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1. Dezember 2019

Achtundsechzig

Achtundsechzig, Achtundsechzig, immer wieder höre ich diese Zahl. Ich glaube nicht an solche historische Daten. Freilich markieren sie immer einen Wendepunkt, den Beginn von etwas Neuem, was nun in das Bewusstsein vorgedrungen ist. Dennoch, wenn es um gesellschaftliche Veränderungen geht, sind sie zumeist nichts anderes, als dass aus Latenz nun Präsenz geworden ist, um dieses Begriffspaar, dessen sich Hans Ulrich Gumbrecht lange gewidmet hat, zu übernehmen. Denn die Veränderungen geschahen schon vorher, die Ursache, dass es zu einem Dammbruch kommen konnte, besteht hauptsächlich darin, dass sich etwas aufgestaut hat.

15. April 2015

Prag, die Sächsische Schweiz und Amerika

„Haben sie Verwandte, auch sehr entfernte, in den Vereinigten Staaten?“ fragte mich ein Mitarbeiter der Botschaft der Vereinigten Staaten in deren Ostberliner Domizil in der Neustädtischen Kirchstraße. Wochen vorher hatte ich schon die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin ein oder zwei mal aufgesucht um unserem, meiner damaligen Frau und meinem, Ausreiseantrag einen Schub zu verleihen. So ungefähr nach einem halben Jahr war alles scheinbar ins Stocken geraten, und nun, noch ein halbes Jahr später, hatten wir den Eindruck, dass sich nichts mehr bewegt. Keine Reaktionen der zuständigen Behörde mehr, keine Vorladungen um uns ein wenig einzuschüchtern. Nicht mal, als wieder eine Wahl an stand, wurde ich aufgesucht. Zwei Mitglieder unser oppositionellen Gruppe, also Freunden von uns, wurde in der Zwischenzeit die Ausreise erlaubt. Schon allein durch diesen Vorgang war es dem Ministerium des Inneren, die zuständige Behörde für Ausreiseanträge, nicht mehr möglich, an ihrer alten Argumentation fest zu halten, wonach es keine gesetzliche Grundlage in der DDR gäbe, und unsere Anträge nicht bearbeitet werden könnten. Die nun wöchentlich eintreffenden

28. März 2015

Ein politisierter Osterstrauß

1982 in einer Kreisstadt im südwestlichen Sachsen, damals zum Bezirk Karl-Marx-Stadt gehörig. Ich hatte eine Vorladung zum Gespräch ins Ministerium des Inneren bekommen. Nicht per Brief, sondern eines Tages standen zwei Herren, eigentlich unauffällig aussehend und in Zivil gekleidet, an der Tür und überbrachten mir die Vorladung lediglich mündlich. Der Grund war klar, einige Wochen vorher hatten meine damalige Frau und ich einen Ausreiseantrag gestellt. Zwar war dieses Ministerium des Inneren nicht die Stasi, doch wir wussten, dass wir von nun an genau mit dieser zu tun hatten.

Unser Entschluss das Land zu verlassen hatte natürlich eine Vorgeschichte, ich möchte aber nicht mit Einzelheiten langweilen, nur so viel, endlose Diskussionen gingen voraus, ich mit meiner Frau, und ganz viel mit den Kumpels. Im Nachhinein ist es schon bemerkenswert, wie wenig wir über die Strukturen des Machtapparates DDR wussten. Eine Mutmaßung ergab die nächste, und heute, wo wir nun mehr darüber wissen wie was funktionierte, stellt sich heraus,