Posts mit dem Label Osterhammelˌ Jürgen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Osterhammelˌ Jürgen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

28. November 2017

Der Einwanderer als Frontier

Es war kein Zufall dass ich Stuttgart landete, obwohl ich zu dieser Stadt keinerlei Bezug hatte. 1983 war das, als ich per Ausreiseantrag mit meiner damaligen Familie die DDR verlassen konnte. Zwei Freunde von mir, aus unserer Oppositionellengruppe, welche wiederum hauptsächlich aus der Jungen Gemeinde meines Jahrgangs hervorging, hatten schon vor uns die Zone verlassen und lebten hier. Allerdings war der Weg in den Südwesten nicht so selbstverständlich, die erste Option war der Niederrhein, eine nette Stadt Namens Kevelaer, auch als Wallfahrtsort bekannt, stand oben an. Eine Patentante von mir war hier zu Hause, eigentlich war sie eine Cousine meiner Mutter und in dem gleichen schlesischen Städtchen wie sie geboren. Sie hatte schon eine Wohnung für mich und meine Familie besorgt, viel besser hätte der Neubeginn eigentlich kaum sein können. Dennoch entschieden wir uns

7. September 2017

Der Kleinbürger als Unteroffizier

Zugegeben, dieser Vergleich, diese Gleichsetzung, stammt nicht von mir, er ist aus Jürgen Osterhammels »Verwandlung der Welt« geklaut. „Der Unteroffizier war der Kleinbürger in Uniform“ schreibt er, und weiter: „überhaupt spiegeln militärische Hierarchien oft die Rangordnung in der zivilen Gesellschaft getreulich und verdeutlichend wider.“ Ein Spruch von Chesty Puller, jenem legendären General der US-Marines, fällt mir dazu ein. Jedenfalls werden ihm in der Serie »The Pacific« folgende Worte in den Mund gelegt: „Sie, das Unteroffizierskorps, sind das Gerüst der Truppe. Sie führen die Befehle aus, die von Oben kommen. Und wenn dieser Krieg vorbei ist, ..., wird es die Strategie von Anderen gewesen sein. Aber Sie werden den Sieg errungen haben. Sie, die Unteroffiziere mit den Winkeln an den Ärmeln, mit ihrer Courage und mit dem Blut an ihren Stiefeln.“

27. Juni 2016

Was ist die EU?

Ist es praktisch ein eigenes Land mit eigenen Interessen und eigenen Befindlichkeiten, und agiert auch entsprechend, oder ist es ein Interessenverband einzelner Länder. So richtig klar ist das nicht, mal ist mehr das eine im Vordergrund, mal das andere. Solche undurchsichtige Konstrukte sind aber Gift für jede Demokratie, die immer eine klare Legitimation benötigt.

Will die EU ein funktionierende Staatswesen sein, was ja letztlich die Rede von der europäischen Integration meint, dann wird sie wie ein Imperium sein müssen oder auseinanderfallen. Ich sehe da keinen Mittelweg. Die Alternative wären viele Europas, nehmen wir ein Beispiel: Die Nato. Es ist ein Verteidigungsbündnis, genauso kann es ein Handelsbündnis oder Marktbündnis geben, je nach Aufgabe. Dafür braucht es auch keine gemeinsame Öffentlichkeit über alle möglichen länderspezifischen Befindlichkeiten hinweg. Noch ein Beispiel: Die OPEC. Alles Bündnisse, die immer eine spezielle Aufgabe haben und in denen die Nationalstaaten, mitsamt den relevanten Akteuren, einen gemeinsamen Standpunkt und eine strategische Position erarbeiten.

19. Juli 2014

Zivilisation und Barbarei

Was hat sich nur geändert? Verbrechen gegen die Menschlichkeit kommen in jedem Krieg vor, in Bürger- und Religionskriegen insbesonders. Dass die Verbrecher aber mit ihren Taten öffentlich angeben, Videos ins Netz stellen auf den Exekutionen und schlimmeres zu sehen sind, dies ist in dieser Qualtität und Quantität neu. Die Nazis haben versucht ihre Gräueltaten nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Oder wenn es Massaker in anderen Kriegen gegeben hat, Afghanistan oder Vietnam, im Irak oder sonstwo, immer war man bedacht, dass dies nicht bekannt wird. Doch nicht nur das, die Verantwortlichen und die Täter wurden abgeurteilt. Der Krieg sollte sauber sein, zumindest so erscheinen. Doch nun stehen diese Gräul im Mittelpunkt, es geht nicht mehr darum einen Gegner zu besiegen, sondern lediglich eigene Machtgelüste zu befriedigen in dem man bereits besiegte Menschen abschlachtet.

Europa sucht händeringend nach einer gemeinsamen Identität, mit der den Europäern ihre politische und kulturelle Einheit vermittelt werden soll: Hier wäre nun eine, und zwar die der Abgrenzung gegen diesen islamischen Faschismus, der alle Werte die Europa in Hinblick auf die Menschlichkeit entwickelt hat, und die sich als Werte auf der ganzen Welt verbreitet haben, missachtet.

5. Juli 2014

Kunst, Kommerz und die Kultur

In einem Artikel in der Frankfurter Rundschau spricht Claus Leggewie übers Theater. Und die Architektur, vielleicht der Kunst im allgemeinen. Der Text ist aus einer Rede, die er am 4. Juni auf einem Festvortrag zum 10jährigem Geburtstag der Philharmonie in Essen hielt. Wie bei solchen Anlässen üblich, wird das Geburtstagskind gewürdigt, die besonderen Verdienste herausgestellt, gelobt und geschmeichelt. Doch darüber hinaus finden sich einige bemerkenswerte Äußerungen zur performativen Kunst, ich würde das noch ergänzen wollen, und von der Kunst insgesamt sprechen. Hier bezieht sich Leggewie auf den Althistoriker Christian Meier und sagt:
In der griechischen Tragödie wurde keine Tagespolitik gemacht oder abgebildet, aber Fragen, Probleme, Sorgen, Ängste der Bürger Athens im Mythos durchgespielt und für politisches Handeln geordnet, klar gestellt, bewusst gemacht.

6. Oktober 2012

Ein Dankeschön

Gestern bekam ich von guten Freunden ein Buch geschenkt, welches mich schon lange interessiert, es mir aber nicht besorgt hatte. Immer war irgendetwas scheinbar wichtiger für mich. Nun liegt es mir vor, Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt," und schon die Einleitung lässt aufhorchen, gleich auf der ersten Seite ist diese Aussage zu finden:
Selbst heute, im Zeitalter von Satellitenkommunikation und Internet, leben Milliarden in engen, lokalen Verhältnissen, denen sie weder real noch mental entkommen können. Nur privilegierte Minderheiten denken und agieren global.
Das macht neugierig und ich werde sicher wieder von diesem Werk berichten. Hier vorerst nur der Dank an meine Freunde, welche mir das Buch schenkten. Ich werde jedes mal an Euch denken wenn ich es aufschlage.