Nachrichten aus dem Fernsehen über mich ergehen lasse, dann drängt sich immer wieder die Figur des Schmeichlers in den Vordergrund. In Canettis »Komodie der Eiterkeit« - dort sind von einem totalitären Regime alle Spiegel verboten wurden um die Eitelkeit zu bekämpfen - kommt dem Schmeichler die Rolle zu, den Menschen zu erzählen wie sie aussehen. Sie wollen es ja wissen, und wenn es keine Spiegel mehr gibt, behilft man sich eben so. Geschäftstüchtig wie der Schmeichler ist, erzählt er den Leuten natürlich was sie hören wollen. Bestimmte Branchen, wie die Frisöre, erleben einen Boom, auch weil sie geradezu zwangsläufig ihren Kunden erzählen müssen wie diese aussehen. Selbst überprüfen können die Ihr Äußeres nicht mehr, es gibt keine Spiegel mehr.

Hier und heute, jetzt in Deutschland also, könnten die Menschen in den Spiegel schauen, sie wollen es aber nicht mehr, sondern lieben es umschmeichelt zu werden.

20. Mai 2015

Von Kämpfern und Richtern der Energiewende

Ist schon interessant, wie hartnäckig die Energiewende verteidigt wird. Im Faktencheck sieht es ja recht mau aus, was schon daran ersichtlich ist, dass niemand dem Beispiel Deutschlands folgt. Profiteure und Lobbyisten haben natürlich ihre eigenen Gründe, warum sie argumentieren, wie sie argumentieren.

Ständige Flickschusterei am Gesetz um die schlimmsten Auswüchse zu begrenzen, auch die ökologischen, lassen eine Vorreiterrolle immer mehr als schlechtes Beispiel erscheinen. Da man aber die ganz große Karte gespielt hat, gleich auf Weltrettung gemacht hat, kann man nun nicht mehr zurück, da die Gefahr besteht, dass eine ganze Ideologie, ein ganzes Weltbild, ins Wanken gerät. Das ist halt das Problem, wenn Feindbilder zur Erklärung der eigenen Weltsicht in den Vordergrund gestellt werden, dann ist nämlich das Ziel nicht mehr, eine pragmatische Lösung für ein angenommenes Problem zu finden, sondern die Bekämpfung des Feindbildes.

3. Oktober 2014

Die Sultansüchtige

Junge Frauen, manchmal halbe Kinder noch, konvertieren zum Islam und machen sich auf den Weg um echten Männern, also den Kämpfern des IS, zu Diensten zu sein. Eine Text aus Elias Canettis »Der Ohrenzeuge« könnte Erklärungen liefern:
Die Sultansüchtige leidet unter dem Verschwinden der Harems. Das waren noch Männer, die von Frauen was verstanden, die sich mit ewig derselben nicht zufriedengaben. Die trauten sich etwas zu, die hatten Feuer im Blut, die sperrten sich nicht ab für ihren Beruf, die waren nicht von ihrem Erwerbstrieb ganz besessen. Man sehe sich doch diese Herren an, die müde von ihrem Geschäft in ihre Einehe nach Hause kehren. Diese Gleichgültigkeit! Diese Langeweile! Diese erbärmliche Ruhe! Es ist als ob Frauen gar nichts wären, Köchinnen und Mütter. Jede Dienerin, jede Pflegerin könnte an ihre Stelle treten. Was Wunder, daß Frauen denaturieren und gar nicht mehr wissen, wozu sie da sind. Manche entblöden sich nicht, in die Arbeit zu gehen und selbst so zu leben wie ihre Männer: Geschäfte machen, fühllos und wichtig und kalt zu werden, abends ebenso müde nach Hause zu kommen; so auszusehen wie ein Mann, seine Hosen zu tragen, seine Sprache zu reden und sich damit zufrieden zu geben, daß sie sich gegen Männer draußen statt gegen Frauen zu Hause zu behaupten haben.

10. Juli 2014

Der Islam als Kriegsreligion

Auschnitt aus «Masse und Macht» von Elias Canetti

Auf vier verschiedene Weisen versammeln sich die gläubigen Mohammedaner.
1. Sie versammeln sich mehrmals täglich zum Gebet, zu dem sie von einer Stimme hoch oben gerufen werden. - Hier geht es um kleine rhythmische Gruppen, die man als Gebetsmeuten bezeichnen kann. Jede Bewegung ist genau vorgeschrieben und von einer Richtung, der auf Mekka, beherrscht. Einmal in der Woche, beim Freitragsgebet, wachsen diese Meuten zu Massen an.
2. Sie versammeln sich zum heiligen Krieg gegen die Ungläubigen.
3. Sie versammeln sich in Mekka, bei der großen Pilgerfahrt.
4. Sie versammeln sich beim Jüngsten Gericht.

Im Islam, wie in allen Religionen, sind unsichtbare Massen von der größten Bedeutung. Aber schärfer ausgeprägt als in den anderen Weltreligionen sind es hier unsichtbare Doppelmassen, die einander entgegenstehen.

18. Januar 2014

Ökologismus, noch Ideologie oder schon Kultur?

Irgendwann Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts sprach ich mit einem Jugendlichen, kurz nach dem der von einem Schüleraustausch aus den Vereinigten Staaten zurück gekehrt war. Drei oder vier Wochen war er irgendwo in Oregon und froh wieder zurück in Deutschland zu sein. Schrecklich reglementiert sei alles, nicht mal Kippen konnte er ohne Hilfe kaufen. Als Jugendlicher könne man dort eigentlich gar nichts machen. Hier sei die Gesellschaft viel freier.

Das mag ein subjektiver Eindruck gewesen sein, und wahrscheinlich auch daran liegen, dass es ihn in eine ziemlich ländliche Gegend verschlagen hat, ich war dennoch einigermaßen erstaunt, dachte damals eigentlich, die Gesellschaft dort wäre freier als die unsere. Für Jugendliche offensichtlich nicht überall. Dennoch ließ mich diese Äußerung nicht in Ruhe und da ich stolzer Besitzer eines neuen PC war, CompuServe nun auch das Internet für Leute wie mich nutzbar gemacht hatte, wollte ich es ein wenig genauer wissen und kontaktierte eine Forenfreundin in den Staaten, die sich als großer Fan Deutschlands gezeigt hatte und diverse Foren zur Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse nutzte.

16. Juni 2013

Greentec-Awards, der Dual Fluid Reaktor und die Demokratie

Man könne meinen eine Veranstaltung wie der Greentec-Arwads ist eigentlich zu unbedeutend um sich mit den dort vorgekommenen Unregelmäßigkeiten zu beschäftigen. Auch wenn zum Abschluss eine große Gala mit viel Prominenz kurzzeitig eine gewisse Aufmerksamkeit hervorruft, die Preisträger dürfen sich kurzzeitig einer gewissen Öffentlichkeit freuen, nach ein paar Stunden redet keiner mehr drüber. Dem grünen Gewissen wurde geschmeichelt und der gemeine Fernsehzuschauer bekommt eine schöne Welt vorgegaukelt, wie das eben bei solchen Veranstaltungen üblich ist. Aber Hand auf Herz, wer hat denn überhaupt in der Vergangenheit, den Greentec-Avards gibt es ja schon ein paar Jahre, von diesem Preis gehört?

3. April 2013

Der Wald, die Deutschen und die DMark

„In keinem modernen Lande der Welt ist das Waldgefühl so lebendig geblieben wie in Deutschland“, meinte Elias Canetti in seinem Hauptwerk Masse und Macht, und beschreibt den Wald als ein deutsches Massensymbol. Doch der deutsche Wald in der deutschen Seele war nicht wie der tropische Urwald, welcher eher eine chaotische ungegliederte Masse darstellt, sondern klar geordnet, mit der Betonung des Aufrechten. In dieser Gemeinschaft der Aufrechten fühlt sich der Deutsche wohl, beschützt, aufgenommen. Da will er dazugehören, so will er sein. In hunderten Liedern und Gedichten wird der deutsche Wald beschrieben. Und er wurde auch instrumentalisiert, zu Spielball von politischen Botschaften. Johannes Zechner, FU Berlin, meinte gar, dass
„die Dauerwaldidee nicht nur auf (natur-)wissenschaftliche Studien und Schlussfolgerungen, sondern auch auf die in jener Zeit unter Intellektuellen weit verbreiteten kulturkritischen Strömungen zurückzuführen [ist]. Ohne die starke ideologische Aufladung des „deutschen Waldes“, die vor allem in den 1920er bis 1940er Jahren erfolgt sei, wäre außerdem die Waldsterbensdebatte der 1980er Jahre so nicht möglich gewesen, da nur aufgrund dessen in Deutschland zahlreiche unterbewusste Deutungsmuster des Waldes abrufbar gewesen seien.“
Canetti geht noch weiter, eigentlich meinte der Deutsche mit dem Wald das Heer:

22. November 2012

Nachhaltige Selbstzerstörung

Wir kennen heute viele Berichte, sogar aus der jüngeren Vergangenheit, die davon erzählen dass Menschen Prophezeiungen geglaubt haben und diese für unvermeidbar hielten. Alles Handeln wurde diesen Prophezeiungen untergeordnet, die Gegenwart verliert an Bedeutung. Ganz bekannt sind in diesem Zusammenhang auch Extreme die bis zu Selbsttötungen gingen, vor allem in von apokalyptischen Vorstellungen geprägten Sekten. Meist sind dies einzelne Gruppen, die sich aber von der übrigen Gesellschaft ausgrenzen und diese nicht wesentlich beeinflussen. Ganze Völker oder Kulturen tun dies eher selten, doch es kommt vor; und wenn, dann ist meist, wie in der biblischen Apokalypse, damit eine Heilsversprechen verbunden. Die Nazis versprachen dem deutschen Volk eine glorreiche Zukunft, genauso wie Kommunisten oder Maoisten. Nirgends wurde die Versprechungen eingelöst. Es endete überall in der Selbstzerstörung der Gesellschaft, bis hin zur physischen Vernichtung nicht nur der angenommen Feinde. Ein sehr anschauliches Beispiel wie diese Mechanismen ablaufen stammt aus Afrika. Ein südafrikanischer Viehzüchterstamm löschte sich beinahe selbst aus. Wie konnte das passieren?