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11. April 2015

Plattenbauten und eine rote Flagge

Im letzten Teil dieser Ausreiseantrag-Serie wurde beschrieben, wie sich das Misstrauen wie der kalte Wind selbst in die privatesten Kontakte einschlich. Dieses Misstrauen war natürlich bei Leuten wie wir, die wir uns als Oppositionelle und Regimegegner in der DDR verstanden, besonders ausgeprägt, doch es erfasste genauso die normalen Bürger, die die eigentlich nur in Ruhe gelassen und ihr Leben leben wollten. Dies zeigte sich in vielfältiger Weise, zum Beispiel durch das Flüstern in der Öffentlichkeit. Niemand wusste so recht, welche Informationen über sich selbst wo gesammelt wurden also misstraute man jedem. Keiner fragte nach, es hätte ihn verdächtig gemacht, also galt, besser nicht auffallen und sich wie ein Fisch im Wasser bewegen, nicht anecken, nicht das Interesse von wem auch immer wecken. Opportunismus entstand schon daraus, nicht auffallen zu wollen. Die weit verbreitete Meinung heute, vor allem im Westen, der Opportunismus in DDR hätte vor allem dazu gedient, berufliche Karrieren nicht zu gefährden, es also überwiegend Leute mit entsprechendem Ehrgeiz betraf, ist so nicht zutreffend. Es erwischte jeden, zwang selbst diejenigen zum Opportunismus, die eigentlich nur ihre Ruhe haben wollten.